Testbericht: Namco Museum Remix
So gut wie jede Konsole hat bereits einen Aufguss des „Namcos Museums“ gesehen, was dem Spieler das Retro-Gefühl der alten Arcade-Titel aus dem Hause Namco bescheren sollte. Pac-Man, Galaxian & Co. haben nun also auch auf Nintendos Bewegungskonsole ihren ersten Auftritt, für den man es sich nicht nehmen ließ fünf Klassiker einem „Remix“ zu unterziehen – daher auch der Titel „Namco Museum Remix“. Wir haben ein wenig in Erinnerungen geschwelgt und für euch getestet, ob sich der Ausflug in die Vergangenheit gelohnt hat.
Retro für alle?
Nicht erst Nintendo erkannte mit der Ankündigung der „Virtual Console“ weit im Vorfeld des Wii-Launchs, dass man mit Retro-Titeln in der heutigen Zeit immer noch jede Menge Kohle machen kann. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder Sammlungen mit alten Klassikern gibt. Sega veröffentlichte beispielsweise schon in der letzten Konsolengeneration diverse Sonic-Compilations und SNK brachte mit Metal Slug Anthology gleich sieben Arcade-Shooter auf einer Disc auf Nintendos Wii. In den fleißigen Retro-Reigen reiht sich nun auch Namco ein – einst durch Pac-Man erfolgreich geworden, später durch Tekken und Ridge Racer vor allem Sony-Jüngern ein Begriff. Namco Museum Remix geht dabei erstmals einen Schritt weiter als bisherige Zusammenstellungen. Durfte man nämlich bis dato nur die Klassiker aus der Spielhalle auf dem heimischen TV zocken, hat man für den Wii-Titel sogar noch fünf Arcade-Games einer kleinen Überarbeitung unterzogen und präsentiert diese nicht nur mit einer runderneuerten Optik, sondern auch mit überarbeitetem Gameplay.
Doch zuerst gilt es nach dem Starten der Disc mit Pac-Man über das Menü zu rollen und sich für eines der dort zu findenden Tore zu entscheiden: Fünf Tore verkörpern dabei die „Remix“-Varianten zu Pac’n Roll, Galaga, Pac-Motos, Rally-X und Gator Panic, während das sechste Tor die Arcade darstellt und den Spieler zu neun weiteren Spielhallenklassikern führt. Wer mitgezählt hat kommt somit auf die Summe von insgesamt 14 spielbaren Titeln. Auf den ersten Blick zumindest klingt das nach jeder Menge Umfang. Doch sobald man sich einmal in die Arcade begeben hat und sich dort mit den Klassikern der Compilation beschäftigt, macht sich schnell die erste Ernüchterung breit. Wo Titel wie Galaxian, Dig Dug und Super Pac-Man noch jedem Gamer ein Begriff sein sollten, sieht es im Falle von Xevious oder Pac-Mania schon anders aus. Mappy, Gaplus, Pac & Pal sowie Cute Q dürften dagegen eher in die Kategorie „Was’n das?“ fallen und nur den älteren Semestern beziehungsweise absoluten Retro-Freaks bekannt sein. Dass die zuletzt genannten Titel keine wirklichen Klassiker im eigentlichen Sinne sind hat auch seinen Grund, denn das Gameplay der Titel ist eher spartanisch, um es mal milde auszudrücken. Einzig der Shooter Gaplus kann sich hier ein wenig absetzen und gefällt mit seinen flott umher fliegenden Feindformationen und der Chance auf Sidekicks für zusätzliche Feuerkraft. Echte Klassiker wie Dig Dug dagegen sind heute noch für ein paar Runden gut, doch auch hier verfliegt die Motivation recht schnell. Und warum man Pac-Man nicht im Original mit auf den Silberling gepackt hat, ist mir ebenfalls ein Rätsel.
All das wäre zu verkraften, wenn man sich dafür bei den überarbeiteten Titeln richtig Mühe gegeben hätte. Dies hat man zumindest ansatzweise geschafft. Pac-Motos konfrontiert den Spieler mit recht simplem „Von der Plattform schubsen“ der Gegner, was trotz einiger Extras schnell langweilig wird. Gator Panic erinnert an ein simples Hammerspiel auf dem Jahrmarkt und auch das Remix von Rally-X lässt euch lediglich auf der Flucht vor eurem Verfolger durch ein Labyrinth düsen und Flaggen sammeln – spielerischen Anspruch findet man in diesen erwähnten Titeln eigentlich kaum bis gar nicht. Doch zum Glück gibt es noch die anderen beiden Remix-Games, die den Sinn dieser Compilation zumindest teilweise retten. Pac’n Roll lässt euch Pac-Man durch verschiedene Stages steuern und mit einem Schütteln der Wiimote zum Boost ansetzen. Galaga dagegen erfuhr wohl die größte Überarbeitung. Zwar haben wir es immer noch mit einem Shooter zu tun und die heran nahenden Feindformationen erinnern immer noch an die klassischen Bienen, Schmetterlinge und anderen Fluginsekten aus dem Klassiker. Mittlerweile ist aber Pac-Man der Mittelpunkt des Interesses im Remix, rollt der kleine Kerl doch auf vorgegebenen Pfaden durch die Stages und muss vor den Angriffen der Bösewichte beschützt werden. Per Pointerfunktion der Wiimote nehmt ihr diese unter Beschuss, zerstört Sterne und andere Objekte um Bonuspunkte zu erhalten und drückt den A-Button, sofern Pac-Man hüpfen und damit einem nahenden Projektil ausweichen soll. Zwar hält sich der spielerische Anspruch auch hier in Grenzen, kann den geneigten Gamer aber immerhin eine Zeit lang unterhalten und dessen Jagd auf die Highscores antreiben. Die besonderen Fähigkeiten der Wii hat man dabei zwar in Ansätzen integriert, diese aber nicht konsequent genug genutzt. Die Pointerfunktion der Wiimote in Galaga Remix ist dabei am überzeugendsten, ansonsten beschränkt man sich eher aufs Schütteln und Wackeln.
Revival der 80er
Dass bei einer Retro-Collection die Grafik nicht vom Hocker hauen sollte, dürfte klar sein. Den Arcade-Klassikern wurde zwar ein netter Rahmen als Hintergrund spendiert, ihre altbackene Optik reizt aber nur wirkliche Retro-Freaks. Immerhin bei den Remix-Versionen hätte man sich dafür ein wenig mehr ins Zeug legen können, als man es letzten Endes getan hat. So wirken die in 3D gehaltenen Neuauflagen zwar nett, mehr aber nicht. Die Grafiken sind ziemlich bunt gehalten, meist jedoch eher schlicht und unspektakulär. Die Unterstützung des 60Hz- sowie 480p-Modus wirkt dabei fast wie eine Verschwendung.
Ähnlich sieht es in Sachen Sound aus. Die Verwendung des Originalsounds von Pac-Man ist ein nettes Gimmick, insgesamt gesehen ist der Sound der alten Arcadespiele jedoch ein absoluter Graus. Die Remix-Versionen warten mit einem moderneren Soundgewand auf, welches jedoch ebenfalls über das Mittelmaß kaum hinauskommt.
Fazit
Namco hat den Brückenschlag zwischen Retro-Feeling und neuem Gaming nur im Ansatz genutzt, hätte aber viel mehr aus dem Namco Museum Remix herausholen können. Die neuen Versionen von Galaga und Pac’n Roll können kurzzeitig motivieren und die Klassiker Dig Dug, Galaxian, Xevious sowie Gaplus machen ebenfalls ein paar Runden lang Laune. Die restlichen Titel werden nach dem ersten Anspielen sicher schnell links liegen gelassen, wie es nach kurzer Zeit bestimmt auch der gesamten Kollektion gehen wird. Retro-Freaks dürfen einen Blick riskieren, alle anderen können ihr sauer verdientes Geld dagegen sicherlich sinnvoller investieren.
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