Testbericht: Sonic Unleashed
Der blaue Igel ist zurück! Nach dem recht gelungenen und erfolgreichen Wii-Debüt „Sonic und die Geheimen Ringe“ rast Segas Maskottchen nun in „Sonic Unleashed“ über den Bildschirm. Ob das Sonic Team an den 2006er Titel nahtlos anknüpfen kann, haben wir für euch herausgefunden. Also, die weißen Turnschuhe geschnürt und ab ins Abenteuer!
Die Welt entzwei
Der Einstieg in das Abenteuer beginnt viel versprechend. In einem hübsch anzusehenden Render-Video wird die Story vorgestellt. Sonic ist samt aller Chaos Emeralds unterwegs ins All um Dr. Eggman in seinem Raumschiff den Garaus zu machen. Doch der Fiesling hat sich eine tückische Falle ausgedacht. Sonic wird durch ein riesiges Energieschild umgeben, welches ihm die Superkräfte entzieht und ihn um die Emeralds erleichtert. Durch die Umkehrung der Polarität dieser besonderen Steine wird dunkle Energie freigesetzt, welche von Eggman gebündelt auf die Erde geschickt wird. Diese spaltet sich dadurch in sieben Kontinente auf, die allesamt den Erdkern umkreisen. Zu allem Überfluss wird dadurch die böse Bestie namens Dark Gaia aus ihrem langen Schlaf gerissen. Mit ihrer Hilfe will Dr. Eggman, wie soll es auch anders sein, die Weltherrschaft übernehmen. Sonic jedoch wurde während des Vorfalls ebenfalls zur Bestie, denn Eggman verwandelte unseren Helden kurzerhand zu einem Werigel mit scharfen Zähnen, Klauen und mit Muskeln bepackt. Eggman wirft den mutierten Igel samt der verbrauchten Emeralds aus dem Raumschiff in das Weltall. Sonic prallt nach seinem Flug ins Bodenlose auf einen der sieben Kontinente und trifft dort ein kleines Wesen, welches offenbar sein Gedächtnis komplett verloren hat – sogar sein Name ist ihm entfallen. Die beiden freunden sich an und Sonic verspricht dem kleinen Wicht, den er selbst nun Chip nennt, die Erinnerungen wieder zu finden. Zudem wollen die beiden natürlich die auseinander gebrochenen Kontinente wieder zusammenführen. Das Abenteuer kann beginnen.
Im weiteren Spielverlauf besuchen Sonic und Chip diverse Städte und Dörfer. Hier darf zunächst viel gelesen werden, denn bevor die eigentliche Action auf dem Schirm starten darf, müssen die Bewohner der verschiedenen Orte ausgequetscht werden, um wichtige Items zu erhalten sowie den jeweiligen Tempel ausfindig machen zu können. Zuerst wird dem Spieler in den ersten Levels die Steuerung in mehreren kleinen Tutorial-Abschnitten näher gebracht. Hier wird dem nostalgischen Sonic-Fan auch gleich warm ums Herz, denn es darf ordentlich Geschwindigkeit aufgenommen werden. Dabei schwenkt die Kamera von der Schulteransicht auch teilweise in eine 2D-Seitenansicht, wie zu besten Mega Drive-Zeiten. Sehr beachtlich ist dabei, was für einen Speed der kleine Igel an den Tag legt. Mit zusätzlichen Quick-Time-Aktionen gespickt, können die Passagen mit dem „normalen“ Sonic wirklich überzeugen.
Wenn die Nacht herein bricht verwandelt sich Sonic, wie oben bereits beschrieben, in den Werigel. Dies hat unmittelbaren Effekt auf das Gameplay, denn anstatt mit Höchstgeschwindigkeit über den Schirm zu pesen, muss sich der mutierte Sonic durch die Level prügeln. Diverse Geist-Gegner stellen sich dem Protagonisten in den Weg und müssen mit zahlreichen Kombos erledigt werden. Tauchen neue Horden auf wird eine Barriere errichtet, so dass Sonic gezwungenermaßen erst einmal alle Bösewichte bezwingen muss bevor es weitergehen kann. Prügelt sich der Werehog nicht gerade durch die Gegnerscharen, so darf er einfache Schalterrätsel lösen und Sprung- sowie Kletterpassagen absolvieren. Am Ende muss, egal in welcher Gestalt, der große Ring passiert werden – dann ist der Level geschafft.
Sonic Unleashed lässt sich grob in drei Gameplay-Teile aufteilen. Zum einen die Level in normaler Sonic-Gestalt, in welchen es hauptsächlich um Geschwindigkeit geht. Zum zweiten heißt es in der Werigel-Gestalt die Geist-Gegner zu vermöbeln und ein weiteres Drittel geht für die Erkundung der Dörfer bzw. Städte drauf. Leider sind die Werigel- und Erkundungs-Passagen dabei überhaupt nicht gelungen. Als Mutanten-Igel unterwegs lässt sich vor allem die Uninspiriertheit bemängeln. Die Levels sind langweilig gestaltet und die Gegner tauchen zu Unmengen auf. Endloses Remote-Gefuchtel oder Button-Mashing ist dabei alles, was dem Spieler abverlangt wird. Anspruchsvolle Rätsel sucht man vergeblich, lediglich ein paar offensichtlich platzierte Schalter müssen umgelegt werden. Oder es geht darum Abgründe zu überwinden, teils mithilfe von Kletterstangen. Hierbei ist die Steuerung jedoch zu allem Überfluss nicht sonderlich gelungen, dazu aber später mehr. Die Krone wird dem Ganzen dann durch die nervigen Dialoge aufgesetzt. Glücklicherweise muss in der Wii-Version nicht selbständig durch die Gegend gelaufen werden, sondern Sega reduzierte diese Passagen mit einfachen Standbildern und Sprechblasen. Nach und nach lässt sich auf der Karte dann ein Ziel nach dem anderen abgrasen, um alle Dialoge geführt zu haben.
Steuerung
Der blaue Igel lässt sich entweder per Wii-Remote und Nunchuk, per Gamecube-Controller oder per Classic Controller steuern. Die Wii-typische Remote-Variante erweist sich als viel zu ungenau. Diverses Gefuchtel in den Werigel-Passagen wirkt mitunter einfach deplatziert und sorgt für Frust beim Spieler. Der Gamecube-Controller ist da schon wesentlich besser, jedoch durch die ungünstige Doppelbelegung der Tasten nicht immer optimal. Als praktikabelste Variante erwies sich in unserem Test die Verwendung des Classic Controllers. Vor allem die Schultertasten für das schnelle Ausweichen mit Sonic funktionieren hier am besten. Mit dem Analogstick steuert man den Igel, die Knöpfe dienen zum Springen und zum Schlagen bzw. müssen in den genannten Quick-Time-Aktionen wie vorgegeben möglichst schnell gedrückt werden. In den Werigel-Levels sind jedoch vor allem die Kletterpassagen sehr träge. Hier agiert Sonic immer erst dann, wenn auf dem Schirm der entsprechende Button zum Festklammern an den Stangen eingeblendet wird. Unfreiwillige Abstürze sind hier vorprogrammiert, da man meist schneller denkt als das Spiel mit den Tastenhilfen rausrücken will.
Grafik und Sound
Optisch liegt Sonic Unleashed im soliden Mittelfeld. Die Umgebungen und Hintergründe sind teils recht ansehnlich gelungen, jedoch wirken die Charaktere und Objekte alle ein wenig grobpixelig. Das Spiel könnte zudem als Referenzbeispiel für das unbeliebte Kantenflimmern dienen. Ansonsten sind die Dialog-Screens mit den Bewohnern sowie die Menüs sehr ansprechend gestaltet. Insgesamt wirkt das Spiel, trotz der Mängel, optisch durchdacht und wie aus einem Guss und die 480p-Unterstützung sowie der 16:9-Modus seien ebenfalls erwähnt.
Der Dolby Pro Logic II-Sound wirkt jedoch noch eine ganze Ecke besser als die dargebotene Grafik. Die Charaktere haben eine englische Sprachausgabe spendiert bekommen, die sich hören lassen kann. Den einzelnen Figuren wurden dabei sehr passende Stimmen verliehen, lediglich der Werehog spricht ein wenig merkwürdig und unpassend, aber man kann sich daran gewöhnen. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gelungen und erstreckt sich von leichten Akustikgitarren-Tunes über krachende Rock-Nummern bis hin zu Techno-artigen Sounds.
Fazit
Sega erweckte bei mir mit dem ersten Trailer zu Sonic Unleashed eine ungemeine Vorfreude auf den Titel. Das fertige Produkt kann jedoch leider den Erwartungen überhaupt nicht gerecht werden. Richtig gut gelungen sind die klassischen Geschwindigkeitspassagen mit Sonic in Normalgestalt – die Wechsel auf 2D sind einfach klasse und machen ungeheuren Spaß. Warum jedoch die Entwickler den Werigel sowie die aufgesetzten und viel zu lang geratenen Dialoge integriert haben, bleibt mir ein völliges Rätsel. Die hohe Geschwindigkeit zu Beginn wird schnell gebremst durch den mutierten Igel und seine öden Button-Mashing- bzw. Fuchtel-Level sowie den langen Ladezeiten und den völlig verkorksten Rücksetzpunkten nach dem virtuellen Ableben. Ach, es hätte so schön werden können, doch leider bleibt Sonic Unleashed unter dem Strich deutlich hinter „Die Geheimen Ringe“ zurück. Schade, aber somit landet das Spiel lediglich im bedeutungslosen Mittelfeld der Wii-Spiele.
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