Testbericht: Space Invaders Get Even
Rache ist bekanntlich ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Besonders, wenn es sich um Rache für eine 30 Jahre währende Pein handelt! Bis heute haben Millionen Spieler rund um den Erdball die „Space Invaders“ virtuell zurück in die Tiefen des Alls geschossen – jetzt schlagen sie zurück!!!
B-Movie Invasion
Die Geschichte der Space Invaders ist fast so alt wie die Geschichte der Spiele selbst. Der Klassiker erschien ursprünglich im Jahr 1978 als Spielhallenautomat und wurde in den folgenden 30 Jahren in allen möglichen Versionen für eine Vielzahl von Plattformen umgesetzt. Nachdem zum Jubiläum der Invasion das Spielprinzip in Space Invaders Extreme mit moderner Optik aufgepeppt wurde, setzt Get Even noch einen drauf. Die Space Invaders schlagen endlich zurück! In dem 500 Points teurem WiiWare-Spiel steuert ihr dementsprechend ein Alien-Raumschiff und legt die Welt der Menschen in Schutt und Asche. Eine weitere Handlung bleibt dem Spieler erspart und auch die übrige Präsentation wirkt abgesehen von moderner 3D-Grafik relativ retro. Die Frage ist aber, zündet der Funken von damals auch heute noch?
Schießen, schießen und… äh, schießen
Der Umfang des Spiels erscheint zunächst ziemlich dürftig. Für umgerechnet 5€ bekommt man eine Mission, bestehend aus zwei Levels und einer Boss-Stage. Drei weitere Missionen kann man sich für jeweils 500 Points dazukaufen, sodass für den vollen Genuss von Get Even satte 2000 Punkte auf den Tisch gelegt werden müssen – ein wenig viel, für ein Spiel, das in seinem Kern nur ein simples Prinzip verfolgt. Als fliegende Untertasse schwebt ihr über die Städte der Menschen und – richtig – schießt alles zu Klump. Häuser, Fahrzeuge, Panzer, Hubschrauber, eben alles, was Punkte bringt. Statt klassischer Laserkanonen steht eurem UFO dabei eine eher kuriose Alien-Waffe zur Verfügung, die Space Invaders selbst. Auf insgesamt fünf Arten lassen diese sich verschießen und richten ordentlich Chaos an. Hauptziel ist stets die Zerstörung eines bestimmten Missionsobjekts innerhalb eines Zeitlimits, doch im Grunde ist es das Effektivste, einfach alles auf dem Bildschirm zu Staub zu verarbeiten, da auch nicht missionskritische Ziele euch wertvolle Sekunden gutschreiben. Geballert wird dabei aus der Vogelperspektive per Pointer, das UFO lenkt ihr mit dem Analogstick über die Stadt und weicht gegebenenfalls feindlichem Feuer aus. Wer die Augen offen hält, findet zudem kleine „Easter-Eggs“, etwa eine Tempelähnliche Kultstätte, deren Anhänger eure Lebensenergie wieder aufladen oder Kühe, die natürlich entführt werden können. All das bringt Punkte und nur darum geht es am Ende. Habt Ihr die zwei Levels absolviert und den riesigen Boss geplättet, darf der Highscore online hochgeladen und mit anderen Spielern verglichen werden. Die Highscorejagd motiviert zwar eine Weile, doch auf Dauer fehlt es dem „alles-zu-Brei-schießen“-Spielprinzip einfach an Abwechslung. Zudem ist der Preis für die drei Zusatzpakete mit nochmal 15€ unverschämt teuer und der Gesamtspeicherbedarf für das komplette Spiel mit über 600 Blöcken enorm hoch.
Damals und heute
Zugegeben, der offensichtlichste Unterschied zum Original ist sicher die knallbunte Grafik und die Tatsache, dass ihr mit eurem Space Invader frei durch die Levelkarte manövrieren dürft. Das Auge wird auch durchaus eine Zeit lang mit großen Explosionen und Lichteffekten unterhalten, allerdings nutzen diese sich aufgrund ihrer Massenhaftigkeit schnell ab. Witziges Detail: Wie in alten Comics werden Explosionen von einem großen BOOOOM-Schriftzug begleitet.
Fazit
Ob man es gespielt hat oder nicht, Space Invaders ist Kult und hat die Videospielwelt seinerzeit ein Stück weit vorangetrieben. Heute ist das Spielprinzip für Retrogamer immer noch eine Runde wert, doch hierfür fehlt es der Neuauflage Get Even leider an Charme. Die Kulisse wirkt (halbwegs) zeitgemäß und das Spielprinzip ist ebenfalls ein Anderes. Jüngere Spieler werden allerdings aufgrund der Abwechslungsarmut auch nicht lange bei der Stange bleiben und zudem die hohen Anschaffungskosten oder im Umkehrschluss den geringen Inhalt scheuen. Insofern gelingt es dem WiiWare-Spiel nicht vollständig alte oder neue Spieler anzusprechen, weswegen es irgendwo zwischen den Fronten im Mittelfeld dümpelt. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich von Belang.
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