Testbericht: Rubik’s Puzzle World

In den 80er Jahren erlangte der Zauberwürfel „Rubik’s“ Weltberühmtheit. Millionen Fans knobelten, drehten und rätselten, wie man die bunten Seiten ordnen musste, um wieder farblich einheitliche Flächen zu bekommen, nachdem der Würfel einmal verdreht worden war. TheGame Factory bringt mit „Rubik’s Puzzle World“ nun einen Titel auf Nintendos Wii, der genau diesen bunten Zauberwürfel zum Titelthema auserkoren hat. Wir haben uns für euch das Hirn zermartert und getestet, ob auch die virtuelle Knobelei das Zeug zum Kult hat…

Dreh dich!

Eingefleischten Fans von Puzzle-Spiele sollte der Entwickler Two Tribes eigentlich ein Begriff sein. Wem die Spieleschmeide jedoch nichts sagt, dem sei geschwind mit der Erwähnung des WiiWare-Knoblers Toki Tori auf die Sprüng geholfen. Nachdem man sich also zuletzt mit einem puzzlenden Küken beschäftigte, hat sich der holländische Entwickler nun den kultigen Zauberwürfel aus den 80ern vorgenommen. Wer sich dabei ein Videospiel rund um den bunten Würfel genauso schwer vorstellen kann wie ich, als ich das Rezensionsexemplar in den Händen hielt, wird mit einem kurzen Blick auf die Rückseite der Hülle schon etwas schlauer werden. Rubik’s Puzzle World bietet dem Spieler eine – ich zitiere – „interaktive Welt voll fesselnder und herausfordernder Rubik-Rätsel“. Insgesamt acht verschiedene Spiele werden dabei versprochen und sogar im Multiplayer-Modus darf angetreten werden.

Dabei präsentiert sich Rubik’s Puzzle World von Beginn an schlicht, aber zum Stil des Kultwürfels passend. Man landet nach dem Hauptmenü direkt in der Welt der Cubies, wie die einzelnen, farbigen Elemente des Würfels in diesem Titel genannt werden. Per Pointerfunktion lassen sich nun erst die Optionen anwählen, jedoch hier neben der Musik und den Effekten nichts Großartiges verstellen. Zurück also zum Startbildschirm, respektive der Welt der Cubies. Verschiedene Gebäude symbolisieren hier die verschiedenen Spiele, die mit einem einfachen Klick angewählt werden. Der Aufbau ist dabei anfangs in der Regel bei allen Spielen ähnlich. Man entscheidet sich, sofern es sich um einen Mehrspielertitel handelt, für die Spielerzahl, wählt den Schwierigkeitsgrad aus drei unterschiedlichen Stufen aus und entscheidet sich dann noch für das Level seiner Wahl. Aus der Kategorie der grünen, leichten Rätsel stehen dabei bis auf eine Ausnahme immer nur zwei Stages zur Verfügung, die euch einzig und allein mit der Steuerung sowie dem Grundprinzip der Puzzleaufgabe vertraut machen sollen. Die 20 normalen sowie die 20 schweren Rätsel haben es dagegen teilweise echt in sich und erfordern viel Hirnschmalz. Doch werfen wir erst einmal einen Blick darauf, welche Arten von Puzzles und Spielen uns überhaupt erwarten.

„Zauberwürfel“ ist das Spiel, welches wohl der Hauptauslöser für die Programmierung von Rubik’s Puzzle World war. Hierbei gibt es noch einmal drei Unterpunkte. Der erste wäre ein Tutorial, mit welchem der Spieler in sieben Schritten lernt, wie er einen Zauberwürfel zu lösen hat. Die einzelnen Schritte sind dabei verständlich erklärt und bebildert. Der zweite Punkt befasst sich mit dem Lösen von zufällig erstellten Zauberwürfeln in verschiedenen Größen. Punkt drei präsentiert euch gelöste Würfel, die ihr wieder verdrehen müsst. Allerdings nicht einfach so nach Lust und Laune, sondern so, dass der auf einem Bild vorgegebene Würfel dabei herauskommt. Diese Aufgaben fangen leicht an und werden immer anspruchsvoller, wobei euch ein Zeitlimit zusätzlich unter Druck setzt, ihr aber für jede gelöste Aufgabe wieder einen neuen Zeitbonus erhaltet.

Ein weiteres Spiel nennt sich „Einpassen“. Ziel hierbei ist es eine Gruppe von Cubies sicher durch eine Reihe von Wänden zu bringen, bevor die Zeit abläuft. Die Cubies können dabei beliebig versetzt, geschoben, gepresst und dadurch sogar in ihrer Form verändert werden. Alles ist erlaubt, solange sie durch die Öffnungen in der Wand passen. Läuft das Zeitlimit aus oder wird ein Cubie von der Wand nach unten geschoben, ist das Spiel allerdings vorbei. Gepuzzelt darf bei „Tauschen“ werden. Fünf oder mehr gleichfarbige Cubies in einer Reihe lösen sich auf, es darf aber immer nur einer der Cubies getauscht werden. Da auch die Züge limitiert und die Positionen aller Cubies fest sind, sind die Rätsel auch hier oftmals keine leichte Aufgabe. Das Spiel „Führer“ hat nichts mit einem politischen Irrläufer aus Österreich zu tun, sondern verschafft euch die Aufgabe die Cubies von ihrem Startpunkt sicher ins Ziel zu bringen, während sie von alleine losrollen. Sie dürfen sich dabei gegenseitig nicht berühren oder von den Plattformen fallen. Ihr setzt deshalb Plättchen, die euch in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen und mit denen ihr die Richtung oder die Geschwindigkeit der Cubies ändern könnt. Denkt ihr, ihr habt alles richtig gemacht? Dann startet das Level und seht selbst, welche Wege eure Cubies wählen. Ein wenig erinnert dieses Game an den Dreamcast-Klassiker Chu Chu Rocket, ohne jedoch dessen Komplexität zu erreichen.

„Ansicht“ ist ein Spiel für alle, die sich gerne mit räumlichen Perspektiven beschäftigen. Ihr seht eine vorgegebene Form aus mindestens drei verschiedenen Blickwinkeln und müsst diese nun in einer dreidimensionalen Umgebung aus einer vorgegebenen Anzahl an Cubies nachbauen. Hier ist euch kein Zeitlimit gesetzt, aber vor allem die späteren Stages sind unglaublich komplexe Konstrukte, bei denen dann sogar alle fünf Perspektiven (links, rechts, hinten, vorne, oben) stimmen müssen. „Abreißen“ hat mich von Beginn an ein wenig an Boom Blox erinnert. Grüne und blaue Cubies müssen dabei mit einem weißen, kleinen Würfel von ihren Positionen geworfen werden, was euch wiederum Punkte bringt. Erwischt ihr gelbe, rote oder orangene Cubies, gibt es dagegen Punktabzug. Die Konstruktionen sind teils recht komplex und anspruchsvoll, da aber der Wurfwinkel stets angezeigt wird und die Stärke des Wurfes nicht variabel ist, zieht man gegen Steven Spielbergs Block-Werfen klar den Kürzeren. Immerhin dürfen aber auch hier bis zu vier menschliche Spieler antreten und auf Punktejagd gehen. Die letzten beiden Spiele sind eher kreativer Natur. „Kreieren“ lässt euch freie Hand bestimmte Formen mit den Cubies nachzubauen und die Formen ihnen so „beizubringen“. Dies ist allerdings eher Spielerei und hat keinen nennenswerten Hintergrund. Selbiges gilt auch für „Komponieren“, wo jeder Cubie einer anderen Farbe einen gewissen Ton von sich gibt und man relativ simple Melodien komponieren darf. Na ja, wer’s braucht…

Würfelzauber

Positiv fällt bei Rubik’s Puzzle World von Beginn an die Steuerung auf. In erster Linie kommt die Pointerfunktion der Wii-Remote zum Einsatz, die sauber und präzise reagiert. Mit dem A-Button werden Aktionen bestätigt, mit dem B-Knopf rückgängig gemacht. Dies ist in der Regel auch in den meisten Spielen selbst der Fall und nicht nur in den Menüs so. Gerade das Drehen des Zauberwürfels geht erstaunlich leicht von der Hand, wenngleich es anfangs eine kurze Eingewöhnungszeit bedarf, die sicher ein paar Dreher in die falsche Richtung mit sich bringt. Hat man sich allerdings einmal eingefunden, dreht man den Würfel bald virtuell fast so schnell wie in der Realität. Darf in Spielen die Kamera gedreht werden, funktioniert dies indem man A und B gleichzeitig drückt und die Wiimote bewegt. Man kann das Nunchuk verwenden, ist aber nicht darauf angewiesen. In diesem Fall allerdings lässt sich die Kamera über den Analogstick des Nunchuk verstellen, was wesentlich komfortabler ist. Punktabzug gibt es allerdings dafür, dass man die Wurfstärke in „Abreißen“ nicht variieren kann, was dank der Wiimote eigentlich leicht zu lösen gewesen wäre.

Nostalgie pur?

Das Konzept von Rubik’s Puzzle World ist durch das nostalgische Flair des Zauberwürfels angehaucht, doch wie sieht es mit der Technik des Titels aus? Natürlich darf man von einem Puzzlegame nicht allzu viel erwarten, wenn es um die optischen Schmankerl geht. Rubik’s Puzzle World präsentiert sich insgesamt sehr aufgeräumt und gut strukturiert. Die Menügestaltung ist simpel, so dass sich alle Menüs intuitiv bedienen lassen. Textblasen erklären die einzelnen Spiele, was zwar praktisch ist, aber schöner hätte gestaltet werden können. Die oftmals sehr schlichten Hintergrundgrafiken können ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen. Immerhin läuft das Game flüssig und ohne Ruckler, was aber bei den geringen Anforderungen an die Hardware der Konsole auch selbstverständlich sein sollte. Ein nettes Gimmick ist übrigens, dass die anfangs farblose Welt der Cubies mit dem Spielen nach und nach immer bunter wird, je mehr Rätsel man löst.

Der Sound des Titels könnte wie der Zauberwürfel selbst übrigens direkt aus den 80ern stammen. Spartanische Soundeffekte und sich ständig wiederholende Jingles bei Erfolg und Misserfolg in den Stages gehen dem Spieler schon bald auf den Keks. Die Hintergrundmelodien dudeln belanglos vor sich hin, so dass man den Sound sicherlich bald abdrehen wird. Schade, dass man sich in diesem Punkt nicht mehr Mühe gegeben hat.

Fazit

Eine finale Beurteilung ist bei Rubik’s Puzzle World nicht leicht. Auf der einen Seite bietet das Game ein gelungene Tutorial zum Lösen des Zauberwürfel und viele Rätsel den Würfel selbst betreffend, die Puzzlefreunde lange Zeit an den Bildschirm fesseln können. Zudem darf man sich an der präzisen Steuerung erfreuen. Hinzu kommt, dass Spiele wie „Einpassen“ oder „Ansicht“ ebenfalls gelungen sind und euren ganzen Grips erfordern. Auf der anderen Seite stehen neben der bestenfalls mittelprächtigen Technik Spiele wie „Abreißen“ oder „Führer“, die nicht ansatzweise an ihre Vorbilder herankommen und weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben. Dazu kommen mit „Kreieren“ sowie „Komponieren“ noch zusätzliche Lückenbüßer, die man nur einmalig antesten und danach wohl nicht mehr spielen wird. Rubik‘ Puzzle World macht somit einiges richtig, einiges falsch und hätte einiges noch viel besser machen können. Die Ansätze sind jedoch gut und wer sich gerne und lange mit Puzzles beschäftigt, sollte hier definitiv mal einen Blick riskieren.

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Packshot Rubik’s Puzzle World

Rubik’s Puzzle World

Release: 14.11.2008
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: