Testbericht: Tom Clancy’s Ghost Recon
Spiele aus der Feder von Tom Clancy gab es in der aktuellen Konsolengeneration bisher hauptsächlich bei der Konkurrenz. Wurden auf den Gamecube damals noch einige mittelprächtige Shooter portiert, ging die Wii bisher nahezu komplett leer aus. Mit dem ganz simpel „Ghost Recon“ betitelten Game aus dem Hause Ubisoft soll sich das nun ändern. Ob sich das lange Warten gelohnt hat und was uns dabei genau erwartet, haben wir für euch herausgefunden.
Nutze die Waffen der Zukunft
Beim Namen „Tom Clancy“ denken Spieler aus aller Welt in der Regel an mal mehr, mal weniger gut gelungene Spionageaction. Ubisoft hat von den Mario Strikers Charged Football und Punch-Out!!-Machern Next Level Games nun jedoch einen Titel entwickeln lassen, der zwar den Namen „Tom Clancy“ trägt, mit dem Spielprinzip der bisherigen Games aber relativ wenig gemeinsam hat. Stattdessen hat das kanadische Entwicklerteam mit Ghost Recon einen taktisch geprägten Railshooter auf die Beine gestellt, der es in sich hat. Dass es gerade der Wii nicht an Railshootern mangelt, ist kein Geheimnis. Von daher muss man als Entwickler einfach mehr bieten, wenn man sich von der Konkurrenz abheben möchte. Ghost Recon macht genau das und findet so eine eigene Nische im Bereich der Railshooter. Wo man also in Dead Space: Extraction in erster Linie auf die Story und bei House of the Dead: Overkill auf jede Menge Zombieblut setzte, ist in Ghost Recon ein gewisses taktisches Vorgehen gefragt. Aber immer der Reihe nach.
Zuerst einmal wird euch die Geschichte erzählt, die Ghost Recon zu Grunde liegt. Russische Ultranationalisten haben nämlich Moskau erobert und Norwegen als ihr nächstes Ziel auserkoren. Als Mitglied der Spezialeinheit der Ghosts müsst ihr nun in den Norden Europas reisen, um sich von dort aus nach Moskau vorarbeiten zu können. Insgesamt gilt es ein Dutzend Levels zu meistern, die in insgesamt über 30 Missionen unterteilt sind. Ihr geht dabei mit den beiden Recken Hibbard und Booth auf die Reise und seid immer im Team unterwegs. Prinzipiell habt ihr es natürlich auch bei Ghost Recon mit einem Railshooter zu tun. Ihr seht allerdings die beiden Protagonisten stets in der Third Person-Perspektive auf dem Screen. Die Kamera fährt dabei allerdings nicht wie man es aus dem Genre kennt automatisch durch die Stages und lässt euch lediglich das Fadenkreuz zu bewegen. Vielmehr sucht ihr immer nach der nächsten Deckung, die euch durch ein Deckungssymbol angezeigt wird. Ist das Deckungssymbol aktiv, dürft ihr euch auf Knopfdruck dorthin bewegen und somit im Level voranschreiten.
Natürlich stellen sich euch dabei immer wieder ausreichend Gegner in den Weg. Diese werden mit euren verschiedenen Waffen erledigt, von denen ihr ein Set bestehend aus zwei Waffen vor jedem Level vorgeschrieben bekommt. Ihr dürft lediglich wählen, welcher der beiden Ghosts welches Waffenset bekommen soll, da diese sich teils voreinander unterscheiden. Die Waffen reichen dabei von M24 und MP5 über die Sniper Gun bis zum Raketenwerfer und verfügen über unterschiedliche Kraft, Präzision, Feuerraten und Magazingrößen. Im Laufe des Spiels werden dabei weitere Waffen freigeschaltet, die euch dann zur Verfügung stehen. Handgranaten helfen euch dabei kleinere Feindansammlungen zu sprengen, während es gegen Panzer schon die durchschlagkräftigen Zeus-Raketenwerfer sein dürfen. Durch Wahl des Waffensets vor dem Level ist die Verteilung eurer Rollen schon in gewisser Weise vorgegeben und ihr wisst, wer sich beispielsweise um die feindlichen Panzer kümmert und wer ihm dabei Deckung gibt. Eure Gegner beschränken sich zwar auf knapp ein Dutzend unterschiedliche Typen, diese sind jedoch recht abwechslungsreich gehalten und feuern nicht nur auf euch, sondern suchen auch die Deckung, verstecken sich hinter Schilden, bringen einen Raketenwerfer mit sich oder schicken kleine Drohnenfahrzeuge in eure Richtung, die zur rechten Plage werden können.
Während ihr übrigens blind aus der Deckung heraus feuern könnt, wird euch dies jedoch kaum zum Ziel führen. Stattdessen müsst ihr euch im richtigen Moment aus der Deckung trauen um eure Feinde gezielt aufs Korn nehmen zu können. Ihr müsst somit gezielt vorgehen, da ein zu forsches Vorgehen euer schnelles Ableben zur Folge hat. Zwar gibt es immer wieder Medipacks in den Stages zu finden, ihr könnt allerdings stets nur euren Kollegen, nicht aber euch selbst heilen. In besonders heiklen Situationen dürft ihr euren Fokus aktivieren. In einer Art Bullet Time läuft das Spielgeschehen dann in Zeitlupe ab, während ihr euch noch mit normaler Geschwindigkeit bewegt und somit eure Feinde besser ausschalten könnt. Genauso wie die Medipacks, so sammelt ihr diese Fokussymbole auch in den Levels auf und könnt sie dann bei Bedarf einsetzen. Durch die Möglichkeit den Fortschritt zum nächsten Deckungspunkt selbst zu wählen, gleicht Ghost Recon eher einem Shooter-Light statt einem herkömmlichen Railshooter. Nicht immer könnt ihr dabei einfach hinter eurer Deckung ausharren und die perfekten Momente zum Angriff abwarten, denn teils steht ihr unter Zeitdruck. Wenn euch ausströmendes Gas bedroht oder ihr Feinde am Boden erledigen müsst, bevor euer Hubschrauber landet, treibt euch ein Countdown zu schnellem Handeln an. Neben den herkömmlichen Missionen gibt es in Ghost Recon dabei auch Abschnitte, in denen ihr beispielsweise eine Drohne steuert und ganze Heerscharen von Feinden ausschalten müsst. Oder ihr steigt in einen Hubschrauber und erledigt in einer Passage auf Schienen eure Gegner einfach aus der Luft. Abwechslung gibt es auch in den so genannten Tarnmissionen, in denen ihr möglichst unentdeckt bleiben solltet. Schaltet dort also eure Gegner mit gezielten Schüssen aus, bevor sie Alarm schlagen können. Neben der Sniper Gun ist der Schalldämpfer dabei euer bester Freund. Neigt sich eure Kraftleiste doch dem Ende oder werdet ihr in den Tarnmissionen entdeckt, müsst ihr vom letzten Wegpunkt aus erneut starten. Da die Wegpunkte jedoch sehr human gesetzt sind, ist dies nur ein kleiner Rückschlag.
Nach jeder erfolgreich absolvierten Mission gibt es eine Punkteabrechnung. Hierbei werden eure erzielten Treffer, die Treffergenauigkeit und auch die gestorbenen Tode mit in eure Bewertung eingerechnet. Zudem schaltet ihr nach und nach die Missionen auch für den Arcademodus frei und dürft sie dann dort einzeln anwählen. Dabei steht euch es frei, ob ihr im Wettstreit gegen oder kooperativ mit einem Kumpel oder der CPU antreten wollt. Andere Charaktere für den Arcademodus werden ebenfalls frei gespielt. Zwei Schwierigkeitsgrade sowie insgesamt 42 erzielbare Erfolge sorgen zudem für eine hohe Langzeitmotivation. Alleine mit der Kampagne ist man je nach Geschicke sechs bis acht Stunden beschäftigt. Die im Arcademodus erzielten Punkte lassen sich zudem per WiFi-Connection ins Internet laden und mit Spielern aus der ganzen Welt vergleichen. Wer einen zweiten Spieler zur Seite hat, darf diesen übrigens zu jeder Zeit ins Spiel holen und die Kontrolle eures Kollegen übernehmen lassen. Zwar verrichtet die KI als euer Partner eine solide Arbeit, mit einem menschlichen Kollegen an der Wumme lassen sich absprachen jedoch noch deutlich besser treffen. Vor allem zu zweit offenbart Ghost Recon somit sein gesamtes Potenzial und macht trotz des an sich sehr simplen Spielprinzips ungemein viel Laune. Die intuitive Steuerung sorgt dafür, dass sich Einsteiger schnell in das Spielprinzip einfinden können, erfahrene Zocker dagegen schätzen das kooperative Gameplay mit einem menschlichen Kollegen.
Kriegsschauplätze
Grafisch muss man sagen, Ghost Recon hätte in manchen Punkten etwas schöner gestaltet werden können. Die Schauplätze sind abwechslungsreich gestaltet, allerdings könnten die Texturen teils etwas knackiger und detailreicher sein. Das Anti-Aliasing sorgt zudem dafür, dass die Umgebungen gerade aus der Nähe weitaus grober und unschöner wirken, als es sein müsste. Die Weitsicht dagegen ist beachtlich und die Optik in sich stimmig, das Spielgeschehen läuft flüssig ab. Die Cutscenes in Spielgrafik sind gelungen, nur die Explosionen selbst sind nicht gerade eine Wucht. Das Spiel unterstützt neben dem 60 Hertz- natürlich noch den 480p-Modus und darf wahlweise auch mit dem Wii Zapper gespielt werden. Ich empfand die Kontrolle mittels der simplen Wiimote und Nunchuk-Kombination etwas komfortabler und angenehmer.
Besonders erwähnenswert ist die Soundkulisse. Die komplett deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen und authentisch, wobei eure russischen Feinde natürlich in ihrer Landessprache zu hören sind. Die Funksprüche in den Missionen sowie Rufe eurer Verbündeten sorgen zudem für eine gesteigerte Spannung. Die Soundeffekte lassen es immer wieder krachen, wobei ihr die Schussgeräusche wahlweise auch aus dem Lautsprecher der Wiimote kommen lassen könnt. Lediglich das sehr oft zu hörende „Lade nach“ der beiden Protagonisten hätte entweder mit mehr Sprachsamples umgesetzt oder nicht bei jedem Nachladen sein müssen, denn es geht euch schnell auf den Keks. Dieses Problem dürfte aber wohl jeder Railshooter haben, denn schnell leeren sich die Magazine. Die Hintergrundmusik passt erstaunlich gut zur Stimmung des Titels und bringt mit mal klassisch, mal rockig angehauchten Themen die gespannte Atmosphäre gut rüber.
Fazit
Wer auf Railshooter steht, bekommt mit Ghost Recon einen weiteren Kandidaten geboten, den man sich unbedingt genauer anschauen sollte. Grafische Schwächen macht man dabei durch den gelungenen Sound samt deutscher Sprachausgabe (das nervige „Lade nach“-Samples mal ausgenommen) sowie das intensive Spielerlebnis wieder wett. Vor allem das kooperative Gameplay mit seinem leicht taktischen Einschlag durch das Suchen der Deckung, das Ausnutzen der Fokusfunktion und die Abwechslung dank der Tarnmissionen sorgen für jede Menge Spielspaß. Welchem Railshooter man aus der großen Auswahl somit den Vorzug gibt, ist somit sicherlich auch Geschmackssache. Ich kann allerdings mit Fug und Recht behaupten, dass ich schon lange keinen solchen Spaß mehr hatte als beim Spielen von Ghost Recon.
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