Testbericht: Real Heroes: Firefighter

Spätestens seit dieser Konsolengeneration gehören Ego-Shooter mit zu den wichtigsten Genres, die nicht nur für hohe Verkaufszahlen sorgen, sondern auch die Technik der Konsolen entsprechend demonstrieren. Auf Nintendos Wii ist es dagegen weniger die technische Ausrichtung, sondern es sind die Möglichkeiten der neuartigen Steuerung, die einen Shooter interessant werden lassen. Lange dauerte es allerdings, bis Nintendo selbst mit „Metroid Prime 3: Corruption“ einen Klassenprimus programmierte, an dem sich alle folgenden Titel zu messen hatten. Mit „Real Heroes: Firefighter“ begeben sich die Epicenter Studios auf nahezu unverbrauchtes Terrain und präsentieren einen Ego-Shooter der etwas anderen Art. Wir haben uns den Feuerwehrschlauch geschnappt und diesen heißen Titel für euch unter die Lupe genommen.

Es brennt!

Eines gleich vorweg: Real Heroes: Firefighter ist nicht wie anfangs erwähnt ein klassischer Ego-Shooter, sondern sollte vielmehr als Ego-Adventure bezeichnet werden. Doch eine genaue Klassifizierung fällt in der Tat nicht leicht. Ihr steuert nämlich aus der Ego-Perspektive einen Feuerwehrmann, der nach der ersten Trainingsmission frisch seinen Dienst beginnt. Somit ist die Brandbekämpfung eine eurer wichtigsten Aufgaben. Euer Protagonist wird dabei wie in einem klassischen Shooter gesteuert. Der Analogstick ist für die Bewegung des Charakters selbst verantwortlich, während ihr mit dem Pointer euer Blickfeld schweifen lasst. Das digitale Steuerkreuz lässt euch aus verschiedenen „Waffen“ wählen, mit dem A-Button werden Items benutzt und mit dem B-Button euer Feuerlöscher aktiviert. Mit dem Z-Button dürft ihr springen und mit dem C-Button in die Hocke gehen. Die Steuerung wurde dabei recht authentisch umgesetzt und spielt sich schon nach sehr kurzer Eingewöhnungszeit recht griffig und intuitiv. Im Optionsmenü dürfen zudem noch einige Einstellungen konfiguriert werden, was Segas Alien-Shooter The Conduit bis zur Perfektion bereits vorgemacht hat. An die Genrereferenz in Sachen Steuerung kommt Real Heroes: Firefighter zwar nicht heran, dennoch spielt sich das Game für eine Budget-Produktion durchaus flüssig und überraschend gut. Einzig der Umgang mit der Axt verursacht immer wieder Orientierungsprobleme, da hierzu der Pointer fixiert und danach die Wiimote geschwungen werden muss.

Seinen eigentlichen Charme bezieht der Titel jedoch aus seinem eher ungewöhnlichen Setting. Das Löschen von Flammen zählt zwar zu euren wichtigsten Aufgaben als Feuerwehrmann, damit alleine ist es jedoch noch nicht getan. Immer wieder wollen versperrte Türen mit dem Brecheisen geöffnet, Lecks an Gasleitungen gestopft oder Zivilisten sowie Kollegen vor den Flammen gerettet werden. Zum Löschen des Feuers steht euch übrigens neben einem kleinen Feuerlöscher noch der große Feuerwehrschlauch zur Verfügung. Dieser wird aktiviert, sobald ihr an einer Wand einen solchen Schlauch entdeckt. Da er aber nur eine begrenzte Reichweite hat, kann man nicht unendlich lange Wasser damit versprühen. Das Wasser selbst kommt dabei als dicker Strahl aus dem Rohr, darf aber auch durch erneutes Drücken des A-Buttons in einen Sprühregen umgestellt werden, welcher vor allem aus der Nähe größere Brandherde effektiv löscht. Mit dem Wasserschlauch bewaffnet spielt sich Real Heroes: Firefighter übrigens am ehesten wie ein Ego-Shooter. Der einzige Unterschied dabei ist, dass euer Gegner keine Aliens oder Soldaten, sondern lodernde Flammen sind dass ihr keine hochmodernen Wummen mit euch führt, sondern mit Wasser um euch spritzt. Passend zur Thematik ist die Action auf dem Screen stets präsent. Die Flammen lodern an allen Ecken und Enden, so dass ihr im Endeffekt nur die Flammen löschen könnt, welche euch den Weg versperren. Immer wieder schrecken euch Explosionen auf und verdeutlichen die Dramatik eurer Rettungseinsätze. Hierbei macht sich auch positiv bemerkbar, dass der Lautsprecher der Wiimote ausgiebig genutzt wird. Immer wieder erhaltet ihr von eurem Einsatzleiter neue Befehle und vernehmt auch die Funksprüche eurer Kollegen.

Doch natürlich hat auch Real Heroes: Firefighter so seine Schwächen. So fehlt trotz guter Ansätze irgendwann die Abwechslung in den Levels. Besondere Gerätschaften wie die die Kreissäge oder die von der Steuerung her genial umgesetzt Rettungszange kommen viel zu selten zum Einsatz. Hier hätte man die Levels durchaus noch etwas spannender gestalten können. Rätsel gibt dem Spieler auch die eigene Gesundheit auf. Man erkennt zwar am sich rot verfärbenden Bildschirmrand, dass man in Gefahr ist. Eine genaue Auskunft über die eigene Verfassung dagegen erhält man nicht, sondern beißt irgendwann unvermittelt ins Gras. Das passiert auch, wenn ihr bestimmte Räume betretet, in denen euch dann aus heiterem Himmel eine Explosion in die ewigen Jagdgründe schickt. Zwar sind die Rücksetzpunkte großzügig gesetzt, doch wäre der ein oder andere Hinweis auf die drohende Gefahr schön gewesen. Die Intelligenz eurer Opfer lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Immer wieder kommt es vor, dass die geretteten Zivilisten nicht den von euch frei gemachten Weg einschlagen, sondern an bestimmten Stellen den Raum durchqueren wollen, wo ihr aber erst noch ein Feuer zu löschen habt. Das wirkt ziemlich dumm und stört den Spielfluss. Etwas befremdlich wirkt auch, dass in dem an sich sehr realistisch gehaltenen Spiel im weiteren Verlauf die Besucher eines Freizeitparks vor einem Feuer spuckenden Drachen gerettet werden wollen. Trotz der erwähnten Mankos ist Real Heroes: Firefighter allerdings ein erstaunlich ambitionierter Titel. Drei in jeder Stage versteckte Extras sorgen dafür, dass ihr euch mit alternativen Gegenständen ausrüsten dürft und mehr über die Hintergründe zu jedem Brand erfahrt.

Feurio!

Man sollte eigentlich nicht erwarten, dass ein Spiel mit einem geringen Budget optisch überzeugt. Gemessen an ihren Möglichkeiten haben sich die Mädels und Jungs der Epicenter Studios allerdings richtig viel Mühe gegeben. Die Animationen eurer Kollegen sowie der Opfer sind in Ordnung, die Stages weisen große Areale auf, wobei alles ohne Ruckler und flüssig abläuft. Zwar sind weder das Feuer noch die Wassereffekte sonderlich herausragend und wurden auch schon auf der Wii in besserer Form gesehen, aber hässlich macht es das Game deswegen noch lange nicht.

Richtig gut gelungen ist jedenfalls die Untermalung für eure Ohren geworden. Hier sind in erster Linie die krachenden Soundeffekte bei Explosionen sowie das prasselnde Feuer zu nennen. Dazu kommen noch die deutschen Synchronsprecher, die einen passenden Job erledigen und das Spiel auch für jüngere Spieler verständlich machen. Bei einem derart kleinen Projekt eine komplette deutsche Synchronisation vorweisen zu können verdient ein besonderes Lob, von dem sich andere Publisher ruhig die eine oder andere Scheibe abschneiden könnten.

Fazit

Real Heroes: Firefighter ist das perfekte Beispiel dafür, wie man mit einem kleinen Budget einen innovativen und gut spielbaren Titel auf die Beine stellen kann. Trotz all seiner Schwächen, wie die nicht ganz polierte Grafik oder einigen Unzulänglichkeiten im Gameplay, macht es einfach Spaß, sich als Feuerwehrmann herrlich unkonventionell in der Ego-Perspektive in die Arbeit zu stürzen. Die größtenteils gut umgesetzt Steuerung sowie die solide Technik tragen ihr Scherflein genauso dazu bei wie der packende Sound. Wer schon immer Feuerwehrmann werden wollte, darf bedenkenlos zugreifen, und wer vom altbackenen Shooter-Allerlei genug hat und auf der Suche nach einer Alternative ist, sollte Real Heroes: Firefighter zumindest eine Chance geben.

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Packshot Real Heroes: Firefighter

Real Heroes: Firefighter

Release: 27.11.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: 12