Testbericht: MySims
Nach „Die Sims 2: Haustiere“ bringt Electronic Arts eine ganz neue Form des Simulations-Klassikers außerhalb der gewöhnlichen Reihe auf den Markt, welche sich wohl kaum mit den bisherigen Titeln vergleichen lässt: „My Sims“. Lest weiter in unserem Test, warum das so ist.
Die zerfallene Stadt
Es war einmal eine bunte und lebendige Stadt voller glücklicher und zufriedener Sims. Diese Zufriedenheit war allerdings nur darin begründet, dass ein besonderer Stadtbewohner die Fähigkeit besaß aus Essenzen alle notwendigen Dinge des Lebens zu bauen und somit in der Lage war, alle Wünsche der Sims in der Stadt zu erfüllen. Eines Tages verschwand dieser Bewohner auf ungeklärte Weise und schnell ging es mit der Stadt bergab. Alle Sims bis auf die Bürgermeisterin, ein Hotelier, zwei Schwestern und ein weiterer Bewohner wanderten aus. Die Häuser zerfielen und von der einst so schönen Stadt blieben nur noch Ruinen übrig.
Die Bürgermeisterin Rosi ist deswegen entsprechend verzweifelt und setzt nun alle Hoffnungen in einen neuen Baumeister, welcher bald anreisen soll um der Stadt wieder zu ihrem altem Glanz zu verhelfen.
Schon schnell wird deutlich, dass wir dieser auserwählte und heiß ersehnte Baumeister sind, welcher die Stadt wieder aufbauen soll.
Also reisen wir mit Sack und Pack in unsere zerfallene Stadt, der wir sogleich einen eigenen Namen verpassen dürfen. Darüberhinaus wird noch eine andere Tradition der Sim-Reihen beibehalten – nämlich die Erstellung seiner eigenen Spielfigur. Das war es dann aber auch fast schon mit den Ähnlichkeiten zu den anderen Titeln, da der Rest sich doch deutlich von Bekanntem abhebt.
Bei der Gestaltung des eigenen Sims kann man wie immer aus einem Pool von Gestaltungsmöglichkeiten wie z.B. Hautfarbe, Haarfarbe, Accessoires oder Make-up seine Figur zusammenstellen. Neu ist dabei jetzt, dass man sogar die Stimme verändern kann und interessant ist diesmal auch, dass man sich nicht für das gesamte Spiel auf ein Geschlecht festlegen muss, sondern seinen Sim im Verlauf des Spiel an bestimmten Stellen, wie z.B. an einem Kleiderschrank, nach Belieben komplett umbauen kann. Nachdem man seiner Spielfigur nun auch noch einen Namen gegeben hat kann es endlich losgehen.
Bob der Baumeister
Nach der Anreise wird man sogleich von der Bürgermeisterin Rosi erwartet. Auch hier fällt direkt eine Gemeinsamkeit zu den anderen Sims-Teilen auf – die Sims brabbeln wie gewohnt in einer unverständlichen Sprache vor sich her. Einen kleinen Unterschied gibt es aber trotzdem, denn diesmal wird das Kauderwelsch freundlicherweise in Textform übersetzt, da es sonst wohl nicht möglich wäre, die Wünsche der Sims zu erfüllen.
Danach drückt uns die Bürgermeisterin Rosi erst einmal ein Anmeldeformular in die Hand. Es wird betont, dass sie nichts schöner findet als Papierkram. Nachdem wir ihr den Anmeldebogen zurückgegeben haben, will sie uns auch gleich unser neues Haus präsentieren. Allerdings wird man hier direkt etwas enttäuscht, denn als wir mit der Bürgermeisterin an der Stelle, an der unser Haus eigentlich stehen sollte, angelangt sind, stehen wir vor einer Ruine. Es bleibt uns also nichts anderes übrig als sofort mit der Arbeit zu beginnen und das Haus selbst zu bauen, was ja auch schließlich unser Job ist.
Hierzu bekommt man schon vorhandene Blöcke zur Auswahl, welche man beliebig auf einem grünen Feld platzieren kann. Die Vorderseite ist mit einem kleinen, gelben Pfeil gekennzeichnet und es ist auch ratsam die Haustüre an dieser Seite zu platzieren.
Sobald der Rohbau steht, lassen sich noch Fenster, das Dach und andere Accessoires wie Türschild, Lampe oder Schornstein anbringen. Das eigene Haus kann wie alles im Spiel frei dekoriert und eingerichtet werden. Ein paar Möbel sind allerdings schon vorgegeben, welche sich aber auch austauschen lassen. Hierzu benötigen wir eine Werkstatt, welche wir uns auch gleich selber bauen. Bei jedem Eintritt kann immer auswählt werden, ob man an einer vorher erhaltenen Aufgabe arbeiten oder frei ein neues Objekt bauen möchte. Von Rosi haben wir für das Rathaus auch gleich schon eine erste Aufgabe erhalten, die darin besteht ihr ein Rednerpult zu bauen.
Ganz generell bestehen die Aufgaben im Spiel meistens darin, ein Möbelstück zu bauen und hierbei bestimmte Essenzen in einer bestimmten Anzahl in das Bauwerk einzuarbeiten, also zu streichen oder zu dekorieren. Essenzen sind überall in der Stadt versteckt und lassen sich auf verschiedene Art und Weise gewinnen. Oft sind es Früchte, die an einem Baum wachsen und herunter geschüttelt werden müssen. Vorher ist es wichtig den Baum entsprechend zu pflegen oder sogar erst zu pflanzen. Sofern man einen Baum neu wachsen lassen kann, ist es auch möglich ihn wieder zu fällen um dadurch ebenfalls verschiedene Holz-Essenzen gewinnen.
Andere Essenzen sind unter anderem auch im Boden versteckt und können mit einem Metalldetektor aufgespürt und dann ausgegraben werden. Zu den sammelbaren Essenzen gehören dabei sogar Kuchen, Videospiele oder Figuren. Die Ausgrabungsstellen sind dabei immer mit einem Kristall gekennzeichnet.
An Seen und Flüssen lassen sich weitere Essenzen angeln, wobei auch oft Gegenstände an der Angel hängen, von denen man jetzt nicht unbedingt erwartet hätte, sie in einem See zu finden.
Auch andere Sims können durch ihre Reaktion Essenzen abgeben, z.B. wenn sie glücklich sind oder sich erschrecken. Die Kommunikation zu den anderen Dorfbewohnern kann also auch dringend benötigte Essenzen hervorbringen, wobei man hier nicht davor zurückschrecken sollte auch mal gemein zu einem anderen Sim zu sein, denn das hat im Gegensatz zu den anderen Sims-Teilen keinen Einfluss auf die Beziehung zu ihnen.
Essenzen haben immer bestimmte Eigenschaften, die zu dem Sim passen sollten, für den das Möbelstück bestimmt ist. Die Interessen der Bewohner findet man im Menü durch das Beziehungsbuch heraus. Eigenschaften der Essenzen könnten z.B. niedlich, lustig, lecker, strebsam, freakig und gruselig sein. Wenn man dem Bewohner viele Möbel schenkt, die seinem Wesen entsprechen, können sie dich zu ihrem besten Freund machen.
Zur Orientierung in der Stadt hilft gerade am Anfang eine Karte am unteren rechten Bildschirmrand. Auf ihr kann ein Fähnchen gesetzt werden, welches zuverlässig durch einen Pfeil zum Ziel navigiert.
Um seine gebauten Sachen und die Essenzen zu transportieren steht im Menü ein Rucksack zur Verfügung, der sich zum Glück wenigstens mit Essenzen gut bepacken lässt. Mit den Möbeln kann es manchmal etwas eng werden, sodass es von Zeit zu Zeit nötig wird auszusortieren. Zusätzlich zum Beziehungsbuch und zum Rucksack kann man im Menü auch die anstehenden Aufgaben, die Entwürfe und die gesammelten Essenzen jederzeit anschauen.
In der Werkstatt werden die Möbel anhand eines vorher erhaltenen Bauplanes erstellt, in den vorgegebene Blöcke eingesetzt werden können. Hierbei muss man sich allerdings, bis auf ein paar Pflichtteile, nicht genau an den Plan halten und kann nach eigenem Belieben die Objekte erweitern und verändern.
Am oberen linken Bildschirmrand zeigt eine Anzeige den momentanen Sternenrang der Stadt an. Ziel ist es, alle fünf Sterne zu füllen, wozu nahezu die komplette Stadt bebaut werden muss. Den genauen Fortschritt von Stern zu Stern erkennt man an einer dünnen Leiste unter den Sternenrängen.
Bei jedem neu erhaltenen Stern erhält man von Bürgermeisterin Rosi eine Benutzungserlaubnis zu einem neuen Werkzeug, welches es ermöglicht blockierte Wege oder Höhlen innerhalb der Stadt frei zu räumen. Hierdurch lassen sich zum einen neue Essenzen finden und zum anderen neue Gebiete erschließen und bebauen. Zuerst besiedelt man einen Wald und später eine Wüste, die sogar über einen Strand verfügt.
Neue Stadtbewohner findet man am besten morgens im Stadthotel. Hierunter befinden sich neben normalen Bürgern auch viele Geschäftsleute, welche wiederum neue interessante Bürger anlocken. Unter anderem kann so ein Kosmetiksalon, ein Restaurant, ein Schauspielhaus oder sogar ein Planetarium errichtet werden. Es sind viele verrückte potentielle Bewohner mit den unterschiedlichsten Charakteren dabei, unter denen man sich seine Nachbarn heraussuchen und so der Stadt ein individuelles Aussehen verleihen kann.
Steuerung
Die Steuerung ist schön einfach gehalten und auch für Anfänger schnell zu beherrschen. Wenn man vorher schon einmal Sims 2 für die Wii gespielt hat, wendet man die Steuerung schon instinktiv richtig an, obwohl sie doch ein klein wenig anders gehalten ist.
Mit dem Control Stick bewegt man seinen Sim durch die Stadt, mit dem Steuerkreuz kann zusätzlich die Kamera dazu beliebig gedreht werden und mit dem A-Knopf werden bestimmte Aktionen ausgeführen, wie z.B. mit dem Metalldetektor zu suchen. Mit dem B-Button kann man Bäume schütteln oder auch Essenzen aufnehmen, die für den Sim schlecht zu erreichen sind. Bei diesen Aktionen werden zur Hilfe die Knöpfe auch auf dem Bildschirm angezeigt.
Im Baumodus nimmt man die Bauklötze mit dem A-Knopf auf und kann sie entweder auf den Bauplan wieder mit dem A-Knopf ablegen oder mit B wieder löschen. Mit dem digitalen Steuerkreuz lassen die Bauteile in die richtige Position drehen. Durch das Gedrückthalten des B-Knopfes können gleiche Bauteile direkt nacheinander verarbeitet werden, ohne erst wieder in der Auswahl ein neues Teil aufnehmen zu müssen. Das ist bei manchen Objekten sehr praktisch.
Grafik und Sound
Die Grafik von MySims ist zwar kein sonderliches Highlight und bewegt sich auf durchschnittlichem Gamecube-Niveau, aber im Gegensatz zu den anderen Sims-Teilen wurde hier ein komplett überarbeiteter Look gewählt, der weniger realistisch, sondern viel mehr comicartig daher kommt. Die Farben sind dabei recht bunt gewählt und sprechen durch den Niedlichkeitsfaktor besonders das weibliche Publikum an. Die Optik passt aber in jedem Fall sehr gut und ist für den Charme des Spiels maßgeblich verantwortlich.
In Sachen Sound gibt es die gewohnten Sims-Laute in Form eines unverständlichen Kauderwelschs zu hören. Die restlichen Soundeffekte wie das Piepsen des Metalldetektors oder Laufgeräusche etc. sind gut gelungen und fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Auch wurde der Tag- und Nachtwechsel berücksichtigt, sodass sich die Atmosphären-Geräusche an die jeweilige Tageszeit anpassen.
Sehr schön sind die vielen unterschiedlichen Melodien im Spiel. Beispielsweise bringt jedes Haus seine eigene Musik mit, sodass beim Vorbeilaufen an diesen Bauten eine individuelle Melodie erklingt.
Durch die vielen Ladevorgänge während des Spielens kommt es allerdings leider oft zu Aussetzern und hässlichen Knacksern im Sound.
Fazit
Ich finde die Spielidee sehr gelungen und bin erfreut, dass es endlich mal andere Aufgaben gibt, als zu schauen, dass der eigensinnige Sim auch rechtzeitig die Toilette aufsucht. Alle persönlichen Bedürfnisse der Figur spielen hier absolut keine Rolle, was den Nerv-Faktor erheblich senkt. Die Aufgaben sind zwar nicht sehr abwechslungsreich, da man eigentlich ständig irgendwelche Essenzen sucht, in der Werkstatt verarbeitet, das fertige Produkt dann wieder zum Auftraggeber schleppt um wieder eine neue Aufgabe entgegen zunehmen. Trotzdem schafft das Spiel es, den Spieler zum Weiterbauen zu animieren und für einige Zeit an den Bildschirm zu fesseln ohne zu langweilen. Etwas schade sind die nervigen Ladezeiten. Das Laufwerk rattert und arbeitet eigentlich ständig. Es kommt leider auch vor, dass es durch die Laderei zu Rucklern oder Soundaussetzern im Spiel kommt. Vor allem beim Wechsel von Tag auf Nacht und bei der Übergabe von besonders großen Möbelstücken, wie z.B. Whirlpools, scheint das Spiel besondere Schwierigkeiten zu haben und ruckelt schon sehr heftig.
Insgesamt bietet uns EA aber endlich mal einen neuen Teil der Sims-Reihe und setzt dabei nicht auf Portierungen, sondern mit einer Neuentwicklung voll auf die Eigenschaften der Wii. Mit etwas mehr Abwechslung und Spieltiefe sowie weniger Aussetzern durch Ladevorgänge wäre sicherlich ein Award verdient gewesen. Für Fans von Spielen à la Animal Crossing oder eben Die Sims ist dieser Titel dennoch absolut empfehlenswert.
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