Testbericht: Red Steel
Wer erinnert sich noch an die Ankündigung von Red Steel? Es ist schon ziemlich lange her, schon bald ein Jahr, denn Red Steel war das erste Wii-Spiel überhaupt, welches vor der E3 2006 enthüllt wurde. Man wusste nicht so recht, was man denn nun von der Grafik halten soll, die Entwickler haben daran allerdings bis zur Fertigstellung noch sehr geschliffen.
Hände hoch, ich habe eine Fernbedienung!
Übersetzt heißt Red Steel „roter Stahl“, was natürlich auf ein Schwert bezogen ist, denn Red Steel beinhaltet neben den überwiegenden Schusswechsel auch Schwertkämpfe. Vielen wird einleuchten, wie gut diese Spielkonzepte auf die Wii Remote passen. Mit der Fernbedienung lässt sich eine Schusswaffe sehr realistisch steuern, da man sehr genau zielen muss und sich der B-Button auch an der richtigen Stelle befindet. Wenn man allerdings noch nie eine Wii Remote in der Hand hatte, dann fällt einem das Zielen sehr schwer. Denn es reichen nur kleinste Bewegungen mit dem Handgelenk, um den Zielpunkt von der einen zur anderen Blickseite zu bewegen. Anfänger können im Menü eine einfachere Steuerung auswählen. Dabei bewegt sich der Zielpunkt nicht so schnell und man hat ihn somit besser unter Kontrolle. Der Haken an dieser Einstellung ist natürlich, dass man sich nicht so schnell bewegen kann, dementsprechend dauert es auch viel länger, bis sich der Charakter einmal um sich selber gedreht hat. Profis, die mit der Wii Remote gut zu recht kommen, stellen die Sensibilität auf schnell ein – dadurch haben sie ihre Gegner besser und schneller im Visier.
Für die Schwertkämpfe gibt es auch eine Einstellung der Sensibilität. Für Schwerthiebe lässt sich einstellen, ob man nur kleine Bewegungen mit der Wii Remote machen möchte, oder ob man realistische, großzügige Bewegungen vollführen möchte. Dies kann natürlich jeder selber entscheiden. Diejenigen, die noch ein paar Kalorien verbrennen möchten, die können sich für die großzügigen Hiebe entscheiden.
Auf der letzten E3 wurde die Steuerung ein wenig bemängelt und Ubisoft hat an diesen Mängeln dann auch gearbeitet. In der fertigen Version funktioniert die Steuerung bis auf das Zoomen und Granatenwerfen einwandfrei. Zum Zoom: Um zu zoomen, muss man den A-Knopf gedrückt halten und die Wii Remote nach vorne bewegen. Es kann vorkommen, dass der Zoom plötzlich ein wenig zurückfällt… und dann noch ein wenig… und noch ein wenig… … Wenn man im Sitzen spielt, dann ist irgendwann aus physikalischen Gründen der Arm zu kurz und man kommt nicht mehr näher an den Gegner ran. Das heißt, den Zoom nochmals abbrechen (A-Knopf loslassen) und erneut aus der Null-Stellung zu zoomen beginnen.
Zu den Granaten: Um die Granaten zu werfen, drückt ihr das Steuerkreuz nach unten und bewegt den Nunchuk-Controller als wenn man tatsächlich eine Granate werfen wollte. Im weiteren Spielverlauf wird aber klar, dass eine kleine Bewegung des Nunchuks völlig ausreicht, damit die Granate in weitem Bogen fliegt. Ein großes Ausholen ist also nicht notwendig, was zu Beginn zu Problemen führten. Gut zu wissen, nur ist das Zielen wieder eine Sache für sich – es will also gelernt sein.
Von Fast Food bis Sushi
Die Geschichte beginnt, als ihr den Vater eurer Freundin kennen lernen wollt. Im Restaurant merkt ihr schnell, dass ihr über euren zukünftigen Schwiegervater noch vieles erfahren werdet. Eure Geliebte wird entführt, schnell seid ihr im Geschehen der japanischen Mafia – der Yakuza. Schnell macht ihr Gebrauch der ersten Waffe und nehmt euch einfach mal aus der Luft die Lizenz zum Töten. Ihr könnt maximal zwei Waffen (plus Granaten) mit euch führen. Da fällt manchmal die Entscheidung schwer, welche Waffen ihr denn nun verwenden möchtet. Da euer Schwiegervater angeschossen ist, müsst ihr ihm helfen an einen sicheren Ort zu kommen. Es dauert nicht lange und ihr trefft auf einen Gegner mit einer Klinge in der Hand. Euer Patient mit der Schusswunde gibt euch einen kurzen Crashtest in Sachen Schwertführung, womit ihr diesen Gegner auch relativ locker bezwingen könnt. Zum Schluss jedes Schwertkampfes fleht euch euer Gegner um Gnade. Nun könnt ihr selber entscheiden: soll er sterben oder darf er weiter leben? Falls ihr es nicht über Herz bringt, den Typen zu töten gibt dies einige Respekt-Punkte.
Habt ihr euer erstes Ziel erreicht, geht die Suche nach eurer Freundin los. Ziemlich bald werdet ihr sie gen Japan wegfliegen sehen. Aber keine Angst – auch in Japan gibt es Schusswaffen und scharfe Klingen.
Die Story ist sehr gradlinig und nicht unbedingt Film reif. Aber es reicht, damit die Motivation immer genügend hoch bleibt und somit der gewisse Reiz zum Weiterspielen vorhanden ist.
Multiplayer
Sollte man im Besitz von vier Wii Remotes, vier Nunchuks und drei Freunden sein, kann man Red Steel auch bis zu viert gegeneinander spielen. Leider sind keine Bot-Gegner hinzu schaltbar, somit spielt man immer nur gegen seine menschlichen Freunde. Neben den 08/15-Modis (pro Tod ein Punkt) gibt es auch noch einen speziellen freizuschaltenden Modus. In dieser Spielvariante bekommt man einen Auftrag durch den Fernbedienungs-Lautsprecher zugeteilt, den man ausführen muss. Somit wird der Lautsprecher wenigstens im Multiplayermodus sehr innovativ genutzt.
USK: 18+?!
Red Steel hat von der USK eine Einstufung ab 18 Jahren erhalten. Für viele war dies nicht wirklich verständlich, da doch kein einziger Tropfen Blut fließt. Ich kann aber sagen, dass diese Einstufung völlig gerecht ist. Wäre der Titel auf dem GameCube erschienen, wäre er längst nicht so brutal wie auf der Wii. Die Tatsache, dass man eben auf die Gegner zielt und dann abdrückt, macht die Sache schon etwas krasser. Auch bei den Schwertkämpfen ist es nicht anders. Vor allem, wenn man zuletzt über Tod und Leben mit einer einzigen Bewegung (Wii Remote = Tod; Nunchuk = Leben) entscheiden kann, ob der Gegner weiter leben soll oder nicht, sind das schon große Unterschiede zu einem „normalen“ Konsolen-Shooter. Von dem Standpunkt her gesehen stimme ich der USK völlig zu.
Technik
Grafisch gesehen ist das Spiel schwierig zu beschreiben. Es gibt in den Szenen Objekte, die sehr gut aussehen und andere wiederum, die sich auf dem GameCube-Niveau befinden. Alles in allem kann man aber sagen, dass die Grafik für die Wii angemessen ist und zum Spielen völlig ausreicht. Außerdem gibt es hier und da ein paar sehr schöne grafische Effekte.
Die Zwischensequenzen werden allerdings nur in einzelnen Standbildern präsentiert. Allerdings bietet das Spiel eine deutsche Sprachausgabe – in den Zwischensequenzen als auch im Spielgeschehen selbst.
Der Sound passt perfekt zum Spiel und wechselt auch im richtigen Moment von „gemütlich“ auf „Action“. Es gibt nur ein bisschen zu wenig Abwechslung, ein paar Musikstücke mehr wären sicherlich nicht falsch gewesen.
Fazit
Red Steel ist ein Ego-Shooter, der einen sehr guten Anfang in seinem Genre auf der Wii macht, bei dem man aber auch noch viel verbessern kann. Zu Beginn war aber erstmal wichtig, dass die Steuerung funktioniert – und die funktioniert wirklich schon sehr gut. Wenn Ubisoft die Kritikpunkte im hoffentlich kommenden Nachfolger beheben kann, dann können wir wohl einen genialen Wii-Titel erwarten.
Wer auf Ego-Shooter steht und mit der Wii Remote bereits gut zu recht kommt, der kann hier sicherlich bedenkenlos zugreifen. Anfänger sollten aber bedenken, dass zu Beginn der Umgang mit der Steuerung erlernt werden will.
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