Testbericht: World Championship Sports Summer
Gibt es überhaupt noch jemanden, der die Anzahl der Party- und Sportspiele für Nintendos weißen Kasten mit der Bewegungssteuerung überhaupt zählen kann? Ich wage es mittlerweile zu bezweifeln. Und da sich ein weiterer Titel im Repertoire der Konsole immer gut macht, schickt Activision mit „World Championship Sports Summer“ ihren neuesten Kandidaten ins Rennen um die Gunst der Konsumenten. Wir haben versucht sportlich zu bleiben und den Titel auf Herz und Nieren getestet.
Du sollst nicht falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten
Schon als kleines Kind hat man, sofern man aus einem halbwegs vernünftigen Elternhaus stammt, gelernt, dass man nicht lügen soll. Offenbar müssen die Packungsdesigner von World Championship Sports Summer eine gar grauenhafte Kindheit erlebt haben – aber immer der Reihe nach. Auf den ersten Blick verspricht uns der unter der „Fun4all“-Reihe von Activision laufende Titel World Championship Sports Summer ein Klon des Nintendo-Erfolgsprodukts Wii Sports zu sein. Die Packung zeigt insgesamt sechs verschiedene Abbildungen von Sportarten, die über Fußball, Tennis und Volleyball bis hin zu Baseball, American Football und Golf reichen. Die Auswahl scheint in groben Zügen vergleichbar mit dem Nintendo-Original und man darf sich an dieser Stelle bereits fragen, wer als Wii-Besitzer noch eine weitere Sportspielesammlung braucht. Um Volleyball zu spielen? Doch der Preist ist heiß, der Titel als Budgetversion in den Regalen und somit sicherlich im Auge des ein oder anderen Käufers. Vollmundig wird der potenzielle Käufer dann auf der Rückseite dazu herausgefordert seine athletischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und ultimativer Champion zu werden, indem man sich in vielen Star-Herausforderungen den Besten stellt.
Was sich dem Käufer dieses Titel allerdings nach dem Einlegen der Disc präsentiert, kann offenbar nur ein schlechter Scherz sein. Denn vollwertige Sportarten, wie man sie auf Grund des Covers vermutet, findet man in World Championship Sports Summer gar nicht. Die Ausnahme bildet hier „Volleyball“, wobei sich dessen Spielspaß im selben niedrigen Punktebereich wie der IQ von Paris Hilton bewegt. Die restlichen Sportarten dienen lediglich dazu, um euch in fünf Disziplinen jeweils drei absurde Minispiele unterzujubeln. Wer also mit dem runden Leder auf dem Rasen kicken will, darf statt einer echten Partie Fußball lediglich ein Zielschießen, eine Kopfball-Herausforderung sowie ein Torwart-Training absolvieren. Mit dem Tennisschläger in der Hand geht es nicht etwa für ein spannendes Match auf den Court, sondern zum „Farbensehen“, bei dem mit simplem Wiimote-Schwung eine Minute lang Bälle retourniert werden müssen, zum Flipperspiel mit dem Protagonisten als virtueller Flipperarm sowie zum Breakout-Klon „Steinschlag“. So zieht sich das durch alle Disziplinen: Minispiele soweit das Auge reicht, die eigentlichen Sportarten bleiben auf der Strecke. Nach gut einer Stunde hat man in World Championship Sports Summer alles gesehen.
Weder mit bis zu drei weiteren Spielern noch alleine auf der Jagd nach den Trophäen macht der Titel dabei auch nur ansatzweise Spaß. Verantwortlich dafür ist zum größten Teil die simple Art und Weise der Bedienung, die in den Minispielen gefordert wird. Kein Spiel dieser Art haben wir nicht an anderer Stelle schon irgendwo innovativer und spaßiger gesehen. Die Bewegungssteuerung der Wii wurde zwar immer wieder integriert, reagiert aber teils auch nur widerwillig auf Kommandos. Und dass man beim Tennisspielen beispielsweise einfach nur zum richtigen Zeitpunkt fuchteln muss, die Schlagrichtung sowie -kraft dagegen egal sind, ist mittlerweile ein Relikt aus der Vergangenheit. Das gilt auch für die Tatsache, dass man keine Miis integrieren, sondern nur mit dem rudimentären Editor des Spiels selbst oder vorgefertigten Charakteren vorlieb nehmen muss.
Alle im Urlaub?
Man könnte meinen, während der Programmierung von World Championship Sports Summer war mindestens die Hälfte des Teams im Urlaub – vornehmlich die Grafiker und Gamedesigner. Der Titel wäre optisch selbst für PS2-Verhältnisse schlecht und vergeigt sich durch etliche Patzer eine wenigstens mittelmäßige Wertung selbst. Die Treppchenbildung ist enorm, die Charaktere sind klobig und detailarm, die Animationen bestenfalls ausreichend. Von den kargen Hintergründen und den kahlen Menüs sprechen wir lieber gar nicht erst. Dafür darf eine nervende Designentscheidung erwähnt werden. Denn bei jedem Anwahl eines Menüpunkts friert das Bild kurzzeitig ein und wird unscharf. Das mag wohl so gewollt sein, verwirrt aber nicht nur die Augen, sondern ist auch schlicht und ergreifend hässlich. Immerhin halten sich die Ladezeiten in Grenzen und neben dem 60 Hz- wird auch der 480p-Modus unterstützt. Gemessen an der minderen optischen Qualität des Games ist dies aber schon fast Verschwendung.
Der öde Sound trägt ebenfalls sein Scherflein dazu bei, warum World Championship Sports Summer ein Griff ins Klo geworden ist. Langweilige Musikstücke, die sich ständig wiederholen, wenig Sprachausgabe und Standardsound sind nicht das, was die Atmosphäre eines solchen Titels anheizen könnte.
Fazit
In meinen Augen ist World Championship Sports Summer eine einzige Mogelpackung. Statt der auf Grund der Boxart erwarteten Sportarten, kann man sich hier lediglich mit schlecht umgesetzten Minispielen beschäftigen. Diese sind technisch so minderwertig präsentiert und spielerisch dermaßen öde umgesetzt, dass man bereits nach wenigen Minuten die Lust verliert alle Disziplinen überhaupt auszuprobieren. Der Titel erweckt den Eindruck einer Alternative zu Wii Sports, ist in Wahrheit aber nur eine billig gemachte Minispielsammlung, die jeden potenziellen Käufer auf Grund der Aufmachung hinters Licht führt und die in dieser Form definitiv niemand braucht.
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