Testbericht: Pangya! Golf with Style
Mit „Wii Sports“ zeigte Nintendo schon zum Release der neuen Konsole, dass vor allem Sportspiele einen großen Vorteil von der bewegugssensitiven Steuerung mit der Wii-Mote haben können. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass es nicht beim Golf-Spiel aus „Wii Sports“ geblieben ist, sondern man als Spieler mittlerweile auch andere Alternativen hat. Neben der „Tiger Woods“-Serie von Electronic Arts möchte nun auch Tecmo die Wii-Golfer zufrieden stellen. „Pangya! – Golf with Style“ schicken Sie dabei ins Rennen und wie sich der Titel schlägt, möchten wir Euch gerne verraten.
Anime-Golfen
Während in den USA und Japan das dort unter dem Namen Super Swing Golf erschienene Spiel bereits zum Launch oder kurz danach erhältlich war, musste man sich in Europa etwas länger gedulden. Hier wurde der von Tecmo programmierte Titel auch direkt von Nintendo veröffentlicht, um dem Game in Anime-Optik etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die hat es durchaus verdient, denn auf den ersten Blick macht der knallig bunte Packshot einen guten Eindruck und vermittelt den Eindruck eines spaßigen Fun-Golf-Games á la Mario Golf oder dergleichen. Dass man es aber bei weitem mit keinem simplen Funsport-Game zu tun hat, merkt man schon nach dem Erstellen des Profils und der erste Runde im Turotial. Pangya! – Golf with Style bietet dem Spieler dabei von Beginn an viele Auswahlmöglichkeiten. Noch lange sind nicht alle Charaktere und Kurse freigeschaltet, so dass die Auswahl in dieser Beziehung erst begrenzt ist. Später lassen sich allerdings noch viele weitere Extras freischalten, was in jedem Fall für die Langzeitmotivation des Titels spricht. Ladezeiten werden übrigens mit Hinweisen und Tipps überbrückt, was einen guten Eindruck hinterlässt und die ohnehin meist recht kurze Wartezeit kaum bemerkbar macht. Schade ist dagegen, dass man die Aktion im Spiel nicht beschleunigen kann und somit immer mit ansehen muss, wie der CPU-Spieler seine Schläge ausführt, was auf Dauer etwas nervig sein kann.
In den verschiedenen Kursen lassen sich übrigens für besonders gute Schläge und andere tolle Aktionen (Stichwort: Abprallbonus) Pang-Punkte sammeln, die anschließend in einem Shop gegen Goodies getauscht werden dürfen. Mag man im ersten Moment denken, dass die hier erwerblichen Klamotten nur die Optik eures Charakters verändern, so hat man sich darin getäuscht. Manche Kleidungsstücke verbessern auch die Fähigkeiten des Golfspielers in den Punkten Stärke, Präzision, Glück, etc. Items ermöglichen dagegen ebenfalls eine Verbesserung der Attribute oder gar spezielle Superschläge, bei denen dann besondere Kurven geschlagen werden können. Mit der Zeit wird so der eigene Charakter ständig verbessert und der Spieler erhält einen Anreiz die Kurse auch mehrfach zu spielen. Diese sind übrigens sehr fantasievoll gestaltet und befinden sich mal auf mehreren Inseln, mal zwischen Mindmühlen und mal in einer Wüste mit schwebenden Pyramiden. Vom Umfang her kann man deswegen eigentlich nicht meckern. Gemeckert werden darf aber wenn man weiss, dass es Super Swing Golf auch für den PC gibt und man hier neben einem Streckeneditor auch einen Onlinemodus spendiert bekommen hat. Beide Elemente fehlen leider auf der Wii-Version, hätten ihr aber mit Sicherheit gut getan und sie noch einmal aufgewertet. Zudem lässt sich die PC-Version kostenlos herunterladen, während Pangya! – Golf with Style für die Wii als Vollpreistitel erschienen ist. Hier hätte man zumindest ein Einsehen haben und das Game zum Budgetpreis auf den Markt bringen können, wenn denn schon auf manche Funktionen verzichtet werden muss.
Auch wenn der Titel wie ein buntes Spiel für Kinder erscheint, so werden auch erfahrene Spieler bald schon vor Frust in die Tischkante beißen wollen. Denn der Schwierigkeitsgrad steigt bald schon merklich an und wo man anfangs gegen die Computergegner noch gut punkten konnte, stellt sich unter Umständen ein gewisser Frustfaktor ein. Da können eure Gegner noch so knuddelig und putzig aussehen, wenn sie in schier ausweglosen Situation aus dem Bunker heraus mit einem perfekten Schlag einen Birdie erzielen und euch vorführen, wünscht man ihnen schon mal die Pest an den Hals. Das wird erst recht dadurch verstärkt, dass dem Spieler solche Schläge so gut wie nie zu gelingen scheinen, was sicher nicht an mangelndem Können liegt. Zudem werden bei einem Gleichstand nach den 3, 6, 12 oder 18 Löchern eines Kurses die Pangya-Punkte gezählt und sofort ein Sieger ermittelt. Dies führt dank der oft perfekten Schläge der CPU-Gegner auch dazu, dass diese meist als Gewinner vom Platz gehen. Hier ist also Geduld und genug Einspielzeit gefragt. Wer sich leicht von unfair agierenden Gegnern frustrieren lässt, sollte den Titel vor dem Kauf definitiv anspielen, um keine Enttäuschung zu erleben. Neben dem Story-Modus bleibt aber auch immer noch der Mehrspielermodus, bei dem man mit bis zu drei Mitstreitern und nur einer Wii-Mote antreten darf.
Ihr Abschlag, bitte!
Auch wenn sich das Game in anderen Punkten Kritik gefallen lassen muss, der große Vorteil der Wii-Version ist sicherlich die Steuerung. Hier hat Tecmo das ganze Potenzial der Wii-Mote genutzt und ein Steuerungskonzept geschaffen, welches seinesgleichen sucht. Neueinsteiger werden vielleicht etwas verwundert darüber sein, dass man Pangya! – Golf with Style nicht genauso steuert wie das Golf in Wii Sports – das hat allerdings seine Gründe. Bei Pangya darf man vor jedem Abschlag komfortabel aus einer Reihe an Schlägern wählen und sich auch erst einmal den Kurs sowie das voraussichtliche Ziel des Balls betrachten. Mit dem Steuerkreuz wird dann die Position des Charakters und damit die Abschlagsrichtung festgelegt, immerhin will auch der aufkommende Wind berücksichtig sein, soll der Ball nicht irgendwo in der Pampa landen. Nach dem Ausholen zum Schwung wird eine Kraftleiste aktiviert, die eure maximale Schlagkraft und damit die -weite bestimmt. Hierbei gibt es die Möglichkeit nach Belieben zu justieren und wenn man genau die richtige Weite erreicht hat, wird der A-Button gedrückt und gehalten. Jetzt folgt der Abschlag durch einen entsprechenden Schwung, der dem Spiel im Original seinen Namen gegeben hat.
Hierbei ist es nun sehr wichtig, dass man den Schwung wirklich gerade ausführt, da dies bis ins kleinste Details registriert wird und sich anhand der Flugkurve eures Balls bemerkbar macht. Eine kleine Drehung im Handgelenk reicht schon aus, um aus eurem Schlag einen „Slice“ oder „Hook“ zu machen und damit die Flugrichtung unter Umständen vollkommen zu ruinieren. Neben dem möglichst geraden Schwung wird auch auf dessen Stärke geachtet. Wer zu schwach schwingt, erreicht nur einen Bruchteil der eingestellten Weite. Wer dagegen zu viel Schwung hat, riskiert ein Ausbrechen des Balls und damit eine mehr als ungenaue Flugbahn. Die Krux liegt also in der Tat im Detail und es braucht einige Übung, bis man den Dreh raus hat. Dafür erhält man mit Pangya – Golf with Style eine wirklich akkurat umgesetzte Golfsimulation. Einzig der häufige Einsatz der 1- und 2-Buttons wirkt etwas störend und nicht gerade intuitiv, da der Großteil der Menüs sonst ganz komfortabel mit der Pointerfunktion der Wii-Mote bedient werden kann. Als Alternative steht übrigens eine zweite Steuerungsvariante zur Verfügung, die sich an der PC-Version orientiert, ausschließlich mit Buttons gespielt wird und Kraftanzeigen verwendet. An sich eine interessante Dreingabe, aber wenn man das Game auf diese Weise spielen möchte, braucht man es sich gar nicht erst für die Wii zulegen, wie ich finde.
Nippon-Optik & Dudelsound
Optisch scheint Pangya gerade in den ersten Momenten mit seiner sehr bunten und farbenfrohen Optik zu überzeugen. Die Grafik ist komplett im Anime-Look gehalten, so dass man es mit knuffigen Charakteren mit riesigen Köpfen und großen Augen zu tun hat. Die Kurse und deren Landschaften wurden ansprechend gestaltet und weisen teils schöne Lichteffekte aus, hätten aber noch etwas lebendiger und mit mehr Details versehen sein können, da ab und an die Objekte ein wenig verloren im Raum wirken. Das gilt auch für die Charaktere selbst, die detaillierter hätten modelliert werden können. Die Animationen sind dagegen gut gelungen und geben keinen Anlass zur Kritik. Dennoch ist der Titel grafisch eher im Mittelfeld anzusiedeln und nutzt die technischen Möglichkeiten der Konsole nicht einmal ansatzweise aus.
Selbiges gilt für den Sound, der sogar noch weit hinter den Erwartungen zurück bleibt. Natürlich wartet man bei einem Nippon-Golf keinen opulenten Soundtrack, allerdings kann das nicht gerade abwechslungsreiche Fahrstuhl-Gedudel von Pangya! dem Spieler recht schnell auf den Zeiger gehen. Auch in Sachen Soundeffekte sieht es sehr mager aus. Weniger Wind- und Schlaggeräusche untermalen das Geschehen, wenn der Ball knapp am Loch vorbeirollt wird einmal kurz gestöhnt, viel mehr ist aber nicht. Hier wäre sicher deutlich mehr drin gewesen wie beispielsweise ein paar Sprachsamples für die Charaktere oder dergleichen.
Fazit
Pangya! – Golf with Style ist ein wenig trickreich. Hinter der vermeintlich kindgerechten Optik verbirgt sich ein teils knackig schwerer, teils fast schon unfairer Titel, der mit einer recht komplexen Steuerung versehen wurde. Puristen werden dies schätzen und können dank der freischaltbaren Extras und aufwertbarer Charaktere auch eine gewisse Zeit ihren Spaß mit dem Titel haben. Für eine unkomplizierte Runde im Kreise seiner Freunde ist das Game allerdings nur bedingt zu empfehlen, da man sich einfach zu sehr in das Spiel einfinden muss, um zufrieden stellende Ergebnisse zu erzielen. Wer sich dafür interessiert, kann die kostenlose PC-Version testen oder sollte den Titel vor dem Kauf unbedingt anspielen. Bleibt nur zu hoffen, dass Tecmo im bereits angekündigten Sequel die angesprochenen Kritikpunkte ausmerzt und vielleicht auch einen Onlinemodus integriert.
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