Testbericht: Toki Tori
Zum Start von Nintendos WiiWare-Service hat auch der Entwickler „Two Tribes“ einen Titel ins Rennen geschickt. „Toki Tori“ nennt sich das Game rund um ein kleines gelbes Küken, welches auf der Suche nach Eiern ist. Inwieweit Vergleiche mit dem nervigen Jamba-Vogel „Sweety“ angebracht sind oder ob man das gelbe Federvieh gerne auf seine Konsole holt, haben wir für euch in Erfahrung gebracht…
Hast Du einen Vogel?
Toki Tori ist ein kleines und frisch aus dem Ei gepelltes, gelbes Küken, welches auf der Suche nach seinen Kollegen ist. Dummerweise sind diese aber noch nicht geschlüpft, sondern befinden sich immer noch in ihren Eiern. Doch da der kleine gelbe Fratz so alleine ist, sucht er in knapp 70 Leveln nach seinen Artgenossen. Das Ziel einer jeden Stage ist dabei erreicht, sobald man alle im Level befindlichen Eier eingesammelt hat. Was sich in der Theorie recht simpel anhört und auf den ersten Screenshots nach einem bestenfalls mittelprächtigen Plattformer aussah, hat es in der Praxis allerdings durchaus in sich. Denn hinter dem scheinbar einfachen Konzept versteckt sich ein Knobelspiel, das sich gewaschen hat. Die zu findenden Eier lassen sich nur in den ersten Stages relativ einfach einsammeln. Bald schon stellen sich dem Spieler dagegen erste Widrigkeiten in Form von Abgründen, Plattformen, Leitern und dergleichen mehr in den Weg, die es erfolgreich zu überwinden gilt. Wie es sich für ein Küken nun einmal gehört, beherrscht Toki Tori das Fliegen noch nicht und somit müssen Hindernisse und Abgründe auf andere Art und Weise bewältigt werden. Zum Glück könnt ihr dabei auf die Hilfe von Objekten zurückgreifen, die euch das Vorankommen immens erleichtern. Brückenteile beispielsweise lassen euch Abgründe sicher überschreiten, wollen aber überlegt eingesetzt werden, da sie nicht mehr entfernt werden können und euch somit falsch positioniert auch den Weg nach unten in einem Level abschneiden können. Spätere Items wie ein Teleporter bringen euch an vorher unerreichbar scheinende Stelle und mit einer Eiskanone lassen sich Gegner zu Eisblöcken frieren, die euch allerdings ebenfalls den Weg versperren können und somit ein erfolgreiches Absolvieren eines Levels unmöglich machen.
Ein überlegtes Vorgehen in den einzelnen Stages ist nämlich durchaus angebracht. Erledigt man die ersten Level in der ersten von vier Welten noch mit links, wird es später durchaus etwas kniffliger. Die helfenden Objekte stehen nämlich auch nur in begrenzten Stückzahlen zur Verfügung und wollen klug eingesetzt werden. In der Regel führt dabei in einer Stage nur ein einziger Weg zum Erfolg, den es folglich zu finden gilt. Wer unüberlegt zu Werke geht, findet sich nicht selten in einer Sackgasse und muss das Level noch einmal von vorne beginnen. Zum Glück ist die Navigation durch die Menüs kinderleicht und geht schnell von der Hand. Hinzu kommt, dass das Game zu keinem Zeitpunkt unfair ist. Die Rätsel sind stets logisch und nachvollziehbar. Allerdings muss man sein Hirn teils schon ganz schön anstrengen, um an die richtige Lösung zu kommen. Doch genau darin liegt der besondere Reiz des Games. In den späteren Stages sitzt man mitunter 30 Minuten an einer einzigen Stage, kniffelt hier und tüftelt da, probiert einiges aus bis man letztlich doch einen Geistesblitz hat und den richtigen Lösungsweg findet. Etwas unausgewogen ist allerdings der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Levels, denn nach manch schwerem Rätsel gibt es im Anschluss wieder leichtere Stages, die wesentlich schneller zu überwinden sind. Prinzipiell ist aber dennoch ein Ansteigen des Schwierigkeitsgrads bemerkbar. Hat man alle zehn Levels in einer Welt gemeistert, darf man nicht nur in die nächste Welt vorrücken, sondern schaltet auch noch einmal sieben zusätzlich „schwere“ Levels frei, die an die Profis unter den Tüftlern gerichtet sind und deutlich mehr Köpfchen erfordern als die einfacheren „Pflicht-Stages“. Wer doch einmal nicht weiter kommt, darf den einmalig verfügbaren Joker nutzen, um ein scheinbar unlösbares Level zu überspringen. Der Joker lässt sich jedoch wieder verdienen, wenn man im Nachhinein doch noch auf die Lösung kommt und das Level erfolgreich absolviert.
Nur wenige Spieler werden wissen, dass es Toki Tori bereits auf dem Gameboy Color gab. Das Spielprinzip war damals identisch und wer das kleine Küken damals schon mochte, findet zwar in der WiiWare-Version wenig Neuigkeiten, aber dennoch neue Rätsel und viel Knobelspaß. Auch Freunde von The Lost Vikings und mit Abstrichen auch Lemmings könnten bei dem Werk von „Two Tribes“ auf ihre Kosten kommen. Die Motivation ist durch das faire und dennoch stets fordernde Leveldesign enorm und selbst der Wiederspielwert ist gegeben. Hat man sich nämlich einmal durch alle Stages gerätselt, wird man sich kaum noch an alle korrekten Lösungen erinnern können und darf beruhigt noch einmal von vorne beginnen. Ein wenig schade ist nur, dass man an keine weiteren Extras wie sammelbare Boni, Nebenaufgaben oder eine Highscoreliste für die schnellsten Puzzler gedacht hat, somit hätte man das Game noch einmal mit Kleinigkeiten enorm aufwerten können.
Wirklich gelungen präsentiert sich jedenfalls die Steuerung von Toki Tori. Prinzipiell als „Point & Click“-Game ausgerichtet, ist der Titel auf der Wii schon einmal alleine von der Steuerung her perfekt aufgehoben. Der Pointer zeigt an, wohin euer Küken laufen soll und mit den Buttons A sowie B werden die zur Verfügung stehenden Objekte eingesetzt. Ein Druck auf das Steuerkreuz, bzw. ein kurzes Schütteln der Wiimote wechselt dabei zwischen den verfügbaren Objekten hin und her. Wer es klassischer mag, darf entweder ein Nunchuk anschließen oder gleich den Classic Controller verwenden, um per Analogstick das kleine Federvieh direkt durch die Stages zu steuern. Mir persönlich gefallen diese Varianten besser, funktionell und sehr präzise umgesetzt sind sie allerdings allesamt.
Good old Times
Dass man bei einem Knobelspiel keine überragenden Grafiken erwarten kann, sollte eigentlich von vornherein klar sein. Das ist auch unnötig, denn hier steht ganz klar der Spielspaß im Vordergrund. Gerade Puzzler können auch durch zu viele Effekte unübersichtlich wirken, was wiederum den Spielspaß in den Keller zieht. Zum Glück hat man sich bei „Two Tribes“ für eine sehr aufgeräumte Optik in 2D mit vorgerenderten Charakteren und Objekten entschieden. Damit ist gewährleistet, dass in den Levels die Details nicht untergehen und man stets den Überblick bewahren kann. Selbst wenn die Optik so ein wenig altbacken wirkt, stört das nicht. Die in sich stimmige Grafik passt wunderbar zur Atmosphäre des Games und ist einfach eine runde Sache. Komplettiert wird Toki Tori von einem passenden Soundtrack mit leicht dudelnden Melodien, die zwar nicht herausragend sind, dem Spieler aber auch nicht sofort auf den Senkel gehen. Allerdings hätte man ruhig mehr als eine Hintergrundmusik pro Welt komponieren dürfen. In Kombination mit den eher mittelprächtigen Effekten ergibt der Sound somit den einzigen eher schwächeren Punkt von Toki Tori.
Fazit
Man sollte sich von der putzigen Optik von Toki Tori nicht täuschen lassen. Spätestens nach den ersten Levels wird klar, dass wir es hier nicht mit einem Plattformer für die Kleinen zu tun haben, sondern mit einem anspruchsvollen Knobelspiel, welches von euch viel abverlangt. Die in sich stimmige Optik, die wunderbar umgesetzte Steuerung sowie das stets faire und fordernde Leveldesign lassen Toki Tori zu einem der ersten Highlights in der noch jungen Karriere von WiiWare werden. Mit knapp 70 Stages stimmt auch der Umfang, so dass die 900 Wii Points hier definitiv gut angelegt sind. Man kann nur hoffen, dass das Game die verdiente Aufmerksamkeit erhält und wir Spieler künftig mit noch mehr Perlen dieser Art beglückt werden.
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