Testbericht: Ninja Reflex
Es scheint, als könne man heutzutage keine Wii-Remote durchs Zimmer pfeffern, ohne eine Minispielsammlung zu treffen. Zumeist geht es bei diesen um attraktive Freizeitbeschäftigungen wie Dosenwerfen, Nasenhaare ziehen oder Wettrülpsen. Nicht so Ninja Reflex: dieses Game verspricht, dich in der Kunst der Ninjas zu trainieren. Doch reicht die Abwechslung im Setting, um Ninja Reflex aus dem Sumpf der Partygames hervorzuheben?
Düsterer Spatz-san
Zunächst muss ein Profil erstellt werden. Hierbei wird weder ein Name eingegeben, noch ein Mii ausgewählt – man muss nur einen Ninja-Namen aus zwei Komponenten zusammenstellen (beispielsweise „Treuer Fausthieb-san“ oder „Schweigsamer Goldfisch-san“), und hat anschließend die Wahl zwischen Links- oder Rechtshänder. Insgesamt können vier Profile gespeichert werden – eigentlich viel zu wenig, aber da keine wirkliche Personalisierung stattfindet, kann das fast verkraftet werden. Fast, denn wer mehr als drei Leute kennt und Statistik über Sieg und Niederlage führen möchte, hat so leider Pech gehabt, da mehrere Leute sich ein Profil teilen müssen.
Der Vorteil der Benennung ist jedoch, dass uns unser Sensei im Spiel beim Ninja-Namen nennt, wenn auch nur die zweite Hälfte. Wer sich also gerne „Pflaume-san“ schimpfen lässt, wird begeistert sein.
Nunchaku ohne Nunchuk
Insgesamt stehen sechs verschiedene Minispiele zur Auswahl – nicht unbedingt ein gewaltiges Angebot, aber immerhin existieren mehrere unterschiedliche Zielsetzungen, doch mehr dazu später.
Die Minispiele heißen Shuriken, Hashi, Koi, Katana, Hotaru und Nunchaku, und die Namen sind passend gewählt, wie wir sehen werden.
Bei „Shuriken“ benutzt man Wurfsterne, um Ninja-Pappkameraden aus dem Weg zu räumen. Hierbei wird mittels Pointer gezielt. Der B-Knopf visiert ein Ziel an, wonach mit einer wurfartigen Bewegung der Remote nach vorne das Shuriken geschmissen wird. Hat man ein falsches Ziel ausgewählt, kann mit dem A-Knopf die Zielanvisierung aufgehoben werden.
Fliegen in der Luft fangen ist schon schwierig genug, doch das auch noch mit Essstäbchen zu bewerkstelligen, kann wohl nur ein Ninja – und genau hierum geht es bei „Hashi“. Der Pointer bewegt die Stäbchen, mit A- und B-Knopf gleichzeitig greift man nach den Fliegen. Hat man eine erwischt, muss man sie in eine Schale ablegen, wozu die Knöpfe über der Schale losgelassen werden.
Ruhe und Disziplin sind bei „Koi“ vonnöten, wo es gilt, Fische aus einem See zu angeln – mit der Hand. Hierzu zielt man mittels Pointer auf einen Fisch, folgt dessen Schwimmbewegungen und drückt in dem Moment, an dem der Fisch an die Wasseroberfläche kommt, die A- und B-Knöpfe.
Actionreicher geht es bei „Katana“ zur Sache. Unser Ninja wird von bewaffneten Dämonen attackiert, deren Schwerthiebe mit rechtzeitigen Bewegungen der Remote in die korrekte Richtung abgewehrt werden müssen. Hat das geklappt, kann der Dämon mit einer raschen Bewegung der Remote besiegt werden.
„Hotaru“ ist wohl die simpelste aller Ninja-Übungen: ab und an tauchen Glühwürmchen auf. Alles, was man tun muss, ist es, den A-Knopf möglichst schnell zu drücken, wenn ein Glühwürmchen erscheint.
Bei „Nunchaku“ müssen diverse Objekte, die der Meister wirft, mit dem Nunchaku abgewehrt werden. Hierzu zeichnet man mit der Remote eine 8 in die Luft, wieder und wieder. Je gleichmäßiger dies geschieht, desto sauberer schwingt das Nunchaku. Kommen die Objekte in Reichweite, führt man mit der Remote eine Angriffsbewegung durch, um danach wieder Achten zu zeichnen und auf das nächste Objekt zu warten. Wie bei Ninja Reflex üblich, wird auch bei „Nunchaku“ nur die Wii-Remote benötigt, der Nunchuk-Controller bleibt im Schrank.
Keine der Übungen ist wirklich anspruchsvoll, doch sind sie unterschiedlich genug, um Abwechslung zu bieten. Die Steuerung ist generell gut gelungen, nur bei „Katana“ wünscht man sich manchmal eine etwas präzisere Abfrage.
Der Weg des Ninjas
Je nachdem, ob zu Spielbeginn eines oder mehrere Profile angewählt wurden, startet man den Einzel- oder Mehrspielermodus. Genreüblich bietet auch Ninja Reflex den meisten Spaß im Multiplayer. Wie dieser abläuft, ist schnell erklärt: man wählt eine der sechs Disziplinen und einen von drei Schwierigkeitsgraden. Wer am Ende einer Disziplin die meisten Punkte erzielt, gewinnt.
Etwas umfangreicher ist der Einzelspielermodus. Hier gilt es unter Aufsicht eines alten Senseis nach und nach in den Gürtelrängen aufzusteigen. Hierbei müssen alle Aufgaben von fünf der sechs Disziplinen erfolgreich absolviert werden, um zum nächsten Gürteltest zugelassen zu werden. Ein Gürteltest besteht aus drei zufällig ausgewählten Disziplinen, bei denen man möglichst viele Punkte erzielen muss, damit die Gesamtwertung für diesen Gürtel ausreicht.
Mit jedem bestandenen Gürteltest werden neue Aufgaben und weitere Namenskomponenten freigeschaltet. Bei beidem darf man sich wundern: alte, bereits bewältigte Aufgaben müssen nun erneut bestanden werden (allerdings mit gesteigertem Schwierigkeitsgrad), die neuen Aufgaben reihen sich hinten an, und welche Namensteile nun neu sind darf man raten, falls man kein phänomenales Gedächtnis besitzt, denn das Spiel zeigt nicht an, welche Namensteile neu und welche alt sind.
Zu jeder Zeit darf zwischen den Übungen meditiert werden, und das ist kein Minispiel: wahlweise mit oder ohne sprachliche Unterstützung durch den Sensei wird die Wii-Remote beiseite gelegt, und man macht es sich vor der Glotze bequem, um in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen. Ob das wohl ausgiebig genutzt wird?
Wissen spricht, aber Weisheit hört zu
Die Grafik haut sicher niemanden aus den Socken, ist aber solide und stimmig gestaltet. Das Spiel läuft in 16:9 und 480p.
Der Sound weiß schon mehr zu gefallen: ein klassischer japanischer Musikstil, der sich nahtlos in die allgemeine Präsentation einfügt, gelungene Soundeffekte und massig Sprachausgabe – für eine Minispielsammlung offenbart sich hier eine überraschende Liebe zum Detail.
Fazit
Eigentlich ist Ninja Reflex eine gut gemachte Minispielsammlung. Mit Ausnahme von „Hotaru“ sind alle Aufgaben ansprechend und erfordern mehr als nur wildes Schütteln der Remote (was bei Minispielsammlungen auf der Wii scheinbar Standard ist). Zudem ist der Titel sehr stimmig gestaltet, wenn auch nicht sonderlich aufwändig.
Leider ist es nicht üppig genug, denn sechs verschiedene Spiele sind einfach viel zu wenig, zumal die Variationen der Zielvorgaben nur im Einzelspielermodus auftauchen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und noch nicht genug Minispiele besitzt, darf gerne zugreifen.
Für den Einzelspielermodus sollte sich niemand das Spiel zulegen. Dieser ist zwar abwechslungsreicher als die Multiplayer-Aufgaben, aber sonderlich lang ist er auch nicht – nach wenigen Stunden sind geübte Ninjas mit allem fertig.
In einem Satz: Ninja Reflex ist nicht übel, bietet aber zu wenig Spiel fürs Geld.
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