Testbericht: Sonic the Hedgehog 4 Episode I

Nintendos WiiWare-Service bietet nicht nur kleinen Entwicklern eine gute Möglichkeit sich mit exklusiven Entwicklungen einem großen Publikum zu präsentieren. Immer wieder sind es jedoch auch etablierte Entwickler, die sich mit einem Download-Game auszeichnen. Neben Capcom und Konami steht nun mit Sega ein weiterer traditioneller Spieleentwickler in den Startlöchern, um mit Sonic the Hedgehog 4 Episode I die Gunst der Spieler zu gewinnen. Wir haben den Titel unter die Lupe genommen und sind mit dem blauen Igel durch die Stages gerast.

Alles wird besser werden…

Segas Maskottchen Sonic musste in den letzten Jahren Einiges mitmachen. Nachdem seine ersten Ausflüge in die dreidimensionale Welt auf der Kultkonsole Dreamcast noch gelungen waren, mangelte es in den späteren Titeln leider immer wieder an der notwendigen spielerischen Qualität – einzelne Ausnahmen mal ausgenommen. Zudem traten immer mehr Freunde und Sidekicks in den Spielen auf, dem blauen Igel wurden Extras wie ein Schwert spendiert und am Ende verwandelte er sich sogar in einen Werigel. Die Stimmen der Fans wurden immer lauter, die sich endlich einen neuen Sonic-Titel im Stile der klassischen Teile vom Mega Drive wünschten. Die Überraschung war groß, als ein Countdown auf der Webseite von Sega einen neuen Titel des Sonic Teams ankündigte. Tag für Tag wurden dabei Charaktere aus dem Sonic-Universum ausgeschlossen, die nicht in dem Game auftauchen würden. Am Ende blieb zur Freude aller Fans einzig und alleine Sonic übrig. Wenig später wurde enthüllt, dass Sonic 4 als Download-Titel und in mehreren Episoden erscheinen würde. Nun ist es also soweit, dass wir das Game im Nintendo-Shop vorfinden.

Uns erwartet dabei nicht nur das trashig-schöne „Sega“-Singsang zu Beginng, sondern ein Spiel, welches auch in fast allen anderen Belangen sehr traditionell gehalten ist. Fans der ersten Teile werden sich somit sofort heimisch fühlen. Insgesamt vier Welten lang mit jeweils drei verschiedenen Zonen sowie je einem Endboss darf man noch einmal in die Anfangstage von Sonic abtauchen, als der Igel noch ohne Hilfsmittel auf der Suche nach Ringen sowie schützenden Blasen in großen Monitoren unterwegs war und mit jedem zerstörten Feind auch ein kleines Tierchen befreite. Kennern der ersten Teile fällt dabei auf, dass sich Sonic beim Laufen leicht anders steuert als in seinen ersten Auftritten in einem Jump’n’Run. Er erklimmt jetzt Höhen leichter, wo er früher etwas mehr Anlauf gebraucht hat, klebt dafür aber nach den Sprüngen etwas mehr am Boden. Das alles lässt den Titel eine Nuance einfacher für Einsteiger werden. Neu im Repertoire ist dabei nur die Homing Attacke, mit der man aus dem Sprung heraus den nächsten Gegner, Bumper, etc. anvisieren und direkt darauf zusteuern kann. Was in den 3D-Teilen eingeführt wurde, erweist sich auch in zwei Dimensionen als praktisch. Aus dem Sprung heraus werden so akrobatische Stunts von Gegner zu Gegner gefordert, mit denen man sich in neue Höhe katapultiert. Angereichert mit Beschleunigern und Bumpern ist man dabei durchaus flott in den Levels unterwegs. Unser kleiner blauer Stachelmann rast durch Schrauben und Loopings und sammelt dabei Ringe, als ob es kein Morgen gäbe. Pro 100 Ringe erhaltet ihr dabei ein Extraleben, ein einziger Treffer eines Gegners lässt euch alle gesammelten Ringe verlieren. Damit verliert ihr sogleich auch euren Schutz, denn ein weiterer Treffer ohne einen einzigen Ring bedeutet euer Ableben auf dem Bildschirm. Aus Monitorblöcken könnt ihr euch neben Ringen weitere Extraleben sowie eine schützende Blase, die Speed-Schuhe sowie kurzzeitige Unverwundbarkeit holen. Die Steuerung mit quer gehaltener Wiimote ist übrigens ebenfalls traditionell, denn mehr als das Steuerkreuz sowie ein Button für die Aktionen wird nicht benötigt.

Die vier verschiedenen Szenarien werden erfahrenen Sonic-Jüngern dabei bekannt vorkommen. Splash Hill, Casino Street, Lost Labyrinth und Mad Gear erinnern nicht umsonst an die bekannten Zonen des ersten Teils. Trotz des angewandten Recyclings im Design fühlen sich die verschiedenen Stages dennoch frisch und unverbraucht an. Man erkennt zwar viele Dinge aus dem klassischen Sonic-Teil wieder, doch neue Ideen sorgen immer wieder für einen frischen Wind. Mit Fackeln im Lost Labyrinth erhellt ihr kurzzeitig die Dunkelheit und dürft sogar Rätsel lösen, wie ihr euch den Weg nach vorne bahnen könnt. Einige kurze Lorenfahrten sind ebenfalls dabei, während ihr im von Maschinen dominierten Mad Gear mit Dampfkraft durch die Luft gewirbelt werdet. Eine coole Idee sind auch die Spielkarten in den Casino-Levels, die sich beim Vorbeilaufen drehen und euch mitunter Extras verschaffen. Die Endbosse eines jeden Abschnitts hat man in ähnlicher Form zwar bereits gesehen, sie besitzen allerdings mitunter neue Angriffsmuster, die eure Taktik etwas verändern sollten. Sonderlich schwierig sind die regulären Endbosse allerdings nicht. Erst der finale Obermotz verlangt euer Können und kann durchaus sogar etwas unfair agieren. Dennoch sollten geübte Spieler nicht länger als zwei Stunden brauchen, bis sie alle Zonen durchgespielt haben. Dabei habt ihr aber noch lange nicht alles in Sonic the Hedgehog 4 Episode I gesehen. Überall warten versteckte Wege und weitere Extras darauf entdeckt zu werden. Da ihr die einzelnen Stages auch jeweils auf Zeit und auf Punkte spielen könnt (eine Online-Rangliste wartet hier schon gierig auf eure Daten) ist ein gewisser Wiederspielwert vorhanden. Man muss sich allerdings schon selbst motivieren und zu entsprechenden Höchstleistungen anspornen.

Wie in alten Zeiten?

Rein optisch ist Sonic the Hedgehog 4 Episode I einfach schön anzuschauen. Man erkennt zwar die Anleihen aus den alten Sonic-Teilen sofort wieder, merkt aber auch trotzdem ihre moderne Verpackung mit detaillierter Grafik und viel Liebe zu den Kleinigkeiten. Die knallbunte Optik mit ihrem Spiel in den Ebenen überzeugt von der ersten Sekunde an und macht einfach Laune. Der dreidimensional vorgerenderte Hauptcharakter passt perfekt in diese Welt und sieht immer gut aus. Auch bei hohen Geschwindigkeiten läuft das Spielgeschehen komplett flüssig ab. zwar muss man im Gegensatz zu den HD-Konsolen Abstriche in Sachen Auflösung hinnehmen, wirklich bemerkbar macht sich das allerdings nur im direkten Vergleich. Wii-Besitzer ohne Konkurrenzkonsole sind somit nicht automatisch im Nachteil.
Etwas blass wirkt dagegen teils der Sound. Zwar sind die Musikstücke klassisch im Midi-Sound gehalten, dudeln allerdings bald etwas belanglos im Hintergrund. Die Soundeffekte dagegen sind gelungen wie eh und je, passen zum Geschehen und lassen die Ohren von Sonic-Fans schnell klingeln.

Fazit

Wer die ersten Sonic-Teile auf dem Mega Drive geliebt hat, wird auch Sonic the Hedgehog 4 Episode I mit Freude verschlingen. Grafisch ist das Game gelungen und auch der Sound geht in Ordnung. Ausschlaggebend ist ohnehin das Spielgefühl, das trotz vieler klassischer Anleihen mit neuen Elementen punktet und selbst traditionell gehaltenen Stages einen frischen und unverbrauchten Touch verleiht. Die einzige Kritik ist somit der Preis von satten 1.500 Wii Points, der für manche etwas zu hoch sein könnte. Immerhin bietet hier die Konkurrenz für teils deutlich weniger Punkte genauso viel Spielspaß. Sonic-Fans sehen darüber allerdings hinweg und holen sich den Titel trotzdem. Sonic ist jedenfalls wieder zurück. Zwar nicht mit einem Paukenschlag, aber mit viel Stil und jeder Menge Retro – und das ist gut so!

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Packshot Sonic the Hedgehog 4 Episode I

Sonic the Hedgehog 4 Episode I

Release: 15.10.2010
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: 6