Testbericht: Mein Fitness-Coach – Gut in Form
Spätestens mit der Einführung des Balance Boards und dem Spiel „Wii Fit“, ist die Fitness-Welle auch auf den Videospielsektor übergeschwappt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Dritthersteller auf den Zug aufspringen und eigene Fitness-Spiele auf den Markt bringen würden. So nun auch Ubisoft mit „Mein Fitness-Coach – Gut in Form“. Wir haben uns die Trainingsklamotten übergezogen und unser Workout-Programm für euch gestartet.
Erhebe dich von der Couch … sofort!
Eines vorneweg, Mein Fitness-Coach – Gut in Form ist mehr ein Trainingsvideo als ein Spiel. Um genau zu sein werden nichtmals die Controller, geschweige denn das Balance Board für die Übungen benötigt. Dies mag vielleicht etwas verwirrend sein, binden andere Genrevertreter doch die Wii-spezifischen Steuerungsmethoden stark ins virtuelle Trainingsprogramm mit ein. Aber beginnen wir nun ganz vorne. Bevor das Workout-Programm den Spieler ins Schwitzen bringt, benötigt der virtuelle Trainer die persönlichen Daten. Hierzu muss der Sportsfreund diverse Körperangaben machen und sich vermessen. Neben Körpergröße und Gewicht müssen Informationen über Oberschenkel-, Taillen- sowie Bauchumfang eingegeben werden. Anschließend kann dem Polygon-Trainer mitgeteilt werden, ob Hilfsmittel wie z.B. Handgewichte oder ein Gymnastikball vorhanden sind – diese werden nämlich, sofern vorhanden, entsprechend mit ins Training einbezogen.
Wurden alle Angaben gemacht, so darf nun endlich ein Workout mit einem bestimmten Schwerpunkt gestartet werden. Zur Auswahl stehen dabei Gewichtsreduzierung, Ausdauer, verschiedene Kraftprogramme (Oberkörper, Körpermitte und Unterkörper) sowie Beweglichkeit. Entscheidet man sich für die Gewichtsreduzierung, so darf zusätzlich noch ein Gewichtsziel angegeben werden. Eine Grafik gibt dabei zukünftig Aufschluss über die Gewichtsentwicklung.
Keine Müdigkeit vortäuschen!
Nun aber rein ins Geschehen. Noch schnell eine nette Location, ein passendes Musikgenre und eine Gesamtzeit auswählen, dann kann es losgehen. Vorher aber möglichst für ausreichend Platz im Zimmer sorgen, denn einige Übungen sind nur mit einer entsprechend großzügigen Fläche ausführbar. Bevor der virtuelle Trainer mit dem Aufwärmprogramm beginnt, fragt er jedoch noch nach eurem aktuellem Befinden – hierbei kann aus drei Optionen gewählt werden, entsprechend intensiv gestaltet sich fortan das Programm. Zum Aufwärmen gilt es zunächst auf der Stelle zu marschieren – passend zum Rhythmus der Musik, die ständig während der Workouts zu hören ist. Am unteren Bildschirmrand läuft eine Zeitleiste von rechts nach links. Diese gibt Aufschluss über die aktuelle und die folgende Übung sowie dessen Dauer. Der virtuelle Trainer macht sämtliche Übungen vor bzw. mit und versucht euch durch entsprechende Kommentare zur Höchstform zu pushen. Sämtliche Übungen sind, wie bereits oben erwähnt, komplett ohne Controller auszuführen, es geht lediglich um die Bewegungen die ihr nachahmen müsst. Dadurch ist jedoch keinerlei Kontrolle möglich – ob ihr die Übungen korrekt oder überhaupt ausführt, liegt an euch selber. Die Kommentare des Trainers sind dadurch natürlich meist deplatziert und wahllos daher gebrabbelt. Da die Übungen meist recht schnell durchgeführt werden und einige Schrittfolgen zunächst verwirrend sein könnten, ist es jederzeit möglich per Remote auf „Anleitung“ zu klicken. Dabei wird die Übungen nochmals genau erklärt und in Slowmotion von eurem Trainer vorgeführt. Danach kann zu einem beliebigen Zeitpunkt das eigentliche Training wieder aufgenommen werden.
Sollte zuvor das ein oder andere Trainingsgerät ausgewählt worden sein, so können zwischendurch auch entsprechende Übungen vorkommen, die eines der Hilfsmittel integrieren. Insgesamt ist im Laufe der Workouts festzustellen, dass vor allem bei längeren Einheiten viele Übungen nach einer bestimmten Zeit wiederholt werden. Glücklicherweise werden jedoch nicht nur Übungen aneinander gereiht, sondern auch Pausen sind gegeben, die ebenfalls anhand der Zeitleiste ersichtlich sind. Auffällig ist zudem, dass auch bei der Auswahl anderer Schwerpunkte immer wieder Übungen sehr beliebt zu sein scheinen, denn diese werden auch übergreifend wiederholt.
Steuerung, Grafik und Sound
Wie schon mehrfach betont sind während der Übungen keinerlei Eingaben notwendig, es geht lediglich darum mit dem Körper all das nachzumachen, was der Personal Trainer auf dem Bildschirm vormacht. Die Remote kommt lediglich zum Navigieren durch die Menüs zum Einsatz. Während der Übungen kann zudem eine Anleitung damit gestartet und das Pausenmenü geöffnet werden, ansonsten haben Remote, Nunchuk und Balance Board keine Arbeit zu verrichten.
Die Optik des „Trainingsvideos“ ist recht unspektakulär. Die verschiedenen Locations sind themenbasiert, sprich es gibt beispielsweise einen Dojo, einen Garten oder eine Stadtoase sowie weitere freischaltbare Trainingsumgebungen. Die grafische Gestaltung dieser ist jedoch sehr simpel ausgefallen und wirkt äußerst unmodern, da kaum Details und nur grobe Texturen verwendet wurden. Die Animation des Trainers ist zweckmäßig, wirkt an manchen Stellen jedoch leider etwas unnatürlich. Unter dem Strich ist die Grafik einfach unterdurchschnittlich und so problemlos auch auf der vergangenen Konsolengeneration möglich gewesen.
Der Sound kann leider auch keine Bäume ausreißen. Die Sprachausgabe des virtuellen Trainers ist zwar grundsätzlich begrüßenswert, jedoch wurde diese scheinbar zu sehr komprimiert, denn begegnet man in manch anderen Spielen einer kristallklaren Sprachausgabe, so hat man es hier mit Rauschen und einer sehr dumpfen Qualität zu tun. Die gesprochenen Sätze wiederholen sich zudem recht häufig und nerven vor allem dann, wenn sie absolut deplatziert sind – beispielsweise wenn Lob ausgesprochen wird, man selber aber eigentlich ungemein damit kämpft die Bewegungsfolge irgendwie auf die Reihe zu bekommen.
Auch die Musik kann nicht sonderlich viele Punkte gutmachen, im Gegenteil. Zwar ist aus verschiedenen Genres auszuwählen, aber außer einer überaus nervigen Fahrstuhlmusik ist nichts Besseres aus den Lautsprechern zu vernehmen.
Fazit
Mein Fitness-Coach – Gut in Form ist im Grunde kein Spiel sondern ein Trainingsvideo mit einigen interaktiven Möglichkeiten der Personalisierung. Während der Workouts wird auf Eingaben per Remote oder gar Balance Board komplett verzichtet. Auf der einen Seite sind hier zwar sehr gute und schweißtreibende Übungen zu finden, leider findet jedoch keinerlei Kontrolle dieser statt. Eine zweite Person sollte daher möglichst genau schauen, ob die Übungen richtig ausgeführt werden oder nicht. Auf technischer Seite sieht es ebenfalls mager aus, wird man das Gefühl einer mehr als angestaubten Grafik-Engine einfach nicht los. Die Sprachausgabe ist qualitativ ebenfalls mies und die Musikauswahl alles andere als mitreißend. Die Vorzüge der Wii-Steuerung werden also leider überhaupt nicht ausgenutzt. Die Übungen sind in Ordnung, aber da gibt es vermutlich auch viel ansprechendere und professionellere Trainings-DVDs auf dem Markt, sodass ein Kauf in unseren Augen kaum Sinn macht.
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