Testbericht: Spyborgs

Als der Actiontitel „Spyborgs“ von Capcom erstmalig angekündigt wurde, ging ein Raunen durch die Spielergemeinde. Viel Kritik für den damals präsentierten Stil musste eingesteckt werden, diese hat man sich zu Herzen genommen und die Optik des Titels wurde noch einmal komplett überdacht. Nun präsentiert man das fertige Produkt und die Frage ist, ob sich die Komplettüberarbeitung gelohnt hat. Wir haben für euch die virtuellen Fäuste geschwungen und genau das herausgefunden.

Roboterschlachten

Die ursprüngliche Idee hinter Spyborgs klang verrückt, aber dennoch interessant. Im Stil eines Samstagmorgen-Cartoons sollten die einzelnen Level in dem Brawler präsentiert und dabei von Werbetrailerartigen Videos sowie Geschicklichkeitsspielen unterbrochen werden. Übrig geblieben ist nach dem Redesign neben einer geänderten Optik nur noch das Spielelement der blanken Action. Dabei wurde wohl auch die Story vergessen, denn neben einem simplen „Wehrt euch gegen einen abtrünnigen Spyborg“ -Auftrag habt ihr nicht viel zu tun. Das wird euch zwar in gelungenen Videosequenzen aufs Brot geschmiert, ändert aber nichts am grundlegenden Gameplay: Kloppen, bis die Schwarte kracht. Als einer von drei Spyborgs-Helden zieht ihr ins Geschehen und nehmt in jedem der über 35 Level einen Partner mit. Entscheidet euch also entweder für den coolen Cyber-Helden Stinger, der anstelle eines Unterarms eine Kanone trägt, für den vor Kraft nur so strotzenden Roboter Bouncer oder die Ninja-Kämpferin Clandestine, die mit einem Schwert bewaffnet ist. Euer zweiter Charakter wird entweder von der KI oder je nach Wunsch von einem menschlichen Mitstreiter gesteuert, so dass der Coop-Action nichts mehr im Wege steht.

Die Wahlmöglichkeit der Charaktere vor jedem Level lässt euch dabei verschiedene Kombinationen ausprobieren und bringt etwas Abwechslung in die sonst eher gleich bleibende Action. Im Grunde genommen prügelt ihr euch nämlich in jeder Stage durch Horden von Gegnern um den festgesetzten Zielpunkt zu erreichen. Mit schwachen und starken Angriffen, Combos sowie K.O- und Combo-K.O.-Schlägen halten sich die Variationsmöglichkeiten eurer Angriffe in Grenzen. Blocken wird nur bedingt benötigt, zumindest bis ihr die Schwierigkeitsgrade „Hardcore“ oder „Adrenalin“ ausprobiert. Dann wird Spyborgs dagegen mitunter so schwer, dass ihr gefrustet in die Wiimote beißt. Ärgerlich ist, dass es in den Levels selbst keinerlei Checkpoints gibt, sondern ihr im Falle des virtuellen Ablebens das komplette Level von vorne spielen müsst. Da die Levels meistens in fünf bis zehn Minuten zu bewältigen sind, ist dies zwar zu verkraften, hätte aber trotzdem besser gelöst werden können. Gut gelöst wurde dagegen der Einsatz der Motion Controls, die nur in den optisch ansprechend präsentierten Combo-K.O.s sowie in Bossfights zum Einsatz kommen, präzise reagieren und sofern es gewünscht wird in den Optionen komplett abgeschaltet und durch Buttonkommandos ersetzt werden können.

In den regulären Stages, die im Hauptquartier der Spyborgs starten, stampft ihr tonnenweise Roboter in all ihren Variationen in Grund und Boden. Krabbenartige Kampfkolosse stellen sich euch dabei genauso in den Weg wie flinke Mini-Roboter oder Scharfschützen mit Laserwummen. Besiegte Feinde hinterlassen dabei in der Regel gelbe Funken, mit denen ihr eure Energieleiste wieder auffüllen könnt. In den zahlreichen zerstörbaren Objekten wie Kisten, Fässern, Geländerteilen, etc. verstecken sich ebenfalls Energie spendende blaue Funken sowie rote Funken, die euer Punktekonto anwachsen lassen. Grüne Funken dagegen machen euch kurzzeitig unverwundbar. Manche Kisten sind übrigens gut versteckt und lassen sich nur mittels der Spionsicht ausfindig machen: Mit dem Pointer der Wiimote zeigt ihr auf den Bildschirm und drückt den A-Button, sobald ihr ein verstecktes Objekt entdeckt habt. Eine Aufwärtsbewegung der Wiimote lässt den geheimen Gegenstand dann sichtbar werden. Leider hat man es versäumt mehr Rätsel dieser Art ins Gameplay zu integrieren, so dass die Prügelaction stets im Vordergrund steht. Lange Comboreihen sorgen zwar für einen Anstieg des Punktekontos, mehr Interaktion mit der Umgebung sowie ein sporadisch geforderter Einsatz der grauen Zellen wäre jedoch wünschenswert gewesen. Immerhin wurde an ein Upgrade-System gedacht, welches euch die im Kampf verdienten Punkte in vier Kategorien für eine Verbesserung der Fähigkeiten eurer Helden investieren lässt. Und wer die versteckten Tonbänder in den Stages findet oder bestimmte Anforderungen wie Comboreihen oder das Absolvieren in einem vorgegebenen Zeitlimit erfüllt, schaltet weitere Extras frei. Dazu lassen sich bereits absolvierte Stages jederzeit erneut frei anwählen, um eventuell verpasste Goodies einzusammeln oder die vorgegebenen Ziele zu erreichen.

Einmal explodieren, bitte

In Sachen Visualisierung weiß man im Hause Capcom wirklich Akzente zu setzen. Bisher hat sich das japanische Traditionsunternehmen meist viel Mühe gegeben, wenn es um exklusive Entwicklungen für Nintendos Bewegungskonsole ging. Auch bei Spyborgs ist dies nicht anders. Der Action-Brawler wurde optisch mit vielen Effekten herausragend in Szene gesetzt. Die Funken sprühen an allen Ecken und Enden, tolle Lichteffekte erhellen die Stages und bombastische Explosionen sorgen für den nötigen Knalleffekt. Die Obermotze sind teils Bildschirm füllend, die Animationen stets geschmeidig und bis auf wenige Ausnahmen ist selbst die Framerate trotz viel Action auf dem Screen konstant. Der zum Einsatz kommende 60 Hz- sowie 480p-Modus rundet zusammen mit den Videosequenzen sowie den quasi kaum vorkommenden Ladezeiten den sehr guten optischen Gesamteindruck ab. Dass der leicht comichafte Look der etwas charakterlosen Protagonisten nicht zu dem zum teil eher deftigen Schwierigkeitsgrad passt, steht dagegen auf einem anderen Blatt geschrieben.

Beim Sound griff man dagegen auf Bewährtes zurück. Die Musikstücke treiben die Action auf dem Bildschirm zwar an, halten sich aber eher im Hintergrund. Die Soundeffekte sind krachend und passen zur Atmosphäre des Titels, während man sich beim Voiceacting zwar redlich Mühe gab, die englischen Sprecher aber nicht immer motiviert klingen und es dem gesamten Game ein wenig an Spritzigkeit und Wortwitz fehlt, um vollends überzeugen zu können. Alles in allem macht Capcoms Exklusiventwicklung somit zumindest technisch einen auf Hochglanz polierten Eindruck.

Fazit

Das alles kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Spyborgs ein Final Fight-Klon ist und bleibt, dem es nach ein paar Stunden bereits an Abwechslung mangelt. Die saubere Optik mit ihren tollen Effekten weiß zu begeistern und vor allem in den ersten Momenten macht der Titel jede Menge Laune. Wer mit einem menschlichen Mitspieler in die virtuelle Prügelorgie zieht und von vornherein nicht mehr als einen Brawler erwartet, kann mit Spyborgs sicherlich seinen Spaß haben. Wer dagegen noch nie etwas mit simplen Prüglern anfangen konnte, den kann auch Capcoms Cyber-Klopper nicht lange vor die Konsole fesseln.

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Packshot Spyborgs

Spyborgs

Release: 25.09.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 12