Testbericht: Tomb Raider: Anniversary
In Lara Crofts erstem Wii-Abenteuer begebt ihr euch auf der Suche nach dem mysteriösen Artefakt Scion in die Schnee überzogenen Berge von Peru. Doch halt – Das kommt euch bekannt vor? Kein Wunder, bereits im ersten Teil der erfolgreichen Spiele-Reihe rund um die Hobby-Archäologin haben Tomb Raider-Veteranen das Geheimnis um das Artefakt gelüftet. Bei Anniversary handelt es sich somit um ein Remake von Laras erstem Abenteuer. Wobei nein, viel mehr um eine Neuinterpretation. Um herauszufinden, ob diese gelungen ist, haben wir unsere Archäologen-Ausrüstung herausgekramt und uns mit Lara auf die Suche nach den drei Teilen des Scion begeben.
Altbekanntes…
Wie oben bereits erwähnt, dürfte die Story allen Tomb Raider-Spielern der ersten Stunde bekannt sein. Für all jene, die diesen Teil verpasst haben, hier noch einmal die Kurzfassung: Eine geheimnisvolle Auftraggeberin schickt Lara Croft auf die Suche nach dem Artefakt. Dieses ist zusätzlich noch mit Laras Vergangenheit verknüpft. Also begibt sich die Hobby-Archäologin auf die Reise nach Peru. Verschneite Klettertouren, eisige Höhlen und zugewachsene Ruinen erwarten die junge Frau dort. Später geht es unter anderem noch nach Griechenland in die Ruinen eines alten Klosters.
Bis ihr die Story durchgespielt habt und das Geheimnis um Scion und Atlantis gelüftet ist, vergehen je nach Spielweise gut 15 bis 20 Stunden. Neben der eigentlichen Handlung gibt es noch zahlreiche Artefakte, Reliquien und Abdrucke von Wandgemälden zu entdecken. Findet man diese, so werden Boni in Form von Kostümen, Galerien usw. freigeschaltet – Aber auch Audiokommentare der Entwickler sind verfügbar.
Neue Elemente
Neben deutlichen Änderungen im Aufbau der einzelnen Levels, die dafür sorgen, dass auch Veteranen immer wieder etwas Neues Entdecken, sind insbesondere die Steuerung und die Wii-exklusiven Rätsel als Neuerungen erwähnenswert. Letztere werden meist zum Öffnen von Türen benötigt. Um euch ein genaueres Bild zu verschaffen, hier ein kurzes Beispiel: Ihr steht vor einer verschlossenen Tür neben der ein Mechanismus bestehend aus drei übereinander angebrachten Walzen, die ihr nach links oder rechts drehen könnt, angebracht ist. Bei späteren Rätsel drehen sich immer mindestens zwei Walzen auf einmal. Auf den Walzen sind verschiedene Symbole angebracht. Die logische Schlussfolgerung hier ist nun, die Symbole richtig anzuordnen; doch wie ist die Reihenfolge? Wenn ihr euch ein wenig umseht, findet ihr immer in der Nähe ein auffälliges Stück Wand oder Boden. Schaut ihr euch dieses genauer an, wechselt die Kamera und ihr müsste mit Hilfe des Pointers einen Pinsel bewegen, um den Staub von der Platte zu entfernen. Darunter kommt eine Abbildung von drei untereinander angeordneten Symbolen zum Vorschein – die richtige Kombination für die Walzen. Das ganze noch schnell abgepaust und zurück zu den Walzen. Kaum sind die richtigen Symbole eingestellt, öffnet sich die Tür. Natürlich gibt es auch noch andere Rätsel, ein weiteres typisches Beispiel wären die Zahnräder. Hierbei müsst ihr zuerst ein fehlendes finden und es anschließend so in einen Mechanismus einfügen, dass dieser mitholfe eines Hebels funktioniert.
Während diese Elemente gut in das Spiel eingebunden sind und locker von der Hand gehen, ist die Steuerung etwas komplex geraten. Es wird zwar – von einigen Ausnahmen wie dem Ausweichen bei Wutattacken der Gegner – weitgehend auf Gesten verzichtet, aber dem Spiel ist anzumerken, dass es eigentlich für die PS2 und deren Controller entworfen wurde. Die grundlegende Steuerung funktioniert dabei einwandfrei. Mit dem Stick des Nunchuks wird Lara bewegt, A dient zum Springen, mit Hilfe von B benutzt Lara ihre Pistolen, Schrotflinten oder eine der anderen Waffen und mit Z werden Gegner anvisiert, gezielt wird auch hierbei weiterhin mit dem Pointer, aber die Sicht wird auf den Gegner fixiert. Erst die Kamera ist es, die weniger gut gelöst wurde. Mit einem Druck auf den C-Knopf springt diese direkt hinter Lara, sofern die aktuelle Situation es zu lässt. Haltet ihr C aber gedrückt und bewegt dazu den Pointer an den Bildschirmrand, dreht sich die Kamera frei. Dies kann insbesondere in Kämpfen zu Hektik und mangelnder Übersicht führen. Auch passiert es immer wieder, dass Sprünge wegen der schlecht eingestellten Kamera misslingen. Dies kann schnell nerven und zu Frustmomenten führen. Insgesamt wurde die Steuerung aber gut gelöst, wodurch Lara weitgehend ohne Probleme durch die Landschaft dirigiert werden kann.
Aufpolierte, aber nicht ganz aktuelle Optik
Natürlich haben die Entwickler auch die Technik im Vergleich zum Original die Grafik deutlich verbessert. Alleine Laras Bewegungen wirken viel geschmeidiger als noch 1996. Trotzdem gibt es einige Macken. Zwar sieht Tomb Raider: Anniversary nicht schlecht aus, bringt die Wii aber nie an ihre Grenzen. Hier sieht man deutlich die PS2-Herkunft des Spiels, was schade ist, da die Entwickler einiges an Potenzial verschenkt haben. Zusätzlich wird das Auge durch Kantenflimmern, einige wenige unscharfe Texturen, eine teilweise deutlich auftretende Treppchenbildung und gelegentliche Clipping-Fehler getrübt. Positiv sind jedoch nette Details wie zum Beispiel nasse Kleidung nach einem Sprung ins kühle Nass zu erwähnen.
Die Musik hält sich meistens eher im Hintergrund, unterstreicht das Geschehen aber gut, ebenso wie die Soundeffekte. Auch die komplett in deutsch gehaltene Sprachausgabe geht durchaus in Ordnung. Sie gehört zwar nicht zum besten, was es bisher gab, erlaubt sich aber auch keine schwerwiegenden Patzer.
Fazit
Mit Tomb Raider: Anniversary präsentiert sich Lara Croft von ihrer besten Seite, zumindest was Story und Atmosphäre angeht. Die kleineren Stolperer bei Steuerung und Grafik verzeiht man ihr gerne, immerhin wird man dafür mit einem grundsoliden und unterhaltsamen Action-Adventure belohnt. Die gelegentlichen Frustmomente, aufgrund der nervigen Kamera, werden durch etliche freischaltbare Boni wettgemacht. Zur Genrereferenz reicht es aber aufgrund der genannten Mängel jedoch nicht.
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