Testbericht: Moorhuhn: Das verbotene Schloss
Nachdem vor einigen Jahren das Moorhuhn-Spiel durch die Büros der Nation geisterte, folgten noch viele weitere Umsetzungen als Videospiel. Das Moorhuhn wurde dabei nicht nur abgeballert, sondern fuhr in Kart-Rennen mit seinen Freunden um die Wette oder begab sich auf Schatzjagd. „Moorhuhn: Das verbotene Schloss“ lässt das Federvieh und seine Kumpanen nun als 3D-Plattformer über den Bildschirm hüpfen. Was davon zu halten ist, lest ihr in den folgenden Zeilen am besten selbst.
Pack die Kürbiskanone aus!
Im Gegensatz zum Original geht ihr in Moorhuhn: Das verbotene Schloss nicht auf Hühnerjagd, sondern steuert ein Moorhuhn selbst als Protagonist. Das Moorhuhn ist nämlich zusammen mit seinen Freunden Kröt und Moorfrosch über eine alte Karte gestolpert. Als sie diese entziffert und darin den Standort eines verbotenen Schlosses ausfindig gemacht hatten, stand die Entscheidung schnell fest: Das verbotene Schloss muss gefunden werden, denn in dessen alten Mauern findet sich ein sagenumwobener Schatz. Die in Standbildern und sehr einfachen Sätzen erzählte Geschichte macht dabei schon klar, dass mit diesem Titel in erster Linie ein recht junges Publikum angesprochen werden soll. Dies ist auch an der an sich sehr simplen Spielthematik zu erkennen. In der Rolle des Moorhuhns hüpft ihr durch die verschiedenen Level, sammelt Münzen ein, erledigt euch eurer Feinde und bahnt euch euren Weg zum Ausgang. Die sehr einfach gehaltene Steuerung beinhaltet einen normalen sowie einen Doppelsprung, mit dem ihr größere Distanzen überwinden könnt. Auch gegen eure Widersacher ist natürlich ein Kraut gewachsen. Wurden die Moorhühner ursprünglich einmal mit Schrotflinten auf unsanfte Art und Weise vom Himmel geholt, so wurde mittlerweile der Spieß umgedreht. Euer Moorhuhn zückt bei Bedarf seine Kürbiskanone, woraufhin ihr mittels Pointerfunktion der Wiimote zielen und feuern dürft. Alternativ dazu kann auch ein großer Holzhammer ausgepackt werden, der entweder gerade nach vorne geschlagen oder im Kreis gewirbelt werden darf. Die Holzhammer-Methode ist dabei jedoch kaum zu empfehlen, da die Schläge meist sehr unpräzise ausgeführt werden. Ballert eure Gegner also lieber aus sicherer Entfernung mit der Kürbiskanone ab oder macht es euch noch leichter und weicht ihnen einfach aus. Denn Kreaturen wie Eulen, Bienen, Igel, Füchse oder Krokodile greifen euch zwar an, stellen aber nicht wirklich eine ernsthafte Bedrohung dar.
Verlaufen könnt ihr euch in den einzelnen Stages auch nicht, da diese absolut linear aufgebaut sind und man quasi nur versucht heil vom Startpunkt zum Ziel zu gelangen. Auf diesem Weg heißt es nicht nur die Gegner zu überwinden, sondern auch über diverse Abgründe und Plattformen zu springen sowie der aufkommenden Langeweile entgegenzuwirken. Dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn trotz optischer Unterschiede spielt sich prinzipiell jedes Level gleich und ist damit gleich langweilig. Die Anforderungen sind sehr gering, so dass halbwegs erfahrene Zocker schnell unterfordert sein werden. Etwas Abwechslung wird lediglich in den Stages geboten, in denen Moorhuhn auf dem Rücken von Kröt oder Moorfrosch einen Fluss hinab gleitet oder über einen Teich springt. Vor allem auf dem Rücken des Moorfroschs ist dabei jedoch die Steuerung beim Springen dermaßen verhunzt, dass ihr öfter ein Leben lassen werdet als euch lieb sein kann. Da ihr aber bereits für 25 gesammelt Münzen wieder ein Extraleben erhaltet, ist dies genauso zu verkraften wie die Tatsache, dass ihr schon beim kleinsten Feindkontakt das Zeitliche segnet. Das war eigentlich auch schon alles, was zur Spielmechanik selbst zu sagen ist, denn sonderlich mehr wird euch in Moorhuhn: Das verbotene Schloss nicht geboten. Lediglich ein sehr beschränkter Zweispieler-Modus steht euch noch zur Verfügung, in welchem ihr auf dem Rücken von Kröt beispielsweise einen Fluss herab schlittert. Ihr springt dabei über Sprungschanzen, weicht Krokodilen aus und sammelt Münzen. Wer zuerst im Ziel ist und die meisten Münzen gesammelt hat, gewinnt und darf schon schlafen gehen, während sein Kontrahent noch weiterspielen muss. Auf Extras wurde der Einfachheit halber auch verzichtet, was das Game nicht unnötig komplex macht oder in die Länge zieht. Bereits nach wenigen Stunden hat man alles überstanden und darf seine Zeit sinnvolleren Beschäftigungen widmen – wie zum Beispiel dem Schlagen des eigenen Kopfes gegen die Wohnzimmerwand.
Einmal Huhn ohne Anspruch, bitte!
Auf der technischen Seite darf man nicht sonderlich viel von Moorhuhn: Das verbotene Schloss erwarten. Man merkt dem Titel das knappe Budget jedenfalls deutlich an. Lediglich die Standbilder aus der Story sind ansprechen umgesetzt worden. Der Rest des Games glänzt mit optischer Trostlosigkeit. Alle Figuren wurden mit wenigen Polygonen modelliert, verzichten auf aufwändige Texturen und sind spartanisch animiert. Die Stages ziehen sich wie ein Schlauch, kommen ohne jegliche Abzweigung aus und wirken dank schwacher Texturen und wenigen Farben insgesamt recht trist. Das jüngere Zielpublikum wird sich daran zwar genauso wenig stören wie an der störrischen und nicht selbst justierbaren Kamera, unter den Tisch fallen sollen diese Aspekte deswegen aber noch lange nicht.
Der Sound bewegt sich eher im mittelprächtigen Bereich. Die Musikstücke sind immerhin nicht nervig, sondern zum Spielgeschehen sogar recht gut passend. Die Soundeffekte passen ebenfalls zur Action auf dem Screen, eine Sprachausgabe sucht man dagegen vergeblich.
Fazit
Moorhuhn: Das verbotene Schloss ist auf den ersten Blick bereits als Budget-Produktion erkennbar und erfüllt leider auch all die niedrigen Erwartungen, die man bereits wenige Sekunden nach dem Starten des Spiels hatte: Das Game ist auf eine sehr junge Zielgruppe ausgerichtet, die sich an den technischen Mankos genauso wenig stört wie an der störrischen Kamera, der hakeligen Steuerung sowie der mangelnden Abwechslung. Trotzdem sollte man seinen Nachwuchs nicht ohne Grund mit einem derart öden Titel bestrafen und Moorhuhn: Das verbotene Schloss lieber im Regal stehen lassen.
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