Testbericht: Puzzle Kingdoms
Mit „Puzzle Quest – Challenge of the Warlords“ gelang den Programmierern von Infinite Interactive ein kleiner Überraschungshit. Die Kombination aus Puzzle und Rollenspiel konnte weltweit Spieler und Kritiker gleichermaßen überzeugen. Die mehr oder weniger indirekten Nachfolger dagegen stießen immer wieder auf mehr oder weniger schwere Kritik. Wie es sich nun mit dem aktuellsten Teil „Puzzle Kingdoms“ verhält, lest ihr am besten in den folgenden Zeilen selbst.
Ideen aus dem Mittelalter?
Neu ist die Kombination aus Puzzle und RPG mittlerweile nicht mehr. Was in Puzzle Quest – Challenge of the Warlords noch hervorragend funktionierte, krankten in den folgenden Spiele aus dem Hause Infinite Interactive in erster Linie an der Wahl des Puzzle-Prinzips. Das Match 3-Konzept des Originals ist bislang einfach unerreicht, so simpel es auch auf den ersten Blick sein mag. Mit Puzzle Kingdoms versucht man nun an diesen Erfolg anzuknüpfen und kehrt nach Ausflügen ins Weltall (Puzzle Quest – Galactrix) sowie zu den Pokémon-Klons der „Neopets“ wieder zurück ins Mittelalter. Puzzle Kingdoms lässt euch zum Anführer über ein Heer werden, welches durch erfolgreich absolvierte Schlachten das eigene Reich vergrößern möchte. Die recht simpel gehaltene Story soll dabei als Leitfaden durch die Gefechte führen, ist aber eher Mittel zum Zweck als wirklich fesselnd oder mit überraschenden Wendungen gespickt. Das Herzstück des Spiels sind demnach auch ohne jeden Zweifel die Gefechte selbst, welche als Puzzle ausgetragen werden. Auf einem acht mal acht Felder großen Spielbrett sind verschiedene Symbole zu sehen. Pro Zug könnt ihr eine komplette Leiste an Symbolen verschieben und so versuchen drei gleiche Symbole zu kombinieren. Die Symbole müssen dabei nicht unbedingt in einer Reihe stehen, sondern können sich wie bei Columns auch über Eck berühren. Damit euch die Sache noch leichter fällt, seht ihr am Rand des Spielfelds welche Steine im Falle einer Verschiebung nachrücken würden. Wer auf diese Art und Weise geschickt kombiniert, löst Kettenreaktionen aus und kann so mehr Symbole auflösen.
Nun stellt sich aber die Frage: Was bringt euch überhaupt das Auflösen der Blöcke? Punkte gibt es bei Puzzle Kingdoms nämlich nicht. Stattdessen ist es so, dass ihr euch in dem Game als Schlachtenführer ins Getümmel stürzt. Euch untergeben sind dabei einige Truppen, die ihre Waffen spielen lassen können. Aktiv werden eure Männer allerdings erst dann, wenn ihr das ihnen zugehörige Symbol in der geforderten Anzahl aktiviert habt. Schwertkämpfer mit einer großen Durchschlagskraft benötigen dabei mehr aufgelöste Symbole als einfache Bauern – logisch. Habt ihr eure Truppen auf diese Art und Weise zum Kampf gerüstet, dürft ihr sie anstelle eines Spielzugs in die Schlacht schicken. Dann legen sie los und greifen mit der entsprechenden Stärke euren Gegner an. Dessen Truppen werden um den genannten Wert dezimiert und gegebenenfalls komplett vernichtet. Maximal vier Truppen führt ihr dabei gleichzeitig mit euch, die sich allesamt nicht nur in ihrem Angriffswert, sondern auch in der Verteidigung und dem zur Aktivierung erforderlichen Symbol unterscheiden. Eine ausgewogene Truppenmischung ist somit in der Schlacht in der Regel immer vorteilhafter als eine Konzentration auf nur einen Truppentyp. Neben den farbigen Symbolen auf dem Brett gibt es noch Schwerter, die in Reihe gebracht eurem Kontrahenten automatisch einen Schadenspunkt zufügen. Die nicht für eure Truppen verwendeten Symbole werden eurem Heerführer angerechnet, der mit ihnen teils Zauber auflösen kann.
Sobald euer Gegenüber keine Truppen mehr zur Verfügung hat, habt ihr das Gefecht für euch entschieden. Gleichermaßen heißt dies auch für euch, dass ihr bei einem Verlust aller Truppen eine Niederlage erleidet. Um dieser zu entgehen, könnt ihr einen Kampf jedoch auch abbrechen. Bedenkt allerdings, dass gegnerischen Truppen sich ebenfalls erholt haben und im erneuten Duell wieder in der alten Stärke aufmarschieren. Bei einer zweiten Schlacht nach eurem Ableben dagegen hat auch euer Opponent bereits an Kräften eingebüßt und ist nun leichter zu besiegen. In Tavernen und Shops werbt ihr neue Truppen an oder kauft euch Gegenstände, die eure Fähigkeiten verbessern können. Mit jedem gewonnenen Kampf erhaltet ihr zudem Erfahrungspunkte, die euren Helden nach und nach im Level steigen lassen. Mit der Zeit nehmt ihr so immer neue Gebiete ein, schaltet neue Areale auf der Landkarte frei und vergrößert euer Reich. Weitere Herausforderungen beinhalten beispielsweise das Freiräumen des Spielbretts mit einer limitierten Anzahl an Zügen und wer gerne mit einem zweiten Spieler vor der Konsole sitzt, darf sich im Duell-Modus versuchen.
Was in der Theorie nach einer fesselnden Mischung mit einem ausgeklügelten System klingt, entpuppt sich leider in der Praxis nicht ganz als der erhoffte Hit. In das Puzzlesystem von Puzzle Kingdoms ist man nach kurzer Zeit eingestiegen, selbst wenn sich das Konzept weit weniger intuitiv spielt als es noch bei Puzzle Quest der Fall war. Das Problem liegt deswegen eher in einigen designtechnischen Entscheidungen, die leicht fragwürdig erscheinen. Das Level Up eures Truppenführers beispielsweise erfolgt nach einem starren Prinzip. Eine Wahlmöglichkeit, welche Werte ihr verbessern wollt, entfällt. Ihr habt somit keine Möglichkeit der Personalisierung, was bereits bei der fehlenden freien Namensvergabe eures Protagonisten beginnt. Im Falle des Todes wird der Truppenführer somit einfach durch einen neuen Charakter ersetzt, was dem Rollenspiel-Flair des Titels einen gewaltigen Dämpfer verpasst. Hinzu kommt, dass die Puzzle-Gefechte oftmals dem Zufallsprinzip unterliegen. Dies war jedoch bereits beim Original der Fall und liegt in der Wahl des Puzzle-Konzepts begründet.
Technisch ein alter Hut?
Ebenfalls recht negativ bemerkbar macht sich die Optik des Titels. An sich wurde das mittelalterliche Flair gut eingefangen, jedoch ist die Gestaltung der Karte sowie der Menüs tüchtig misslungen. Die Schrift ist viel zu klein gewählt um ohne Schwierigkeiten lesbar zu sein. Dies strengt nicht nur die Augen an, sondern hemmt auch den Spielfluss. Abgesehen davon ist Puzzle Kingdoms optisch eher im Mittelfeld anzusiedeln. Aus einem Puzzlespiel kann man meist nicht mehr herausholen, nur hätte man gerade deswegen mehr auf die Details achten müssen. Der Soundtrack dagegen wurde passend zur Thematik gewählt und unterstreicht die Atmosphäre des Spiels. Die Soundeffekte sind spartanisch und auf die Puzzle-Thematik ausgerichtet. Eine Sprachausgabe sucht man vergeblich.
Fazit
So gerne ich auch einen weiteren Hit aus dem Hause Infinite Interactive gesehen hätte, so ehrlich muss ich auch zugeben, dass Puzzle Kingdoms die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Die Ansätze sind zwar sehr gut und Fans des Genres werden auch schnell vom fesselnden Spielkonzept in den Bann gezogen werden. Insgesamt weist das Game aber zu viel Schnitzer im Design auf, die man hätte beseitigen müssen und die eine höhere Wertung verhindern. Genrefans dürfen zwar bedenkenlos zugreifen, alle anderen sollten aber lieber zum Original greifen und damit deutlich mehr Spaß als mit Puzzle Kingdoms haben.
Schreibe einen Kommentar