Testbericht: Petz: Hundefreunde
Videospiele mit tierischen Protagonisten waren damals wie heute gleichermaßen beliebt. Oftmals richteten sich die Games dabei allerdings an die eher jüngeren Semester. Nachdem Ubisofts „Petz: Hundefreunde“ unter der Reihe „Spiele für mich“ erschienen ist, dürfte der Titel auf eine ähnliche Zielgruppe ausgelegt sein. Wir haben uns dennoch mit den virtuellen Vierbeinern beschäftigt und verraten euch, ob sie Stöckchen holen und Männchen machen können…
Tierische Mogelpackung
Schon immer gab es Blender, die auf den ersten Blick einen ganz anderen Eindruck vermitteln als das, was sie eigentlich sind. Sei es nun die hübsche Verkäuferin in der Bäckerei an der Ecke, die sich als launische Schnalle entpuppt, das prunkvoll gestaltete Artwork einer CD im Laden, auf der sich allerdings nur Musik auf dem Niveau einer Schülerband verbirgt oder das große Geschenk eurer Oma letztes Jahr zu Weihnachten, in dem neben viel Füllmaterial wieder einmal nur selbst gestrickte Socken auf euch warteten. Auch im Bereich der Videospiele gibt es solche Games, deren Cover einen ganz anderen Spielablauf vermittelt, als das Game im Nachhinein dann tatsächlich bietet. Im Falle von Petz: Hundefreunde wäre ich nämlich jede Wette eingegangen, dass wir es hier mit einem Nintendogs-Klon zu tun haben, bei dem man mit kleinen Welpen spielt, diese versorgt, einkleidet und ihnen neue Tricks beibringt. Selbst die Rückseite der Verpackung erweckt diesen Eindruck, spricht man dort doch von über 40 Rassen, die man „mit verschiedenen Accessoires noch niedlicher aussehen lassen“ kann. Nur lapidar wird erwähnt, dass die kleinen Racker „durch 60 tolle Abenteuer“ begleitet werden dürfen.
Und gerade deswegen ist Petz: Hundefreunde von seinem Aufbau her vollkommen anders als erwartet. Natürlich startet man damit, dass man sich für den Adventure-Modus einen Vierbeiner aus den vorgegebenen Rassen aussucht, ihm einen Namen gibt und neben dem Geschlecht auch die Fellfarbe wählt. Danach verkommt man jedoch nicht zum Hundetrainer, sondern wird in ein Adventure tierischen Ausmaßes geworfen. Dazu muss man wissen, dass die Welt der Hunde von einem magischen Hut geschützt wird, der sowohl Gutes als auch Böses bewirken kann. Zufälligerweise ist euer Protagonist natürlich ein Mitglied der Familie, die sich um den Schutz des Zauberhutes kümmert. Der Ärger ist vorprogrammiert, als die Kunde um den fiesen Wolf Ivlet an eure pelzigen Ohren dringt, der angeblich im örtlichen Hundegefängnis sitzt. Zusammen mit einem Freund beschließt ihr, euch den Fiesling des nachts genauer zu betrachten. Es kommt wie es kommen muss: Ihr werdet überlistet, der Wolf kommt frei und schnappt sich sogar noch den Zauberhut, mit dem er in der Dunkelheit verschwindet. Um nun das Ende der Welt zu verhindern, müsst ihr euch aufmachen und nicht nur Ivlet aufhalten, sondern auch den Zauberhaut zurückbringen.
Anhand der Story ist bereits zu erkennen, dass wir es hier nicht mit einem Game epischen Ausmaßes zu tun haben. Petz: Hundefreunde richtet sich vielmehr an die jüngeren Spieler vor der Konsole, die mit dem kleinen Welpen noch richtig mit fiebern und alles daran setzen wollen, den bösen Wolf aufzuhalten. Zuerst muss man sich dabei einmal mit der Steuerung vertraut machen, die euch am Strand vor eurer Heimat „Pfotendorf“ allerdings nach und nach beigebracht wird. Ihr lernt den „Schnüffelradar“ einzusetzen, erfahrt wie man versteckte Gegenstände aus dem Boden ausbuddelt, Schmetterlinge fängt, Fische angelt und dergleichen mehr. Die Steuerung ist dabei relativ simpel gehalten, funktioniert aber bis auf wenige Momente erstaunlich gut. Zwar wirkt vor allem die Pointerfunktion, mit der euer Vierbeiner im Point & Click-Verfahren über die Landschaften manövriert wird, teils etwas schwammig, insgesamt stellt das Ausführen der notwendigen Moves und Bewegungen allerdings kein großes Problem dar.
Um im Spiel voranzukommen, müssen nach und nach an euch gestellte Aufgaben erledigt werden. Diese haben dabei nicht immer direkt etwas mit der Suche von Ivlet und der Rückeroberung des Zauberhutes zu tun. Natürlich müssen teils von Ivlet angerichtete Schäden behoben werden, genauso gehört jedoch auch das Überbringen von Keksen an die Bewohner im Dorf zu euren Pflichten. Das recht ausführliche Menü gibt euch dabei stets eine Übersicht über die aktuelle Aufgabe und lässt euch zudem die gesammelten Gegenstände, Blumen sowie die gefangenen Schmetterlinge verwalten. Die aus dem Zoo entkommenen Tiere wollen ebenfalls wieder gefunden und in einem von elf Minispielen besiegt werden, bevor die Minigames jederzeit separat angewählt werden können. Da es sich hierbei um Standard-Games wie ein Flaggenrennen, Ringwurf, Früchtesammeln und dergleichen mehr handelt, dürfte das für erfahrene Gamer kaum interessant sein. Der Nachwuchs kann daran allerdings durchaus seine Freude haben. Diese Aussage trifft im Prinzip auf das gesamte Spiel zu. Petz: Hundefreunde ist in allen Punkten sehr kindgerecht gestaltet. Dies beginnt beim Spielkonzept, geht über die einfach gehaltenen, komplett auf Deutsch übersetzten Texte bis hin zur leicht zu erlernenden Steuerung und dem niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrad.
Ein Hundeleben…
Natürlich merkt man dem Spiel auch technisch an, auf welche Zielgruppe es zugeschnitten ist. Da Kinder im Grundschulalter in der Regel noch nicht auf Effekte wie Anti-Aliasing achten und sich auch nicht um den Polygon-Count von Charaktermodellen kümmern, haben die Entwickler einfach die bereits vorhandene Playstation 2-Fassung des Titels genommen und auf die Wii portiert. Die an sich recht nett gestalteten Wauzis wirken so teils etwas polygonarm und schwach texturiert. Die Animationen sind größtenteils realistisch, ab und ab allerdings etwas abgehackt und hätten durchaus sauberer sein können. Ähnlich verhält es sich mit dem Rest der Grafik, denn vor allem die Landschaften selbst wirken in vielen Situationen einfach viel zu karg und nicht gerade lebendig.
In Sachen Sound hat man sich seitens Ubisoft ebenfalls kein Bein ausgerissen. Die deutsche Synchronisation gab es bereits für die PS2-fassung, so dass hier kein gesonderter Arbeitsaufwand entstand. Die Effekte sind wie die Hintergrundmusik auch allenfalls belanglos und können unter „Standard“ schnell abgehakt werden.
Fazit
Wer auf der Suche nach Software für den Nachwuchs ist und dieser sich für Hunde begeistern kann, der darf bei Petz: Hundefreunde zugreifen, sofern er das Game zum Budgetpreis irgendwo entdecken kann. Den Vollpreis finde ich für diese technisch schwache PS2-Portierung dagegen ziemlich überzogen. Man sollte allerdings bedenken, dass man es nicht mit einem Nintendogs-Klon für die Heimkonsole zu tun hat, sondern mit einer Mischung aus Adventure und Minispiele-Sammlung. Immerhin werden jüngere Spieler – und diese sind wohl unbestritten die Zielgruppe des Games – damit eine gewisse Zeit ihren Spaß haben.
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