Testbericht: Rampage: Total Destruction
Einer der größten Spielhallenkracher aus den 80ern und den frühen 90ern stellte mit Sicherheit Midways Monsterprügler „Rampage“ dar, wo ein paar mutierte Kreaturen diverse Skylines in Schutt und Asche zu kloppen hatten. Endlich durfte man selbst einmal ein fieses Monster spielen und für Chaos und Zerstörung sorgen! Genau dieses Konzept wurde in jüngster Vergangenheit wieder hervorgekramt und auch Nintendos Wii mit einer Umsetzung von „Rampage – Total Destruction“ bedacht.
Die Monster sind los!
Die neueste Limonade aus dem Hause der skrupellosen „Scum Labs Corporation“ soll ein voller Erfolg werden. Doch offenbar schmeckt das Gebräu nicht nur extrem widerlich, es hat auch mehr als seltsame Nebenwirkungen. Die Testpersonen mutieren zu wilden Monstern und haben nur eines im Sinn: Die totale Zerstörung! Und ganz im Gegensatz zur Einschätzung des irren Scum Labs-Professors Dr. Vector, sind bei weitem nicht alle Testpersonen in einer Kapsel cryogenetisch eingefroren und sicher aufgehoben…
An dieser Stelle übernimmt man als Spieler die Kontrolle und wer bereits das Original kennt weiß, dass man ausnahmsweise einmal nicht den Retter der Welt spielt und die Monster aufhalten muss. Nein, ihr steckt nun selbst in der Haut eines Ungetüms und wollte die Großstädte dieser Welt dem Erboden gleich machen. Löblicherweise stehen nicht nur die drei Kreaturen aus dem Arcadeautomaten – der Gorilla George, die Echse Lizzy und der Wolf Ralph – zur Verfügung, sondern man darf von Beginn an aus einer breiten Palette an Monstern wählen. Zudem könnt ihr im Laufe des Spiels weitere Mutanten freischalten, so dass ihr insgesamt aus der stolzen Anzahl von 40 Charakteren wählen dürft. Alle unterscheiden sich dabei in den Punkten „Zerquetschen“, „Springen“ und „Laufen“. In der so genannten „Kampagne“ tretet ihr entweder alleine oder mit einem Kumpel zusammen an, um alle möglichen Städte der Reihe nach dem Erdboden gleich zu machen. Die Reise startet in Las Vegas und führt Euch über San Francisco, London und Hong Kong bis nach New York.
Jede Metropole ist dabei in acht bis zehn begrenzt begehbare Häuserblöcke aufgeteilt. Hauptaufgabe ist es natürlich eine Schneise der Verwüstung zu schlagen und alle Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Mit Fäusten und Klauen werden also nun die Betonmauern zertrümmert, Scheiben eingeschlagen und Löcher in Wände gedroschen. Weist ein Stockwerk eine zu große Beschädigung auf, bricht es in sich zusammen bis irgendwann das komplette Haus einstürzt. Vor jedem Abschnitt wird dabei eine Sonderaufgabe eingeblendet, deren Erledigung euch einen neuen Special Move für euer Monster beschert. Mal müsst ihr 10 Polizisten fressen, mal fünf U-Bahnen zerstören oder in den Häusern versteckte Gegenstände finden. Zerstörte Häuserblöcke füllen Eure Rampage-Anzeige, die euch kurzzeitig schneller und noch zerstörerischer werden lässt.
Pro Abschnitt treibt euch dabei ein Zeitlimit von 10 Minuten zur Eile an, denn wer sich zulange Zeit lässt verliert eines seiner kostbaren Leben. Doch auch wer zu unüberlegt vorgeht wird Probleme bekommen, denn nicht immer verstecken sich Goodies hinter den eingeschlagenen Fensterscheiben. Füllen euch Donuts, Burger und Bananen die Kraftleiste etwas auf, sieht es mit verspeisten Katzen, Kakerlaken und Bomben anders aus, denn hier schrumpft der Energiebalken. Natürlich lassen sich nicht alle Menschen ohne Gegenwehr einfach so fressen und so gibt es immer wieder Polizisten oder gar ausstürmende S.W.A.T.-Einheiten, die euch unter Beschuss halten. Diese gilt es ebenso wie Panzer oder Hubschrauber zu zerstören, bevor sie euch zuviel Energie kosten. Am Ende einer jeden Stadt stellt sich euch zudem Dr. Vector mit einem speziellen Gefährt in den Weg und will ebenfalls besiegt sein, sonst seid ihr ein Leben los.
Spielt man die Kampagne entweder alleine oder kooperativ mit einem Kumpel, eignet sich der Spielmodus „König der Stadt“ für Mehrspielerduelle mit bis zu vier Teilnehmern. Hier zählt wer die Städte am schnellsten und effektivsten verwüstet, denn der Sieger wird nach Punkten ermittelt. In „König der Welt“ werden mehrere Städte nacheinander geplättet, um dann einen Gewinner festzustellen. Als Bonus findet man zudem mit dem original „Rampage“ und „Rampage World Tour“ zwei Klassiker auf der DVD.
Steuerung
Natürlich ist es interessant zu wissen, wie man seitens Midway das Gameplay von Rampage mit der Wii-Steuerung in Einklang gebracht hat. Gesteuert wird euer Monster durch das Neigen der Remote, was sich in der Praxis als etwas gewöhnungsbedürftig erweist. Zum Glück dürft ihr natürlich über den Analogstick des Nunchuk steuern, was meiner Meinung nach eher zu empfehlen ist. Mit dem B-Button werden Sprünge und Doppelsprünge ausgeführt, der A-Button dient den Attacken. Diese sind relativ unterschiedlich, je nachdem ob ihr gerade steht, springt oder klettert. Ein Schwingen der Remote lässt euer Monster packen was ihm gerade in den Weg kommt: Autos, Menschen, etc. und anschließend entweder verspeisen oder durch ein kurzes Schütteln der Remote durch die Gegend werfen. Das eignet sich vor allem nach dem Greifen eines Tankwagens, um diesen gezielt auf ein Haus zu werfen und damit extremen Schaden anzurichten. Schwingt die Wii-Mote nach unten, um mit den Fäusten auf den Boden zu schlagen und so beispielsweise auf dem Dach eines Hauses stehend das komplette Gebäude in Mitleidenschaft zu ziehen. Sofern man das Upgrade bereits hat, kann durch Drücken von A und B gleichzeitig gebrüllt werden.
Wie man es von einem Arcadetitel erwarten kann, ist die Steuerung eigentlich recht simpel gehalten, aber durchaus praktikabel. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gehen die Aktionen flüssig von der Hand und man kann auch abschätzen, in welcher Entfernung man zu den Passanten stehen muss, um sie mit einem Schwung packen und verspeisen zu können. Da die Aktionen insgesamt allerdings nicht besonders abwechslungsreich sind, kann das etwas eintönige Gameplay mitunter auf das Handgelenk gehen. Alternative Steuerungsmöglichkeiten dazu gibt es nicht.
Die Grafik
Wer weiß, dass es Rampage – Total Destruction bereits für die Playstation 2 gibt, weiß auch, dass man grafisch keine Wunder erwarten darf. Die Wii-Fassung wurde leider nicht noch einmal generalüberholt, um die Möglichkeiten von Nintendos neuer Heimkonsole wirklich ausschöpfen zu können. Somit ist Wii natürlich bei weitem nicht ausgereizt mit dem, was uns Spielern auf dem Screen geboten wird. Prinzipiell passt aber die comicartige Pseudo-3D-Grafik gut zum Spielgeschehen und eine automatisch zoomende Kamera sorgt für die notwendige Übersicht. Die Monster sind zudem recht liebevoll animiert und wirken sehr plastisch. Etwas mehr Mühe hätte man sich dagegen beim Design der einzelnen Abschnitte geben können. Zwar sind die acht Städte untereinander thematisch gelungen, die Häuserblöcke pro Metropole sehen sich dagegen doch sehr ähnlich.
Auf der anderen Seite wiederum überzeugen geschickt in den Hintergrund eingebaute Gags, wie beispielsweise ein Werbeplakat von „Sigmund & Froyd“ in Las Vegas und sorgen für ein Schmunzeln beim Spieler. Das gilt übrigens ebenso für den Aufdruck auf der Packungsrückseite, der da sagt: „Um dieses Spiel voll auszukosten, ist eine grundlegende Lesefähigkeit erforderlich“.
Auch die vielen Effekte wie Explosionen, Feuer und Rauch sind nett geworden, wenngleich nicht unbedingt herausragend.
Sound und Musik
Im Bereich von Sound und Musik zeigt sich Rampage – Total Destruction von seiner klassischen Seite: Arcade-typisch sind die Stages mit treibender Rockmusik untermalt, die das Geschehen anheizen und für Unterhaltung sorgen. Die schlichten Kompositionen sind zwar nicht bahnbrechend, passen aber gut zu dem Geschehen auf dem Bildschirm und fallen nicht negativ auf. Die Soundeffekte sind ebenso passend, allerdings genauso wie die Sprachausgabe nicht sonderlich abwechslungsreich gehalten. Anfangs sind die enthusiastisch gerufenen Sprüche wie „Combo“, „Supercombo“ oder „Rampage!“ zwar motivierend, wiederholen sich im Laufe der acht Städte aber einfach zu oft. Immerhin bewies Midway auch hier Humor, wenn eine kurz vor dem Verzehr stehende Person noch ein letztes „I’m a lawyer, you can’t eat me!“ von sich gibt.
Fazit
Wer schon immer der Meinung war, dass King Kong in New York hätte viel mehr Schaden anrichten sollen, kann mit Rampage – Total Destruction beweisen, dass er es besser kann. Die Zerstörungsorgie ist vor allem zu Beginn spaßig, auf Dauer büßt das Game aber trotz vieler freischaltbarer Charaktere aufgrund des repetitiven Spielprinzips etwas von seiner Faszination ein. Perfektionisten werden zwar auch im Einzelspielermodus ihren Spaß haben wenn sie alles freischalten möchten, langfristig werden viele aber sicherlich den Mehrspielermodus bevorzugen. Trotz eher mittelprächtigen Leistungen in Sachen Grafik und Sound darf man eines nicht vergessen: Der Titel erschien von Anfang an zum Budgetpreis und ist somit durchaus einen Blick wert.
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