Testbericht: RTL Winter Sports 2008: The Ultimate Challenge

Nachdem RTL Games in den letzten Jahren lediglich die Besitzer von Playstation 2 und PC in der kalten Jahreszeit zu den Winterspielen geschickt hat, sind in diesem Jahr auch erstmals die Besitzer einer Wii herzlich zu einer Session „Winter Games“ eingeladen. Doch halt, 2008 hat man den Titel in „Winter Sports“ geändert und erinnert damit nun weniger an den Spieleklassiker „Winter Games“ als noch zuvor. Ob sich der Ausflug in die Riege der Sportler auch als Wii-Spieler lohnt? Wir haben uns in den virtuellen Schnee gestürzt und berichten euch hiermit von unseren Erfahrungen.

Wiintersport!

Dass sich ein deutscher Spieleentwickler wie „RTL Games“ sich für Spieleumsetzungen auf Nintendos Wii interessiert, bestätigt nur einmal mehr den Erfolg der kleinen weißen Kiste. Bisher entwickelte man in den in Hamburg ansässigen Studios von „49Games“ nämlich ausschließlich Titel für den PC oder die Playstation 2, mit RTL Winter Sports 2008 – The ultimate Challenge (so der komplette Name) wird nun aber auch der Wii-Spieler mit dem virtuellen Sportereignis beglückt. Wo die Zocker auf den Konkurrenzsystemen somit den Vergleich zum Vorgänger aus dem letzten Jahr werfen können, ist dem Nintendo-Jünger das gesamte Setting bisher unbekannt gewesen. Doch RTL Games hat sich durchaus Mühe gegeben und bringt in dem von Eisschnellläuferin Annie Friesinger präsentierten Game RTL Winter Sports 2008 insgesamt 15 Disziplinen aus neun verschiedenen Sportarten auf den heimischen Bildschirm, angefangen von Langlauf und Abfahrt über Skispringen und Bobfahren bis hin zu Curling und Eiskunstlauf. Komplett neu ist die Disziplin „Skeleton“, die man 2008 erstmals integrierte. Obwohl man eine arcade-orientierte Umsetzung und damit ein actionreiches Gameplay verspricht, ist die Umsetzung doch eher traditionell und realistisch gehalten. Damit steht der Titel im direkten Kontrast zu deutlich auf Funsport ausgelegten Spiele wie Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen oder auch Ataris Olympia-Beitrag mit Asterix und Obelix in den Hauptrollen. Ältere Zocker werden sich darüber sicherlich nicht beschweren, sondern wehmütig an die legendären „Winter Games“-Teile auf Amiga, C64 & Konsorten zurückdenken. Und genau daran soll RTL Winter Sports 2008 wohl auch in erster Linie erinnern.

Der Spagat zwischen Reminiszenzen an die Games vergangener Tage und der aktuellen Technik der heutigen Konsolen klappt dabei recht gut. In erster Linie punktet man vor allem mit dem Umfang des Titel, der für jeden etwas bietet. Einzelspieler dürfen sich in zwei Arten des Wettkampfs messen, wo sie entweder sieben oder gar die vollen 15 Disziplinen zu absolvieren haben. Je nach Abschneiden in den einzelnen Disziplinen werden hierbei Medaillen vergeben und die aktuellen Tabellenpositionen im Vergleich zur computergesteuerten Konkurrenz ermittelt. Wem bestimmte Aufgaben dabei nicht zusagen, darf sich auch einen so genannten „virtuellen Wettkampf“ nach eigenem Gutdünken erstellen. Hierbei lassen sich favorisierte Disziplinen auch mehrfach auswählen, wobei maximal 18 Disziplinen zusammengestellt werden dürfen. Für zusätzliche Motivation sorgt zudem der „Kampagne“-Modus. Dort werdem dem Spieler bestimmte Aufgaben gestellt, die es zu meistern gilt. In der Regel bedeutet dies, dass man vorgegebene Rekorde brechen muss, um weitere Aufgaben und später auch zusätzliche Strecken, Austragungsorte und Schwierigkeitsgrade als Belohnung freizuschalten. Sind die gestellten Aufgaben anfangs noch recht einfach zu meistern, steigt der Schwierigkeitsgrad im Laufe der Zeit. Besonders knifflig sind dabei die Rekorde der „Boss-Charaktere“, die dem Spieler teils einiges an Geschick und Können abverlangen. Zwar werden hier erzielte Rekorde nicht für die Ewigkeit gespeichert, man kann durch das komplette Lösen der Kampagne aber auch zusätzliche „klassische Wettkämpfe“ aus den vorigen Teilen der Serie freischalten.

Ebenfalls sehr umfangreich und auf den Einzelspieler ausgerichtet ist die „Karriere“. Hier startet man mit einer frei wählbaren Nation und ist fortan für die Geschicke des gewählten Landes selbst verantwortlich. Insgesamt drei Ligen gilt es zu gewinnen, wobei in jeder Liga einmal der kleine Wettkampf mit sieben und einmal der große Wettkampf mit 15 Disziplinen gespielt wird. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass man für seine erzielten Ergebnisse mit Erfahrungspunkten belohnt wird und sich so in den einzelnen Disziplinen kontinuierlich verbessern kann. Sollte es einmal nicht gelingen, den großen Wettkampf auf dem obersten Treppchen des Siegerpodests abzuschließen, muss man die komplette Liga noch einmal absolvieren. Allerdings darf man bereits gewonnene Erfahrungspunkte behalten, so dass der nächste Versuch nun etwas leichter fallen sollte. Zu guter letzt lassen sich natürlich auch noch die Einzeldisziplinen anwählen, was vor allem in den ersten Spielminuten für das Erlernen der Steuerung notwendig sein dürfte. Später dann darf man hier seine Techniken verfeinern, sich in höheren Schwierigkeitsgraden beweisen oder den Austragungsort aus den bereits frei gespielten Locations wählen.

Doch nicht nur alleine darf angetreten werden, auch Freunde lassen sich zu einer Runde Wintersport einladen. Je nach Disziplin und Auswahl aus dem Menü wird hier entweder gleichzeitig oder nacheinander angetreten. Erfreulicherweise dürfen bis zu vier Spieler Platz vor der Konsole nehmen und sich im virtuellen Duell messen. Richtige Duelle mit vier Teilnehmern finden allerdings nicht statt, denn der Splitscreen zeigt zu Gunsten der Übersicht maximal zwei Teilnehmer. Man tritt somit eigentlich immer nacheinander an. Das ist vor allem bei Disziplinen wie dem Bobfahren oder Skeleton nicht gerade förderlich für den Spielspaß, da dort jeder Teilnehmer den kompletten Lauf des aktuellen Spielers mitansehen muss und ziemlich lange wartet, bis er selbst einmal an der Reihe ist. Ein schnelles Spiel für zwischendurch ist somit auch wegen der Ladezeiten nur bedingt möglich. Sofern nur zwei Zocker vor der Konsole sitzen macht der Titel durchaus Laune, als Partyspiel mit mehreren Spielern ist RTL Winter Sports 2008 aus den genannten Gründen aber nur bedingt zu empfehlen. In dieser Hinsicht wurde leider viel Potenzial verschenkt.

Auf die Plätze, fertig, los!

Gerade wenn wie im Falle von RTL Winter Sports 2008 arcade-orientierte Action versprochen wird, sollte das Gameplay einsteigerfreundlich gehalten werden. Wer nun allerdings befürchtet, dass an allen Ecken und Enden lediglich die Wii-Mote geschüttelt werden muss, ist glücklicherweise auf dem Holzweg. 49Games hat sich bei den Umsetzung auf die Wii nämlich in der Tat Gedanken darüber gemacht, wie man die einzelnen Sportarten von der Steuerung her möglichst realistisch umsetzen kann. Wildes Remote-Gefuchtel sucht man demnach vergeblich. Einzig wenn zum Beschleunigen vor der Abfahrt beim Bobrennen die Wii-Remote im Kreis gedreht wird, kann man schon einmal ins Schwitzen kommen. Abgesehen davon aber wurde mehr Wert auf eine exakte und präzise Steuerung gelegt, bei der es mehr auf das Geschick des Spielers als auf dessen Geschwindigkeit ankommt. Beim Skisprung beispielsweise werden Remote und Nunchuk anfangs gleichzeitig nach unten gestoßen, um von der Rampe überhaupt erst einmal zu starten. Während der Abfahrt auf der Schanze darf man durch gleichzeitiges Neigen beider Steuerelemente die Ausrichtung des Fahrers korrigieren, um für den Absprung im richtigen Moment Wii-Mote und Nunchuk gleichzeitig nach oben zu reißen und nach vorne zu halten. Auch während des Fluges lässt sich nun das Gleichgewicht durch das Neigen der Steuerelemente halten, was hier durch den Wind zusätzlich erschwert wird. Rechtzeitig zur Landung sollte man dann die Steuereinheiten wird nach unten bewegen, um sicher auf dem Boden aufzukommen. Was bei den ersten Anläufen sicher mit einigen virtuellen Stürzen verbunden ist, funktioniert mit etwas Übung recht gut und lässt die eigenen Rekordweiten immer weiter verbessern.

Beim Langlauf und dem Eisschnelllauf kommt es dagegen auf ein eher gleichmäßiges, gegenläufiges Schwingen von Remote und Nunchuk an, um die Kraftreserven eurer Sportler nicht sofort aufzubrauchen. Beim Bobfahren dagegen begnügt man sich mit der Wii-Mote und hält diese nach dem ersten Kurbeln zum Starten quer wie ein Lenkrad, um so die Bewegungen des Bobs zu steuern. Unterstützen könnt ihr die Lenkbewegungen durch das Steuerkreuz und den 2-Button. Stößt man seitlich an der Bande an, vibriert die Wii-Mote und zeigt somit an, dass man nicht auf der Ideallinie liegt und wertvolle Geschwindigkeit einbüßt. Auch wenn diese Disziplinen auf den ersten Blick unspektakulär scheinen, ist das Meistern derer nicht gerade einfach. Das gilt ebenso für das Curling, wo die Steuerung etwas komplex geraten ist. Hier wäre gerade im Bezug auf den Mehrspieler-Spaß eine einsteigerfreundlichere Steuerung wünschenswert gewesen. Diese gibt es dafür bei einer Disziplin, wo man es so gar nicht erwartet: Beim Eiskunstlauf. Die ansehnlichen Sprünge und Pirouetten müssen nämlich nur indirekt vom Spieler ausgeführt werden. Ähnlich der Tanz-Abschnitten in Rayman Raving Rabbids gilt es beim Eiskunstlauf lediglich im richtigen Moment Nunchuk und Wii-Mote nach unten zu schlagen. Mit dem perfekten Timing vollführt eure Läuferin somit automatisch ihre Kür fehlerfrei und erlangt Höchstpunktzahlen. Wer zu oft daneben liegt, sorgt dagegen für Stürze und entsprechend schlechte Wertungen. Insgesamt ist die Umsetzung der Steuerung jedenfalls überraschend gut gelungen und sehr ansprechend geworden.

Realistische Atmosphäre?

In technischer Hinsicht merkt man RTL Winter Sports 2008 leider an, dass es nicht speziell auf die grafischen Fähigkeiten der Wii zugeschnitten ist. Auch wenn man die Engine des Games im Vergleich zum Vorjahr stark verbesserte, so ist der Titel dennoch maximal auf gutem PS2-Niveau gehalten und fordert Nintendos Hardware kaum. Gelungen sind in jedem Fall die Animationen, auf die auch sehr viel Wert gelegt wurde. Diese sind realistisch gehalten und können wirklich gefallen. Schade ist nur, dass bei den Siegerehrungen bei Teamdisziplinen wie Bobfahren teils drei der vier Teammitglieder dieselben Animationen starten, was etwas misslungen wirkt. Auch das in 3D animierte Publikum ist nicht sehr abwechslungsreich gestaltet worden und man findet einfach zu viele Zuschauer in derselben Optik mit denselben Animationen, was aber nur hintergründig auffällt. Viel eher wirken sich die Wiederholungen negativ auf, da diese teils etwas ungeschickt in Szene gesetzt wurden und den Blick auf die manchmal etwas karg gestalteten Hintergründe freigeben. Abgesehen davon macht das Game aber optisch einen soliden Eindruck. Auch im Splitscreen-Modus fehlen kaum Details und gerade in schnellen Sportarten wie Bobfahren oder Skeleton wird das Geschwindigkeitsgefühl gut vermittelt. Abgerundet wird der insgesamt passable Eindruck von der Unterstützung des 60Hz-Modus sowie durch die Unterstützung von Progressive Scan im 480p-Modus.

In Sachen Sound hagelt es ebenfalls Lob und Kritik gleichermaßen. Ziemlich in die Hose gegangen ist beispielsweise die Begleitmusik. Öde Rockmusik ohne jegliche Abwechslung passt eigentlich kaum zu den gebotenen Sportarten, sondern hätte eher für ein Dragsterrennen verwendet werden sollen. Gerade wenn es auf die Geschwindigkeit ankommt, hätte man hier den Spieler mit einer treibenderen Musik sicher zu Höchstleistungen anspornen können. So plätschert die Gitarrenmusik eher dröge im Hintergrund daher, kann den Spieler aber kaum motivieren. Prinzipiell gut geworden sind dagegen die Kommentare, die von Peter Hauner und Joachim Siebenschuh gesprochen wurden. Natürlich können die Sprüche der beiden ab und an nervig sein, doch der Kommentar lässt sich auch leiser stellen. Meist sind die Kommentare aber wirklich zu der Situation passend. Nur selten wirkt es störend, wenn man mit nur vier Hundertsteln beim Bobfahren dem Spitzenreiter auf den Fersen und ist man sich anhören darf, dass hier eindeutig die Luft raus wäre, nur um Sekunden später nach Erreichen des ersten Platzes doch ein überschwängliches Lob zu kassieren. Das sind aber nur Details am Rande, insgesamt gefallen die Kommentare, welche je nach Ländereinstellung der Konsole auch von Colin Solman und West Westbrook gesprochen auf Englisch verfügbar sind. Die Soundeffekte sind eher spartanisch eingesetzt worden, unterstützen aber die Atmosphäre des Spiels recht gut.

Fazit

Mit RTL Winter Sports 2008 erscheint ein Titel, der sich vor allem an alle Freunde realistischer Sportspiele richtet. Neben der Optik wurde mit Ausnahme des Eiskunstlaufs auch bei der Steuerung Wert auf eine authentische Umsetzung gelegt, was größtenteils auch gelungen ist. Vor allem für den Einzelspieler bietet das Game viele Spielmodi und freischaltbare Boni, die durchaus motivieren können. Der Mehrspielermodus dagegen ist nur mit zwei Spielern wirklich Spaß bringend, bei vier Spielern vor der Konsole sorgt der zu träge Spieablauf dagegen leicht für Frust und Langeweile. Hier wurde viel Potenzial verschenkt und man hätte deutlich mehr aus dem Game machen können. Wer sich abseits des knallbunten Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen aber ernsthaft in den virtuellen Schnee stürzen möchte, darf durchaus einen Blick riskieren.

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Packshot RTL Winter Sports 2008: The Ultimate Challenge

RTL Winter Sports 2008: The Ultimate Challenge

Release: 30.11.2007
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: