Testbericht: POP! [PAL-Import]
Puzzlespiele auf den Konsolen können ab und an ganz nett sein. Und wenn man sie mit anderen Genres vermixt, wie es kürzlich „Puzzle Quest“ oder „Jewel Master“ vormachten, kann sogar eine gewisse Innovation in dieses sehr traditionelle Genre Einzug halten. Welchen Weg das von Dream Inc. programmierte „POP!“ dabei einschlägt? Wir haben für euch gepuzzelt und es herausgefunden.
Rette die Welt!
Dass einem Puzzlespiel eine Story spendiert wird, kann heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor locken. Bereits vor gut 15 Jahren – meine Güte, wie die Zeit doch vergeht – bot Kirby’s Ghost Trap auf dem SNES kleine Dialoge mit den Kontrahenten, gegen die man im weiteren Verlauf um die Wette puzzeln musste. POP! verspricht in der Introsequenz sowie im Hauptmenü ebenfalls eine Geschichte, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Der fiese „Direful Balloon“ kommt aus dem All heran geschwebt, bedroht die Erde und klaut einfach die Jahreszeiten, indem er diese in Ballons steckt. Was nun? Ihr müsst natürlich möglichst gut puzzeln, um die Jahreszeiten zurück gewinnen zu können und damit die Erde zu retten. Voller Tatendrang stürzte ich mich sich also gleich in den Story-Modus und hatte ohne einen einzigen Blick in die Anleitung, die witziger weise ohnehin nur vier Seiten zum Spiel selbst beinhaltet, das Spielkonzept schnell durchschaut.
Wie in so vielen anderen Puzzlern auch, müsst ihr drei gleichfarbige Elemente auflösen. Vom oberen Bildschirmrand rückt dabei eine anfangs sechs Symbole breite Leiste nach unten und offenbart immer wieder neue Symbole, die ihr verschwinden lassen solltet. Die Symbole müssen dabei nicht stur in einer Reihe angeordnet sein, sondern können auch über Eck miteinander verknüpft werden – Kirby’s Ghost Trap, bzw. dessen Vorlage Puyo Puyo lassen grüßen. Haben sich drei gleich Symbole gefunden, werden diese fest miteinander verknüpft und ein Countdown läuft ab. Während dieser Zeit stoppt das Spiel und ihr habt Zeit noch weitere Symbole zu verrücken. Mitunter lässt sich so die Reihe noch vergrößern oder weitere Reihen können gebildet werden. Für jedes addierte Symbol startet der Countdown übrigens wieder von vorne, so dass man bei vielen Symbolen auf dem Screen eine gewisse Weile beschäftigt sein kann, um möglichst große Kettenreaktionen auszulösen. Ist der Countdown abgelaufen, verschwinden alle verknüpften Symbole, neue fallen nach und die Reihen rücken wieder langsam nach unten.
Die Anleitung verspricht zwar tolle Extras und tolle Überraschungen beim Auflösen mehrere Reihen, aber entweder handelt es sich um einen Übersetzungsfehler oder die Überraschungen wurde seitens der Programmierer einfach vergessen. Oder sollte es schon Überraschung genug sein, dass einfach nichts passiert? Von der Geschichte im Storymodus selbst fehlt übrigens auch jegliche Spur. Wer das Intro übersprungen und die Anleitung nicht gelesen hat, erfährt erst im Nachhinein die Geschichte, die hinter POP! steckt. Kombiniert mit einem mehr als niedrigen Schwierigkeitsgrad ohne jeglichen Anspruch findet man im Storymodus kaum Langzeitmotivation. Ich puzzelte mich beim ersten Spielen locker über das Level 100 hinaus, wunderte mich über die fehlende Story, das nicht einsetzende Ende und forcierte ein „Game Over“, indem ich ein Weiterspielen verweigerte, um der Ursache für die aufkommende Langweile auf den Grund zu gehen. Mein Ergebnis: POP! ist ein viel zu simpler Puzzler ohne jeglichen Anspruch und mit kaum einer Herausforderung. Man bietet zwar noch einen Spielmodus gegen den CPU-Gegner oder einen zweiten Spieler sowie einen Puzzlemodus mit 200 Puzzles, die der Reihe nach gelöst werden wollen, doch auch hiermit wird man sich kaum lange Zeit beschäftigen. Im Puzzle-Modus ist zwar die Anzahl der zur Verfügung stehenden Züge begrenzt, doch sind auch hier die Puzzles extrem simpel gehalten. Erst in den späteren Stufen wird es etwas knackiger, da jedoch alle Puzzles der Reihe nach gelöst werden müssen ohne eines zu überspringen, verlieren die meisten Spieler sicher schon bald die Lust an der simplen Symbole-Schieberei.
Hinzu kommt, dass die Steuerung leider suboptimal gelöst wurde. Man spielt entweder mit Verwendung der Pointerfunktion oder mit quer gehaltener Wiimote. Möchte man den Pointer nutzen, zeigt man auf das zu verschiebende Symbol, drückt den A-Button und erhält eine Anzeige von Pfeilen, in die man das Symbol jetzt verschieben darf. Nun muss man noch in diese Richtung zeigen und den A-Knopf loslassen. Mit der quer gehaltenen Wii-Remote funktioniert es ähnlich, nur dass hier das Steuerkreuz sowie der 2-Button zum Einsatz kommen. Insgesamt wirkt die Steuerung oftmals etwas hakelig und steht dem Spieler ein ums andere Mal im Weg. Das kommt vor allem dann vor, wenn man während des Countdowns schnell noch eine andere Reihe verbinden möchte und nicht schnell genug navigieren kann.
Macht die Welt wieder bunt!
Grafisch gesehen sollte man nicht zu viel von einem Puzzler erwarten. Dennoch hätte man sich ruhig etwas mehr Mühe geben können, denn POP! wirkt eher wie ein billiges Flashgame als ein Vollpreistitel für Nintendos Heimkonsole. Für das Spielprinzip an sich mag das zweckdienlich sein, aber man ist davon dennoch irgendwie enttäuscht. Recht nett dagegen ist die Tatsache, dass sich euer Erfolg beim Puzzeln auch auf das Geschehen im Hintergrund auswirkt, wenn ihr im Storymodus spielt. Am unteren Bildschirmrand seht ihr nämlich die Anfangs noch recht karge Erde, auf der euer Alter Ego (ein tanzender Pilz!) tanzt. Je mehr Reihen ihr auflöst, desto belebter wird die Erde. Das Gras sprießt, Bäume wachsen und kleine Tierchen tanzen mit eurem Pilz um die Wette. Dennoch macht es den Anschein, als hätte POP! auch locker als WiiWare-Titel veröffentlicht werden können.
Damit einher geht auch der Sound des Spiels. Die musikalische Untermalung dudelt beim Spielen belanglos vor sich hin und kann keinerlei Akzente setzen. Die Soundeffekte sind piepsig und bestenfalls durchschnittlich. Eine Sprachausgabe, den Einsatz des Wiimote-Lautsprechers und andere Extras sucht man vergebens.
Fazit
An sich wäre POP! ein nettes Spiel – wenn es via WiiWare für maximal 500 Punkte veröffentlicht worden wäre. Zum Vollpreis dagegen kann man den Titel eigentlich niemandem guten Gewissens empfehlen. Ist die technisch unterdurchschnittliche Leistung bei einem Puzzler für Fans des Genres noch zu verkraften, wiegt die mangelnde Herausforderung und das mehr als simple Spielprinzip dagegen wesentlich schwerer. Da es mittlerweile auch einige echt gelungene Alternativen gibt, kann man POP! also getrost im Regal stehen lassen.
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