Testbericht: Ratatouille

Mit Disney Pixars „Ratatouille“ bekommt mal wieder ein Film der CGI Meister eine Versoftung auf allen erdenklichen Konsolen. Leider haben Filmumsetzungen einen allgemein schlechten Ruf bei den Spielern und sprechen oft nur die Fans der Kinostreifen an. Ob Ratatouille aus dem Hause THQ hier für eine Überraschung auf Nintendos weißer Heimkonsole sorgen kann haben wir für euch getestet.

Story und Umfang

Das Spiel orientiert sich im Prinzip an der Handlung der Filmvorlage. Ihr spielt die Ratte „Remy“ die davon träumt ein Starkoch in Paris zu werden. Eine leider nicht all zu einfache Aufgabe für den kleinen Nager, der kein gern gesehener Gast in den „Haute Cuisine“-Restaurants der französischen Hauptstadt ist. Wie es der Zufall will, verschlägt es Remy gerade vor die Küche des Starkochs Auguste Gusteau, seinem großen Idol. Über welche Umwege Remy versucht in der Küche Fuß zu fassen und wie sich seine Freundschaft zur Küchenhilfe Linguini entwickelt wollen wir nicht verraten, aber soviel sei gesagt: Unser kleiner tapferer Protagonist fürchtet weder reißende Flüsse, noch große Höhen und legt sich auch mit Allerlei Getier mutig an…
Das Spiel präsentiert sich erwartungsgemäß in einem zum Film passenden Comiclook. So erscheint das Haupt- bzw Pause-Menü in Form einer Speisekarte. Schon beim Studieren eben dieser Karte wird klar, dass sich THQ beim Umfang nicht hat lumpen lassen. Massenhaft freispielbare Levels, Making-Ofs zum Film, neue Spiemodi für Single- und Multiplayer sowie Cheats lassen auf eine ordentliche Langzeitmotivation des Titels hoffen.

Grafik und Sound

Beim Starten des Singleplayer-Modus stellt sich leider schnell Ernüchterung ein was die Grafik des Titels betrifft. Das bei Filmversoftungen keine brilliante Grafik zu erwarten ist sollte jedem Käufer eines solchen zwar Spiels klar sein, aber das, was THQ bei Ratatouille abliefert, bewegt sich leider nur auf mittlerem PS2 Niveau. Verwaschene und detailarme Texturen, trübe Farben und lieblos animierte Figuren sorgen zunächst für ein schwaches Bild des Spiels. Als Ausnahme muss man hier aber die Animation der Ratten nennen; diese sind wirklich gut gelungen und wirken sehr putzig. Vor allem wenn man mit Remy durch die Küche spurtet und dabei durch die Kurven driftet wirkt das lebendig und realistisch.
Die Zwischensequenzen präsentieren sich ähnlichen unspektakulär, treiben die Story aber inhaltlich stimmig voran.
Der Sound wirkt unauffällig, bildet aber eine passende Untermalung für das, was auf dem Bildschirm passiert, und mit den Melodien aus dem Film wird man vor allem die Fans der Kinovorlage begeistern können. Selbiges gilt für die Synchronstimmen der Charaktere, die zwar leider nicht die Originalstimmen sind, aber trotzdem passend ausgewählt und gut inszeniert wurden.

Steuerung

Die Steuerung des Titels ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist sie schnell zu erlernen, was auf Grund des Alters der Zielgruppe sicherlich nicht verkehrt ist, auf der anderen Seite führt sie aber zu einem sehr eintönigen Spielablauf.
Gespielt wird mit Nunchuk und Wii-Fernbedienung. Sinnvoller Weise liegt auf dem A-Knopf der Sprung, durch zweimaliges Drücken von A führt man den klassischen Doppelsprung aus. Alles andere passiert entweder mit dem B-Knopf oder in manchen Situation durch Schütteln der Wii-FB.
Löffel aufheben: B-Knopf. An einer Stange festhalten: B-Knopf. Auf einem Seil balancieren: B-Knopf. An bestimmten Stellen an der Wand festhalten: B-Knopf. Items aufnehmen: B-Knopf. Nicht wirklich einfallsreich und leider auch nicht stimmig.
Hält man den B-Knopf gedrückt, aktiviert man den Geruchssinn. Nach einer Weile erscheint so eine „Duftspur“, der man auf dem Weg zum nächsten Ziel folgen kann – eine nette Idee.

Hat man z.b. einen Löffel aufgenommen, kann man durch Schwingen der Wii-FB auf Gegner oder Gegenstände schlagen, was einwandfrei funktioniert. Mit dem C-Knopf wird die Kamera ausgerichtet oder man kann sich mit Hilfe der Pointerfunktion in aller Ruhe umsehen.
Der Z-Knopf lässt Remy ordentlich aufs Gas treten um beispielsweise dem Chefkoch oder seinen Gehilfen zu entfliehen. Wird man aber von einem Koch in der Küche gefangen, so beginnt ein Quicktime-Event ähnlich wie in Resident Evil und man muss sich durch Schütteln der Wii-FB wieder aus den Fängen des Gegeners befreien, was einem auch immer gelingt.

Gameplay und Langzeitmotivation

Die Story des Spiels orientiert sich eng an der Filmvorlage, und so hüpft, hangelt oder schwingt man sich mit Remy und seinen Freunden in einem klassischen 3D-Jump’n’Run durch Paris. Zwar sind die Level frei bespielbar, doch durch den linearen Spielablauf kommt kaum das Gefühl eines offenen Spiels auf. Es gibt stets nur einen Weg zum Ziel, und fällt man z.B. von einem Mauervorsprung nach unten, so muss man stets wieder zur Anfangsposition zurück laufen, um den Weg von vorne zu beginnen. Schade ist außerdem, dass die freie Beweglichkeit durch teilweise verwirrende Grafikfehler weiter eingeschränkt wird. So kann man unter manchen Regalen hindurch laufen, bleibt bei anderen aber aus unerfindlichen Gründen an durchsichtigen Wänden hängen, was vor allem in hektischen Fluchtszenen extrem nervig sein kann.
In erster Linie besteht die Aufgabe des Spielers darin, von einem Checkpoint zum nächsten zu gelangen, dabei Sterne und Powerups einzusammeln und ab und zu in einem Minispiel zu bestehen. Letztere sind in der Regel zwischen zwei Levelabschnitten oder dem Übergang zum nächsten Spielabschnitt platziert und sind liebevoll gemacht. So rutscht ihr durch Abwasserkanäle, paddelt auf einem Kochbuch über reißenden Flüssen oder unterstützt die Küchenhilfe Linguini beim professionellen Verzieren seiner Torte. Alles in allem lustige Ideen, die leider auf Grund der wenig einfallsreichen Steuerung und des viel zu niedrigen Schwierigkeitsgrades nur bedingt Spaß bringen. Alle Minispiele können, nachdem sie im Storymodus beendet wurden, auch im Minispielmodus alleine oder im Multiplayer gespielt werden.
Das gleiche gilt für die sogenannten „Traumwelten“, über die ihr im Laufe des Spiels immer wieder stolpert. Dabei handelt es sich ebenfalls um Jump’n’Run Einlagen, welche aber in ausgefallenen und teils kuriosen Welten platziert wurden. Ziel ist es auch hier möglichst viele Sterne zu sammeln um sie im Gusteauladen gegen zahlreiche Boni einzutauschen. Eine wirkliche Abwechselung zum normalen Spielablauf stellt das zwar nicht dar, macht aber auf Grund der schönen Umgebungen trotzdem Spaß.

So einfach die Steuerung auch aussehen mag, so heimtückisch kann sie auch sein, und es kommt nicht selten zu frustrierenden Hüpfeinlagen. Wenn man sich auf der Flucht vor den Köchen an der Wand herum schlängelt und von Lampe zu Lampe hüpft, passiert es öfters, dass man auf Grund verwirrender Kameraführung und zickiger Erkennung des Tastendrucks immer und immer wieder an der gleichen Stelle ins Leere springt und von vorne beginnen muss. Allerdings sind die Checkpoints fair gesetzt und man ist stets rechts schnell wieder an dem Punkt angelangt, an dem man zuvor das Zeitliche gesegnet hat.

Alles in allem ist das Gameplay vor allem für die jüngeren Spieler und Gelegenheitszocker gut gelungen, denn man benötigt keine große Eingewöhnungszeit, und das niedlich gestaltete Tutorial zu Beginn des Spiels lässt keinerlei Fragen offen.

Fazit

Auch Ratatouille kann uns im Bezug auf die Qualität von Filmversoftungen leider nicht positiv überraschen, versteht aber vor allem jüngeren Spielern kurzfristig viel Spaß zu bereiten. Die Protagonisten muss man einfach gern haben, und der mäßige Schwierigkeitsgrad so wie die simple Steuerung führen zu einem unkomplizierten Spielspaß für die Weihnachtszeit. Viel länger dürfte die Motivation leider selbst für die Casualgamer nicht anhalten. Dafür bietet der Titel zu wenig Spieltiefe, und auch die uninspirierten Minispiele haben schnell Ihren Reiz verloren.
In Puncto Grafik und Sound liefert THQ solide Arbeit ab ohne sich dabei mit Ruhm zu bekleckern, was aber in der familiären Spielrunde niemanden wirklich stören wird, und genau dort gehört das Spiel auch hin.

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Packshot Ratatouille

Ratatouille

Release: 21.09.2007
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: