Testbericht: Resident Evil: The Umbrella Chronicles

Ja ich gebe es zu, ich bin im Lightgun-Fieber. Nach Ghostsquad landete mit Capcoms Wii exklusivem Railshooter aus dem Resident Evil Universum, Resident Evil: The Umbrella Chronicles, binnen kurzer Zeit der zweite Ableger dieses Genres in dem Laufwerk meiner Wii. Also schnell den Zapper durchgeladen und los geht die Jagd auf Zombies, Höllenhunde und jede Menge weiterer mutierter Fieslinge. Ob der Titel in uns das gleiche beklemmende Gefühl wie seine Vorgänger hervorrufen kann oder ob es zu einer wilden Ballerei ausartet erfahrt ihr in unserem Import-Test.

Erster Eindruck

Resident Evil:The Umbrella Chronicles teilt sich in vier Missionen mit jeweils drei Teilabschnitten die entweder zu zweit oder alleine bewerkstelligt werden können. Dazu kommen noch mehrere Einzelspieler-Level als Bonus, die zuvor freigeschaltet werden müssen.
Gespielt wird je nach Mission mit verschiedenen alten Bekannten aus früheren Teilen der Serie. Mit von der Partie sind unter anderem Rebecca Chambers, Billy Coen, Chris Redfield, Jill Valentine oder Albert Wesker. Auch findet sich der Spieler in den ersten drei Missionen in vertrauten Umgebungen aus Resident Evil 0, 1 und 3 wieder.

Der weitere Umfang des Spiels hält leider nur wenige Überraschungen bereit. Neben den grundlegenden Menüpunkten wie Audio-, Bildschirm-, Controller- und Spieleinstellungen können nach jedem Level die Waffen geupgradet und im Archiv in zuvor eingesammelten Dokumenten über Umbrella oder verschiedene Charaktere gestöbert werden. Letzteres wird vor allem Fans der Serie freuen die sich über fehlende Zusammenhänge oder mangelnde Infos zu den Protagonisten geärgert haben, denn hier bleiben kaum mehr Fragen offen.

„Let’s get in there…“

Die Steuerung

Die Steuerung fällt bei diesem Spiel etwas umfangreicher aus, als bei vergleichbaren Titeln, denn Capcom gibt dem Spieler sehr viele Freiheiten.
Gespielt werden kann entweder nur mit der Wiimote oder mit Wiimote und Nunchuk, wobei bei letzterer Variante auch der Zapper Verwendung finden kann. Eine Besonderheit ist hierbei, dass das Nunchuk nicht fest im Zapper integriert wird, sondern frei in der zweiten Hand gehalten wird. Das ist in so fern notwendig, als das man durch Schütteln des Nunchuks sowohl seine Waffe nachlädt, als auch diverse Quicktime Events meistern muss, was mit integriertem Nunchuk unmöglich wäre.
Leider lässt die einhändige Zielgenauigkeit gegenüber der Zweihand Methode zu wünschen übrig und der Zapper liegt dabei auch nicht wirklich gut in der Hand, da der Teil für das Nunchuk störend am Handgelenk anliegt.
Die Belegung der Knöpfe hat Capcom einwandfrei gemeistert. Geschossen wird in der Regel mit B und zwischen den Waffen gewechselt wird mit C. Der Z-Knopf wird, wie auch der B-Knopf, für Quicktime Events benötigt oder um Granaten auf die heran nahenden Horden zu schleudern. Durch eine Links-Rechts Bewegung des Nunchuks lädt man, wie bereits erwähnt, seine Waffe nach oder wehrt sich gegen Zombies die zu nahe auf die Pelle gerückt sind.
Eine Besonderheit haben die Entwickler eingebaut, die uns ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit im Rahmen der vorgegebenen Route spendiert. So kann sich der Spieler mit Hilfe des Analogsticks in einem ziemlich begrenzten Bereich des Raumes umsehen und so alternative Routen und verstecke Gegenstände entdecken, die ihm sonst durch die Lappen gehen würden. Das ist weit mehr als nur ein nettes Feature, denn es gibt dem Titel eine bessere Spieltiefe und einen höheren Wiederspielwert.
Den einzig wirklichen Minuspunkt erntet Capcom für das leichte „Nachziehen“ des Pointers. So wird man das Gefühl nicht los, dass alle Bewegungen mit einer gewissen Trägheit auf den Monitor gebracht werden. Da sich die Pointersensibilität nicht einstellen lässt muss der Spieler notgedrungen damit leben, was aber nach kurzer Eingewöhnungsphase dennoch ordentlich funktioniert.

Arcade vs. Survival-Horror

Die Gratwanderung, die bei der Entwicklung des Spiels gemeistert werden musste, darf nicht unterschätzt werden, da mit Survival-Horror und Lightgun-Arcade-Shooter zwei Genres aufeinander prallen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite die spaßorientierte Ballerorgie a la Time Crisis oder Ghostquad, auf der anderen Seite das Nerven aufreibende Ambiente und die taktische Komponente wie zum Beispiel bei Resident Evil 4. Dieser Spagat gelingt Capcom sehr gut, auch wenn Schockmomente, welche die Gänsehaut bis ins Gesicht treiben, sehr rar gesät sind. Diese Tatsache kommt aber in erster Linie daher, dass die Umgebung nicht mehr selbst erforscht werden kann und der Spieler eigentlich nur darauf wartet, welcher Gegner hinter der nächsten Ecke lauert, während der Computer den Protagonisten durch die Level bewegt. Trotzdem wurde die typische Stimmung der Serie gut eingefangen und im Gegensatz zu anderen Railshootern muss der Spieler hier deutlich koordinierter und taktischer zur Sache gehen um die Level zu meistern, denn wie es sich für Resident Evil gehört, ist die Munition knapp und die Anzahl der Gegner massiv. Wer sein Glück versucht indem er mit dem Maschinenpistole wild in die Meute ballert wird nicht weit kommen – ein gezielter Schuss in den Kopf genügt für die normalen Zombies, was allerdings leichter gesagt ist als getan.
Sehr gut gelungen sind die verschiedenen Trefferzonen der Gegner. So kann man heran stürmende Zombies durch einen gezielten Schuss ins Bein zunächst unsanft zu Boden strecken, um sie dann zu erledigen.
Kommen euch die Gegner zu nahe, beginnen die bekannten Quicktime Events, welche, wenn ihr sie erfolgreich übersteht, den Gegner auf direktem Wege in den Mutantenhimmel befördert. Solche Events finden sich auch an anderen Stellen im Spiel und sind, vor allem im Koop-Modus mit zwei Spielern, nicht immer leicht zu bewältigen.

Leider macht Capcom große Fehler was die Umgebungen des Spiels angeht, denn teilweise sind diese unfassbar unlogisch programmiert. So können manche Fenster, Kisten oder Bilder zerstört werden, andere jedoch nicht ohne dass ein Unterschied zwischen den Gegenständen ersichtlich wäre. Zerstörbare Objekte zu finden funktioniert also in der Regel nach dem Trial and Error Verfahren, was sehr schade ist. Ähnlich verhält es sich mit Gegnern die noch nicht „aktiviert“ wurden. So liegt beispielsweise ein Zombie bereits vor euch auf dem Boden und egal ob ihr den gesamten Inhalt eures Magazins in seinem Körper verteilt, sobald ihr einen bestimmten Punkt überschreitet steht er quietsch fidel auf und greift euch an.

Die Endbosse präsentieren sich ähnlich wie der Rest des Spiels in einem moderaten Schwierigkeitsgrad. Da euch das Fadenkreuz netterweise anzeigt, wo die Schwachstelle des Gegenübers liegt, werden meist nicht all zu viele Anläufe benötigt um den Widersacher zu besiegen

Auch der Koop-Modus ist leider nicht so gut gelungen wie erhofft. Die Fadenkreuze der beiden Spieler sind sich so ähnlich, dass sehr schnell Verwirrung aufkommt wer eigentlich gerade mit welchem Pointer auf wen zielt. Hier wäre es schön gewesen, wenn Form und Farbe selber bestimmt werden könnten, um so für mehr Übersicht zu sorgen. Hat man sich aber einmal daran gewöhnt macht es durchaus Spaß zu zweit auf Zombiejagd zu gehen

Ein dickes Lob gebührt den Entwicklern für die vielen Bonusinhalte in Form von Infos rund um das Resident Evil Universum und dessen Bewohner die überall im Spiel mal besser mal schlechter versteckt sind, wie zum Beispiel für die alternativen Routen. Deshalb bringt es der Titel trotz relativ kurzer Gesamtspielzeit auf einen ordentlichen Umfang.

Grafik und Sound

Bei der Grafik hat Umbrella Chronicles ganz klar zwei Gesichter. Während Intro und Zwischensequenzen sehr schön anzusehen sind und stimmungsvoll inszeniert wurden, präsentiert sich der Rest des Spiels eher unspektakulär, denn die detailarmen Texturen bleiben hinter denen von Resident Evil 4 zurück. Die Animationen der Gegner sind zwar flüssig jedoch nicht wirklich realistisch. Hier bleibt das Spiel leider hinter den Erwartungen zurück und auch die atmosphärisch guten Leveldesigns können das Ruder nicht mehr herum reißen. Dem Spielspaß tut das mit Sicherheit keinen Abbruch, aber etwas mehr Feinschliff hätten wir uns an dieser Stelle gewünscht.
Die tolle englische Sprachausgabe des Spiels und die guten Soundeffekte in Dolby Pro Logic II können sich wirklich sehen bzw. hören lassen und unterstützen die Atmosphäre des Spiels hervorragend. Das genaue Gegenteil trifft leider für die musikalische Untermalung zu, die, abgesehen von den Zwischensequenzen, nur selten zum restlichen Geschehen auf dem Bildschirm passt. Hier hilft eigentlich nur eins – Musik aus und Effekte an, denn sonst geht viel von der guten Stimmung verloren.

Fazit Matthias (winnie)

Der Spagat zwischen Survival-Horror und Railshooter gelingt Capcom mit Resident Evil: The Umbrella Chronicles sehr gut, denn so etwas gab es so noch nie zuvor.
Wer eine wilde Schießerei mit Partytauglichkeit sucht liegt hier falsch, aber Fans von Horror-Shootern finden mit diesem Titel eine neue Erfahrung, die auch für ein schnelles Spiel zwischendurch taugt.
Fans der Serie freuen sich über die massenhaften Hintergrundinformationen. Jäger und Sammler unter euch haben mit den alternativen Routen und verborgenen Gegenständen sicherlich eine ganze Weile zu tun.
Abzüge kassiert Capcom leider für den nur bedingt guten Koop-Modus, für grafische Mängel und das teilweise unlogische Leveldesign.
Unter dem Strich ein guter Railshooter, mit toller Atmosphäre und deutlich größerem Umfang als andere Vertreter dieses Genres. Allerdings ist er kein würdiger Ersatz für Resident Evil 5, welches wohl nicht den Weg auf Nintendos Heimkonsole finden wird.

Fazit Paskal (zoora)

Resident Evil: The Umbrella Chronicles ist für mich als alten Resident Evil-Fan von Anfang an ein absolutes Import-Muss gewesen. Die anfängliche Skepsis verflog recht schnell. Zwar ist das Spiel auf keinen Fall als würdiger Nachfolger zu Resident Evil 4 zu sehen, jedoch weiß das Spiel auf seine ganz eigene Art und Weise zu begeistern. Hier hat Capcom ein von der Steuerung her eher simples Spiel geschaffen, dass jedoch durch den recht hohen Schwierigkeitsgrad und die grandiosen Endgegner das perfekte Zusammenspiel von Munition und Waffen erfordert. Die Atmosphäre ist beängstigend, die Steuerung nahezu perfekt und auch der Multiplayer ist nach ersten verwirrenden Minuten absolut tauglich. Lediglich das Abschlachten von Gen-Bienen, Blutegel und Giftschlangen nervt zwischendurch ungemein und zwingt den Spieler die geliebte Waffe gegen ein einfaches Messer auszutauschen. Auch die Unterstützung des Wii Zappers hätte meiner Meinung nach geschickter gelöst werden können. Denn nach der anfänglichen Begeisterung stellt man schnell fest, dass der Zapper in bestimmten Situationen eher störend als hilfreich ist. Resident Evil: The Umbrella Chronicles ist so wie es sein sollte: stimmungsvoll, blutig und wunderschön brutal.

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Packshot Resident Evil: The Umbrella Chronicles

Resident Evil: The Umbrella Chronicles

Release: 30.11.2007
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: