Testbericht: Rock Band
Bereits vor über einem halben Jahr kamen Xbox 360-Spieler in den Genuss eines vorläufig für die Microsoft-Konsole exklusiven Musikspiels aus dem Hause Electronic Arts mit dem für sich sprechenden Titel „Rock Band“. Nach einigen Monaten Wartezeit sind endlich auch die Wii-Rocker gefordert, denn das Spiel ist nun für Nintendos Top-Seller-Konsole Wii erhältlich. Wir haben uns auf die Bühne begeben und den Fans eine rockige Show geboten. Den genauen Konzertbericht lest ihr im folgenden Test.
Rock on!
Das Spielprinzip von Rock Band ist sehr rasch erklärt. Der Spieler wählt zunächst aus, welchen Part in der Band er übernehmen möchte – Gesang, Gitarre, Bass oder Schlagzeug. Danach kann er entweder in einem einzelnen Song seine Performance vortragen oder eine komplette Karriere bzw. Tour starten. Über den Bildschirm laufen dann farbige Noten, die im geforderten Rhythmus (an)geschlagen werden müssen. Dabei stellen die Instrumente natürlich unterschiedliche Anforderungen an den Spieler. Um aber überhaupt spielen zu können, ist erst einmal spezielles Zubehör notwendig. Ein Mikrofon für den Gesang, eine spezielle Wireless Gitarre für die Saiteninstrumente und das spezielle Drumkit für den Schlagzeug-Part. Alle Instrumente sind separat vom Spiel erhältlich – entweder im ca. 140 Euro teuren Bundle (bestehend aus Gitarre, Mikrofon und Schlagzeug), aber auch jeweils einzeln. Wer bereits Boogie oder High School Musical in seiner Spiele-Sammlung hat, der kann die jeweiligen USB-Mikrofone dieser Spiele ebenso benutzen. Nett wäre darüberhinaus eine Unterstützung der Guitar Hero-Gitarre gewesen, jedoch erteilte Activision hierfür keine Erlaubnis, sodass zwingend auf das EA-Produkt zurückgegriffen werden muss – eine Fender-Lizenz-Plastikgitarre. In Sachen Schlagzeug funktionieren jedoch angeblich auch die Drums von Konamis Rock Revolution sowie das hochwertige Set aus dem Hause Alesis namens ION Drum Set. Hier können wir allerdings nicht näher berichten, da uns diese Geräte zum Testzeitpunkt nicht zur Verfügung standen – wir haben uns stattdessen am Original-Bundle bedient. Die jeweiligen Instrumente machen dabei einen sehr hochwertigen Eindruck und kommen direkt mit einem USB-Hub daher, welcher den Anschluss von vier Geräten ermöglicht. Das Wii-Drumkit wurde zudem optisch im Gegensatz zu den HD-Konsolen angepasst und in Weiß eingefärbt. Alle Controller machten während unseres Tests einen sehr soliden Eindruck und weisen eine hochwertige Verarbeitung auf.
Widmen wir uns aber nun nochmal etwas genauer dem eigentlichen Spiel. Als Einzelspieler bietet sich zunächst an, die Tutorials zu durchlaufen. Diese richten sich nach dem aktuell ausgewählten Instrument und erklären das Spielprinzip anschaulich inklusive Video- und Sprachausgabe. Ist man der Meinung, dass man nun Reif für die Bühne ist, so kann neben dem Tour-Modus ein schnelles Spiel gestartet werden, in dem neben den ersten paar Songs auch zukünftig alle weiteren freigespielten Lieder zur Auswahl stehen. Hat man sich für einen Track entschieden, so darf nun der Schwierigkeitsgrad definiert werden: Leicht, Mittel, Schwer oder Experte. Wer selbst ein echtes Instrument spielt oder ein sehr gutes Rhythmusgefühl besitzt, der darf ruhig mit „Mittel“ starten. Wer hingegen lieber erst einmal ganz klein anfangen möchte, der ist mit „Leicht“ am besten bedient. Auf dem Bildschirm präsentiert sich nun eine Art Griffbrett, auf welchem vertikal von oben nach unten bunte Noten scrollen. Am unteren Ende dieses Griffbretts befindet sich eine Leiste, die eure Drumschläge oder den Druck auf die „Saiten“ visualisiert. Zudem dient diese Leiste als (An)schlag-Markierung – befindet sich die Note genau unter der Leiste, so müsst ihr entweder das farbig passende Drumpad schlagen oder den entsprechenden Bund auf der Gitarre drücken. Das Bass-Spielen funktioniert im Übrigen analog dem Gitarrenspiel.
Um das Publikum zu begeistern und somit mehr Punkte zu erhalten, ist ein präzises und möglichst fehlerloses Spielen erforderlich. Eine Publikums-Anzeige gibt Aufschluss über den aktuellen Gemütszustand. Sollte diese Anzeige gegen Null tendieren, so fliegt ihr von der Bühne. In manchen Passagen mit leuchtenden Noten, gilt es diese fehlerfrei zu spielen um die Fans zum Ausrasten zu bewegen und zudem Energie einzusammeln. Ist eure Energieanzeige mindestens zur Hälfte gefüllt, so lässt sich als Gitarrist der Overdrive-Modus starten, indem die Gitarre nach oben gerissen wird. Fortan lässt sich das Punktekonto ordentlich aufbessern und auch die Publikumsanzeige füllen. Eine weitere Besonderheit sind die Soli. Hier bietet der Fender Startocaster-Controller eine Besonderheit, denn die Knöpfe sind nochmals weiter unten auf dem Griffbrett zu finden. Diese können gespielt werden, ohne dass die Töne extra angeschlagen werden müssen. Spielt ihr die Drums, so lässt sich ebenfalls mit der Energie „arbeiten“. In den Fill-Passagen lässt sich improvisieren, jedoch muss am Ende die sogenannte Crash-Note getroffen werden – somit setzt ihr die Energie ein.
Das Singen der Songs wird durch Text sowie Tonhöhen- und Tonlängenmarkierungen dargestellt. Ein Pfeil gibt Aufschluss über den von euch erzeugten Ton. Somit ist schnell ersichtlich, ob ihr die aktuelle Note zu hoch, zu niedrig oder genau richtig singt. Zudem gibt es Percussion-Noten – dies sind Passagen, in denen es zwar nichts zu singen gibt, jedoch mit dem Mikro in der Hand gegen die Hand geschlagen werden darf um somit etwa ein Tamburin o.ä. zu simulieren. Auch kann der Leadsänger natürlich Energie sammeln und einsetzen. In den Energiesequenzen gilt es die Noten genau zu treffen, wie auch bei den Instrumenten. In den Freestyle-Passagen darf dann nach Lust und Laune improvisiert werden um in den Overdrive-Modus zu gelangen.
Um am Ende der Performance nochmal ordentlich Punkte zu sammeln, gibt es bestimmte Songs, die ein sogenanntes „Big Rock-Ende“ bieten. Hier darf ordentlich improvisiert werden – eine Zusatzanzeige zeigt dabei die Bonuspunktzahl an. Ganz wichtig jedoch, um diese Punkte zu erhalten, ist das korrekte Beenden der Songs. Nach diesen speziellen Soli-Passagen folgen nämlich nochmals einige wenige Noten, welche fehlerfrei gespielt werden müssen. Erst dann wird der Bonus auf dem Punktekonto gutgeschrieben.
Gründe die beste Band der Welt!
Das Kernstück des Spiels ist die Welt-Tournee, die ihr mit einer von euch gegründeten virtuellen Band bestreiten dürft. Allerdings wurde hier im Gegensatz zu den 360- und PS3-Versionen sehr viel Individualisierung herausgeschnitten. Lediglich der Bandname darf frei eingetragen werden. Das Aussehen der virtuellen Musiker ist jedoch nicht zu beeinflussen. Aber natürlich darf gewählt werden, welches Instrument ihr in dieser neuen Band spielen möchtet. Wurde alles soweit eingestellt, stehen verschiedene Touren im Menü zur Auswahl, welche sich nach den Schwierigkeitsgraden orientieren. Die „Leichte“ Tour umfasst 30 Songs, alle anderen hingegen beachtliche 64 Liedchen. Unterteilt in verschiedene Kapitel müssen jeweils sechs Songs erfolgreich absolviert werden, dessen Reihenfolge hingegen euch überlassen ist – erfolgreich bedeutet, dass ihr die Songs komplett durchspielt. Seid ihr schlicht „zu schlecht“, so buht euch das Publikum aus und die Performance wird frühzeitig abgebrochen.
Wem alleine spielen keinen Spaß bereitet, der darf natürlich auch mit bis zu drei Freunden auf die Bühne. Sogar lässt sich hier ebenfalls eine Tour als Band starten oder aber, wie auch im Singleplayermodus, einfach ein schnelles Spiel bestehend aus einem Song durchgeführt werden. Weitere Modi wie das „Tauziehen“ oder das „Songduell“ stellen stattdessen den kompetitiven Gedanken in den Vordergrund, sodass man möglichst besser als seine Mitspieler spielen sollte.
Sehr bedauerlich ist jedoch, dass die Wii-Version keinerlei Onlinefeatures zu bieten hat. Multiplayer-Performances über das Netz sind also nicht möglich – herunterladbare Zusatzsongs ebenso wenig. Immerhin kann jedoch in Form eines „Songpacks“ auf Datenträger im Laden für musikalischen Nachschub gesorgt werden.
Heißer Look? Fetter Sound?
Leider wurde die Performance der virtuellen Band in der Wii-Version während der Songs nur mit vorgerenderten Videos umgesetzt, welche nicht sonderlich überzeugen können, da hier keinerlei interaktive Aktionen der Musiker möglich sind – das Video zu den Songs läuft immer gleich ab, egal ob die Performance gerade saumäßig schlecht oder wahnsinnig gut verläuft. Allerdings fokussiert man sich beim Spielen eh auf die Noten und weniger auf die Band.
In Sachen Sound kann Rock Band recht gut überzeugen. Über 60 Songs, die zum allergrößten Teil aus Originalsongs bestehen, wurden sauber abgemischt und bietet einzelne Instrumenten-Spuren, die passend zur Performance erklingen. Spielt ihr nicht im Rhythmus, so gibt es z.B. hörbare Aussetzer. In Solo-Passagen ist das entsprechende Instrument etwas lauter abgemischt und sticht somit heraus. Sehr schade ist jedoch, dass die interaktive Publikumsreaktion, wie sie z.B. auf der Xbox zu hören ist, nicht enthalten ist. Sprich, ein Mitsingen der Fans ist auf der Wii nicht zu erwarten.
Insgesamt sind einige Abstriche im Gegensatz zu den HD-Versionen hinzunehmen, vor allem natürlich in der Optik, aber teils auch beim Sound. Dennoch geht das Gebotene für Wii-Verhältnisse völlig in Ordnung und erzeugt eine rockige Spielatmosphäre.
Fazit
Rock Band für Wii ist alles in allem ein wunderbares Musikspiel, was mir persönlich vor allem an den Drums sehr viel Spaß macht. Da ich selber Musik mache empfinde ich die Umsetzung der Schlagzeug-Parts am authentischsten (neben dem Gesang natürlich). Das Gitarrenspiel macht aber ebenfalls Spaß, auch wenn es mit dem Spielen einer echten Gitarre nicht allzu viel gemeinsam hat. Als störend empfinde ich jedoch in den höheren Schwierigkeitsgraden (vor allem im „Experten“-Modus) die hinzuerfundenen Noten in den Songs – sprich, es werden Töne oder Schläge erfordert, die die Instrumente in den Songs tatsächlich gar nicht spielen. Weitere Minuspunkte erhält der Titel durch den Wegfall der Onlinefeatures sowie das Fehlen der individuell gestaltbaren Charaktere, was natürlich durch die Ersetzung der „Real-Time-Stage-Performances“ durch vorgerenderte Videos zu erklären ist. Trotz dieser Kritikpunkte macht Rock Band einen riesigen Spaß und weiß auch vornehmlich im Multiplayer-Modus zu überzeugen. Zudem kann das Spiel mit einer abwechslungsreichen Musikauswahl punkten.
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