Testbericht: Pikmin 2 (New Play Control!)
Sie sind der Traum eines jeden Hobbygärtners. Kleine Pflanzenwesen, die hübsch anzuschauen sind, nebenbei noch den Garten aufräumen und fiese Schädlinge bekämpfen. Captain Olimar ist zwar kein Gärtner, doch der Raumfahrer ist in Nintendos „Pikmin 2“ erneut auf die Hilfe der kleinen Wuselviecher angewiesen. Wie schlägt sich das Remake des GameCube-Klassikers im Test?
Alles neu?
Pikmin 2, das auf der Wii nur wenige Monate nach dem ersten Teil erschien, ist ein weiterer Spross aus Nintendos „New Play Control“-Reihe. Das heißt, das Spiel selbst ist absolut identisch mit dem fünf Jahre alten Original, lediglich die Steuerung ist speziell auf den Wii Spieler zugeschnitten. Wer also die Urfassung verpasst hat oder sich früher noch nicht für die virtuelle Gartenschlacht interessierte, erhält nun die Gelegenheit, dies zum Budgetpreis nachzuholen. Wie schon im ersten Teil landet der kleine Weltraumpilot Captain Olimar auf dem Planeten der Pikmins, diesmal um wertvolle Schätze für seinen insolventen Arbeitgeber zu bergen. Und abermals schließen sich die freundlichen Pikmins schon nach kurzer Zeit dem tapferen Helden an. Na dann, auf in den Kampf!
Pflücken, Pfeifen, Werfen
Schon beim ersten Pikmin fiel die Einordnung in ein vorhandenes Genre nicht ganz leicht – am Ehesten noch konnte es als Action-Adventure-Echtzeitstrategie bezeichnet werden. Der zweite Teil wandelt in Sachen Gameplay dabei auf bekannten Pfaden, bringt jedoch auch einige signifikante Änderungen mit. Wir erinnern uns…
Captain Olimar hatte im ersten Teil aufgrund seiner Notlandung nur einen begrenzten Luftvorrat, dem ganzen Spiel war daher ein Zeitlimit auferlegt, innerhalb dessen der Captain zum Ziel geführt werden musste. Dieses bei vielen Spielern kritisierte Feature wurde von Nintendo für Pikmin 2komplett gestrichen, dafür gibt’s mit Louie nun einen zweiten Protagonisten. Darüber hinaus gesellen sich noch zwei neue Pikmin-Arten ins Repertoire, sodass euch nun bis zu fünf verschiedene Gattungen der kleinen Pflanzenwesen folgen. Wie gewohnt gilt es die kleinen Gesellen taktisch klug einzusetzen. Rote Pikmins sind feuerfest während Blaue schwimmen können, gelben Pikmins kann Elektrizität nichts anhaben, die neuen lila Pikmins sind so stark wie zehn Normale und die weißen resistent gegen Gift. Erneut ist es der abwechslungsreiche Einsatz dieser Fähigkeiten der Pikmin 2 so reizvoll und unterhaltsam macht. Eine weitere Neuerung ist das Zusammenspiel mit Louie. Im Laufe der Kampagne könnt ihr jederzeit zwischen den beiden Protagonisten wechseln, jeder davon befehligt seine eigene Armee von bis zu 100 Pikmins. Hierdurch ergeben sich neue Teamrätsel und auch mehr Tiefgang bei der Erledigung der normalen Aufgaben. Team 1 transportiert etwa den Schatz während Team 2 zum Beispiel die Vorhut bildet und vor Feinden schützt. Apropos Schatz, musste Olimar im ersten Teil noch 30 Schiffsteile sammeln, bevor er sicher in seine Heimat zurückkehren konnte, gibt es im Nachfolger insgesamt 200 Schätze zu entdecken. Durch die abwechslungsreichen Aufgaben motiviert Pikmin 2 locker für 20 Stunden und mehr – wohlgemerkt, nur im Singleplayermodus. Dazu kommen noch weitere 30 Challenge-Missionen, die sowohl mit als auch gegen einen Freund gespielt werden können.
Auch wenn sich am eigentlichen Spiel seit dem 2004er Original so gut wie nichts geändert hat, gehört Pikmin 2 auch auf der Wii zur ganz großen Strategie. Wer sich nicht von der Knuddeloptik abschrecken lässt, wird dem Spiel schon bald verfallen sein.
Handarbeit
Die Steuerung der Pikmins funktionierte schon im Original sehr gut und noch besser im Wii Remake, wobei sich hier seit Teil eins nichts geändert hat. Erneut steuert Ihr Captain Olimar oder Louie direkt per Analogstick, sowie die Pikmins indirekt per Pointer. Mit einem Knopfdruck schickt Ihr die kleinen Pflanzenmännchen entweder an den gewünschten Ort, oder trommelt sie in Reih und Glied zusammen. Wenn Olimar selbst aktiv wird, kann er entweder Schläge austeilen, oder neugekeimte Pikmins pflücken.
Die Kamerasteuerung wurde im Vergleich zum ersten Teil ein wenig verbessert, der Blickwinkel kann jetzt jederzeit per Steuerkreuz korrekt ausgerichtet werden. Ebenso wie im ersten Teil unterstützt die New Play Control-Variante keinen Classic-Controller oder das GameCube-Pad.
Es grünt so grün
Seinerzeit bot Pikmin 2 den schönsten Pflanzen-Mikrokosmos der Videospielgeschichte. Mittlerweile ist Nintendo bekanntlich davon überzeugt, dass Grafik nicht zum Spielvergnügen beiträgt, daher hat sich hier in den letzten fünf Jahren auch nichts getan. Den Detailgrad, bzw. die Texturschärfe heutiger Toptitel kann Pikmin 2 daher nicht mehr erreichen, dennoch bekam es einen progressiven Breitbildmodus spendiert, der das Bild auf einem entsprechenden Fernseher nochmal ein Stückchen schöner macht. In ihrer Gesamtheit wirkt die Grafik also noch immer ansehnlich.
Akustisch gab sich schon der erste Teil eher bedeckt, die leichtgängigen Melodien nervten nicht, sondern plätscherten im Hintergrund dezent vor sich hin. Auch in Pikmin 2 bleibt die Klangkulisse subtil, was aber nicht negativ gewertet werden soll.
Teamarbeit im Garten
Eine weitere, große Stärke spielt Pikmin 2 im neuen Multiplayermodus aus. Hier können die insgesamt 30 Challenge-Missionen kooperativ oder auch gegen einen Freund gespielt werden. Konkret bedeutet das, entweder es geht gemeinsam auf Schatzsuche wobei es sich bei den Aufgaben und Kämpfen zu unterstützten gilt, oder aber dass in einer Art Wettkampf versucht wird mehr Schätze und Punkte zu sammeln als der Gegner. Aufgrund der spaßigen Challenge-Missionen macht der Zwei-Spieler-Modus vor allem im Team einen Heidenspaß. Für Pikmin 3 wäre eigentlich nur noch zu wünschen, dass das komplette Spiel kooperativ spielbar ist – wer weiß, vielleicht zeigt sich Nintendo hier ja gnädig. Dennoch, Pikmin 2 ist aktuell einer der besten Koop-Titel auf der Wii.
Fazit
Wenig überraschend ist Pikmin 2 auch nach fünf Jahren noch ein tolles Spiel. Grafisch nagt natürlich der Zahn der Zeit, im neuen 480p 16:9 Modus sieht das Spiel aber immer noch ganz ordentlich aus. Spielerisch ist dagegen bisher kaum etwas vom Glanz abgebröckelt, das innovative Konzept spielt sich locker und leicht, per Wii Remote sogar noch ein ganzes Stück angenehmer. Der Umfang ist vorbildlich und der Multiplayermodus mehr als nur ein simples Anhängsel. Wer nicht schon das Original auf dem GameCube besitzt, kann für unter 30 Euro bedenkenlos zugreifen.
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