Testbericht: The Conduit

Zurückhaltend sind die Entwickler von High Voltage Software nicht gerade und kündigen neue Spiele gerne mit Worten an wie „This game is the most awesome game ever created. It’s full of awesomeness“. Auch bei der ersten Präsentation des Wii exklusiven Shooters „The Conduit“ war man mit Vorschusslorbeeren an sich nicht sparsam. Unter anderem wurde dort eine Grafik wie auf der Xbox360 versprochen. Was der Titel am Ende wirklich bieten kann, haben wir für euch getestet.

Mein Name ist Michael Ford

In der Rolle des Spezialagenten Michael Ford beginnt euer Abenteuer in einem U-Bahnschacht in Washington D.C. mit einer Tutorialmission, die euch die Steuerung des First-Person Shooters näher bringt. Hier beginnt auch die Story des Spiels. Michael Ford gehört einer Spezialeinheit an, der so genannten „The Trust“, und ihr erhaltet eure Befehle von dessen Boss John Adams. The Trust hat ein Gerät entwickelt welches den Namen A.S.E. trägt, mit diesem „All Seeing Eye“ können versteckte Minen aber auch Sicherheitsschalter, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, sichtbar gemacht werden. Dieser Prototyp wurde von einem Terroristen Namens Prometheus gestohlen und dem ganzen Land droht darüber hinaus auch noch eine Infektion, die Menschen in Aliens verwandelt. Es gibt also genug zu tun für unseren Protagonisten, doch es offenbart sich hier auch die größte Schwäche des Titels. Die Story ist weder originell, noch wartet sie mit großen Überraschungen auf, auch wenn es den einen oder anderen Twist im Ablauf gibt.

Auch beim Charakterdesign der Gegner oder den Waffenmodellen wird man das Gefühl nicht los alles bereits in Spielen wie Halo 3, Metroid Prime oder anderen erfolgreichen First-Person Shootern gesehen zu haben.
Dennoch konfrontiert The Conduit den Spieler ab der ersten Minute mit geballter, reinrassiger Shooteraction. Während die Gegner in den ersten Leveln kaum intelligenter agieren als Gülcan nach einer mittelschweren Hirn-OP, so steigert sich sowohl deren Kampfverhalten, als auch deren Anzahl in den kommenden Leveln deutlich. Wer mit der gewählten Schwierigkeitsstufe an einer bestimmten Stelle des Spiels Probleme hat, kann diese allerdings jederzeit herunter setzen und so Frustmomenten vorbeugen.

Wenn ihr nach kurzer Zeit das A.S.E. zurück erobert habt, stellt euch das Spiel immer wieder vor Rätsel und kurze Zwischeneinlagen, die das Feuerwerk kurzzeitig unterbrechen. Mit dem A.S.E. können bzw. müssen Minen entschärft, Türen entriegelt oder getarnte Gegner sichtbar gemacht werden. Was im ersten Moment relativ abwechslungsreich klingt, offenbart sich im Laufe des Spiels allerdings als relativ monoton und nicht wirklich fordernd. Im Prinzip zückt ihr einfach schnell das A.S.E. wenn ein akustisches Signal euch darauf hinweist, sucht dann den versteckten Schalter oder Feind und ladet das A.S.E. anschließend wieder auf … fertig! Die Idee ist zwar nett kann spielerisch aber nur kurz überzeugen.
Trotzdem bleibt The Conduit ein Spiel, welches die Amerikaner wohl einen straight forward Shooter nennen würden. Unkomplizierte, direkte Ballerorgien ohne viel drum herum und ablenkendes Beiwerk … und Spaß macht es allemal!
Trotzdem bleibt, nach der relativ kurzen Singleplayer-Mission, der fade Beigeschmack alles bereits schon mal gesehen zu haben und die Motivation die Mission erneut zu spielen, hält sich trotz frei zu spielender Cheats oder zu erreichender Erfolge stark in Grenzen.

Zur Langzeitmotivation bringt The Conduit allerdings etwas mit, was so gut wie allen Shootern auf der Wii bislang gefehlt hat – ein ordentlicher Onlinemodus! Wer genug davon hat alleine gegen die Aliens in den Kampf zu ziehen, darf es online mit menschlichen Gegnern in verschiedensten Spielmodi tun. Neben den Klassikern wie „Deathmatch“ oder „Drei Treffer“, stehen auch ausgefallenere Modi zur Auswahl. Beim „A.S.E. Rugby“ z.B. gilt es, nur mit der Nahkampfattacke, das A.S.E. möglichst lange zu verteidigen, und beim „Kopfgeldjäger“ hat man immer nur einen Gegner im Visier und wird für falsche Kills bestraft.

Hier hat High Voltage Software wirklich hervorragende Arbeit geleistet und überbietet locker alle bisher dagewesene Wii-Shooter. Wenn man jetzt noch die stabile Framerate so wie die Unterstützung von Wii Speak mit einbezieht lässt das Spiel, abgesehen von der knappen Anzahl an Maps, keine Wünsche offen.

Steuerung

Ein Fazit über die Steuerung ist ebenso einfach wie unmöglich, denn bei The Conduit lässt sich alles nach Belieben neu konfigurieren. Ihr schießt gerne indem ihr die Wiimote schüttelt, bitte sehr… Das Standardlayout der Spiels funktioniert allerdings bereits sehr gut und erinnert etwas an Metroid Prime auf der Wii. Schießen mit B, Aktionen mit A, Lock-on mit Z und Granaten durch eine Wurfbewegung mit dem Nunchuk, passt!
Dass man neben der Steuerung auch das HUD und die Dead Zone frei einstellen kann, erscheint jetzt schon fast selbstverständlich. Daumen hoch HVS, und schämt euch all ihre anderen Entwickler!

Grafik und Sound

Die in der Einleitung bereits erwähnte 360-Grafik kann das Spiel erwartungsgemäß nicht bieten, dafür ist die Hardware der Wii einfach zu schwach. Trotzdem hat HVS mit der Quantum 3 Engine eine leistungsstarke Plattform für The Conduit entwickelt, auf der bereits weitere Spiele in Arbeit sind. Mit Bump Mapping, Spiegelungen in Echtzeit und Dynamic Environment Mapping holen die Entwickler wirklich viel aus der Wii heraus. Allerdings trüben teils unschöne Texturen so wie Schnitzer im Leveldesign und die statischen Umgebungen das Bild ein wenig. Dennoch bleibt The Conduit neben Metrod Prime 3: Corruption der bisher bestaussehendste Shooter für die Wii.

Auch in Punkto Sound hat man sich nicht lumpen lassen und dem Spiel eine komplette englische Vertonung mit wirklich guten Sprechern, sowie eine satte Atmo verpasst. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, kann sich die Zwischensequenzen und In-Game Anweisungen natürlich auch mit deutschen Untertiteln anzeigen lassen. Eine deutsche Synchronisierung sucht man leider vergebens, darauf verzichte ich aber gerne wenn ich dafür mit den englischen Originalstimmen derart verwöhnt werde.

Fazit

The Conduit muss in vielen Tests auf Grund des Settings und der schwachen Story Prügel einstecken, und das zu Recht. Der Singleplayermodus bietet zwar geballte Action und packende Duelle, jedoch stoßen uns das Charakterdesign der Gegner und die vorhersehbare Story streckenweise sauer auf. Auch die Dauer der Singleplayer-Kampagne mit rund acht Stunden ist zu kurz ausgefallen. Für Vieles entschädigt aber der hervorragende Multiplayermodus, der auf der Wii neue Maßstäbe setzt. Wer auf reinrassige Shooter steht und nicht jede Story haarklein hinterfragt, kommt sowohl alleine als auch online voll auf seine Kosten. Wer Shooter im Allgemeinen und Aliens im Speziellen schon immer doof fand, sollte jedoch die Finger von The Conduit lassen.

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Packshot The Conduit

The Conduit

Release: 10.07.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: 16