Testbericht: Pirates: The Key of Dreams
Die Piraten sind da! Die Entwickler von „Oxygen“ lassen eine Meute wild gewordener Seeräuber auf unsere Wii los und wollen Euch dafür Goldschätze, respektive Wii-Punkte in Höhe von 1.000 Talern rauben. Wir haben die Kanonen geladen, die Segel gesetzt und sind für euch in See gestochen, um für euch die Qualitäten der Piratenjagd zu testen.
Wir stechen in See!
Hat man seine Punkte in Pirates: The Key of Dreams investiert und den Titel auf seine Konsole heruntergeladen, fällt der Einstieg in das Game nicht wirklich schwer. Man entscheidet sich zu Beginn dafür, ob man alleine in See stechen möchte oder bis zu drei Mitspieler um sich schart, mit denen man heiße Scharmützel auf hoher See austragen will. Das Hauptaugenmerk wurde dabei natürlich auf den Einzelspielermodus gerichtet und dem Game sogar eine Story spendiert. Der Spieler übernimmt die Rolle eines britischen Schiffskapitäns, der den mit sagenumwobenen „Schlüssel der Träume“ (daher der Untertitel: „The Key of Dreams“) in seinen Besitz bringen soll. Dummerweise ist gerade der Piratenkapitän Brody Shankds derjenige, der angeblich im Besitz jenes Schlüssels ist. Um das Vertrauen des Seeräubers zu erschleichen, müsst ihr also unter falscher Flagge den Hafen verlassen und als Piraten selbst die Meere unsicher machen. Dabei macht euch nicht nur der Admiral der eigenen Armee das Leben schwer, indem er britische Schiffe auf euch hetzt, sondern auch die Spanier, in deren Gewässern sich Brody Shanks aufhalten soll, heizen euch mit ihren bewaffneten Flotten regelmäßig ein. Hat man diese ersten Hürden genommen, ist man allerdings noch lange nicht am Ziel. Denn nachdem ihr Brody Shanks gegenüber eure Loyalität als vermeintliche Piraten bewiesen und Handelsflotten zerstört sowie Kisten gerettet habt, erfahrt ihr mit einem Mal, dass der Schlüssel schon lange nicht mehr in Brodys Besitz ist. Eine Reise um die halbe Welt hat somit gerade erst ihren Anfang genommen.
Hat man seitens „Oxygen“ versucht die Story einigermaßen interessant zu gestalten, so merkt man als Spieler schon relativ schnell, dass man sich natürlich sämtlichen Klischees bedient hat. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn die erzählte Geschichte dient ohnehin nur der Unterhaltung und hätte genauso gut weggelassen werden können. In erster Linie geht es in Pirates: The Key of Dreams nämlich um die Action auf hoher See. Aus der Vogelperspektive schippert ihr verhältnismäßig flott mit eurem Kahn durch labyrinthartige Häfen, Inselgruppen und dergleichen mehr und versenkt dabei alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Zu beachten ist dabei, dass euer Schiff natürlich nur seitlich mit Kanonen bewaffnet ist. Das wird vor allem dann interessant, wenn es zu Gefechten mit feindlichen Flotten kommt und verleiht dem Game eine gewisse taktische Note, denn jeder Kahn kann jeweils nur von der Seite aus das Feuer eröffnen. Ohne Feindpräsenz auf dem Screen wird übrigens abwechselnd nach links und rechts geschossen, im direkten Kampf dagegen richtet sich die Schussrichtung automatisch dorthin, wo sich auch der Feind befindet. Das hat zur Folge, dass teils sogar in beide Richtung gleichzeitig geschossen wird. Nachdem ihr ohnehin unbegrenzte Standardmunition zur Verfügung habt, könnt ihr so relativ effektiv andere Schiffe versenken, sobald ihr den Dreh halbwegs raus habt. Die Flotten eurer Kontrahenten reichen dabei von kleinen und wendigen Schiffen über unbewaffnete Handelsschiffe bis hin zu großen Zweimastern mit ordentlicher Bewaffnung, die dafür aber langsamer auf den Wogen navigieren. Bombenboote dagegen greifen euch nicht direkt an, explodieren jedoch bei ruppigem Kontakt und richten ziemlich herben Schaden an. Sporadisch auftretende Bootshäuser sorgen für konstanten Nachschub an gegnerischen Einheiten, bis sie selbst zerstört werden. Kanonentürme dagegen können zwar zerstört werden, sollten aber aufgrund ihrer Angriffskraft am besten gemieden werden, zumal sie oft gruppiert sowie an Engstellen auftauchen.
Die Energieleiste eures Piratenschiffs solltet ihr dabei immer im Auge behalten, denn neigt sie sich dem Ende, steigen dicke Rauchschwaden aus eurem Kahn auf, die nicht nur den baldigen Untergang verkünden, sondern euch zudem die Sicht auf das Geschehen erschweren. Um dem entgegenwirken zu können, empfiehlt es sich Ausschau nach Schiffbrüchigen zu halten. Diese treiben entweder einfach so im Wasser oder erscheinen, nachdem ein Schiff eines Kontrahenten versenkt wurde. Ein Infoscreen zeigt euch an, welche Fähigkeit der zu Rettende mit sich bringt und wie viele Gulden es kostet ihn anzuheuern. So lässt sich entweder eure Kraft wieder auffüllen, eure Manövrierfähigkeit verbessern oder die Reichweite eurer Kanonen erhöhen. Neben Goldschätzen und anderen für Piraten typischen Items in den Handelskisten wie Knochen, Holzbeine, Augenklappen und dergleichen mehr gibt es auch Extrawaffen zu sammeln. Diese fangen bei Seeminen an und reichen über frontal abfeuerbare Raketen sowie explosive Bolas bis hin zum Quasi-Flammenwerfer. Allerdings lässt sich immer nur eine Sonderwaffe mit an Bord führen, so dass man darauf achten muss, nicht auf einmal die extrem viel Schaden anrichtenden Bolas mit den im Vergleich dazu läppischen Raketen zu ersetzen, sollte man aus Versehen die entsprechende Kiste aufsammeln. Eine goldene Inka-Münze verleiht euch übrigens kurzzeitige Unverwundbarkeit, verzehrt dafür allerdings kontakt etwas von eurem Goldvorrat.
Die Steuerung in Pirates: The Key of Dreams ist relativ simpel gehalten und verzichtet nahezu völlig auf die Fähigkeiten der Wiimote. Einzig in den Menüs wird die Pointerfunktion zum Navigieren verwendet, wobei sie hier relativ präzise funktioniert. Im Game selbst steuert ihr euer Schiff über den Analogstick des Nunchuk. Oben und unten lassen euren Kahn dabei beschleunigen und bremsen, bzw. rückwärts schippern, eine Drehung nach links oder rechts erreicht ihr, indem ihr den Analogstick nach links oder rechts bewegt. Da das Schiff seine Position auf dem Screen ständig ändert, ist die Steuerung somit anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da ihr eben nicht automatisch immer in die Richtung fahrt, in die euer Schiff zeigt. Wer allerdings mit Resident Evil vertraut ist, wird sich mit dieser Art der Steuerung schnell anfreunden können. Die Buttonbelegung ist spartanisch, allerdings ausreichend, denn mehr als den B-Button für die regulären Kanonen und den A-Button für die Extrawaffen benötigt ihr nicht. Der Plus-Knopf bringt euch ins Menü, das war’s dann aber auch schon.
Die Wege durch die Levels sind meist relativ einfach und linear gehalten. Immer wieder öffnen sich neue Tore, sobald im bisherigen Abschnitt alle Feinde besiegt oder alle Kisten gesammelt wurden. Am Ende einer Stage erfolgt dann zuerst eine Punkteabrechnung, wobei nicht nur die Trefferquote, die erzielten Abschüsse und die benötigte Zeit, sondern auch noch einmal die gesammelten Schätze sowie die geretteten Schiffbrüchigen aufgeführt werden. Einige Screens erzählen euch die Story weiter, bevor ihr euch dann in den nächsten Level stürzen dürft. Insgesamt werden so sieben verschiedene Locations besucht, was von den britischen und spanischen Gewässern über Persien, China und die Arktis bis hin zum Bermudadreieck reicht. Knapp über 30 Levels hat man so insgesamt zu absolvieren, was für geübte Spieler in etwa vier bis fünf Stunden zu realisieren sein dürfte. Wer danach noch eine Herausforderung sucht, darf sich an den höheren Schwierigkeitsgraden versuchen, von denen insgesamt drei Stück zur Wahl stehen. Zwischen den einzelnen Stages wird natürlich automatisch gespeichert, so dass man seine Jagd nach dem Schlüssel auch jederzeit beenden und später an dieser Stelle wieder fortsetzen kann. Obwohl seitens der Entwickler mit verschiedenen Locations und den Extrawaffen versucht wurde das Spielprinzip etwas aufzulockern, erkennt man leider sehr schnell, dass die Missionen repetitiv wirken und schon nach einigen Levels der gewisse Kick fehlt.
Findet sich die große Erlösung dann dafür vielleicht im Mehrspielermodus? Dieser lässt euch von Beginn an die Wahl aus etlichen Karten, die allerdings allesamt nicht sonderlich groß sind. Ihr dürft entscheiden, ob ihr gegen menschliche Mitspieler oder CPU-Gegner antreten wollt, ob die Schiffe in normaler Geschwindigkeit oder mit Turbo-Speed segeln und wie viele Abschüsse man benötigt, um den Sieg einzufahren. Gerade mit vier Spielern bleibt die Tatik dabei meist auf der Strecke und es endet in einem wilden Geballer, bei dem am Ende derjenige den Sieg davon trägt, der das größte Glück beim erhaschen der Extrawaffen hatte.
Kanonenfutter
In technischer Hinsicht ist Pirates: The Key of Dreams sicherlich kein Vorzeigetitel geworden. Auf den ersten Blick wirkt die Grafik zwar stimmig, im Laufe der Zeit stört man sich jedoch an den etwas matschigen Texturen und den grob modellierten Modellen, denen etwas mehr Feinschliff sicher gut getan hätte. Jedes Meer bringt zwar sein eigenes Setting mit sich, wirklich lebendig wirken die Umgebungen allerdings nicht. Die Rauch- und Feuereffekte locken ebenfalls niemanden hinter dem Ofen hervor und wirken sobald das eigene Schiff qualmt sogar eher störend. Die Story selbst wird in gezeichneten Standbildern erzählt, so dass man Extras wie Videosequenzen leider vergeblich sucht. Immerhin läuft das Spielgeschehen flüssig ab und selbst mit vier Schiffen und reichlich Geballer im Mehrspielermodus kommt die Engine nicht ins Stottern.
Stimmungsvoll präsentiert wird der Sound. Die Effekte sind zwar keine Revolution, passen allerdings gut zum Spielgeschehen und der Piraten-Thematik. Die Musik selbst ist dagegen eher unscheinbar und hält sich oftmals im Hintergrund. Wirklich spektakulär sind die Melodien nicht, gehen dem Spieler dagegen auch nicht auf die Nerven. Das könnte man dagegen von dem Soundeffekt beim Einsammeln der Extras behaupten, der vor allem im Mehrspielermodus einfach zu häufig ertönt – aber das nur am Rande bemerkt.
Fazit
Die finale Beurteilung von Pirates: The Key of Dreams ist nicht gerade leicht. Man findet dank der unkomplizierten Steuerung schnell einen Einstieg in die Schiffsschlacht und für eine gewisse Zeit macht der Titel auch wirklich Laune. Dann allerdings merkt man, dass auf Dauer die Abwechslung einfach fehlt und zündende Ideen ausbleiben. Hinzu kommt, dass Pirates: The Key of Dreams auch technischer SIcht eher durchschnittlich ist und keine Aha-Effekte bietet. Ebenso sollte man bedenken, dass der Mehrspielermodus vornehmlich für Baller-Fetischisten ohne Anspruch geeignet ist, alle anderen werden nicht lange Freude damit haben. Wäre das Game günstiger zu bekommen, hätte man mit gutem Gewissen noch eine Empfehlung aussprechen können. Für 1.000 Wii Points sollte man sich die Investition allerdings gut überlegen.
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