Testbericht: WWE SmackDown vs. RAW 2008
Wrestlingspiele sind zumeist eines: sehr kompliziert. Dutzende Griffe, Würfe und Tritte, und alle erfordern eine andere Tasten- und Bewegegungskombination. Da kommen Anfänger schnell ins Schwitzen – auch bei WWE SmackDown vs. RAW 2008 auf der Wii, aber aus anderen Gründen …
Ab in den Ring
Als Fan der WWE bekommt man dieses Jahr mit WWE SmackDown vs. RAW 2008 einiges geboten. Nicht nur sind die titelgebenden Shows Smackdown und Raw vertreten, auch die dritte Marke der WWE, ECW (Extreme Championship Wrestling) ist mit am Start, und sogar die eine oder andere Wrestlinglegende ist als freischaltbarer Charakter vorhanden. Eigentlich die besten Voraussetzungen, damit der erste Anlauf der Serie auf einer Nintendo-Konsole zum Erfolg wird.
Es gibt einige Unterschiede zu den Versionen des gleichen Spiels auf anderen Konsolen: Steuerung und Grafik unterscheiden sich fast zwangsläufig, doch auch an den Spielmodi wurden Änderungen vorgenommen. Ob das wohl gut geht?
Dropkick und Clothline
Zunächst fällt auf, dass die Steuerung bei der Wii-Fassung von WWE SmackDown vs. RAW 2008 recht einfach gehalten ist: Angriffe werden immer durch das Schütteln der Wii-Remote gestartet – drück man den A- oder B-Knopf dazu, wird es ein Griff oder Wurf (beide zusammen ergeben in bestimmten Situationen einen Finishing Move), ansonsten haut oder tritt man nach dem Gegner. Die Steuerung des Wrestlers im und um den Ring erfolgt per Analogstick auf dem Nunchuk. Durch Bewegung des Nunchuks schleudert man den gegnerischen Wrestler in die Seile oder die Ringecke. C-Knopf plus Bewegung von Remote oder Nunchuk lässt den Wrestler provozierende Bewegungen ausführen, welche die eigene Energieleiste wieder auffüllen. Der Z-Knopf dient zum Pinnen. Um Angriffe des Gegners zu kontern, muss man im richtigen Moment die gleiche Aktion ausführen.
Alle Angriffe sind vom Kontext bestimmt. Steht man beispielsweise nahe am Gegner, so führt das Schütteln der Remote zu einer Serie aus Schlägen und Tritten; ist man weiter entfernt, führt man so beispielsweise einen Dropkick aus.
Nicht besonders kompliziert, wirklich. Schon nach zwei, drei Kämpfen hat man ein Gefühl für die Steuerung entwickelt. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass es auf diese Weise auch nicht allzu viel zu meistern gibt. Zudem sind müde Unterarme vorprogrammiert, da man andauernd die Remote schüttelt (und ja, deshalb kommt man bei der Wii-Fassung ins Schwitzen).
Wrestling-Enthusiasten, die schon seit Jahren die WWE-Spiele zocken, werden vermutlich etwas enttäuscht angesichts der einfachen Steuerung. Für Neueinsteiger ist es jedoch genau richtig: die Basics sind vorhanden und völlig ohne Finesse ist die Steuerung auch nicht, nur eben nicht so verkompliziert wie üblich.
Tag Team, Free-for-All und Karriere
Wer über mehrere Remotes mit Nunchuk verfügt, darf den Multiplayer-Modus ausprobieren – bis rauf zu vier Spielern in Tag Team-Matches ist alles drin, auch ein Match zu Dritt (wer zuerst einen der beiden Gegner pinnt, gewinnt). Leider hat der Tag Team-Partner in seiner „Pause“ nicht wirklich viel zu tun, und kann nur unter bestimmten Bedingungen am Match teilnehmen. Für Solospieler gibt es einen Karriere-Modus, in dem man den eigenen Wrestler zum „Superstar“ entwickelt. Dieser Modus ist, neben der Steuerung, auch der Hauptunterschied zu anderen Versionen von WWE SmackDown vs. RAW 2008. Zwar besitzt man mehr Freiheit, wann man gegen wen kämpfen will und wann man sich ausruht, dafür muss man völlig auf gescriptete Ereignisse verzichten. Alles in allem geht der Modus in Ordnung, ist aber nicht besonders abwechslungsreich. Manche Modi aus Versionen der anderen Plattformen, allen voran „ECW Extreme Rules Match“, bei dem einiges an Waffen zum Einsatz kommt, fehlen aus unerfindlichen Gründen in der Wii-Fassung.
Apropos eigener Wrestler: diese können von Grund auf „gebaut“ werden. Aussehen, Körperbau, Größe, Klamotten – die Kombinationsmöglichkeiten sind endlos. Und nicht nur die Optik, auch die Bewegungen des Wrestlers können angepasst werden: ist er ein Prügler oder Techniker, und welche Moves macht er in welchen Situationen? Im Laufe des Karriere-Modus sammelt dieser Wrestler Erfahrung und wird besser.
„Divas“, huh?
Neben männlichen stehen auch weibliche Wrestler zur Verfügung – die sogenannten „Divas“. Wer hier gegen wen kämpft, ist dem Spiel völlig egal; Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, oder Mann gegen Frau, alles ist drin. Allerdings sind die weiblichen Wrestler ein gutes Stück schwächer als ihre männlichen Gegenspieler, so dass dieser Mix höchstens zu Übungszwecken taugt. Schade auch, dass im Karriere-Modus nur Männer gespielt werden können. Eigene weibliche Wrestler können jedoch „gebastelt“ werden.
Rundumschlag
Die Grafik präsentiert sich durchaus solide. Die Wrestler sind ansprechend gestaltet, die Animationen sind flüssig und realistisch. Clipping-Fehler schmälern das Vergnügen ein wenig und das Publikum sieht geradewegs unschön aus. 16:9 wird unterstützt.
Die Soundeffekte gehen in Ordnung, die Wrestlersprüche und -geräusche sind gut und zahlreich, auch die Titelsongs aller teilnehmenden Wrestler sind in ordentlicher Qualität enthalten. Hier gibt es nichts zu mosern.
Fazit
Alles in allem ein solider Wrestling-Spaß, wenn auch etwas simpel gehalten – den Wii-Nutzern wird offensichtlich nicht viel Steuerungsfinesse zugetraut …
Als erster Versuch der Serie auf der Wii lässt es hoffen, dass zukünftige Teile besser werden, wenn die Kinderkrankheiten ausgemerzt sein sollten. Ein etwas ausgefeilterer Karriere-Modus würde hier Wunder wirken.
Wrestling-Enthusiasten können sich eine Anschaffung überlegen, wenn sie nicht allzu viel gegen die einfache Steuerung einzuwenden haben. Die wahre Zielgruppe sind wohl Wrestling-Fans, denen herkömmliche Wrestlingspiele zu fitzelig sind. Wer jedoch mit derartigen Showkämpfen, ob auf der Konsole oder im TV, noch nie etwas anfangen konnte, wird auch durch WWE SmackDown vs. RAW 2008 kein neuer Wrestling-Anhänger werden.
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