Testbericht: Shaun White Snowboarding: World Stage

Mit Schnee hält der Winter Einzug in Europa. Passend dazu bringt Ubisoft mit „Shaun White Snowboarding: World Stage“ den Nachfolger des Arcade-Wintersportspiels mit dem Zusatz „Road Trip“ auf die Wii. Spielerisch könnt Ihr mit drei Freunden die Pisten unsicher machen. Neben der Wii-Remote steht auch die Wii MotionPlus und das Balance Board zur Verfügung. Ob die winterliche Atmosphäre in Eure Zimmer Einzug halten kann oder lieber vor der Türe bleiben sollte erfahrt Ihr in unserem Test.

Von 100 auf 5

Nach dem wir uns ein Profil angelegt haben gelangen wir ins Hauptmenü. Wir stellen den Schwierigkeitsgrad zunächst auf Anfänger und können zwischen den Spielmodi Karriere und Versus wählen. Wir entscheiden uns zunächst für Ersteren. Film ab: In einem recht nett und im Comic-Stil animierten Filmchen wird die Hintergrundgeschichte erklärt: Der Star und Namensgeber Shaun White, der im realen Leben bereits olympisches Gold gewonnen hat, ist für die „World Stage Championship“ qualifiziert. Daher ist er mit seinen Freunden auf dem Weg zum Flughafen. Seine Freunde wollen es ihm natürlich gleichtun und ebenfalls an der World Stage teilnehmen. Sie verabschieden Shaun und schlagen im Flughafen ihr Basiscamp auf. Als Anfänger gilt es dann von Event zu Event zu reisen, um Punkte zu sammeln und von Platz 100 auf Platz 5 zu kommen. Im Flughafen kann der Spieler die Anzeigetafel der Abflüge, ein Plakat mit Länderflaggen, den „Trickomat“ und einen Laptop anklicken. Auf den Wartebänke, dem Kiosk oder der Telefonzelle sehen wir die Truppe, wie sie herumalbern und Spaß haben.

Wir wählen die Anzeigetafel aus und finden eine Auswahl von drei unterschiedlichen Events bzw. Disziplinen, dargestellt per Symbol mit Landesflagge und die maximal erreichbaren Ranking-Punkte. Beim zeigen auf eine Disziplin wird eine knappe Erläuterung eingeblendet. Das Spiel bietet dabei zwei Arten von Events: Trick- und Renn-Events. Diese unterteilen sich insgesamt in etwa 14 Varianten. Sieben Varianten stehen für Trick- und sechs für die Renn-Events zur Verfügung. Der verbliebene Event ist eine Kombination der beiden Arten, der so genannte TNT (Trick ’n‘ Time). Hier gilt es in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Trickpunkte zu erzielen. Andere Events sind z.B. Riesenslalom, Big Air, Snowboard Cross, Halfpipe, Alpin, Rail- oder Air-Styling. Wie Ihr seht wartet das Spiel mit einer umfangreichen Anzahl an Disziplinen auf Euch. Da die Disziplinen außerdem in unterschiedlichen Ländern und damit verschiedenen Pisten ausgetragen werden, ist für Abwechslung gesorgt. Andererseits ist die Auswahl der Events leider etwas eingeschränkt. Denn es gilt die Schwierigkeitsstufen (Anfänger, bis 75ten Weltranglistenplatz, Geübter, bis 50 und Fortgeschrittener, bis 25ten Platz) in einer bestimmten Wochenanzahl zu erreichen. Anders als bei vergleichbaren Spielen können die Disziplinen nicht frei gewählt werden. Pro Woche kann nur eine der drei Disziplinen ausgewählt werden. Die Disziplinen ändern sich dafür von Woche zu Woche. Sollte der angestrebte Weltranglistenplatz nicht innerhalb der vorgegeben Zeit erreicht worden sein, kein Problem: die Wochen wiederholen sich mit den bisher belegten Disziplinen (mit einem Häkchen markiert), bis ihr die nächste Schwierigkeitsstufe erreicht habt.

Wurde bspw. einen Trick-Event gewählt erscheint die Oberfläche zur Charakterwahl. Auch hier unterscheidet sich dieses Spiel von Anderen. Statt mit einem erstellten Charakter an die Spitze zu fahren, stehen alle Freunde zur Wahl bereit. Jeder hat seine besonderen Fähigkeiten. Diese sind Tempo, Sprung, Grip, Landung und Gewicht und dabei unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Fahrer sollte mit Bedacht für die entsprechende Disziplin ausgewählt werden. Denn die richte Wahl kann zwischen Sieg und Niederlage entscheiden, da sich die Fähigkeiten teilweise sehr stark auf das „Fahrverhalten“ auswirken. Neben dem Fahrer gilt es sich für einen Freund bzw. dessen „Freundes-Power“ zu entscheiden. Diese kommt zum Einsatz wenn die „Respekt-Power“ voll aufgeladen ist. Die „Respekt-Power“ lädt sich durch Punkte für Tricks oder dem Item „Krone“ auf. Die „Freundes-Power“ ist zeitlich begrenzt und bringt einen Bonus, so bewirkt der „Trick-Boost“ eine Steigerung des Trickwertes oder der „Tempo-Boost“ sorgt für eine erhöhte Geschwindigkeit. Diese Idee hat uns gut gefallen und stellt eine nette strategische Komponente dar. Dabei rückt die Arcade-Ausrichtung des Spiels keinesfalls in den Hintergrund, im Gegenteil durch die teilweise verrückten Zusatzfähigkeiten kommt richtig Freude auf, wenn z.B. die Konkurrenz geblendet wird oder sich die Steuerung umkehrt.

Zurück zum Trick-Event: Hier gilt es durch waghalsige Tricks möglichst viele Punkte zu erzielen. Dabei kommt es auf eine perfekte Landung, sie aktiviert den Punkte-Multiplikator und den Combo-Timer für acht Sekunden, und auf Trickserien an. Dazu stehen anfänglich einfache Tricks zur Verfügung. Die kurze und gute Einführung in die Steuerung per Wii-Remote oder Balance Board und die relativ präzise Umsetzung der Bewegungen erlauben eine schnelle Eingewöhnung in das Spiel. Ist das Rennen beendet und man ist auf dem Siegerpodest gelandet gibt es Belohnungen in Form von neuer Kleidung, Snowboard oder Stickern. Damit können die Charaktere nach den eigenen Wünschen angepasst werden. Ein nettes Feature, besonders die Wahl des Snowboards hat Spaß gemacht, da man es praktisch immer im Auge behalten muss. Je besser die Platzierung desto schneller erklimmt auch der ungeübt Spieler recht einfach die erste Hürde und findet sich unter den Top 75 der Welt. Das Spiel macht nach jeder gemeisterten Etappe einen Schnitt, ein weiteres Filmchen wird eingespielt und spinnt die Hintergrundgeschichte ein wenig weiter. So schließt sich ein neues Teammitglied der Truppe an und man sieht Shaun bei einer Übertragung der World Stage Championship. Plötzlich und unerwartet steht ihr vor der Aufgabe Shaun bei einer Disziplin zu steuern. Hier kann ein wenig Lampenfieber aufkommen, da die Wettkampfatmosphäre, durch die Geräuschkulisse und das Feuerwerk, sehr gut transportiert wird. Dieser plötzliche Schnitt hat uns allerdings weniger gut gefallen, da man aus seiner Rolle ein wenig herausgerissen wird und das Abschneiden von Shaun keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Kampagne zu haben scheint. Daher kann diese Einlage mit irgendeinem Ergebnis abgeschlossen werden, ohne sich daran aufzuhalten und ohne immer und immer wieder den Event zu wiederholen. Apropos Wiederholen: Grundsätzlich kann jeder Event wiederholt werden, um möglichst als erster ins Ziel zu kommen bzw. die meisten Punkte zu erzielen. Erfreulicherweise wird der beste Versuch gezählt, verschlechtern kann man sich somit also nicht.

Mit dem Erreichen der nächsten Schwierigkeitsstufe gehen die Trickserien und die Abfahrten weiter. Allerdings zieht der Schwierigkeitsgrad ab dem „Fortgeschrittenen-Grad“ merklich an. Perfekte Landungen sind von nun an fast Pflicht. Außerdem ist man ab dieser Stufe auch nicht mehr alleine auf den Strecken unterwegs. Nun gilt es sich direkt mit der Konkurrenz zu messen. Dies kann sich von nervig bis frustrierend gestalten. Nervig, weil man die Mitfahrer nicht los wird, sie versuchen sich schon beinahe „krampfhaft“ in der Nähe unseres Fahrers aufzuhalten. Ob wir nun warten bis die Anderen vorausgefahren sind oder nicht, sie tauchen früher oder später auf. Daher lassen sich Berührungen nicht vermeiden. Was bei den Renn-Events durchaus Sinn macht und für Spannung sorgt ist bei den Trick-Events schlecht gelöst. Rauscht unser Fahrer dem Konkurrenten auf dem Weg zur Rampe in die Kiste ist der gesamte Schwung für die Katz und den Sprung kann man somit vergessen, das sorgt bei dem teilweise knackigen Schwierigkeitsgrad für Frust.

Von 5 auf 1

Die World Stage ruft und mit ihr die Trickserien, die nun echte Herausforderungen darstellen. Hier gilt es als Team gegen andere Teams anzutreten und Punkte in fünf Events zu sammeln. Am Ende ist dasjenige Team die Nummer 1 der Welt, das die höchste Gesamtpunktzahl erreicht hat. Der anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad hier erfordert besonders in der Disziplin „Halfpipe“ eine perfekte Show. Ein Sturz und alle Multiplikatoren und Combo-Timer sind futsch. Hier braucht der Spieler wirklich viel Übung und Zeit. Dies kann dem Spiel jedoch nicht wirklich negativ angekreidet werden, als besser hätten wir allerdings einen stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad empfunden. Die Schwierigkeit ergibt sich aus der Höhe der zu erreichenden Punktzahl. Mit der für den ersten Platz notwendigen (eingeblendeten) Punktzahl bzw. Zeit erleben wir aber hin und wieder unser blaues Wunder. So ist es z.B. vorgekommen, dass 3000 Punkte bei einem Trick-Event benötigt und 2968 Punkte erzielt wurden. Es kann fast blind davon ausgegangen werden, dass ein Konkurrent 20 Punkte mehr erreicht hat. Dies lässt sich als Fahrer unter den Top 5, aufgrund der genannten Behinderungen, nur schwer toppen (hier gilt es Punkte jenseits der 8000-Marke zu erzielen). Auch muss die Freude über das gute Ergebnis erstmal verdaut werden und mehrere Versuche sind teilweise nötig, um auf den ersten Platz zu kommen. Was anfangs noch Spaß gemacht hat, hier konnten wir eben recht einfach den ersten Platz erreichen, wird in der World Stage ernst. Dies steht dem Spiel aber recht gut zu Gesicht. Ein schwieriges Ziel zu erreichen macht eben mehr Freude als wenn es „zu einfach“ wäre.
Zusammengefasst macht der Karriere-Modus richtig Laune, die unterschiedlichen Events und Pisten sorgen für Abwechslung. Die Möglichkeit die Charaktere nach seinen Wünschen anzupassen, die drei unterschiedlichen Etappen bzw. Schwierigkeitsgrade, das Gewinnen von Ausrüstungsgegenständen, neue Teamkollegen und ihre Freundes-Power, mit seiner strategischen Komponente, und der herausfordernde Schwierigkeitsgrad sind sehr stimmig und machen wirklich Spaß. Auch wenn die Sache mit dem Schwierigkeitsgrad den angesprochen Schönheitsfehler hat.

Die Steuerung

Wie bereits erwähnt spielt man Shaun White Snowboarding: World Stage mit der Wii-Remote oder dem Balance Board, Wii MotionPlus kommt hingegen nur im „Trickomat“ zum Einsatz. Hier können bestehende Tricks durch Eigenkreationen ersetzt werden. Dies geht sehr leicht von der Hand und man darf erfreulicherweise seinem Trick ein Symbol zuweisen. Die Steuerung per Wii-Remote klappt grundsätzlich gut. Hier und da gelingen zwar die gewünschten Tricks nicht, da die Ausführung verschiedener Tricks sehr ähnlich ist und somit ein wenig Fingerspitzengefühl oder ein Quäntchen Glück nötig ist. Aber im Großen und Ganzen macht die Eingabe mit der Wii-Remote eine gute Figur. Gleiches gilt auch für das Balance Board. Insbesondere bei Drehungen reagiert das Board leider etwas unpräzise. Dafür, dass man das Balance Board vertikal zum Fernseher stellt, kommt das Snowboard-Feeling sehr gut rüber. Besonders wenn man bei den Abfahrten sein Gewicht nach Vorne verlagert, um in die Hocke zu gehen und somit schneller wird. Die besseren Ergebnisse werden wohl eher mit der Wii-Remote als mit dem Balance Board erzielt, da die Fernbedienung präziser arbeitet.

Grafik und Sound

Audio-visuell spielt Shaun White Snowboarding: World Stage ganz klar in der ersten Liga. Der Ausgangsort im Flughafen und während der World Stage Championship im Hotel sind sehr schön und mit Liebe zum Detail gestaltet worden. Neue Teammitglieder sind zu sehen und die Snowboarder albern herum, so bewerfen sie sich z.B. mit Papierkugeln oder ärgern ihren Kollegen während er schläft. Auch der Zugriff auf das „Freie Fahren“ oder den Laptop, der die Statistik zu (fast) Allem oder erreichte Belohnungen enthält sind gut gelungen. So wie die gerenderten Zwischensequenzen im Comic-Stil präsentiert sich auch die Grafik im Spiel. Das gilt sowohl für die Fahrer als auch für die Umgebung. Die Fahrer werden treffend animiert, die unmittelbare Landschaft sieht ebenfalls sehr gut aus und der Hintergrund, wie Berge, Täler, Häuser oder schöne Feuerwerke, rundet das sehr stimmige Bild ab. Besondere Erwähnung verdient noch die gut gelungene Darstellung von Tag- und Nacht-Events. Bei letzt genanntem lässt sich die Liebe zum Detail erkennen: Flutlicht, Feuerwerke oder Hausbeleuchtungen erzeugen eine besondere Stimmung und sehen sehr gut aus. Alle genannten Elemente fügen sich zu einem schönen Gesamtbild und sorgen für eine tolle Wintersportatmosphäre. Einzig die Darstellung der Zuschauer ist negativ aufgefallen. Wie es scheint stößt die Wii hier an ihre Grenzen. Dankbarerweise sind die Zuschauer meist recht weit vom eigentlichen Geschehen platziert. Genauso wie die Grafik kann auch der Sound überzeugen. Neben dem Jubel der Fans oder der abwechslungsreichen (wenn auch eher limitierten) Musiktitel hat uns besonders das Fahrgeräusch auf vereister Piste sehr gefallen. Ebenfalls schön fanden wir die Kommentare. Diese sind nämlich in der jeweiligen Landessprache gehalten.

Fazit

Ubisoft Montreal ist mit Shaun White Snowboarding: World Stage ein überzeugendes Wintersportspiel gelungen. Mit der größtenteils liebevoll gestalteten Grafik, anderer Elemente, wie die „Freundes-Power“, die Gestaltung der Charaktere, der solide Sound, der hier und dort Akzente setzen kann oder die Abwechslungsreichen Events stellen ein durchweg gutes Gesamtpaket dar. Einzig die etwas umständliche Wahl der einzelnen Disziplinen, die nur über das „Freie Fahren“ und verschiedener Austragungsorte möglich ist. Und das Konkurrenzverhalten in den Trick-Events und der Mehrspielermodus trüben allerdings das positive Bild. Der Mehrspielermodus lässt sich nämlich leider nur an der heimischen Konsole nutzen. Die grafische Darbietung leidet deutlich, ab dem zweiten Spieler. Hier hätten wir uns außerdem die Unterstützung der Wi-Fi Connection gewünscht. Diese wird lediglich zum Hochladen der Highscores genutzt. Ansonsten ist das Spiel sehr unterhaltsam und sollte durch die diversen Belohnungen, dem kreieren eigener Tricks, Trophäen, der Unterstützung des Balance Boards und der zwei grundlegenden Schwierigkeitsstufen für lange Spieldauer sorgen. Abschließend kann für alle Wintersportfans eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Alle anderen Interessierten sollten einen Blick riskieren. Bei diesem stimmigen Spiel kann man nichts falsch machen.

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Packshot Shaun White Snowboarding: World Stage

Shaun White Snowboarding: World Stage

Release: 12.11.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: