Testbericht: The House of the Dead: Overkill
Nach den Remakes von „The House of the Dead“ Teil zwei und drei, bringt uns Sega nun eine Neuentwicklung der Reihe exklusiv für Wii auf den Markt. Das bei der USK umstrittene Spielkonzept wurde seitens Sega gar nicht erst zur deutschen Selbstkontrolle geschickt – ein deutschsprachiger Release des Spiels ist lediglich für Österreich und Schweiz angedacht. Wir haben uns dennoch nicht lange bitten lassen und weder Kosten noch Mühen gespart, den Titel in die Redaktion zu holen. Nach einer alles andere als blutleeren Vorstellung sind wir zurück mit folgendem Testbericht.
„Grausam … schockierend … entsetzlich!“
So steht es auf der Rückseite der Packung geschrieben und ja, dies trifft den Kern des Spiels recht gut. Okay, echte Hardcore-Spieler fühlen sich natürlich somit herzlichst angesprochen, aber alle Petz-, Sims- und Reiterhof-Freunde sollten gewarnt sein – in The House of the Dead: Overkill wird vulgär gesprochen sowie geflucht und es fließt literweise Blut. Wer jetzt erst so richtig neugierig geworden ist, der darf gerne weiter lesen, Spieler mit schwachen Nerven steigen hingegen besser aus.
Als frisch gebackener Spezialagent namens „Special Agent G“, geradewegs von der Akademie kommend, gilt es den ersten Fall zu übernehmen. Mit dem Partner „Detective Isaac Washington“ an der Seite geht es nach Bayou City, um mit den Ermittlungen rund um den Bösewicht „Papa Caesar“ zu starten. Schnell wird jedoch deutlich, dass enorme Feuerkraft von Nutzen ist – zahlreiche Untote rund um Papa Caesars Anwesen, die es auf das Fleisch der beiden Protagonisten abgesehen haben, wollen eliminiert werden. In allerbester Railshooter-Manier ballert man sich fortan durch die Level. Wer bislang noch keinerlei Erfahrungen mit diesem Genre gemacht hat, dem sei kurz erklärt, was das Besondere daran ist. Auf festgelegten Pfaden, die die Spielfigur selbstständig abläuft, stellen sich dem Spieler zahlreiche Gegner entgegen. Einzig und alleine die rohe Schussgewalt ist nun erforderlich um die Opponenten zu besiegen – ducken, springen, laufen etc. wird hierbei nicht vom Spieler abverlangt.
The House of the Dead: Overkill kommt dabei in einer ganz eigenen Präsentation herüber. Entwickelt wurde das Spiel im Übrigen nicht vom Original-Entwicklerstudio sondern erstmals von Headstrong Games. Die Jungs verliehen dem Titel eine ganz individuelle Note. Das ganze Geschehen wurde im Sinne eines B-, oder besser gesagt C-Horror-Splatter-Movies gestaltet. Jedes einzelne Level sowie zwischenzeitliche Cutscenes werden in einer filmartigen Präsentation dargeboten. Die beiden Protagonisten Agent G und Detective Washington wirken dabei ein wenig wie aus „Pulp Fiction“ entflohen – nicht zuletzt aufgrund der vielen F-Wörter.
Blutdurst
Der Story-Mode des Spiels ist zunächst nur in der „normalen“ Gangart spielbar. Hier findet der Spieler recht gesittete Bedingungen vor – unendlich viele Credits erleichtern das Durchspielen. Zunächst starten die beiden Hauptdarsteller mit einer weniger überzeugenden Pistole, welche nur wenig Munition aufnehmen kann, längere Nachladezeit hat und eine recht geringe Feuerkraft. Nach einem erfolgreich absolvierten Level kann jedoch der Gun Shop besucht werden um entweder eine neue Waffe zu kaufen oder eine vorhandene Waffe aufzubessern – so lässt sich sogar die anfänglich magere Pistole in eine beachtliche und hilfreiche Handfeuerwaffe für spätere Szenen verwandeln. Zudem darf auch eine Zweitwaffe getragen werden, zwischen denen im Spiel nach Lust und Laune gewechselt werden kann. Die Munition geht übrigens nie aus – hier sind Sparfüchse also fehl am Platz. Um noch ein wenig mehr Feuerkraft ins Spiel zu bringen können an diversen Stellen Handgranaten eingesammelt werden. Ein weiteres spielerisches Gimmick ist der Zeitlupen-Modus, der durch den Schuss auf ein entsprechendes Item aktiviert werden kann. Weiterhin sind in den Stages diverse Arztköfferchen für die Gesundheitsanzeige verteilt und Gehirn-Symbole. Mit letzteren lassen sich weitere Boni wie etwa Trailer, Konzeptzeichnungen oder Musikstücke freischalten.
Das in insgesamt sieben Level aufgeteilte Spiel ist beim ersten Durchgang in gut drei Stunden durchgespielt. Die zahlreichen Gegner sind aufgrund der Waffen-Upgrades und ewigen Neuversuchen schnell erledigt. Die Boss-Gegner wurden zwar schön in Szene gesetzt, jedoch stellen diese kaum eine Herausforderung an den Spieler dar. Nach dem ersten Durchspielen ist jedoch fortan der „Director’s Cut“-Modus auswählbar. Hier lässt sich das komplette Spiel nochmals spielen, jedoch mit erweiterten Stages, brutaleren Gegnern sowie begrenzten Credits. Also eine echte Herausforderung für Profis.
Wer beide Story-Modes durch hat und dabei alle Boni freischalten konnte, der darf sich zuletzt noch an drei Minispielen versuchen. Hier gilt es natürlich ebenfalls die Schussgenauigkeit unter Beweis zu stellen – beispielsweise müssen Zivilisten durch eine Anzahl Zombies sicher geleitet werden, indem alle Untoten vom Bildschirm gepustet werden. Aber auch ein Zielscheiben-Schießen ist möglich, bei dem immer wieder Zielscheiben untergejubelt werden, die möglichst gemieden werden sollen. Unter dem Strich durchaus ein paar nette Zusatzdreingaben zum eigentlichen Spiel. Wer aber ohnehin nur ungern allein spielt, der muss sich nicht auf die Minigames beschränken, sondern auch der Story-Modus darf kooperativ gespielt werden!
Die Steuerung
Die Steuerung des Spiels zum einen recht simpel und zum anderen recht gelungen. Achtung Wortspiel: Blutige Anfänger werden auf Anhieb klar kommen. Die Wii-Remote wird auf den Bildschirm gerichtet und mittels Pointerfunktion kann das Zielkreuz bewegt werden. Um einen Schuss mit der Wumme auf die Untoten abzugeben genügt das Drücken des B-Knopfes. Ist das Magazin leer gilt es nachzuladen. Dies geschieht entweder durch eine schnelle Bewegung in eine beliebige Richtung, durch Drücken der A-Taste oder aber man schießt ganz einfach munter weiter – die Waffe wird automatisch nachgeladen. Mit dem Minus-Button wird eine Granate ins Geschehen befördert, mit dem Plus-Knopf gelangt man ins Pausen-Menü. Die Knöpfe 1 und 2 dienen zum Wechseln der Waffen.
Wer einen Wii Zapper sein eigen nennen kann, der darf diesen ebenfalls zum Einsatz bringen. Schießen und Nachladen funktioniert wie oben beschrieben, mit dem C-Knopf des Nunchuks wird nun die Granate geworfen und mit dem Z-Knopf wird die Waffe gewechselt.
Insgesamt funktioniert die Steuerung wirklich gut, denn die Pointerfunktion ist recht präzise. Das Schießen mittels Remote ist somit wirklich gelungen.
Grafik und Sound
Wie bereits beschrieben wird das Spiel in einem ganz eigenen Stil präsentiert. In der Anmutung eines billigen Horrorstreifens werden alle Zwischensequenzen mit entsprechenden Farb- und Soundfiltern versehen, was einen ganz eigenen Charme mit einer sehr speziellen Atmosphäre erzeugt – ziemlich kultverdächtig. Die sonstige optische Darbietung ist vor allem mit effektvollen Blutspritzern ausgestattet. Jedoch fehlt es dem Titel ein klein wenig an Details sowie Polygonen und kommt somit in manchen Situationen in untere Framerate-Sphären, die den Spielfluss kurzzeitig hemmen.
Aus akustischer Sicht sticht vorrangig der Soundtrack heraus, der absolut passend ist und ein Tarantino-Film-mäßiges Ambiente schafft. Die Soundeffekte im Spielgeschehen und auch in den Cutscenes sind ebenfalls hörenswert und passend. Eine technisch saubere, inhaltlich aber sehr schmutzige Sprachausgabe sorgt für weitere Pluspunkte, auch wenn die unzähligen F-Wörter nach einer gewissen Zeit vielleicht ein wenig zu viel des Guten sind.
Fazit
Wer schon immer anstatt „Abenteuer auf dem Reiterhof“ lieber „Schlachtfest auf dem Reiterhof“ gespielt hätte, der wird seinen Blutdurst mit The House of the Dead: Overkill mehr als stillen können. Brutal, blutig, vulgär – alles in absolut überzogenem Maße und das auch noch richtig trashig – herrlich! Sega läutet eine neue Phase auf der Wii ein und Hardcore Gamer werden ihre Freude dabei verspüren. Sicherlich ist noch Platz für Verbesserungen vorhanden, aber der gelungene Auftakt einer neuen Wii-eigenen House of the Dead-Reihe ist gelegt. Also, auf geht’s in die Alpenländer, Spiel kaufen und in den virtuellen Blutrausch verfallen – Der Blei- und Bronze-Award geht an The House of the Dead: Overkill.
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