Testbericht: Water Sports
Spiele aus dem Sport-Genre gibt es für die kleine weiße Nintendo-Konsole wie Sand am Meer. Entwickler Astragon möchte uns aber trotzdem dorthin locken. Denn wer träumt bei kalten Wintertemperaturen nicht gerade von Sonne, Strand und Meer? Der Mönchengladbacher Spielehersteller ist zwar eher für seine diversen Eisenbahn-Simulationen auf dem PC bekannt, mit „Water Sports“ feiert dieser nun jedoch sein Debüt auf der Wii. Ob es gelungen ist oder in den Spieleregalen verstaubt, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Von Australien über Frankreich bis nach Hawaii
Urlaub in der Südsee ist leider nicht gerade für jeden erschwinglich und so hat man keine andere Wahl als zu Hause zu bleiben. Für alle, die sich wenigstens ein bisschen Urlaubsfeeling in ihr Wohnzimmer holen wollen, gibt es Water Sports. Hier könnt ihr – umgeben von Palmen und Sandstränden – euer Talent in den unterschiedlichsten Disziplinen zeigen, bei denen sich alles um das Element Wasser dreht. Das Spiel bietet vier Sportarten im kühlen Nass, nämlich Wakeboarding, Jetboot fahren, Wind- und Kitesurfen. Insgesamt stehen außerdem sechs sonnige Orte rund um den Globus zur Auswahl. Jeder stellt dabei einen anderen Streckenverlauf bzw. Kurs dar. Durch Anklicken eines Pins auf der Weltkarte könnt ihr euch euer Ziel von Beginn an aussuchen – ein Freispielen ist nicht nötig. Habt ihr eine Sportart und Strecke ausgewählt, könnt ihr euch für eine der wenigen Schwierigkeitsgrade entscheiden. Water Sports verfügt lediglich über zwei Optionen, nämlich „Einfach“ und „Normal“.
Steuern lässt sich euer Gefährt mittels Balance Board und Wii-Fernbedienung, was sich bei einem Spiel dieser Art auf jeden Fall anbietet. Doch keine Angst, auch wer ausschließlich die Wiimote sein Eigen nennt bleibt nicht auf dem Trockenen sitzen. Auf die Steuerung gehen wir gleich noch genauer ein, jetzt begeben wir uns erst einmal an den Start.
Nach einem kurzen Kameraflug über die Strecke, bei dem ihr euch einen groben Überblick verschaffen könnt, zählt sofort der Countdown herunter und es kann losgehen. Auf ein akustisches Startsignal wartet man allerdings vergebens. Genauso wurde leider auch auf jegliche Kommentare, wie man sie beispielsweise von Wave Race kennt, verzichtet. Dafür gibt es einen ganz passenden Sound auf die Ohren, welcher je nach Sportart variiert. Störend hingegen wirkt beim Wakeboarding sowie dem Jetboot fahren, das ewig eintönige Motorengeräusch. Es lässt sich glücklicherweise aber in den Optionen abstellen.
Nun heißt es alles geben und dabei möglichst lässig aussehen. Manövriert ihr euer Sportgerät einzig anhand der Wiimote durch das Wasser, müsst ihr diese waagerecht halten und leicht nach links oder rechts neigen. Für die gewisse Coolness stehen euch bei Water Sports in jeder Sportart zahlreiche Tricks zur Verfügung, die ihr mit Hilfe des Steuerkreuzes ausführen könnt. Um diese zum Besten zu geben, müsst ihr über Rampen springen, schmale Stege befahren und auf Wellen reiten. Je nachdem in welche Richtung und wie oft ihr das Steuerkreuz währenddessen betätigt, wird ein anderes Kunststück vorgeführt und sorgt für Extrapunkte. Alle im Spiel ausführbaren Tricks orientieren sich übrigens an deren realen Vorbildern und tragen auch solch abenteuerliche Namen. Wassersportfreunde unter euch kennen bestimmt ein „Air Flaka“ beim Windsurfen, oder „Barell Roll“ auf dem Jetboot. Leider finden sich diese Begriffe nur in der beiliegenden Anleitung wieder – im Spiel selbst wird darauf nicht eingegangen.
Nebenbei empfiehlt es sich auf der gesamten Strecke goldene Münzen zu sammeln, um die Punkteanzeige in die Höhe zu treiben. Diese schnappt man sich entweder beim Nutzen von Schanzen oder aber durch geschicktes Balancieren auf den Stegen. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren während ihr auf ihnen surft, müsst ihr eure Wiimote so gerade wie möglich halten. Da diese sehr empfindlich reagiert, gibt es eine visuelle Anzeige, an der man sich orientieren kann um möglichst lange zu sliden. Zu beachten sind nun noch die roten Turbopfeile über welche ihr fahren solltet, denn so gewinnt ihr deutlich an Speed, lasst die anderen hinter euch und verbessert eure Gesamtzeit.
Wie bereits erwähnt, wurde auch das Balance Board in das Spiel integriert, um ein besseres Surfgefühl zu vermitteln. Nach wie vor kommt hier zwar die Wiimote beispielsweise zum Ausführen von Tricks zum Einsatz, die Lenkfunktion ist dann aber deaktiviert. Die Richtung ändert ihr jetzt durch das Verlagern eures Gewichtes auf dem Balance Board. Je nachdem auf welchem Sportgerät ihr euer Talent zeigt, müsst ihr es waagrecht oder senkrecht vor der Wii platzieren. An sich eine gute Idee, wenn die Umsetzung besser gelungen wäre. Denn die Steuerung reagiert im Allgemeinen auch hier zu empfindlich, was öfters dazu führt, dass man mit seinem Gerät die Sprungschanzen knapp verpasst und euer Fahrer im Wasser landet. Auch nach einiger Übung tut man sich noch recht schwer seinen Untersatz dahin zu bekommen, wo man ihn haben will.
Um nicht zu schnell Langeweile aufkommen zu lassen, bietet jede Sportart gewisse Unterschiede. Setzt ihr euch in ein Jetboot, ist es neben dem Sammeln der Münzen wichtig, die auf der Strecke befindlichen Checkpoints zu durchfahren. Passiert es, dass mal einer ausgelassen wird, kann man einfach den nächsten nehmen. Aber Achtung, mehr als drei dürft ihr nicht verpassen, da ihr sonst disqualifiziert werdet. Bevor dies der Fall ist, empfiehlt es sich lieber umzudrehen und zwischen den zwei Bojen hindurch zu fahren. Das geht zwar zu Lasten eures Zeitkontos und der Platzierung, verhindert aber, dass ihr aus dem Rennen ausscheidet.
Der Unterschied zum Wakeboard besteht lediglich darin, dass ihr von einem Boot begleitet werdet, welches euch durch das Wasser zieht. Ansonsten ist diese Sportart vergleichbar mit dem Fahren eines Jetbootes.
Beim Kitesurfen gibt es keine Checkpoints, ihr müsst hier vor allem auf Punktejagd gehen. Die Besonderheit liegt im sogenannten Combo-Modus. Dieser ermöglicht es, für ein paar Sekunden in eine Art Zeitlupe zu wechseln. Dort können dann, ohne auf eine Welle oder andere Hindernisse warten zu müssen, zusätzliche Tricks performt werden. Voraussetzung hierfür ist aber, dass ihr euch eine bestimmte Zeit lang auf dem Board haltet und Kunststücke ausführt ohne baden zu gehen. Habt ihr es geschafft diesen Modus zu aktivieren, wird das Rennen für einen Augenblick gestoppt und ihr könnt euch ganz auf die Umsetzung der Manöver einlassen.
Eine leichte spielerische Abwandlung zum Kitesurfen bietet nun noch das Windsurfen. Um hier überhaupt erst einmal in Fahrt zu kommen, ist es notwendig die Wiimote nach vorne und hinten zu bewegen. Habt ihr das ein paar Mal gemacht, bietet sich wieder das gleiche Bild wie wir es bereits kennen: Sammeln von Münzen, Sliden auf Stegen – naja, ihr wisst schon… Aber Moment, da war noch was – der Seitenwechsel nämlich! Je nachdem aus welcher Richtung der Wind bläst, ist es erforderlich, das Segel zu drehen. Steht es auf der falschen Seite, wird man erheblich langsamer und sollte dies schnellstens ändern um wieder Fahrt aufzunehmen.
Auf dem Weg zum goldenen Pokal?
Nein, den goldenen Pokal gibt es bei Water Sports leider nicht. Denn so etwas wie eine Meisterschaft, in der es um den ersten Platz geht und man mehrere Strecken hintereinander absolvieren kann, wurde unverständlicherweise weggelassen. Ihr fahrt zwar immer gegen sieben Computergegner, jedoch spielt der Platz nur eine untergeordnete Rolle. In eurer Highscoreliste findet ihr je nach Sportart die erzielte Zeit, den belegten Platz oder die Gesamtpunkte. So bleibt einem nichts anderes übrig als immer wieder zu versuchen, die eigenen Ergebnisse zu überbieten. Man braucht sicherlich nicht erwähnen, dass dadurch die Langzeitmotivation erheblich leidet.
Abhilfe könnte noch der vorhandene Mehrspieler-Modus schaffen. Wer jetzt jedoch erwartet, mit bis zu vier Freunden ins Rennen gehen zu können, hat sich getäuscht. Unter mehreren Spielern versteht man bei Water Sports nämlich nur zwei. Genau diese Anzahl an Konsolen-Sportlern kann gegeneinander antreten. Leider ist gleichzeitiges Fahren in ein und demselben Rennen auch nicht möglich, so darf immer nur ein Spieler gegen die vom Computer gesteuerten Gegner antreten. Wurde das Ziel erreicht, ist der andere dran und am Ende werden dann lediglich die erreichten Punkte miteinander verglichen. Es sei denn, ihr entscheidet euch für das Wakeboarding. Hier übernimmt einer die ehrenvolle Aufgabe das Boot zu lenken, während ein anderer sich wie gewohnt auf das Brett begibt.
Gänzlich weggelassen wurde auch ein Onlinemodus oder ein Onlineranking, welche das Spiel sicher um einiges hätte aufwerten können.
Doch wie steht es um die grafischen Aspekte des Spiels? Gut, ein Grafikwunder ist die Wii natürlich ohnehin nicht, dass man aber dermaßen wenig aus ihr herausholt, ist wirklich enttäuschend. Es bietet sich ein Bild detailarmer Landschaften und Figuren, die so wirken, als hätten sie einen Stock gefrühstückt. Von Dynamik fehlt jede Spur, was besonders dann auffällt wenn die Rennfahrer namens Melinda oder Luke vom Board oder über den Lenker fliegen. Surft man auf den eher unauffällig geratenen Wellen, bekommt man auch mal Wasserspritzer zu sehen. Die machen aber genauso einen unrealistischen Eindruck und tragen leider ebenso nicht dazu bei, das Spiel optisch anspruchsvoller wirken zu lassen.
Fazit
Im Großen und Ganzen ist Water Sports eher enttäuschend. Die Spielidee ist, auch aufgrund der Integration des Balance Boards, jedenfalls sehr gut. Leider scheiterte die Umsetzung vor allem an der schwierigen Steuerung, als auch an der Tatsache, dass man immer nur gegen seine eigenen Bestzeiten fährt. Deshalb macht das Spiel anfangs zwar Spaß, wird aber nach kurzer Zeit bereits langweilig. Es wäre meiner Meinung nach viel zu retten gewesen, wenn die Entwickler die Möglichkeit einer Meisterschaft eingefügt hätten. Ein weiteres großes Manko ist das Fehlen eines „vollwertigen“ Mehrspieler-Modus, bei dem man mit bis zu vier Spielern gleichzeitig an den Start hätte gehen können. Aufgrund des sehr günstigen Preises ist Water Sports aber für alle Gelegenheitsspieler zu empfehlen, die ab und zu mal eine Runde drehen wollen und dabei keine allzu hohen Ansprüche an die Technik stellen.
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