Testbericht: Soulcalibur Legends
An sich ist die Ankündigung einer Exklusiventwicklung immer etwas Feines. Und gerade als Namco mit „Soulcalibur Legends“ einen speziell für Wii entwickelten Ableger der martialischen Prügelserie in Aussicht stellte, schlug das Herz eines manchen Gamers höher. Umso enttäuschender war es, als die ersten Reviews aus Übersee eintrudelten und den „Final Fight“-Verschnitt mit den Schwertträgern aus Namcos Paradeprügler als mittelmäßigen Titel mit ödem Gameplay deklassierten. Ob es dennoch Spaß macht sich mit den legendären Klingen zu bewaffnen? Wir haben es in endlosen Gefechten für euch herausgefunden…
Die Legende lebt!
Die Geschichte um den blonden Jüngling Siegfried und dessen Verwandlung in den fiesen Nightmare wurde bereits im ersten Teil der Prügelserie Soul Calibur kurz behandelt. Doch erst in Soulcalibur Legends wird sie nun etwas genauer beleuchtet und für den Fan der Serie aufgedeckt. Die Story startet nämlich einige Zeit vor dem ersten Teil und erklärt die Vorkommnisse rund um Siegfried sowie Hintergründe die beiden Schwerter Soul Edge sowie Soul Calibur betreffend. Nach einem kurzen und schicken Intro wird man dabei im Titelbildschirm mit dem Quest- sowie dem Gruppenmodus konfrontiert. Sobald man sich in den Optionen ausgetobt hat, darf man sich in das eigentliche Spiel stürzen. Herzstück des Games ist natürlich der Quest-Modus, der für den Einzelspieler gedacht ist. Eine weitere Einleitungssequenz führt den Spieler in die Story ein und bringt euch direkt in die Trainingsstage, wo ihr die grundlegenden Eigenheiten der Steuerung beigebracht bekommt. Mit eurem Schwert bewaffnet erwehrt ihr euch blutrünstiger Monster, die euch nach eurem Leben, respektive eurem Gesundheitsbalken trachten. Gespielt wird dabei in dem Third Person Action-Adventure mit etwas Abstand zu eurem Helden, wobei sich die Kameraperspektive automatisch dem Geschehen anpasst – zumindest im Optimalfall.
Während ihr euch durch die Stages schlitzt, werden immer wieder einzelne Abschnitte mit imaginären Wänden verbarrikadiert, die ihr erst nach dem Besiegen einer bestimmten Anzahl an Gegnern durchschreiten könnt. Dies soll offenbar sicherstellen, dass ihr nicht zu schnell durch die ohnehin sehr kurzen Levels rast, sondern euch hier und da erst mit einer Schar Kontrahenten beschäftigt, bevor ihr unvermittelt das Ende des Levels erreicht. Auf eurem Weg dorthin dürfen nicht nur Monster zerhackt, sondern auch Kisten, Fässer und andere Gegenständer in Trümmer geschlagen werden. Diese verbergen teils grüne Orbs, die euren Specialbalken auffüllen, bescheren euch Energie schenkende Kristalle oder gar ein rot leuchtendes Waffensymbol, welches die Stärke eueres Schneideisens in die Höhe zu treiben vermag. Damit euch nicht zu langweilig wird, wartet in einigen Stages am Ende ein Obermotz auf euch, der mit den permanenten Überredungskünsten eurer Waffe in die Knie gezwungen werden will.
Der Spielablauf ist dabei mehr oder weniger linear. Euch werden zwar auf einer großen Weltkarte mitunter zwei verschiedene Locations angezeigt, die ihr als nächstes besuchen könnt. Das Abstatten der entsprechenden Stages ist allerdings ohnehin obligatorisch und die gewählte Reihenfolge hat ebenfalls keinen Einfluss auf das Spielgeschehen. Einzig wenn man dort auf weitere Soul Calibur-Charaktere treffen kann, sollte man im Zweifelsfalle zuerst die entsprechenden Stages anwählen. Nach und nach lassen sich nämlich weitere Kämpfer aus dem großen Vorbild ergattern, mit denen ihr Seite an Seite in die Schlacht ziehen dürft. Seite an Seite? Nun, nicht ganz. Vor dem Start einer Stage dürfen zwar zwei Protagonisten gewählt werden, allerdings dürft ihr in den Levels lediglich zwischen euren beiden Lieblingen hin- und herwechseln. Gerade im Falle von sich dem Ende neigender Lebenskraft kann dies jedoch sehr nützlich sein. Neben dem Titelhelden Siegfried kommt man dabei gleich zu Beginn in den Genuss seine Hände zumindest virtuell an die sexy Dame mit dem Kettenschwert – Ivy ist gemeint – legen zu dürfen. Weitere Charaktere, wie die mit Schwert und Schild bewaffnete Sophitia, der mit seinem wuchtigen Hammer agierende Astaroth, der Schnitzelfreak Mitsurugi oder die mit seltsam geformten Brüsten gestrafte Ninja-Braut Taki werden später spielbar.
Doch nicht nur fiesen Kreaturen stellen sich euch in den Weg, auch diverse Fallen trachten nach eurer Lebensenergie. Egal ob es sich um Flammensäulen oder Klingen aus dem Boden, Speere aus der Wand oder riesige Felsbrocken handelt, hier ist geschicktes Ausweichen gefragt, möchte man nicht einen Teil seiner Energie einbüßen. Abwechslungsreichtum soll zudem durch den Einsatz von kleineren Rätseln geboten werden. „Rätsel“ ist allerdings fast schon etwas hoch gegriffen, denn mehr als ab und an mal einen Schalter zu betätigen, Statuen zu drehen oder Seile zu kappen wird vom Spieler kaum gefordert. Das an sich sehr monotone Spielprinzip nach dem „Hau Drauf“-Motto wird durch die öden Rätsel kaum aufgepeppt. Die sich wiederholenden und strunzdoof agierenden Gegner sorgen ebenfalls nicht gerade für große Motivation. Einzig die Abrechnung am Ende eines jeden Levels spornt zum Weiterspielen an, denn nach und nach gewinnt man für Combos, zugefügten Schaden und die benötigte Zeit im Level Erfahrungspunkte und steigt somit im Spielerprofil immer wieder eine Klasse nach oben, bis man irgendwann hoffentlich den höchsten Rang erreicht hat. Auch die einzelnen Charaktere können verbessert werden und sogar neue Waffen lassen sich nach und nach freischalten.
Wer nicht gerne alleine das Schwert zückt, darf sich einen Kumpel vor die Wii holen und gemeinsam in die Schlacht ziehen. Dabei stehen drei verschiedene Modi zur Auwahl. „Coop“ bietet dem Spieler die Möglichkeit die „Quest“-Levels kooperativ noch einmal zu durchleben. „Wettkampf“ dagegen setzt bestimmte Ziele wie z.B. die meisten gesammelten Gegner oder die meisten besiegten Feinde. „Gegen“ ist letztlich eine Eindeutschung für einen Versus-Modus. Dieser läuft allerdings nicht wie im klassischen Beat’em’Up ab, sondern die beiden Kontrahenten beharken sich in der Third Person-Perspektive in vorgegebenen Locations. Allen drei Spielmodi haben gemeinsam, dass sie über einen vertikal geteilten Splitscreen gespielt werden und dass sich die Motivation bereits nach wenigen Runden ziemlich in Grenzen hält, selbst wenn im „Quest“-Modus später weitere Arenen und Locations freigeschaltet werden.
Schwingt die Schwerter!
In der Beat’em’Up-Version steht die Soul Calibur-Reihe eigentlich seit je her für ausgeklügelte Prügel-Action mit vielen taktischen Finesse, einem ausgefeilten Gameplay und zahlreichen Combo-Möglichkeiten. In der Portierung in das Genre des Action-Adventures ist davon leider nicht mehr viel übrig geblieben. Man hat zwar versucht charakteristische Moves der einzelnen Fighter beizubehalten, spielerisch hat Soulcalibur Legends jedoch nicht mehr viel mit seinem großen Bruder gemeinsam. Ihr steuert eure Helden mit dem Analogstick des Nunchuks durch die Stages und vollführt für jegliche Angriffe Bewegungen mit der Wiimote. Horizontole und vertikale Attacken kommen dabei ebenso zum Einsatz wie Schwünge nach oben und unten sowie Stöße nach vorne. Ihr habt dabei automatisch immer das nächste Ziel anvisiert, könnt jedoch durch einen Druck auf den A-Knopf jederzeit auch einen anderen Widersacher mit euren Hieben und Schlitzern bedenken. In den meisten Fällen werden die Bewegungen dabei sogar korrekt erkannt und dürfen zu mehr oder weniger spektakulären Combos verknüpft werden. Ob ihr vor allem in den ersten Stages allerdings gezielt vorgeht oder einfach nur wild durch die Gegend fuchtelt, macht bei der Spielmechanik von Soulcalibur Legends keinen Unterschied. Lediglich später sollte ab und an geblockt werden, um den Projektilen von Bogenschützen und dergleichen auszuweichen. Um Fallen zu umgehen kann zudem die Fähigkeiten zum Springen verwendet werden. Durch eine schnelle Bewegung des Nunchuks sind Ausfallschritte möglich, die ebenfalls zum Umgehen von Fallen verwendet werden können. Ist der Specialbalken gefüllt, darf man mit dem C-Button die Seelenenergie auslösen, die spektakulärere Moves ermöglicht, die eurem Gegner besonders viel Kraft rauben.
Die an sich recht gute Bewegungserkennung kann nur leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass die spielerische Abwechslung in Soulcalibur Legends hinten und vorne fehlt. Warum zudem in den Menüs komplett auf die Pointerfunktion der Wii-Remote verzichtet wurde und man den Cursor umständlich über das Steuerkreuz bedienen muss, ist mir zudem ein Rätsel. Die an vielen Stellen einfach nur hakelige Kamera, die gerade um Ecken herum immer einen Tick zu langsam ist, nicht manuell nachjustiert werden kann und euch deswegen immer wieder in Fallen stolpern lässt, bietet ebenfalls Anlass zur Kritik.
Martial oder marginal?
Wenn das Game schon spielerisch in vielen Bereichen hinter den Erwartungen zurück bleibt, kann Soulcalibur Legends wenigstens im technischen Bereich überzeugen? Leider nur bedingt. Man merkt dem Titel seinen Ursprung im Beat’em’Up-Sektor jedenfalls deutlich an, denn vor allem die Protagonisten sehen wirklich ordentlich aus. Zwar lockt man in der heutigen Zeit selbst mit diesen Polygonmodellen niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, gehobene Gamecube-Optik gepaart mit butterweichen Animationen sorgt aber immerhin nicht sofort für akuten Augenkrebs, wie man es leider oft von anderen Wii-Spielen her kennt. Bedauerlicherweise wurde aber offenbar nach dem Modellieren der Charaktere der Rest des Games etwas vernachlässigt. Vor allem im Bezug auf die einzelnen Locations macht sich das immer wieder bemerkbar. Die verwendeten Texturen sind farbarm und matschig, Details sucht man in den Stages meist vergeblich. Die sich immer wiederholenden Gegenstände bringen den Spieler dabei ebenso zum Gähnen wie die öden Hintergründe und das dröge Design der Levels. Straight geht es von einem Punkt zum nächsten, Abzweigungen sind kaum zu finden und spätestens wenn diverse Stages mehrfach durchlaufen werden müssen, kommt die große Langeweile auf. Immerhin werden der 60Hz, bzw. der 480p-Modus unterstützt. Das ist allerdings keine Glanzleistung und es sollte auch bedacht werden, dass nach dem Intro die Videosequenzen rar werden und man sich eher mit gezeichneten Screens sowie jeder Menge zu lesendem Text befassen muss, der nicht immer in astreinem Deutsch über den Bildschirm flackert.
In Sachen Sound wird ebenfalls nur mittelmäßige Kost geboten. Die Hintergrundmusiken sind martialisch, episch und passen zum brachialen Spielgeschehen wie die Faust aufs Auge. Die Soundeffekt wurden offenbar 1:1 aus einem der Vorgänger übernommen und bieten gewohnte, wenngleich stimmungsvolle Kost. Sprachausgabe gibt es nur in einigen wenigen Sequenzen und selbst diese sind nicht immer überzeugend. Schade, dass man sich hier mit den englischen Stimmakrobaten nicht etwas mehr Mühe gegeben hat.
Fazit
Soulcalibur Legends ist der Versuch eine große Marke mit einem anderen Spielkonzept auf Nintedos Wii zu bringen. Dieser Versuch ist zwar nicht komplett gescheitert und bietet einige nette Ansätze, vermag es aber nicht auf Dauer zu überzeugen. Dazu fehlt es vor allen Dingen an spielerischer Abwechslung, denn mit der Zeit wird das Wii-Remote-Geschüttel eintönig. Selbst die überzeugenden Animationen, die Upgrades der Charaktere und die gute Bewegungserkennung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wohl nur Fans der Serie und pure Action-Freaks hier ihre Freude haben werden.
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