Testbericht: Tales of Symphonia: Dawn of the New World
Mit „Tales of Symphonia“ erschien seitens Namco Bandai wohl eines der besten J-RPGs der letzten Generation. Wurde das Spiel in Japan sowohl auf der Playstation 2, als auch auf dem Nintendo Gamecube veröffentlicht, so brachte ein Deal seitens Nintendo den Titel exklusiv für den Spielewürfel in den Westen. Die Fans der Serie waren begeistert, als man mit „Tales of Symphonia 2: Knights of Ratatosk“ den Nachfolger des von Kritikern ebenfalls gelobten Rollenspiels ankündigte. Wir haben für euch zum Schwert gegriffen und verraten euch, ob die Vorfreude gerechtfertigt war.
In einer neuen Welt…
Lange hat es gedauert, bis europäische Spieler in den Genuss von Tales of Symphonia 2 kommen durften. Während man in Nippon nämlich bereits den neuesten Wii-Ableger Tales of Graces zockt und auch in den USA das Symphonia-Sequel bereits ein alter Hut ist, hat die Umsetzung für die PAL-Region etwas länger in Anspruch genommen. Abgesehen von einer Namensänderung in Tales of Symphonia: Dawn of the New World hat sich allerdings nicht viel getan. Nach wie vor habt ihr es mit einem sehr klassischen J-RPG mit dem typischen, Action betonten Kampfsystem der Tales-Reihe zu tun. Die Story beginnt allerdings etwas anders, als man es vermuten würde. Sie beginnt zwei Jahre nach dem Ende des ersten Teils. Wurde dort durch die Vereinigung der beiden Welten Sylverant und Tethe’alla ein halbwegs heiles Weltbild erschaffen, wird dies nun wieder kräftig umgekrempelt. Denn die erhoffte Ruhe ist aus geblieben. Stattdessen spielt sogar die Natur verrückt und der einstige strahlende Held Lloyd Irving aus dem ersten Teil ist offenbar zum fiesen und skrupellosen Mörder mutiert. Dies geht soweit, dass er sogar die Eltern unseres neuen Protagonisten Emil auf dem Gewissen zu haben scheint. Doch während der junge und ängstliche Junge, der bereits bei einem Heulen außerhalb der Stadt zusammen zuckt und von seinen Pflegeeltern unterdrückt wird, seinen Hass gegen Lloyd hegt, feiert der Rest der Welt diesen immer noch als Held. Erst eine Begegnung mit dem schroffen Richter lässt in Emil so etwas wie den Ansatz von Mut aufkeimen. Doch von da an ist es noch ein weiter Weg, um den ängstlichen Knaben zu einem großen Krieger werden zu lassen, der die Welt wieder vereint.
Bis es soweit ist, hat man als Spieler viel zu tun. Dabei gilt es nicht nur jede Menge Monster zu bekämpfen, sondern auch immer wieder auf menschliche Mitstreiter zu treffen. Teils entlarven Veteranen diese als bekannte Gesichter aus dem ersten Teil, was Spieler des Vorgängers sicherlich freuen wird. Doch auch wenn bei Neulingen diese Momente aus bleiben, wird man ohne Vorkenntnisse verständlich und gut durch die Story geführt. Lediglich der ein oder andere Seitenhieb bleibt einem dann verborgen. Nicht verborgen bleiben dagegen die Dialoge der einzelnen Charaktere. Denn auch wenn manche nur kurzzeitig, andere dagegen länger als Wegbegleiter zu euch stoßen, so sind die einzelnen Beziehungen zueinander sind ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Vieles dreht sich dabei typisch für das Genre der J-RPGs um die Gefühlslage der Charaktere, Freundschaften, Liebschaften, Mut, Angst und Stärke. In dieser Hinsicht ist Tales of Symphonia: Dawn of the New World so klassisch wie ein J-RPG nur sein kann. Dass eure menschlichen Mitstreiter jedoch trotz der meist recht kurzen Verweildauer in eurer Party mit festen Attributwerten ausgestattet sind, wirkt dagegen wie aus der Rollenspiel-Steinzeit und ist merklich unangebracht. Im Bezug auf das Leveln des Hauptcharakters, den Plausch mit den Einwohnern in den Städten, das Antreffen von Händler und das Aufrüsten durch neue Gegenstände bleibt man zumindest den gewohnten und allseits beliebten Traditionen der Genres treu. Weg rationalisiert wurde dagegen frei begehbare Oberwelt, die euch im Vorgänger noch zu munteren Erkundungstouren eingeladen hat. Im Sequel ist es nunmehr so, dass immer wieder neue Orte auf der Landkarte erscheinen und diese direkt angewählt werden dürfen. Dies spart euch zwar ab und an den ein oder anderen Laufweg, lässt Tales of Symphonia 2 aber deutlich linearer wirken und bietet euch nicht so viele Freiheiten wie im Gamecube-Original. Man schwebt somit stets ein wenig in der Gefahr einem Trott zu verfallen und die neuen Orte einfach der Reihe nach abzuklappern.
Dies wird zum Glück jedoch durch das actionreiche Kampfsystem der Tales-Reihe ein wenig aufgebrochen. Die in Echtzeit ablaufenden Scharmützel überlassen euch die Kontrolle über einen der Protagonisten aus eurer Party. Gesteuert wird dabei mit dem Analogstick, während die Buttons A und B für die Attacken zuständig sind. Natürlich darf der zu steuernde Charakter jederzeit gewechselt werden. Ein Blick ins Menü gibt euch Auskunft über euren Status, lässt euch Items einsetzen und selbst Magie, hier „Artes“ genannt, einsetzen. Wer sich zu schwach für den Kampf fühlt, ergreift übers Menü die Flucht. Die Strategie der Gruppe darf dort bei Bedarf ebenfalls individuell angepasst werden. Kleinere Gegner kann man also quasi im Alleingang von seiner Party plätten lassen. Für die großen Obermotze sollte man allerdings schon taktisch vorgehen, da hier der Einsatz von heilenden Items hier genauso wichtig ist wie Team-Attacken, welche die Hitpointanzeige eurer Kontrahenten ordentlich in den Keller purzeln lassen. Doch nicht immer seid ihr auf menschliche Unterstützung angewiesen. Neu ist in Tales of Symphonia 2 nämlich, dass ihr euch unter bestimmten Voraussetzungen nach einem Kampf besiegte Bestien zum Gefährten machen könnt – ein Pakt Emils mit einer dunklen Macht ermöglicht dies. Eure tierischen Kampfgefährten entwickeln sich ebenfalls weiter, werden stärker und lernen teils sogar neue Fähigkeiten. Allerdings könnt ihr sie im Kampf nicht selbst kontrollieren.
Kontrollieren dürfen dagegen bis zu drei menschliche Mitspieler die anderen Mitglieder aus eurer Party. An sich klingt es verlockend in einem J-RPG mit mehreren Kollegen vor der Konsole durch die Höhlen zu jagen und Monster zu metzeln. Die Sache hat dabei nur einige kleinere Haken: Eure Kumpels müssen die vorgefertigten Charaktere ohne Entwicklungsmöglichkeiten nehmen und sind in den Storyphasen dazu gezwungen tatenlos dem Verlauf der Geschichte zuzusehen. Hinzu kommt noch, dass nur so viele Spieler mit einsteigen können, wie sich auch menschliche Mitstreiter in eurer Party befinden. Wer also fleißig Monster aufpäppelt, muss unter Umständen auf die Teilnahme von seinen Freunden am Spielgeschehen verzichten. Die Ansätze zum Mehrspielervergnügen in Tales of Symphonia 2 sind dennoch anzuerkennen und machen auch durchaus Laune. Immerhin ist es nach wie vor eine Seltenheit, dass man sich in einem klassischen J-RPG nicht komplett alleine durch die Dungeons schlagen muss.
Mit einer alten Technik…
Wenn ein japanisches Rollenspiel nicht gerade zur Final Fantasy-Hauptreihe gehört, erwartet man davon in der Regel keine technischen Wunderwerke. So verhält es sich auch in etwa mit Tales of Symphonia: Dawn of the New World. Nachdem man den Vorgänger noch im Cel-Shading-Look präsentierte, ist man für das Sequel davon abgekommen. Die nun etwas realistischer wirkende Welt hätte nur an etlichen Stellen noch mehr Details vertragen können. Trotz teils matschiger Texturen und karger Landschaften ist Tales of Symphonia 2 jedoch kein optischer Reinfall. Dafür sorgen die in der Tat gelungenen Animationen, das in sich stimmige Flair der Welt sowie einige gelungene Effekte bei den Zaubersprüchen. Dass die Zwischensequenzen mitunter etwas mehr Dramatik hätten vertragen können, ist ebenfalls zu verkraften.
In Sachen Sound wird man dafür opulent entschädigt. Nahezu alle Dialoge sind mit einer englischen Sprachausgabe unterlegt, was sogar für optionale Gespräche mit Nebencharakteren gilt. Hier hat man seitens Namco Bandai ganze Arbeit geleistet. Eine komplett deutsche Sprachausgabe wäre angesichts des vielen Textes dann wohl auch etwas zu viel gewesen. Dafür haben es aber deutsche Untertitel ins Spiel geschafft, die zum größten Teil gelungen sind, auch wenn sie ab und an etwas freier gehalten wurden. Den richtigen Sinn vermitteln sie aber dem Spieler und wirken so mitunter ziemlich ambitioniert. Der Soundtrack ist zwar oftmals etwas unspektakulär, vermag es aber die Handlung auf dem Bildschirm ansprechend zu unterstreichen.
Fazit
Machen wir es zum Schluss kurz: Die Klasse des ersten Teils kann Tales of Symphonia: Dawn oft he New World nicht ganz halten, was aber zu erwarten war. Einige Änderungen im Design, die fehlende Oberwelt sowie matschige Texturen ziehen die Wertung leicht nach unten. Die Mehrspieler-Möglichkeit (ich schreibe bewusst nicht „Mehrspieler-Modus“) sowie das Züchten von Monstern sind dagegen gelungene Ansätze. Aufgrund der geringen Konkurrenz im Genre auf der Wii dürfen ausgehungerte Rollenspieler jedoch selbst ohne Kenntnisse des Vorgängers bedenkenlos zugreifen.
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