Testbericht: Monopoly Streets
Nicht nur unser Lieblingsklempner Mario feierte 2010 ein großes Jubiläum. Ein ebenso beliebtes Spiel blickt auf beachtliche 75 Jahre Bestehen zurück. Dabei handelt sich zwar auch um einen Mann mit Schnauzbart, dieser ist jedoch eher der Banken- als der Handwerkerbranche zuzurechnen und spielt lediglich eine Nebenrolle. Er verkörpert das Maskottchen eines unglaublich erfolgreichen Brettspiels: Monopoly. Nun ist ein solcher Geburtstag logisch ein Grund zum Feiern. Deshalb wurde im Hause EA an einem Nachfolger mit dem Titel „Monopoly Streets“ gearbeitet. Ob gravierende Unterschiede zum Vorgänger bestehen, die das Spiel beachtenswert werden lassen, erfahrt ihr hier.
„Simnopoly“
Gab es im ersten Teil nur optisch veränderte Spielbretter, so besteht der größte Unterschied zur Neufassung darin, dass ihr eure Spielfiguren durch eine ganze Stadt hüpfen lassen könnt. Vergesst also schnöde grüne Häuser oder rote Plastikhotels – jetzt gibt es Autos, Mii-Fußgänger, und „echte Gebäude“. Kauft ihr ein Grundstück, wird das Gebäude darauf ähnlich wie bei SimCity aus dem Boden gestampft oder, aufgrund akuter Geldnot, wieder abgerissen. Je nachdem ob ihr eher in den Nobelgegenden Richtung „Schlossallee“ und „Parkstraße“ kauft oder doch lieber erst einmal klein anfangt, fallen dabei auch die Immobilien größenmäßig aus.
Spielt ihr in einer solch neuartigen 3D-Stadt, bekommen alle Spieler außerdem einen sogenannten Firmensitz. Dieser repräsentiert euer aktuell erwirtschaftetes Gesamtvermögen, also euer verfügbares Geld, eure Grundstücke und die darauf befindlichen Gebäude. Müsst ihr Häuser verkaufen oder gar Grundstücke belasten, schrumpft auch euer Firmensitz. Im Umkehrschluss kann euer Turm auch wieder größer werden. Durch diese gute Idee kann man sich vor allem schnell einen Überblick über das aktuelle Ranking aller Spieler verschaffen.
Bevor das rege Handeltreiben jedoch eröffnet werden kann, müsst ihr euch für eine der Spielvarianten entscheiden. Ihr habt zuerst einmal die Wahl zwischen den gerade beschriebenen 3D-Städten oder den gewöhnlichen 2D-Spielbrettern. Monopoly Streets bietet insgesamt zwei verschiedene Städte sowie zwei Brettvarianten – zumindest Anfangs, denn im Laufe des Spiels kann man neue freischalten, natürlich mit Monopolygeld.
Als nächstes wählt man zwischen den typischen Spielsteinen. Neu ist hierbei, dass jeder Spielstein von einem menschlichen Charakter „begleitet“ wird. Das Schlachtschiff zieht dann beispielsweise zusammen mit einem Admiral von Grundstück zu Grundstück oder das Auto wird von einem Rennfahrer unterstützt. Es besteht außerdem die Möglichkeit mit dem eigenen Mii zu spielen. Diese Option gibt es allerdings wieder nur gegen Bares im Shop zu kaufen.
Tempo, Tempo, Tempo!
Es soll ja Menschen geben, auf die wirkt Monopoly wegen der eher langen Spielzeit abschreckend. Um diesem Problem entgegen zu wirken und auch diese Gruppe an Spielern anzusprechen, gibt es bei Monopoly Streets sechs verschiedene vorgefertigte Regelwerke.
So wird im „Tempowürfel-Modus“ nicht wie üblich mit zwei sondern mit drei Würfeln gespielt. Das besondere an dem zusätzlichen Würfel ist, dass er verschiedene Symbole, wie z. B. einen Bus enthält. Dieser lässt dem Spieler die Wahl, wie weit er ziehen möchte. Wird also beispielsweise eine fünf gewürfelt, so darf man auch nur drei oder vier Felder ziehen. Der Dreierpasch macht es möglich, dass ihr auf jedes beliebige Grundstück ziehen könnt. Obendrauf gibt es als Startkapital noch 1.000 Monopoly Dollar mehr.
Auf die Jagd nach Farbgruppen geht ihr beim „Tempodeal“. Natürlich versucht man das im klassischem Modus auch, schließlich will man so schnell wie möglich Häuser und Hotels bauen, um hohe Mieten verlangen zu können. Hier allerdings gewinnt derjenige, der als Erster zwei Farbgruppen besitzt. Im Optimalfall kauft ihr also die Schlossallee und die Parkstraße sowie die Turm- und Badstraße und schon habt ihr das Spiel für euch entschieden.
Neben diesen beiden Varianten gibt es noch den „Bullenmarkt“. Tiere werden hier zwar keine versteigert, dafür aber zu Beginn der Immobilienjagd, alle Grundstücke. Sind diese an einen Besitzer übergegangen, wird wie gewohnt losgelegt. Nach 20 Runden ist das Spiel zu Ende – wer jetzt am meisten Geld auf seinem Konto hat, gewinnt.
Das „Kurze Spiel“ besteht aus höherem Startkapital sowie zufällig verteilten Grundstücken. Sobald der erste Möchtegern-Geschäftsmann pleite ist, endet dieser Modus.
Entscheidet ihr euch für „Jackpot“, so solltet ihr versuchen möglichst oft auf das „Frei Parken“-Feld zu gelangen, denn dann erhaltet ihr alle Steuern die eingezahlt worden sind. Knackt ein Spieler die 5.000 Dollar-Marke, gewinnt er.
Wie beim Monopoly-Vorgänger könnt ihr auch diesmal wieder ganz nach euren eigenen Regeln spielen und zum Beispiel die Höhe des Startkapitals oder des Gehalts beliebig ändern. Auf Minispiele zwischen den Runden wurde bei Monopoly Streets übrigens verzichtet, was dem Spiel aber auf keinen Fall schadet.
Mit von der Partie ist natürlich auch diesmal wieder der Mann mit Hut, Mr. Monopoly. Solltet ihr also noch nie etwas von Monopoly gehört haben, erklärt er euch die Regeln während des Spiels. Auch wenn ihr das Tutorial deaktiviert habt, steht euch der alte Herr mit dem einen oder anderen schlauen Spruch zur Seite … Habt ihr genug von ihm, könnt ihr ihn auch vollkommen aus dem Geschehen verbannen.
Steuerung, Grafik und Sound
Monopoly Streets wird einzig mit Wiimote gesteuert. Die Würfel fallen durch Drücken des 1-Knopfes und ohne Schütteln des Controllers. Über den A-Kopf kann man sich einen Überblick über das Spielbrett bzw. die Stadt verschaffen. Möchtet ihr nicht jedes Mal den Zug eurer Spielsteine verfolgen, könnt ihr das durch Drücken des 1-Buttons auch abkürzen, oder in den Optionen ganz abschalten. Praktisch ist außerdem, dass ihr zum Spielen mit Freunden nur eine Wii-Fernbedienung benötigt, die dann reihum gereicht wird.
Die Grafik ist insgesamt sehr gut gelungen. Die Charaktere und Spielsteine sind schön animiert und werden so zum Leben erweckt. Die 3D-Städte sind zwar eine schöne Neuerung – allerdings hat man als Spieler hier nicht den Überblick über das „Spielfeld“ und alles wirkt ein wenig zu überladen. Auf die Dauer macht es deshalb mehr Spaß auf den einfachen Spielbrettern zu spielen, denn weniger ist hier eindeutig mehr. Für die eine oder andere (kurze) Partie bieten die Städte aber durchaus eine willkommene Abwechslung.
Der Hintergrundmusik ist typisch locker flockig und lässt sich nach einiger Zeit sehr gut ignorieren. Nerv tötend sind aber die immer gleichen Laute der Charaktere. Da wünscht man sich irgendwann ein ganz banales Bellen des silbernen Hundes oder Hupen des Rennwagens zurück.
Fazit
Monopoly Streets zeichnet sich vor allem durch eine Neuerung aus: 3D-Städte. Statt schnöden Plastikgebäuden gibt es hier herumspazierende Miis, fahrende Autos und natürlich richtige Hochhäusern und Gebäuden zu Bestaunen bzw. Kaufen. Leider wirkt diese Spielvariante ein wenig überladen und der Gesamtüberblick leidet. Als Alternative gibt es aber auch diesmal wieder ein paar klassische 2D Spielbretter auf denen man sich mit bis zu vier Freunden oder Computergegnern austoben kann. Sehr schade ist, dass es bei der Wii-Version von Monopoly Streets, im Gegensatz zu anderen Konsolen, keinen Mulitplayer-Onlinemodus gibt und man mit KI-Spielern Vorlieb nehmen muss, wenn gerade keine Freunde zum Mitspielen verfügbar sind. Der Umfang ist jedoch trotzdem ausreichend und sorgt durch die vielen Einstellungs- und Spielmöglichkeiten auf jeden Fall für den einen oder anderen gelungenen Spieleabend vor der Wii.
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