Testbericht: SSX Blur
EA Big kombiniert nun mit SSX Blur ein bereits ausgereiftes Snowboard Spiel mit einer neuartigen Wii-Steuerung. Die Serie feierte bereits in der Vergangenheit einen großen Erfolg. Wie steht es um den neuen, exklusiven Teil für die Nintendo Wii? Ist es ein Fortschritt oder wurde auch hier wieder nur eine Steuerung erzwungen?
Deine Karriere als Snowboarder
SSX Blur beginnt ohne Vorgeschichte direkt auf dem ersten Berggipfel. Nachdem man den Karrieremodus im Hauptmenü, einen der Fahrer und zwischen Snowboard oder Skiiern gewählt hat, geht es direkt los.
Auf der großen Piste kann der Spieler sich dann warm fahren und die einzelnen Events auf dem Weg erreichen. Alternativ lassen sich die verschiedenen Streckenabschnitte auch durch das Menü auswählen. Die Events werden in fünf verschiedene Disziplinen unterteilt: Slalom, Half-Pipe, Big Air, Rennen und Slopestyle (es werden Kurven, Tricks, Sprünge, Tempo und Tricks+Tempo getestet).
Diese sollte der Spieler dann so gut es geht meistern um neue Fahrer, neue Streckenabschnitte und Turniere frei zu spielen. Letztere sind für das Weiterkommen sehr wichtig und treiben den Punktestand auch ordentlich in die Höhe. Allerdings entstehen auch hier die richtigen Herausforderungen, da man mehrere Disziplinen hintereinander bewältigen muss. Zwar wird das Spiel dann schwieriger, aber der Fahrer wird auch besser. Der Spieler kann nämlich seine Werte verbessern, indem er im Freeride Modus Herausforderungen annimmt oder Siege einfährt.
Bevor man sich in den Karrieremodus stürzt, empfiehlt es sich allerdings, zuerst die Tutorials zu fahren, die Neulingen die Steuerung erklären. Neue Elemente, wie die Grooveleiste, werden dort eingeführt.
Im Hauptmenü kann der Spieler auch einzelne Disziplinen direkt wählen, wenn die Zeit nicht mehr zulässt. Zu guter Letzt gibt es noch einen Mehrspielermodus.
Wo sind denn die Partyspiele?
Entgegen dem Trend findet man in SSX Blur keine Minispielsammlungen. Die Entwickler haben sich hauptsächlich auf den Singleplayer Modus konzentriert und bieten nur einen sehr beschränkten Mehrspieler Modus.
Wer zum Beispiel gerne Rennen/Slopestyle fährt, kann höchstens einen weiteren Spieler im Splitscreen herausfordern und darf auch keine weiteren Computergegner erwarten. Aber im Gegensatz zu Excite Truck bleibt die Grafik hier weiterhin top.
Wenigstens bietet das Spiel noch einen alternativen Vierspielermodus, in dem die Spieler abwechselnd, nacheinander die Disziplinen fahren und durch Punkte gewinnen.
Steuerung
Für die Steuerung hat sich EA etwas Besonderes einfallen lassen. Schnell gesagt: Der Nunchuk Controller übernimmt die Beine und die Wiimote übernimmt den Oberkörper.
Gelenkt wird mit dem dem Analogstick, aber auch zusätzlich mit Hilfe der Bewegungssensoren, was sich sehr natürlich anfühlt und auch recht gut funktioniert. Beim Slalomfahren wird das Kippen dann noch sehr ausgereizt und verlangt dem Spieler schon einiges an Können ab. Wer das nicht so gerne hat, kann immer noch das Verhältnis zwischen dem Analogstick und den Bewegungssensoren in den Optionen verstellen.
Für das Springen liefert EA auch gleich zwei Möglichkeiten: Entweder mit einer Hüpfbewegung des Nunchuks oder traditionell über den A-Knopf. Die Entwickler waren bemüht, den Fans, die vielleicht nicht so richtig mit der neuen Steuerung spielen wollen, noch die Option zu lassen, einige Dinge klassisch zu wählen.
Beim Tricksystem gibt es allerdings keine Alternative. Wer durch die Lüfte fliegt kann mit seitlichen Bewegungen der Wiimote Schrauben und mit Heben und Senken Saltos angeben. Wer sich in Saltos und Schrauben verfängt braucht keine Angst haben obligatorisch im Schnee zu landen, da man mit der A- oder B-Taste seinen Fahrer ausrichten kann, sodass er sicher auf den Füßen landet.
Die Z-Taste sorgt für einen von vier Grabs (je nachdem in welche Richtung man den Nunchuk lehnt). Bei gefüllter Grooveleiste lässt sich mit der Z-Taste auch noch ein Turbo einsetzen. Die C-Taste ermöglicht auf der Nose oder mit dem Tale des Snowboards zu fahren.
Wenn man die besagten Tutorials geschafft hat, kommt man eigentlich relativ schnell in die Steuerung. Was aber den fortgeschrittenen Spielern angeboten wird, sind die Übertricks. Diese werden in der Luft mit gedrückter A-Taste ausgeführt. Wichtig sind dabei die Bewegungen, die bestimmte Formen in die Luft zeichnen wie zum Beispiel einen simplen Kreis. Ist man mit der Bewegung fertig, lässt man A los und bekommt einen netten Zeitlupen- und Soundeffekt, die den Übertrick einführen. Zum Schluss muss man nur noch sicher landen. Die Formen werden dann auch komplexer und erfordern teilweise eine Nunchuk Bewegung, allerdings kann man sie im Hauptmenü in einer Simulation sicher üben. Anfangs werdet ihr aber auch nie dazu gezwungen, die schwierigsten Übertricks zu meistern. Jedoch ist es natürlich ein großer Vorteil, wenn der Spieler diese regelmäßig übt.
Als kleines Extra hat man die Möglichkeit, mit der B-Taste in der Fahrt einen Schneeball zu formen und ihn anschließend mit einer leichten Wurfbewegung zu werfen. So kann man die anderen Fahrer zu Fall bringen, aber auch wichtige Items, die im Spiel schwer zu erreichen sind damit abwerfen.
Grafik
Die Präsentation des gesamten Spiels ist ziemlich solide. Nach einem schönen Intro, welches Laune macht, kommt das gelungene Menüdesign, welches nicht nur gut ausschaut sondern auch angenehm zu navigieren ist. Zwar fehlen einige Knopfalternativen, aber durch die Cursor Optionen ist man trotzdem flott unterwegs.
Die Spielgrafik überzeugt auch mit detaillierten, gut animierten Fahrern, einem frischen, verschneiten Look und gut eingesetzten Effekten. Das sorgt alles für eine flüssige, schnelle Fahrt, auf der man ab und an einige Sonnenblenden, Motion Blur und Windeffekte sieht.
Die Fahrer bieten durch verschiedene Outfits genug Abwechslung und die Strecken geben sie teilweise (und auch nicht immer) viel Mühe dem in nichts nachzustehen.
Aus technischer Sicht bekommt man das Spiel in Widescreen und 480p geboten. Wenig Treppchenbildung verdankt man einem ganz gut eingesetzten Anti-Aliasing. Nur die Fahrer wirken an ihren Umrissen etwas unscharf. Einige Clippingfehler, also ungewollte Überlappung von Objekten, kratzen natürlich an der sonst soliden Präsentation. Da rutscht man schon einmal kopfüber an einer Stange und steckt dabei mit dem Oberkörper im Boden…
Es muss natürlich auch gesagt werden, dass die Grafik größtenteils vom Vorgänger übernommen wurde. Genauso wie einige Teile der Strecken. Daher ist anzunehmen, dass es sich um ein sehr gutes Game Cube-Niveau handelt.
Sound
Der Sound war schon immer wichtig in SSX Blur, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man wieder eine gute Mischung aus House-Musik und passenden Snowboardgeräuschen zu hören bekommt. Leichtes Vögelgezwitscher und das markante Schneegeräusch unter dem Board begleiten den Spieler, welche für eine gute Atmosphäre sorgen.
Kommentiert wird eure Fahrt von dem DJ Junkie XL. Die Sprachausgabe ist dabei in englischer Sprache, was den Spieler in Zusammenhang mit den Wiederholungen nerven könnte. Für diese gibt es dann in den Optionen die Möglichkeit, den DJ abzustellen.
Musik
Die Musik ist wie gewohnt eine Mischung aus Progressive House und Big Beat. Diese passt sich dem Fahrstil des Spielers dynamisch an. Die Musik beginnt nur mit einem leichten Rhythmus und steigert sich dann anhand der Grooveleiste. Meistert man große Tricks und fällt dabei nicht hin, füllt diese sich recht zügig und schon verwandelt sich die Musik in einen satten Song. Diese Funktion wird anfangs noch etwas nervig sein, doch sobald man gut geworden ist, wird der Spieler mit einem großartigen Gefühl belohnt.
Anfängern wir das Stoppen der Musik, sobald sie hinfallen, etwas nerven.
Die Musik, so gut sie auch ist, kann bei längeren Spielesessions (ab drei, vier Stunden) etwas anstrengend wirken, da die elektronische Musik für etwas ältere Generationen schwer zu verarbeiten sein könnte.
Spielspaß und Motivation
Fun-Racer sollen Spaß machen. Durch einen guten Flow und dank vieler Belohnungen versucht SSX Blur den Spieler so lange wie möglich an das Spiel zu binden. Wenn man den Karrieremodus nimmt und die Werteverbesserung und die freispielbaren Fahrer, Outfits und Konzeptzeichnungen, von denen es viele gibt, darf der Spieler davon ausgehen, dass er mehrere Stunden mit dem Spiel verbringen wird.
Selbst für Fans der Reihe, die den Vorgänger haben, dürfte sich dank der neuen Steuerung ein alternatives Spielgefühl entwickeln und allein deswegen noch mal einige Stunden Beschäftigung mit dem Spiel ergeben.
Fazit
Ich habe wieder einmal ein paar Freunde eingeladen um zu sehen, wie andere Spieler sich mit dem Spiel so rumschlagen.
Es ist ja schon bekannt, dass die Übertricks etwas schwer auszuführen sind. Bei mir hat es so vier Stunden gedauert, das erste Mal einen Übertrick zu stehen. Meinen ersten Trick habe ich auch erst gestanden, als mein Besuch da war. Meine Euphorie wurde jedoch etwas gebremst, als zwei von meinen Freunden ihre ersten Übertricks nach einer halben Stunde geschafft hatten. Lag es daran, dass ich es ihnen gezeigt und erklärt habe?
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Tricks auf Langzeit zu einem Problem für den Durchschnittsspieler werden. Im Gegenteil: Mein Chef, der da war und den Vorgänger schon zuhause hat, empfand die neue Herausforderung als erfrischend, nachdem man auf in den alten SSX Spielen sogar mehrere Übertricks in einem Flug schaffen konnte.
Generell war er schon sehr angetan von dem Spiel, obwohl es ihm so vorkommt, als könnte er in SSX 3 auf dem Game Cube mehr Variationen in den Tricks machen.
Vielleicht sollte sich der traditionelle SSX Fan doch noch überlegen, ob es sich für ihn lohnt, das Spiel zu kaufen. Denn bei dem was ich so mitbekommen habe, dürfte die neue Steuerung nicht nur auf Freunde stoßen. Wer aber eine neue Herausforderung sucht, sollte das Spiel unbedingt spielen.
Eine Freundin war auch dabei, die in den alten Teilen immer nur Rennen gefahren ist und sich keinen Trick erlaubt hat, da ihr die Steuerung zu komplex war. Diesen Abend konnte sie mich sogar in der Halfpipe bezwingen! Das hat mich schon gewundert, allerdings sah das auch noch etwas unbeholfen aus 😉
Für Spieler, die noch kein SSX gespielt haben (also wie mich), kann ich den Titel absolut empfehlen, solange sie einigermaßen Spaß mit dem Genre haben. Zwar ist der Winter schon vorbei, aber der Charme des Spiels ist faszinierend, die Atmosphäre gelungen und das Gameplay, wenn man erst einmal drin ist, absolut eingängig! Zudem wird das Spiel auch mal ordentlich schwer, sodass man auch durchaus etwas länger was von hat. Ein weiterer, gelungener Teil einer beliebten Serie. Da vergebe ich auch gerne eine Medaille!
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