Testbericht: Onechanbara: Bikini Zombie Slayers [PAL-Import]
Ständig wird gemeckert, dass man auf Nintendos Wii keine große Auswahl an Spielen für Erwachsene finden kann. Dass kaum noch Games für den traditionellen Harcdcore-Markt entwickelt werden. Und dass die Dritthersteller ohnehin nur an Minispiele und das schnelle Geld denken. Tamsoft tritt nun mit „Onechanbara: Bikini Zombie Slayers“ den Gegenbeweis an – oder man versucht es zumindest. Wir haben die Schwerter selbst in die Hand genommen, uns in unsere Bikinis gezwängt und die Kameras abgeschaltet, damit uns keiner bei unserem Ausflug in die Welt von „Onechanbara“ fotografieren kann. Aber den Testbericht halten wir trotzdem für euch bereit.
Blut & Brüste
Es gibt ein paar Dinge, die lenken nahezu automatisch die Aufmerksamkeit auf ein Videospiel. Zum einen ist das ein hoher Gewaltfaktor. Wenn die Körperteile lustig durch die Gegend fliegen und das Blut literweise spritzt, ist eine gewisse Zielgruppe bereits hellhörig geworden. Der andere Punkt sind schlagende weibliche Argumente. Bereits in Tomb Raider bewies damals Eidos, dass sich mit einem üppigen weiblichen Vorbau und einer attraktiven Heldin millionenfach Videospiele verkaufen ließen. Die Videospielheldin war etabliert und immer mehr nackte Haut fand ihren Einzug in unser liebstes Medium. Spielereien wie die „Bouncing Breasts“ im Tecmo-Klopper Dead or Alive kamen auf und immer wieder konnte man erfahren, dass der Spruch „Sex sells“ eben auch für die Branche der Videospiele zutreffen kann. Paart man beide Komponenten nun miteinander, ist der Verkaufsschlager doch fast schon garantiert, oder?
Nicht ganz, denn die Onechanbara-Reihe erfreut sich zwar bereits seit 2004 immerhin mäßiger Beliebtheit, außerhalb der Grenzen Nippons erschienen jedoch nur wenige Teile unter dem Namen Zombie Hunter. Neben einer Umsetzung für die Xbox 360 hat es nun aber ein komplett eigenständiger Titel der Serie auf Nintendos weiße Fuchtelkiste geschafft. Am grundlegenden Gameplay hat man dabei nichts verändert. Man wählt eine von anfangs zwei Heldinnen aus, die sich wohl im Wettbewerb miteinander befinden, wer knapper bekleidet auf Monsterjagd gehen kann, und stürzt sich direkt in das Kampfgeschehen. Die Hintergrundgeschichte der beiden Schwestern Aya und Saki, die vom Fluch des Blutes getroffen wurden und ihre Heimat vor den Heerscharen der Untoten retten wollen, verkommt dabei schnell zur Nebensache. Das ist kein Wunder, wird die Story doch nur in öden Standbildern mit langsam scrollenden Textpassagen nebst japanischer Sprachausgabe präsentiert.
Auf dem Screen geht es dagegen im Spielgeschehen selbst weitaus actionreicher zur Sache. Jedes eurer Bikinimädels ist mit ihren eigenen Waffen ausgestattet, die neben einem prallen Vorbau und langen Beinen auch tatsächliche Mordinstrumente wie Schwerter oder Messer umfassen können. Munter schlitzt ihr euch damit durch die Horden der Zombies, denen im andauernden Gemetzel reihenweise die Körperteile abhanden kommen. Köpfe rollen über den Boden, Arme und Beine fliegen wild durch die Gegend und nicht selten marschiert ein Unterkörper einsam und verlassen durch die Gegend, nachdem ihr seinen Oberkörper mal eben in einer riesigen Blutfontäne abgetrennt habt. Klingt nach einer Menge Spaß für den blutrünstigen Hardcorespieler, der in der Regel ohnehin männlich ist und sich nach halbnackten Tatsachen schlanker Bikinimädels ohnehin erfreuen dürfte? Vielleicht für einige wenige Minuten. Anfangs ist das rasante Gameplay mit den Blutspritzern auf der Kamera und den fliegenden Körperteilen in der Tat amüsant und spaßig. Auch diverse Grundideen der Entwickler klingen gelungen. Je mehr ihr nämlich nicht nur eure Klinge, sondern auch euer Protagonistin mit Blut besudelt, desto mehr füllt sich die „Wut“-Anzeige eurer hübschen Zombieschlitzerin. Mit hausfraulichem Geschick lässt sich zwar das Schwert selbst wieder blank polieren, nicht aber eure Kleidung waschen. Hier hilft nur ein magisches Artefakt oder eine Marienstatue. Ist beides nicht in Reichweite, verfällt eure pralle Metzelamazone der rasenden Wut und metzgert anschließend zwar effektiver die Untoten, doch zehrt es ihr dabei auch stets an der eigenen Lebenskraft.
Gepaart mit einem spartanischen Upgradesystem sowie freischaltbaren Kostümen und zwei weiteren Killerladies hat man sich immerhin Mühe gegeben und wollte für Abwechslung sorgen. Ein Lob verdienen auch die unterschiedlichen Spielmodi, in denen man nicht nur der Story folgen, sondern die Schauplätze später nach Schwierigkeitsgrad unterteilt selbst anwählen oder sich sogar kooperativ den Zombiehorden stellen kann. Kleine Gimmicks wie die Möglichkeit die Farben des Lebenssaftes zu verstellen und nicht nur rotes, sondern auch grünes, goldenes oder gar pinkes Blut spritzen zu lassen sind zwar ungewöhnlich, tragen jedoch nicht zu einem besseren Spielgefühl bei.
Es ist angerichtet!
Dies wäre eigentlich die Aufgabe einer gut umgesetzten Steuerung gewesen. In diesem Punkt jedoch hat man seitens Tamsoft nahezu auf ganzer Linie versagt. Ist schon das Grundkonzept hinter den Bikini Zombies Slayers Trash allererster Güteklasse, so schlägt man mit der Steuerung in dieselbe Kerbe. Rein theoretisch wurden alle Protagonistinnen mit zwei verschiedenen Kampfstilen bedacht, lassen sich Fußtritte ebenso verteilen wie ausgiebige Combo-Orgien mit den Schlitzwerkzeugen und hält die Anleitung sowie das ebenfalls integrierte Tutorial noch den ein oder anderen Kniff und Trick für den Spieler bereit. In der Praxis lassen sich diese Wunschvorstellungen der Programmierer allerdings kaum umsetzen. Dies hängt alleine schon damit zusammen, dass ausgeführte Bewegungen mit der Wiimote nicht bis kaum erkannt werden. Reagieren eure Helden in anderen Spielen auf leichte Bewegungen und setzen eure Aktionen in Moves um, müsst ihr bei Onechanbara in der Tat handgreiflich werden. Ohne ausladende Gestiken und starkes Schütteln werdet ihr kaum ein Schwert durch einen Zombie gleiten lassen können. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass auch trotz intensiver körperlicher Aktivität eurerseits das bis unter die Zähne bewaffnete Zombiejägermädel wie angewurzelt in den Horden Untoter steht und sich die Klaue ins Gesicht schlagen lässt, bevor sie irgendwann gnädigerweise doch mit ihrem Schwert zum finalen Stoß ansetzt und dem untoten Leben des intelligenzentleerten Gesellen ein Ende bereitet.
Wohlwollend könnte man meinen, dass die Programmierer den Kraftaufwand beim Zücken echter Schneidewaffen nachempfinden wollten. Tatsächlich muss ich aber sagen, dass die Steuerung einfach nur ein riesengroßer Murks ist. Die eine oder andere Aktion mag sogar durchaus wie geplant gelingen, das möchte ich gar nicht abstreiten. Doch nach spätestens einer halben Stunde Spielzeit schmerzen die Handgelenke vom ständigen Gefuchtel. Dass die sich immer wiederholenden Zombiehorden sowie die wie aus der Nachkriegszeit aufgebauten Stages ohnehin kaum für einen längeren Zeitraum zum Spielen motivieren, passt dabei wie die Faust aufs Auge. Nun sei noch verraten, dass die Kamera mit den Buttons Plus und Minus relativ umständlich gedreht wird und euch ohnehin immer wieder ein Dorn im Auge ist.
Auf dem roten Teppich
Wird uns die blutige Zombiemetzelei denn wenigstens technisch anspruchsvoll präsentiert? Zwar kann eine angemessene Optik bei einer derart trashigen Spielbarkeit nur noch wenig retten, die Ansätze können sich aber immerhin sehen lassen. Eure Protagonistinnen sind wohl geformt und ansprechend animiert, wobei kleine Details in der Kleidung durchaus Gefallen können. Etwas seelenloser im wahrsten Sinne des Wortes erscheinen eure Kontrahenten, die aus unzähligen generischen Gegnern bestehen, an denen man sich bald satt gesehen hat. Die acht Stages (unter anderem eine Kirche, ein Friedhof, eine U-Bahn Station, etc.) selbst wirken optisch zwar ansehnlich, doch mangelt es hier an Abwechslungsreichtum sowie einem geschickten Levelaufbau. Stattdessen kommt es einem so vor, als würde man sich immer wieder durch dieselben Locations schnetzeln, die zudem bei jeder der Hauptheldinnen noch einmal trotz anderer Story recycelt werden. Das erhöht zwar die Gesamtspielzeit auf ein gutes Dutzend Stunden, nicht aber die Motivation diese Zeit überhaupt mit Onechanbara: Bikini Zombie Slayers komplett zu verbringen. Die Unterstützung des 60Hz- sowie 480p-Modus ist dabei eher schmuckes Beiwerk am Rande.
Weitaus weniger gelungen dagegen erfolgte die musikalische Untermalung. Hier sind es vor allem die japanophilen Dudelmelodien, die zwar für die benötigte Trash-Atmosphäre des Titels sorgen, dem Spieler aber schon bald gehörig auf den Senkel gehen werden. Die Soundeffekte gehören eher in die Kategorie „Kennt man, nichts Besonderes“ und die Sprachausgabe wurde wie bereits erwähnt komplett auf Japanisch gehalten. Immerhin sorgt dies für die Authentizität des Spiels, eine deutsche Synchronisation hätte ich mir bei einem Titel dieser Art auch beim besten Willen nicht vorstellen können.
Fazit
Blut und Brüste für die Videospielwelt: Onechanbara: Bikini Zombie Slayers dürfte für Trash-Fanatiker ein gefundenes Fressen sein. Zerteilte Zombies, nackte Polygonhaut und stundenlanges Wiimote-Gefuchtel erfordern den wahren Hardcoregamer. Wer auf der Suche nach einer in der Tat sehr extremen Erfahrung der etwas anderen Art auf Nintendos Daddelkiste ist, darf ebenfalls einen Blick riskieren. Alle anderen wenden sich vor allem aufgrund der grauenhaften Spielbarkeit von dem Titel ab.
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