Testbericht: Samurai Warriors 3

Dass Nintendo den Markt der Gelegenheitsspieler für sich erobert hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Doch allzu häufig sind die Stimmen aus dem Lager der so genannten Hardcorespieler zu hören, dass man sich vernachlässigt fühle. Offenbar nimmt man sich dies nun endlich zu Herzen und versucht beide Seiten zufrieden zu stellen. So bemühte man sich neben Capcoms erfolgreicher „Monster Hunter“-Franchise noch eine weitere vor allem in Japan beliebte Serie auf die Wii zu holen: „Sengoku Musou“. Wurde die Wii in der Vergangenheit seitens Koei gar nicht oder lediglich mit einem Spin-Off der Reihe bedacht, so findet sich nun mit „Sengoku Musou 3“ sogar die Fortführung der Hauptserie auf Nintendos Konsole wieder. Bei uns ist die Reihe dagegen eher unter dem Namen „Samurai Warriors“ bekannt. Wir haben die Schwerter für euch geschwungen und herausgefunden, ob aller guten Dinge wirklich drei sind.

Ein Ausflug in die Geschichte

Japaner sind schon ein seltsames Völkchen. Sie kaufen den Nintendo DS in seinen verschiedenen Versionen selbst heute noch wie geschnittenes Brot, stehen auf pinke Hello Kitty-Figuren und sind ganz verrückt nach abgedrehten Spielkonzepten wie U-Bahn- oder Zugsimulationen. Auch Actionspiele mit historischem Hintergrund stehen in Nippon bei den Spielern hoch im Kurs. Dies gilt vor allem für die Dynasty Warriors-Serie, mit der sich Koei seit je her eine goldene Nase im Land der aufgehenden Sonne verdient. Die Samurai Warriors-Reihe ist in gewisser Weise ein Ableger davon und daher mit einem ähnlichen Konzept ausgestattet. Ihr übernehmt in Samurai Warriors 3 somit die Rolle eines historischen Offiziers wie beispielsweise Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi oder Tokugawa Ieyasu aus der Sengoku-Ära, die um das Jahr 1520 herum angesiedelt ist. In dieser Rolle tretet ihr auf dem Schlachtfeld an, um in den kriegerischen Zeiten diverse Schlachten zu schlagen, die auf tatsächlich stattgefundenen Ereignissen basieren. Samurai Warriors 3 bezieht sich dabei zwar die historischen Wurzeln der japanischen Geschichte, ist aber nicht auf Biegen und Brechen realistisch gehalten. So ist euer Protagonist stets ein Krieger mit übermenschlichen Fähigkeiten, der sich mit Leichtigkeit durch Hundertschaften von gegnerischen Soldaten schlitzt. Die Wahl habt ihr dabei anfangs aus zehn verschiedenen Charakteren. Insgesamt lassen sich jedoch noch weitere 26 Recken und Mädels frei schalten, von denen der Großteil im Storymodus eine eigene Geschichte spendiert bekommen hat. Ihr erlebt also nicht nur historischen Schlachten an sich, sondern bekommt auch mehr oder weniger authentische Hintergrundgeschichte der einzelnen Offiziere vermittelt.

Nach einer einleitenden Cut-Scene wird euch dabei zuerst die anstehende Schlacht mit Hilfe einer kleinen Karte erklärt sowie die für den Sieg wichtigen Ziele erläutert. Diese sind meist das Ausschalten feindlicher Offiziere, das Erobern von bestimmten Gebieten sowie das Schützen eigener Verbündeter. Danach habt ihr die Möglichkeit eure Ausrüstung zu verwalten. Welche Rüstung wollt ihr euch anlegen? Welche Handschuhe und Stiefel dürfen es sein? Welche Waffen wollt ihr tragen? Allen Ausrüstungsgegenständen ist dabei gemeinsam, dass sie bis zu sechs verschiedene Sonderfähigkeiten haben können. Dies reicht von größerem Schaden bis hin zu spirituellen Kräften, die euch den Kampf erleichtern. In verschiedenen Stufen lassen sich diese Fähigkeiten in der Schmiede erhöhen, was ebenfalls vor jeder Schlacht gemacht werden darf. Hierzu sind allerdings Edelsteine als Zahlungsmittel notwendig. Es gibt acht verschiedene Sorten Edelsteine, so dass die Bezahlung je nach Ausrüstungsgegenstand und Eigenschaft immer unterschiedlich ausfällt. Die Edelsteine selbst sind dabei in der Schlacht zu finden, bzw. zu verdienen. Dort erlangte Ausrüstungsgegenstände, die nicht benötigt werden, lassen sich ebenfalls für Edelsteine verkaufen. Zudem habt ihr vor jeder Schlacht die Wahl aus einer von drei Listen mit jeweils sechs Items, die im folgenden Kampf verwendet werden dürfen. Vorsichtige Spieler greifen dabei zur Itemliste mit vielen heilenden Gegenständen, während kampflustige Zocker eher die Items zur Stärkung eurer Schwertkraft bevorzugen. Doch damit es soweit kommt, muss man sich zuerst einmal nach der Wahl des Schwierigkeitsgrades direkt in das Kampfgetümmel stürzen.

Prinzipiell ist Samurai Warriors 3 dabei als Hack’n’Slay zu bezeichnen. Mittels Analogstick bewegt ihr euren Offizier durch die Lande, während ihr mittels der verschiedenen Buttons für leichte und schwere Angriffe sorgt. Die aufgeladene Muso-Attacke sorgt für besonders großen Schaden und kann im Laufe des Spiels wieder aufgeladen werden. Ausweichen, Blocken, Springen – die Steuerung gibt prinzipiell einiges her. In den unteren beiden Schwierigkeitsstufen wird man jedoch recht anspruchslos mittels Button-Mashing den Großteil der Missionen bestehen können. Erst in den höheren Stufen werden euch selbst die einfachen Gegner gefährlich. Sonst dienen diese eher als Kanonenfutter, egal ob es sich um Schwertkämpfer, Bogenschützen oder Kanoniere handelt. Da komplett auf eine Steuerung durch Gesten verzichtet wird, werden neben der Kombination aus Wiimote und Nunchuk auch der Classic Controller sowie der Gamecube-Controller unterstützt. Aufgrund der Tastenbelegung hat sich im Test dabei der Classic Controller, bzw. dessen aktuelleres Pendant, der Classic Controller Pro, als optimalste Steuerungsvariante erwiesen. Doch stürzen wir uns endlich in die Schlacht. Mit schwingenden Klingen säbelt ihr euch durch Hundertschaften an Opponenten und treibt euren KO-Zähler unaufhaltsam in die Höhe. Feindliche Offiziere sind an dem über ihren Köpfen schwebenden Namen zu erkennen und stecken deutlich mehr Treffer ein als das normale Fußvolk. War in den ersten Senguko Muso-Spielen lediglich das Hauptziel der Missionen bekannt, wollte man es den Neueinsteigern in die Spielereihe mit Samurai Warriors 3 etwas erleichtern. So werden euch auch die Unterziele immer aktuell auf einer kleinen Karte eingeblendet, so dass ihr stets wisst, was ihr als nächstes zu tun habt. Da wohl nur wenige Spieler bereits einen Teil der Reihe gezockt haben dürften, ist das durchaus legitim. Dennoch wird es immer wieder notwendig sein eure Taktik zu überdenken.

Denn Samurai Warriors 3 bietet fernab des auf den ersten Blick stupiden Gemetzels noch eine gewisse Tiefe, auf die man sich allerdings einlassen muss. Im Kampf lest ihr immer wieder aktuelle Meldungen von der Front. Gekämpft wird nämlich auf der gesamten Karte. Somit sind auch eure verbündeten Offiziere mit beteiligt. Sollten diese von Gegnerhorden bedroht werden, erreicht euch deren Hilferuf. Nun müsst ihr euch schnell entscheiden, ob ihr eure aktuelle Mission weiterhin verfolgt und eure Kameraden ihrem Schicksal überlasst oder ob ihr ihnen zu Hilfe eilt. Es kann auch vorkommen, dass sich je nach Spielsituation die gesteckten Ziele plötzlich ändern. Neue Offiziere tauchen mit Verstärkung auf der Karte auf, da ihr vorgegebene Ziele nicht binnen der gesetzten zeitlichen Frist erreicht habt müsst ihr nun taktisch anders vorgehen und so weiter und so fort. Unter anderem könnt ihr übrigens auch hoch zu Ross unterwegs sein. Ihr seid auf dem Rücken des Pferdes natürlich schneller als zu Fuß, dafür allerdings im Kampf etwas unflexibler. Besiegte Offiziere hinterlassen Erfahrungspunkte für euch, von denen auch in umher liegenden Heuballen, etc. welche versteckt sein können. Diese werden am Ende einer jeden Schlacht zusammen mit den Punkten für die erreichten Ziele auf euer Konto gebucht und sorgen für das ein oder andere Level Up. Ihr verbessert damit eure Fähigkeiten im Kampf und könnt euren Protagonisten zu einem noch mächtigeren Krieger werden lassen. Damit einher gehen auch neue Combo-Moves, die euch immer mehr in eine Kampfmaschine verwandeln. Optionale Ziele in den Schlachten bringen euch dabei besonders viele Punkte, sind aber nicht immer leicht zu erreichen. So müsst ihr bestimmte Aufgaben in knapp gesetzte Zeitlimits erfüllen oder Offiziere erst dann besiegen, wenn euer KO- oder Combozähler einen bestimmten Wert erreicht hat. Für das generell Gelingen der Mission sind die optionalen Ziele zwar nicht wichtig, erleichtern euch allerdings unter bestimmten Umständen durchaus die regulären Missionen. Werden beispielsweise zwischendurch bereits Hauptmänner und Offiziere in einigen Lagern besiegt, können diese später keine Verstärkung anfordern und eure Verbündeten bedrohen. Dies verstärkt die Atmosphäre im Game und vermittelt euch in der Tat das Gefühl Teil einer großen Schlacht zu sein.

Neben dem Storymodus für die verschiedenen Charaktere gibt es noch den historischen Modus, in dem die Schlachten mit einem beliebigen Charakter in chronologischer Reihenfolge gespielt werden. Der freie Modus lässt euch dagegen alle bereits gespielten Schlachten mit beliebigen Protagonisten noch einmal nachspielen. Als ob das noch nicht genug wäre, lassen sich neben den 37 vorgefertigten Charaktere auch eigene Protagonisten mittels Editor entwerfen. Zwar sind aller guten Dinge in der Regel drei, doch ein vierter Spielmodus kann ebenfalls nicht verkehrt sein. „Murasame“ bietet euch dabei quasi ein Remake des nur in Japan erschienenen NES-Titels Mystery of Murasame Castle. Nintendo übernahm bei Samurai Warriors 3 somit weitaus mehr als nur die Aufgaben eines Publishers, um die Serie im Westen bekannt zu machen, sondern versuchte in der Tat den Titel so umfangreich wie nur möglich zu gestalten. Man mag sich vorkommen wie in einer dieser billigen Verkaufsshows im Frühstücksfernsehen, aber an diesem Punkt ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. So lassen sich die verschiedenen Spielmodi wahlweise mit einem zweiten Spieler vor der Konsole im Splitscreen-Modus zocken. Wer damit immer noch nicht genug hat, darf via WiFi Connection online passende Mitspieler aus dem eigenen Land oder dem gesamten Kontinent suchen. Dabei gesammelte Erfahrungspunkte werden euch auch offline gutgeschrieben, was die Motivation zusätzlich steigert.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Kann man in Sachen Umfang bei Samurai Warriors 3 nicht meckern und kommt inklusive aller Charaktere auf locker über 100 Stunden Spielzeit, sieht es in technischen Belangen leider ganz anders aus. Die Protagonisten selbst sind ansprechend modelliert und ebenso animiert, jedoch fehlen ihnen Gesichtsanimationen beispielsweise völlig. Das wirkt vor allem in Siegesposen mehr als altbacken, denn das muss im Jahr 2010 einfach nicht mehr sein. Dasselbe gilt leider auch für die Landschaften im Game. Mal sind die Texturen matschig, mal verwaschen, mal einfach nur hässlich. Natürlich ist die Wii nicht die stärkste Konsole und mittels relativ abgesteckt wirkenden Arealen hat man auch versucht viel aus der Konsole herauszuholen. Immerhin tummeln sich teils dutzende Gegner gleichzeitig auf dem Screen, die zwar allesamt sehr generisch wirken und abgesehen von den Offizieren die Individualität gänzlich vermissen lassen, sich aber immerhin ruckelfrei und ohne Slowdowns über den Bildschirm bewegen. Dennoch hätte man hier sicherlich noch deutlich an der Grafikschraube drehen können. Die Zwischensequenzen sind dagegen recht gelungen und tragen zur Atmosphäre des Games bei. Einen ziemlichen Griff ins Klo dagegen stellt der fehlende 60Hz-Modus dar, was in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr sein dürfte. Selbiges gilt auch für die Kamera, die hin und wieder die Übersicht flöten gehen lässt. Trotz kleiner Karte auf dem Screen verliert ihr immer wieder kurzzeitig die Orientierung, da sich die Kamera zu langsam mitdreht und das manuelle Nachjustieren im Kampfgeschehen störend ist.

Der Sound ist ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Die Effekte sind richtig gut gelungen und auch die englische Sprachausgabe kann sich hören lassen. Immer wieder bekommt ihr im Kampf die Kommentare eurer Gefährten mit, was sehr zur Stimmung beiträgt. Bei der musikalischen Untermalung dagegen scheiden sich die Geister. Die Serie ist ja bekannt für ihren musikalischen Mix aus technoiden Klängen und Klängen aus dem fernen Osten. Wer mit dieser Mischung leben kann, der findet in Samurai Warriors 3 sicher die akustische Erfüllung seiner Träume. Allen anderen dagegen dürfte das Gedudel recht schnell auf den Senkel gehen. Aufgrund der teils leicht trashigen Optik passt jedoch der Sound zum Gesamtkonzept des Titels.

Fazit

Eine abschließende Empfehlung fällt bei Samurai Warriors 3 nicht leicht. Wer die Serie auf den Konkurrenzkonsolen mochte, wird von der technischen Umsetzung eventuell enttäuscht sein. Neueinsteiger dagegen könnten trotz höherer Einsteigerfreundlichkeit als bei den vorigen Teilen vom Umfang überfordert sein oder das an sich eher simple Hack’n’Slay-Gameplay schnell langweilig finden. Samurai Warriors 3 ist eben ein sehr spezielles Spiel, da sich in erster Linie an hartgesottene Fans purer Action mit einer Prise Taktik richtet, denen ein geschichtlicher Hintergrund zusagt, die gerne viele Stunden Spielzeit in den Titel investieren und sich nicht an der durchwachsenen Technik stören. Diese Zielgruppe wird auch mit Samurai Warriors 3 ihren Spaß haben. Alle anderen sollten vor dem Kauf unbedingt ein Probespiel wagen.

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Packshot Samurai Warriors 3

Samurai Warriors 3

Release: 28.05.2010
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: 12