Testbericht: The Incredible Maze
Nintendos WiiWare-Service sollte von Anfang an eine Chance für kleine Entwickler sein, ihre Produkte ohne den beschwerlichen Umweg über die Kaufhäuser an die Spieler zu bringen. Ob dabei schon abzusehen war, dass man von einer wahren Flut an Puzzle- und Geschicklichkeitsspielen förmlich überrannt wird? „Leisure Games“ begeben sich jedenfalls mit ihrem eigenen Beitrag „The incredible Maze“ ins Rennen um die Gunst der Spieler und der Preis von gerade einmal 500 Wii Points scheint verlockend. Doch lohnt sich diese Investition? Wir haben den Weg aus dem Labyrinth gefunden und verraten euch mehr…
Es ist einfach unglaublich!
An sich ist das Grundprinzip von The Incredible Maze so simpel, dass nichts schief gehen sollte. Man bekommt die Aufgabe eine Kugel durch ein Labyrinth zu befördern und vorbei an einigen Hindernissen und Abgründen das Ziel und damit das nächste Level zu erreichen. Vergleichbare Games wie Super Monkey Ball oder Kororinpa kommen einem sicherlich schnell in den Sinn und man wird sich daran erinnern, dass diese Titel bereits kurz nach dem Wii-Launch erhältlich waren. Klare Sache, immerhin konnte man damals vor allem mit der neuartigen Steuerung beeindrucken, die speziell wie gemacht für dieses viel Feingefühl erforderliche Spielkonzept schien. Warum aber nun kommen die Entwickler von „Leisure Games“ auf den Trichter, man müsse über WiiWare ein ähnlich gestricktes Game anbieten? Weil die Spieler nur 500 Wii Points dafür zahlen müssen und deswegen sicherlich gerne eine Alternative zu den eben genannten Retail-Titeln haben? Mit Sicherheit. Weil das Konzept an sich so simpel und doch so genial ist, dass es immer wieder Spaß macht. Durchaus. Weil man sich viele Innovationen hat einfallen lassen und das Gameplay perfekt umgesetzt wurde? Definitiv nicht.
Und das ist auch der Punkt, warum The Incredible Maze auf der ganzen Linie versagt. Mit der quer gehaltenen Wii-Remote steuert ihr eure Kugel durch die Labyrinthe und versucht Löcher zu meiden und Hindernisse zu umgehen. Vor dem Spielstart eines jeden Levels wird euch der Zielpunkt gezeigt, den ihr erreichen müsst, um von dort aus in die nächste Stage teleportiert zu werden. Wer vom Spielbrett segelt, kommt an nahezu derselben Stelle wieder zurück ins Spiel, lediglich die Anzahl der benötigten Versuche in diesem Level wird im Counter erhöht. Fünf verschiedene Welten bieten euch insgesamt 30 Stages, die mit Fallen gespickt sind und die unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade aufweisen. Von einem konstant ansteigenden Schwierigkeitsgrad hat man seitens der Entwickler offenbar noch nie etwas gehört. Mal rollt man sich kinderleicht durch ein Level, mal möchte man schier verzweifeln, nur damit in der nächste Stage wieder absolutes „Easy going“ angesagt ist. Die Levels in The Incredible Maze machen aus diesem Grund einen eher wild zusammengewürfelten Eindruck und wirken, als hätte man sich beim Gamedesign keinerlei Gedanken gemacht.
Ähnlich arbeitsintensiv muss auch die Umsetzung der Steuerung gewesen sein. Man sollte meinen, dass ein derart simples Konzept mit der Wii-Steuerung perfekt realisierbar wäre. The Incredible Maze beweist genau das Gegenteil. Die absolut hakelige, unpräzise und schlicht und ergreifend schlechte Steuerung ist auch der einzige Punkt, der an The Incredible Maze tatsächlich „incredible“ ist. Es ist nämlich einfach unglaublich, dass so ein unausgegorenes Stück Software überhaupt auf den Spieler losgelassen wird. Man hielt es offenbar auch für eine gute Idee die Möglichkeit eines Sprungs einzubauen. Dummerweise reagiert hierbei – einfach die Wiimote schütteln – die Steuerung ebenso katastrophal. Zudem widerspricht eine springende Kugel gänzlich dem eigentlichen Konzept des Labyrinths. Denn warum soll ich mir die Mühe machen und den langen Weg außen herum zum Ziel rollen, wenn ich mit einem gezielten Sprung viel schneller am Ort des Begehrens bin? Wer sich dennoch durch alle Stages kämpft, wird mit weiteren Spielmodi belohnt. Ein „Time Attack“-Modus setzt euch eine tickende Uhr in den Nacken und hier wäre geschicktes Springen in der Tat erforderlich, nur macht euch hier wieder die Steuerung einen Strich durch die Rechnung. Als Alternative Steuerungsvariante wurde übrigens das Balance Board integriert und ich muss gestehen, dass hier die Steuerung nicht ganz so sensibel und unberechenbar reagiert wie mit der Wii-Remote. Gesprungen wird übrigens dann durch ein Drücken des A-Knopfs, was in der Tat halbwegs brauchbar funktioniert.
Unglaublich hässlich …
… ist die Optik von The Incredible Maze – und damit hätten wir dann doch schon den zweiten Punkt gefunden, der in diesem Game unglaublich ist. Geschicklichkeitsspiele müssen ja keine technischen Wunderwerke sein und massenweise Effekte bieten, die einem die Augen übergehen lassen. Dem Spieler aber derart lahme Texturen hinzuklatschen, die jeder Hobbyprogrammierer tausendfach besser hinbekommen hätte, ist eine absolute Frechheit. Rein optisch gesehen wirkt The Incredible Maze so dermaßen lieblos hingeschludert, dass man wirklich die Fähigkeiten der Programmierer in Frage stellen muss. Dass die Hintergründe leblos, trist und einfallslos sind, verstärkt den miserablen technischen Eindruck noch.
Dass die bestenfalls mittelmäßigen Soundeffekte im Vergleich mit dem Rest des Titels ein Highlight darstellen, gibt euch vielleicht eine Vorstellung davon, wie schlecht The Incredible Maze tatsächlich ist. Abgerundet wird der Titel von einer monotonen, technoiden Hintergrundmelodie, die sich stetig wiederholt und euch Stoßgebeten gen Himmel ausstoßen lässt, dass man den Ton am TV auch abschalten kann.
Fazit
Man kann nur hoffen, dass der günstige Preis von 500 Wii Points sowie das an sich interessante Grundprinzip des Kugelrollens nicht zu viele Käufer anlockt, die frohen Mutes The Incredible Maze in der Hoffnung auf ein nettes, kurzes Geschicklichkeitsspiel für zwischendurch erwerben. Denn bei diesem Titel wurde nahezu alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. The Incredible Maze ist eine technische Gurke allererster Güteklasse, die durch ihre öde Präsentation, den geringen Umfang, die hundsmiserable Steuerung sowie etliche Patzer im Gameplay negativ auffällt. Da bringt selbst die integrierte Balance Board-Steuerung nichts mehr, das Game ist absolut rausgeworfenes Geld und sollte gemieden werden wie das Weihwasser vom Teufel.
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