Testbericht: Mario Sports Mix

Nintendos Klempner hat schon viel zu tun. Er rettet ständig seine Prinzessin, feiert Partys, schlägt sich mit Bowser und seinen Schergen herum und sammelt Pilze im gesamten Königreich ein. Als Ausgleich dazu wagt er dafür auch immer wieder einen Ausflug in sportliche Gefilde. Gleich vier davon präsentiert man uns in Mario Sports Mix für Nintendo Wii. Wir haben uns mit dem dicken Klempner sportlich betätigt und verraten euch, ob wir es für einen Platz auf dem Siegertreppchen reicht.

Sport mit Mario & Co

Dass Mario und seine Kollegen sich seit Jahren in diversen Sportarten vergnügen, ist keine Neuerung mehr. Auch, dass man die Entwicklung eines Sporttitels seitens Nintendo in fremde Hände gibt gab es bereits in der Vergangenheit. In Kooperation mit Sega entstanden die beiden Mario & Sonic-Sportspiele und Mario Slam Basketball auf dem Nintendo DS wurde beispielsweise von Square Enix entwickelt. Offenbar war Nintendo mit der Umsetzung des Korbsportspiels damals recht zufrieden und pflegt die neu aufkeimende Kooperation mit Square Enix, indem man die Kollegen aus Nippon mit der Programmierung von Mario Sports Mix betraute. Neu ist dabei, dass man erstmals vier verschiedene Sportarten in ein Spiel gepackt hat. Die Auswahl überrascht dabei auf den ersten Blick etwas, denn neben bekannten Sportarten wie Basketball und Hockey haben es auch die bisher in Videospielen eher stiefmütterlich behandelten Disziplinen Volleyball sowie Völkerball ins Spiel geschafft. Wie man es von einem Titel der Mario Sports-Reihe erwarten würde, ist das Gameplay eher auf unterhaltsame Action ausgelegt und wird durch den Einsatz von bekannten Items wie Schildkrötenpanzern aufgepeppt.

Bei allen vier Disziplinen dürfen entweder Einzelmatches oder komplette Turniere mit bis zu vier Spielern gespielt werden. Die Turnieren unterteilen sich dabei in verschiedene Cups (Mushroom, Flower, Star), wie man es auch von Mario Kart her kennt. Drei verschiedene Schwierigkeitsgrade sollen für längere Motivation sorgen, wobei selbst auf „normal“ die KI noch recht leicht zu schlagen ist. An Sportlern findet man eine kunterbunte Riege aus dem Mario-Universum vor, die sich bereits in vergleichbaren Titeln bewährt haben. Neben Mario und seinem Bruder Luigi haben es natürlich auch Yoshi, Prinzessin Peach, Daisy und Toad ins Spiel geschafft. Die beiden Affen Donkey und Diddy Kong geben sich genauso die Ehre wie Wario und Waluigi, Bowser und Bowser Junior. Weitere Charaktere lassen sich frei schalten, wobei sich hier Square Enix als Entwickler bemerkbar macht und mehr oder weniger bekanntere Charaktere aus dem Dragon Quest– sowie Final Fantasy-Universum integriert hat. Alternative dazu kann man jedoch auch mit seinen eigenen Miis antreten. Die Spiele finden dabei auf verschiedenen Plätzen statt, die jeweils den entsprechenden Charakteren angepasst wurden und mit diversen Extras aufwarten. Donkey Kongs Floß beispielsweise besteht aus zwei beweglichen Teilen, die euch den Ball immer wieder ins kühle Nass schlagen lassen. Durchs Westernstadion rauscht hin und wieder ein Zug, während am Strand von den Wellen sporadisch Münzen und Schildkrötenpanzer angespült werden. Im Zuge der Turniere lassen sich in den einzelnen Cups ebenfalls neue Stages frei schalten. Die Sache hat nur wie bei der Freischaltung der Charaktere auch einen einzigen Haken: Pro Sportart muss jeder Charakter und jede Stage separat erspielt werden. Dies sorgt zwar für eine längere Spieldauer für den Solisten, nicht aber für eine sonderliche Motivation, sondern eher für Unverständnis. Doch Mario Sports Mix wäre nicht Mario Sports Mix, wenn es nicht in erster Linie auf den Mehrspielermodus ausgelegt wäre und dort auch am meisten Spaß machen würde.

Widmen wir uns nun aber noch den einzelnen Sportarten. Jede wird durch ein Tutorial wahlweise für Anfänger oder Fortgeschrittene vorgestellt. Auch eine kurze Übersicht über die Spielregeln ist möglich. Vor dem Einstieg wird euch aber ohnehin die Steuerung jeweils noch einmal kurz erklärt, so dass man sich die Tutorials im Prinzip sparen kann. Vor dem Spielstart dürft ich euch noch entscheiden, ob zwei oder drei Charaktere im Team spielen sollen. In jeder der vier Disziplinen ist die Steuerung dabei sehr simpel gehalten, so dass auch Anfänger schnell den Einstieg finden. Der Ball wird prinzipiell mittels Schwung der Wiimote geschlagen. Mit dem A-Button passt man den Ball zu einem Teamkollegen, A und B gleichzeitig gedrückt lösen einen Superschlag aus. Die Items werden mit dem B-Button eingesetzt und sorgen mitunter für etwas Chaos auf dem Spielfeld. Der C-Button lässt euch den Charakter wechseln und hält man den A-Button gedrückt, löst man so eine Team-Combo aus, die aber automatisch abläuft und kein besonderes Timing erfordert. Lediglich beim Basketball erfordern die 3er-Würfe etwas mehr Präzision. Alle anderen Moves wie Dunkings, Steals, etc. sind kinderleicht auszuführen. Die ursprünglich taktisch geprägte Sportart artet somit schnell in ein wildes Gerangel nach dem Ball aus, was aber durchaus spaßig sein kann. Nur hätte die Spielgeschwindigkeit einen Tick höher ausfallen dürfen. Bei Hockey gibt es dagegen kaum Kritik zu üben. Diese Sportart sorgt für schnelle und chaotische Matches, wie man sie auch von Mario Strikers Charges Football her kennt. Dessen Abwechslungsreichtum kann es zwar nicht erreichen, da hier die verschiedenen Schussvarianten pro Charakter fehlen, aber vor allem mit mehreren Spielern ist Hockey immer für eine lustige Partie gut. Völker- sowie Volleyball sind dagegen eher dröge umgesetzt worden. Volleyball zieht sich ziemlich in die Länge und ist dank automatischer Sprungfunktion, die sich zum Glück deaktivieren lässt, nicht sonderlich anspruchsvoll. Auch abgesehen davon zieht sich bereits ein einzelner Spielsatz mit 15 Gewinnpunkten deutlich in die Länge, was dem Spielspaß nicht sonderlich zuträglich ist. Ähnlich lahm wurde Völkerball gestaltet. Hierbei haben wir es übrigens mit der einzigen Sportart zu tun, bei welcher die Kombination aus A und B dazu benutzt wird den heranfliegenden Ball zu fangen. Da dieser sich im Schneckentempo bewegt, sollte dies keine größeren Schwierigkeiten bereiten. Doch selbst bei einem Treffer fliegt ihr nicht gleich vom Platz. Stattdessen hat jeder Charakter eine Energieleiste und erst wenn diese leer ist, müsst ihr den Platz verlassen. Die ursprünglich flotte Sportart Völkerball wurde hier nicht nur entschärft, sondern vom D-Zug in eine lahme Bimmelbahn verwandelt.

Im Hinblick darauf verwundert es auch nicht, dass man im Onlinemodus in erster Linie Partner für ein Match Basketball oder Hockey findet. Ja, denn Mario Sports Mix wurde ein astreiner Onlinemodus spendiert, der auch trotz Freundescodes ordentlich funktioniert und auch Zufallspartien ermöglicht. Wartet man bei Basketball und Hockey meist nur knapp eine halbe Minute, muss man bei Vöker- und Volleyball froh sein überhaupt einen Partner für ein Match zu finden. Die Matches selbst laufen ohne Lags ab und nervige Zwischensequenzen wie bei Mario Strikers Charged Football hat man sich zum Glück ebenfalls erspart. Dies ermöglicht ein ziemlich reibungsloses Onlinespiel, was sogar mit einem Kumpel vor der Konsole im Team möglich ist. Da auch Onlineranglisten geboten werden, sollte auch der Einzelspieler hier eine gewissen Motivationshilfe vorfinden, um sich länger mit dem Titel zu befassen. Wer sich übrigens mit den regulären Sportarten nicht zufrieden gibt, darf auf insgesamt vier Minispiele zurückgreifen, da jeder Disziplin noch ein eigenes Minispiel spendiert wurde. Hier gilt es beispielsweise Basketbälle im Rachen einer Mutant Tyranha zu versenken oder verschieden farbige Volleybälle anzunehmen, um so eine Jukebox am laufen zu halten. Da die Auswahl an Minispielen mit vier Games mehr als beschränkt ist und diese schnell langweilig werden, sind die Minispiele eher als kleine Dreingabe zu sehen.

Bunte Action

Sportspiele mit Mario in der Hauptrolle sind in der Regel eins: Bunt. Das ist auch bei Mario Sports Mix der Fall. Die teils abgedrehten Schauplätze und die knuffig bunten Charaktere sorgen dafür, dass die entsprechende Atmosphäre aufgebaut wird. Allerdings ist rein technisch gesehen die Umsetzung der Optik eher im Mittelmaß anzusiedeln. Vor allem beim Basketball gibt es einen hässlichen Treppcheneffekt zu bewundern, der alles sehr grobkörnig und pixelig erscheinen lässt. Wer keine hohen Ansprüche an den Titel stellt, wird sicherlich damit zufrieden sein. Die Optik erfüllt ihren Zweck und ist nett anzuschauen. Aber mehr sollte man eben auch nicht erwarten.

Selbiges lässt sich vom Sound behaupten. Hier muss man sogar noch etwas Abstriche machen und zugeben, dass die Melodien eher belanglos im Hintergrund vor sich hin plätschern und nicht wirklich ins Ohr gehen. Neben den kurzen Ausrufen der einzelnen Charaktere gibt es keine wirkliche Sprachausgabe. Die Soundeffekte wirken ebenfalls wie bereits dutzendfach recycelt und austauschbar.

Fazit

Mit Mario und Konsorten in vier verschiedenen Sportarten anzutreten mag verlockend klingen. Leider kann die Umsetzung davon aber nicht vollends überzeugen. Mario-Spiele versprühen in der Regel einen gewissen Charme. Das ist genau das, was Mario Sports Mix leider irgendwo fehlt. Bei dem technisch von Square Enix eher mittelprächtig umgesetzten Game überzeugen trotz tollem Onlinemodus lediglich die beiden Disziplinen Basketball und Hockey, reichen dabei aber beiden nicht an den Spielspaß von Mario Strikers Charged Football heran. Die beiden anderen Disziplinen, Völker- und Volleyball, sind genauso exotisch wie sie im Endeffekt auch langweilig sind. Die gerade einmal vier Minispiele werden ebenfalls schnell eintönig. Somit ist Mario Sports Mix zwar ein spielbarer Titel, der mit mehreren Freunden vor der Konsole durchaus Spaß macht, aber dennoch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt.

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Packshot Mario Sports Mix

Mario Sports Mix

Release: 28.01.2011
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: