Testbericht: RTL Biathlon 2009
Schießen und dann wegrennen, darin waren die Deutschen schon immer gut, hört man Comedian Dieter Nuhr gerne einmal sagen. Und wo er Recht hat, hat er Recht. Denn im Biathlon sind die deutschen Nationalmannschaften seit Jahren in der Weltspitze ganz oben mit dabei und die Sportart erlebte so einen regelrechten Boom. Eine schon fast logische Konsequenz des Erfolgs ist früher oder später in der Regel ein Computerspiel und dort sprang RTL Games gerne in die Bresche. Dieses Jahr kommt mit „RTL Biathlon 2009“ erstmals die Serie auch auf die Wii. Wir haben für euch getestet was die Loipensimulation um Coverstar Magdalena Neuner auf Nintendos Heimkonsole taugt.
Moment, das hab ich doch schon mal gespielt!?
So oder so ähnlich dürfte bei all denjenigen die Reaktion ausfallen, die bereits den Vorgänger oder aber das Wintersportpaket RTL Winter Sports in ihren Fingern gehabt haben, denn die Unterschiede sind eher marginal. Aber alles der Reihe nach, denn ein paar Besonderheiten hat das Spiel durchaus zu bieten. Da wäre einmal die Unterstützung für das Balance Board so wie den Zapper oder die unterschiedlichen Rennmodi wie Massenstart, Verfolgung oder Sprint. Nachdem ihr euch einen eigenen Charakter aus einer recht überschaubaren Anzahl Optionen gebastelt, oder euch der Einfachheit halber für einen der im Spiel vorhandenen Profis entschieden habt, könnt ihr direkt in der einfachsten Rennserie einsteigen oder aber ihr absolviert erst einmal ein Training. Und lasst euch raten, Training ist zunächst die bessere Alternative. Denn obwohl sich das Spiel sicher auch an Familien und junge Spieler richtet, ist es alles andere als einfach sondern verlangt taktisches Vorgehen in der Loipe und eine ruhige Hand bei den Schießübungen. Wer zu stürmisch ins Rennen startet wird seinen Sportler schnell über dessen Leistungsgrenze hinaus beanspruchen, was das Spiel mit einem Kraft- und Konditionseinbruch bestraft. Die Regeneration geht anschließend nur recht langsam von statten. Marschiert ihr allerdings zu gemütlich durch die Loipe, so seht ihr eure Gegner auch nur von hinten und auch das nicht einmal besonders lange. Selbiges gilt für schlampige Schießergebnisse, welche Strafrunden bzw -zeiten nach sich ziehen. Nimmt man dann noch die aufwertbaren Eigenschaften eures Charakters sowie die Spezialfähigkeiten, die man nach und nach erwerben kann zur Hand, so bietet das Spiel auf den ersten Blick einen nicht unbedingt zu erwartenden Tiefgang und eine Komplexität, die vor allem junge Spieler schnell frustrieren wird. Für Biathlonfreaks mag es aber genau das Richtige sein, wenn man bereit ist die entsprechende Zeit zu investieren um sich und seinen Charakter langsam nach oben zu arbeiten.
Leider fällt bei genauerem Hinsehen schnell der stark repetitive Charakter des Gameplays auf, denn für eine längerfristige Motivation fehlt dem Spiel die Abwechslung. Bald hat man das Gefühl alles gesehen und erlebt zu haben, da helfen auch die vielen Originalstrecken sowie die vier Rennklassen nicht dieses Gefühl zu reduzieren.
Die Multiplayeroptionen beschränken sich auf einen klassischen Splitscreenmodus, der auch nur bedingt zur Langzeitmotivation beitragen kann. Insbesondere Onlineduelle im Massenstart hätten eine sehr spannende Herausforderung dargestellt auf die man leider komplett verzichtet hat.
Und eins und zwei, und eins und….
Die Steuerung durch gegengleiches Vor- und Zurückbewegen von Wii-Remote und Nunchuk ist zwar auf Dauer etwas ermüdend, passt aber gut zum Geschehen auf dem Bildschirm und bietet viel mehr Tiefgang als beispielsweise das stumpfe Schütteln in anderen Sportspielen. Nur wer gleichmäßige und rhythmische Bewegungen macht, der kommt auf eine konstante Geschwindigkeit und überfordert seinen Sportler nicht. Drückt man zusätzlich noch den A-Knopf, setzt unser Alter-Ego auf dem Bildschirm zum Sprint an. Steht man am Schießstand, führt das Drücken eben dieses Knopfes dazu, dass unser Sportler den Atem anhält um präziser zielen zu können. Doch auch hier gilt es die richtige Dosis zu finden denn sonst bekommt ihr nicht genug Luft, was sich wiederum schlecht auf die Kondition auswirkt. Gezielt wird erwartungsgemäß mit dem Pointer der Wii-Fernbedienung, was manchmal etwas an Genauigkeit vermissen lässt, im großen und ganzen aber mit etwas Übung ordentlich funktioniert.
Die angepriesene Unterstützung des Balance Boards beschränkt sich auf das Lenken des Sportlers, was im Normalfall per Neigung von Wii-Remote und Nunchuk passiert. Wer sich aber beim Spielen auf die Multifunktionswaage stellt kann so die Richtung bestimmen. Als wäre das Spiel auf Dauer nicht so schon anstrengend genug, bietet diese Alternative nur wenig Mehrwert und darf getrost als überflüssige Zugabe abgestempelt werden.
Noch so ein Kandidat ist der Zapper, denn wer möchte kann zusätzlich zur ersten Wii-Remote-Nunchuk-Kombination noch seinen Zapper mit einer zweiten Remote bestücken um dann am Schießstand geschwind das virtuelle Gewehr zu ziehen. Der Mehrwert ist auch hier mehr als fraglich, aber immerhin ist die Idee ganz nett und spaßig.
Grafik und Sound
In Sachen Grafik reißt auch dieser Titel keine Bäume aus, ist aber ordentlich anzusehen. Die zahlreichen Zuschauer am Streckenrand sind nicht nur regungslose Statisten sondern schwenken auch je nach Nationalität eures Spielers gerne mal die Landesflagge. Auch an kleine Details wie Skispuren im Schnee oder Sonnenblenden hat man seitens der Entwickler gedacht. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass man sich an der Technik des letztjährigen RTL Winter Sports bedient hat. Der primären Zielgruppe des Titels dürfte das nicht weiter negativ auffallen, etwas mehr Feintuning hätten wir uns an vielen Stellen trotzdem gewünscht.
Beim Sound beschränkte man sich auf die klassische Untermalung der Sportszenerie mit Zuschauer- und Umgebungsgeräuschen. Wie man es von Fernsehübertragungen gewohnt ist jubeln die Zuschauer den Sportlern vom Streckenrand zu und feiern jeden erfolgreichen Treffer am Schießstand. Was sich spartanisch anhören mag ist realistisch nachempfunden und bietet kaum Platz für Kritik. Anders leider gestaltet sich die Inszenierung des Kommentators, dessen Sprüche zwar meist passend sind, sich aber sehr schnell wiederholen und als extrem nervig empfunden werden. Da haben sich die Entwickler bei RTL Winter Sports deutlich mehr Mühe gegeben dem Kommentatorenduo Leben und Persönlichkeit einzuhauchen.
Fazit
Für Fans der Sportart mag RTL Biathlon 2009 durchaus seine Reize haben, denn Umfang und Tiefgang dürften das Herz eines jeden Biathlonfreaks höher schlagen lassen. Für alle anderen Spieler liegt es leider nicht zuletzt in der Natur der Sportart selbst, dass man relativ bald die Lust am Spiel verlieren dürfte. Der Otto-Normal-Wintersportler ist mit dem Schwesterprodukt RTL Winter Sports 2009 sicherlich besser beraten.
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