Testbericht: Wii Fit
Videospielen macht dick! Dieses Vorurteil gehört nun wohl der Vergangenheit an, wenn man dem glaubt, was Nintendo mit seinem neuen Fitness-Training inklusive „Balance Board“ verspricht. Ob der Personal Trainer aus dem Hause Nintendo die Pfunde wirklich zum Schmelzen bringt und ob der regelmäßige Besuch im Fitnessstudio eventuell sogar überflüssig wird haben wir am eigenen Leib für euch getestet.
So was! Ich bin übergewichtig!
Dem ein oder anderen wird der Start mit dem „Balance Board“ eventuell etwas missfallen, denn bevor es losgehen kann werdet ihr im sogenannten Körpertest erstmal vermessen. Das weiße Board unter euren Füßen funktioniert ähnlich wie eine Waage und kann zudem auch die Verlagerung des Gewichts auf die Körperhälften messen.
Zu Beginn werdet ihr aufgefordert das Board einzuschalten und drauf zu steigen. Nach einigen Erklärungen beginnt auch schon die Messung. Die Größe und das Alter müssen natürlich vorher eingegeben werden und auch das Gewicht der Kleidung ist von Interesse um das exakte Körpergewicht und den daraus resultierenden BMI ermitteln zu können. Zunächst wird angezeigt, wo sich euer Körperschwerpunkt befindet und wie es mit eurer Balance aussieht. Danach kommt dann der unangenehmere Teil – das Gewicht und der BMI. Hier zeigt sich auf einer Skala von „untergewichtig“ bis „fettleibig“ ob ihr euch noch im Bereich eures Idealgewichts befindet oder ob ihr schon übergewichtig seid. Aber auch wenn dem so ist braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, denn ihr seid ja jetzt mit dem Wii-Fitnessprogramm auf bestem Wege etwas daran zu ändern.
Der ideale BMI liegt bei 22 und errechnet sich aus eurer Größe und dem Gewicht. Ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig.
Nachdem die Vermessung abgeschlossen ist, wird euer Gleichgewichtssinn noch durch zwei Balanceübungen, die zufällig ausgewählt werden, auf die Probe gestellt. Hierbei kommt es darauf an den Schwerpunkt durch Verlagerung des Gewichtes entsprechend zu verschieben. So soll das Bewusstsein für den eigenen Körperschwerpunkt gesteigert werden. Diese Übungen können allerdings bei Zeitmangel auch übersprungen, oder zwischen den einzelnen Trainingseinheiten nochmals wiederholt werden.
Zusätzlich zu den schon erhaltenen Informationen bekommt ihr, ähnlich wie bei dem DS-Titel „Dr. Kawashimas Gehirnjogging“, die Angabe eures Wii-Fit Alters. Je schwächer die Ausbalancierung eures Körpers ist desto höher klettert euer Wii Fit-Alter.
Um die Motivation zu steigern muss zu guter Letzt noch ein Trainingsziel gesetzt werden das ihr erreichen wollt. Beispielsweise den BMI von 22 zu erreichen oder einfach nur so ein paar Kilo abzunehmen. Dies kann mit Pfeiltasten nach oben und nach unten eingestellt werden, wobei sich links in einem Kasten auch der entsprechende BMI zum gewünschten Gewichtsziel ablesen lässt. Ebenso der Zeitraum in dem ihr euer Ziel erreichen wollt wird festgelegt. Dieser Zeitpunkt ist allerdings jederzeit problemlos zu korrigieren.
Habt ihr die erste Bestandsaufnahme hinter euch gebracht, so wurdet ihr samt Mii erfolgreich in die „Lobby“ integriert. Von nun an lässt sich beim Start des Spiels jedes registrierte Mii aufrufen und per Chart schnell ablesen, wie die Erfolgskurve in Sachen BMI verläuft. Die Daten können dabei mit denen der anderen Spieler verglichen werden, wobei hier keine Zahlen ausgespuckt, sondern lediglich die Tendenzen grafisch dargestellt werden. Wer übrigens seine Daten nicht veröffentlichen will, der kann sich ein persönliches Passwort einrichten, um den neugierigen Familienmitgliedern den Blick auf den BMI und das Gewicht zu verwehren.
Übrigens – wer nur mal schnell zwischendurch den Test absolvieren möchte, dabei aber keine Zeit oder keine Lust hat extra die Disc einzulegen, der kann sich den praktischen Wii Fit-Kanal installieren. Fortan lässt sich dieser also unter den Kanälen auswählen und bietet euch den Körpertest inklusive Statistiken auch ohne eingelegte Spiele-Disc an.
Ein weiteres nettes Feature ist das Logbuch. Eifrige Spieler, die auch außerhalb von Wii Fit sportlich aktiv sind, können hier ihre weiteren Aktivitäten eintragen. War man z.B. morgens an der frischen Luft joggen, so kann dies inklusive Zeitangabe im Logbuch vermerkt werden. Aber auch alltägliche Betätigungen wie Hausarbeit können eingetragen werden.
Auf zum Training!
Doch bevor es zum ersten Training geht folgen wieder einige Erklärungen und ihr erhaltet eine Art Sparschwein, welches sich „Schweinchen Fit“ nennt, in dem eure Trainingzeit gesammelt wird um neue Übungen und Balancespiele frei zu schalten. Außerdem stehen euch zwei Personal Trainer zur Verfügung und ihr könnt jederzeit zwischen weiblichem und männlichem Trainer wechseln. Die Trainer erklären die anstehenden Übungen und führen diese nach Wunsch zuerst einmal vor.
Zum Training stehen vier Bereiche zu Verfügung: Yoga, Muskelübungen, Aerobic und Balance. In einem fünften Bereich wird eine individuelle Top 10 gelistet, die aus den zehn besten Übungen besteht die sich von dort direkt wieder anwählen lassen.
Yoga
In diesem Bereich befinden sich viele Standard-Yogaübungen, von denen einige allerdings erst noch freigespielt werden müssen. Zu Anfang kann man sich mit lediglich vier Übungen beschäftigen. Dazu gehört auch das richtige Atmen, welches auch in den folgenden Übungen durch einen animierten Kreis angezeigt wird und bei richtiger Anwendung für die optimale Entspannung und korrekte Ausführung der Übungen sorgt. Hierfür muss allerdings auch idealerweise täglich geübt werden, da viele dieser Einheiten eine hohe Gelenkigkeit erfordern, wo wir auch schon beim Nachteil wären – Yoga dient im ursprünglichem Sinne ausschließlich der Entspannung in unterschiedlichen Haltungen. Dieser Aspekt kommt hier extrem zu kurz, denn wie auch schon in der Erklärung des Boards zur Einleitung des Trainings erwähnt, ist der Sinn des Yogas bei Wii Fit eher die Steigerung der Gelenkigkeit.
Hinzu kommt auch noch die Gefahr von Verletzungen im Rückenbereich bei falscher Ausführung der Übungen. Yoga sollte niemals alleine und am besten unter fachmännischer Leitung durchgeführt werden.
Muskelübungen
Hier werden die verschiedenen Muskelpartien gestärkt. Fünf Übungen stehen direkt zu Verfügung, der Rest muss im Laufe des Spiels freigeschaltet werden. Wie der Name schon sagt kommt es bei diesen Einheiten im Gegensatz zu Yoga vielmehr auf die Kraft und den Muskelaufbau an. Hier werden die Übungen auch teils nicht im stehen ausgeführt – bei den Liegestützen z.B. stützt man sich mit den Armen auf dem „Balance Board“ auf.
Die letzten drei Übungen in diesem Bereich bestehen aus Duellen. Hier gilt es dann abwechselnd mit einem menschlichen Kontrahenten die Kräfte zu messen. Dies kann auf jeden Fall nochmal Extra-Motivation herauskitzeln und ist eine nette Zugabe.
Aerobic
Im Bereich Aerobic befinden sich Übungen zur Fettverbrennung, die untrainierten Spielern ordentlich den Schweiß auf die Stirn treiben. Zwar lässt dies bei täglichem Training sehr schnell nach, kann aber natürlich durch Freispielen höherer Schwierigkeitsstufen wieder gesteigert werden.
Zu den grundlegenden Übungen gehört das Hula-Hoop-Training zur Stärkung des Beckens so wie klassische Step-Aerobic, wobei das Spiel bestimmte Stepkombinationen vorgibt, die am besten perfekt zum Takt der Musik abgearbeitet werden sollten.
Zum Aerobicbereich gehört ebenso das Joggen, was in diesem Fall auf der Stelle und ohne das „Balance Board“ absolviert wird. Der Streckenverlauf wird am unteren Bildschirmrand angezeigt, sodass der Spieler immer sehen kann, wie weit das Ziel noch entfernt ist. Die Laufgeschwindigkeit wird über die Remote, welche in der Hand oder in der Hosentasche getragen werden sollte, durch die Laufbewegung auf die Konsole übertragen. So ist auch ein schnelles und langsames Joggen möglich. Das Spiel verfügt über insgesamt elf Joggingstrecken in verschiedenen Längen auf denen 15 kleine Items einzusammeln sind.
Im Doppeljogging kann auch zu zweit mit einer weiteren Remote gelaufen werden, was den Spaßfaktor natürlich noch etwas erhöht.
Balance
Die Balancespiele sollen in erster Linie Spaß machen und den Trainingsalltag ein wenig auflockern. Zu Beginn steht z.B. das Kopfballtraining oder das Skispringen zur Verfügung wo es darauf ankommt, sein Gewicht gezielt und schnell von Links nach Rechts oder von Hinten nach Vorne zu verlagern.
Bei sämtlichen Übungen aller Bereiche werden am Ende Punkte vergeben wodurch ein Maßstab gesetzt wird um euch immer weiter zu steigern oder euch mit anderen auf eurem Board registrierten Spielern zu messen.
Die technische Seite
Grafisch gesehen orientiert sich das Spiel an dem Design von Wii Sports, was natürlich u.a. durch die starke Einbindung der Miis erzielt wird. Aber auch der restliche Look sowie das Interface weisen gewisse Ähnlichkeit auf. Allerdings wurde insgesamt detailreicher gearbeitet, was sich vor allem in den Aerobic- und Balance-Spielen bemerkbar macht. Die Yoga- und Muskelübungen verzichten hingegen auf Miis und präsentieren sich im realen Look mit den menschlichen Trainern. Hier wurde jedoch alles sehr minimalistisch gestaltet, sodass außer zwei, drei Trainingsgeräten nichts weiter auf dem Schirm zu entdecken ist. Dafür wurden die Trainer recht natürlich animiert und mit einer gelungenen Sprachausgabe versehen, womit wir nun zum Sound kommen wollen. Der Klangteppich des Spiels beschränkt sich auf sehr einfache Easy-Listening-Gute-Laune-Melodien, die passend im Hintergrund dudeln. Im Step-Aerobic-Bereich ist die Musik natürlich sehr im vordergründig und fungiert hier als gelungener Taktgeber.
Beide Bereiche, also Grafik und Sound, liegen irgendwo im Mittelfeld der Wii-Möglichkeiten – nichts Besonderes aber im Endeffekt passend zum Gesamtpaket.
Das Eingabegerät
Mit Wii Fit bekommen die Wii-Spieler nicht nur ein neues Genre präsentiert, auch feiert bekanntlich das „Balance Board“ Prämiere. Das Board ist ausgelegt für ein Maximalgewicht von 150 kg und macht insgesamt einen äußerst soliden und stabilen Eindruck. An der Unterseite befindet sich das Batteriefach, in welches die vier mitgelieferten AA-Batterien ihren Platz finden. Die vier Standfüße an den äußeren Enden des Boards sind flexibel, sodass gewisse Unebenheiten des Bodens damit ausgeglichen werden können. Zudem wurden die Füße mit einer Gummierung versehen, welche das Rutschen verhindern und für Standfestigkeit sorgen. Sehr praktisch die zwei Einbuchtungen unterhalb des Boards, die als Griffe fungieren um das Board problemlos tragen zu können. Bei der ersten Inbetriebnahme des Boards muss die Verbindung zur Konsole hergestellt werden, genau wie bei den Wii-Remotes auch. Dazu müssen der Sync-Knopf im Batteriefach des Boards sowie der Sync-Knopf der Konsole nacheinander gedrückt werden. Leuchtet dann die blaue LED des Powerbuttons des „Balance Boards“, so steht die Verbindung. Insgesamt macht das Gerät einen für Nintendo Originalprodukte typisch hochwertigen Eindruck.
Fazit
Anfangs bin ich doch sehr skeptisch an das Balance Board herangetreten und hatte eher die Befürchtung, dass dieses Trainingsprogramm eher in sinnlosem Rumgehampel ausartet, an welchem ich bald den Spaß verlieren würde. Nach diesem Test musste ich feststellen, dass ich Wii Fit unterschätzt hatte und es mich auch wirklich motiviert nun täglich mindestens den Körpertest zu absolvieren und meistens auch noch eine halbe Stunde Training dran zu hängen.
Trotzdem ist mein Stepper, und natürlich bei gutem Wetter der Sport im Freien, doch noch effektiver als diese kleine weiße Waage, weshalb es auf lange Sicht gesehen eher eine zusätzlich Abwechslung in meinem Sportprogramm darstellen wird. Schweiß und Muskelkater muss aber auch bei Wii Fit vor allem anfangs in Kauf genommen werden.
Sehr positiv und motivierend finde ich allerdings auch die Dokumentation der Gewichtsabnahme und die Statistiken, welche Wii Fit ausführlich zur Verfügung stellt. So hat der abnahmewillige Spieler stets sein Ziel vor Augen und kann dieses auch jederzeit überprüfen. So wird das Abspecken schon etwas angenehmer, wobei Wii Fit da auch kein Wundermittel ist und hierfür auch immer noch eine vernünftige Ernährung die Grundlage bildet.
Alles in allem halte ich Wii Fit für einen gelungenen Titel, sich zu Hause auf spielerische Art und Weise etwas mehr Bewegung zu verschaffen und ist meiner Meinung nach die Anschaffung und das investierte Geld wert.
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