Testbericht: Mein erstes Katzenbaby
Seit Nintendo 2005 auf dem DS das Tamagotchi ähnliche „Nintendogs“ veröffentlichte und damit weltweit gute Verkaufszahlen einheimsen konnte, sind etliche Spiele mit ähnlichem Prinzip erschienen, die versuchen zumindest einen Teil des Erfolges für sich zu beanspruchen. Gerade Wii und DS weisen eine hohe Dichte dieser Haustier-Simulationen auf. Mit „Mein erstes Katzenbaby“ reiht sich auch Deep Silver in die Reihe der Publisher mit einem solchen Titel im Programm ein. Ob die kleinen Kätzchen mit spielerischer Qualität glänzen können oder doch eher auf den Niedlichkeitsfaktor hoffen müssen, soll unser Test zeigen.
Viele verschiedene Kätzchen
„Hallöchen“, so begrüßt die Kätzchenberaterin Victoria den Spieler. Fortan begleitet sie uns durch das gesamte Spiel und steht dabei mit Tutorials und Tipps zur Seite. Dafür muss lediglich das ?-Symbol in der rechten, oberen Ecke ausgewählt werden. Doch bevor wir beginnen können müssen wir erst unser ganz eigenes Katzenbaby adoptieren. Zwischen insgesamt 40 verschiedenen Katzenarten, die sich neben dem Aussehen auch in 4 Eigenschaften unterscheiden können wir auswählen. Diese Eigenschaften weisen auf den Charakter der Katze hin und zeigen, ob das Kätzchen später lieber spielt, als frisst oder viel Liebe bedarf. Habt ihr euch für eine Katzenart entschieden, dürft ihr euer Kätzchen noch weiter individualisieren. Wollt ihr z.B. eine Katze mit einem verletzten Ohr und einem aus dem Maul stehenden Reißzahn? Kein Problem. Auf Wunsch könnt ihr sogar das Fell auf den Pfoten einfärben. Ist das Katzenbaby schließlich fertig, dürfen noch Geschlecht und Name bestimmt werden, bevor es los geht. Beachten solltet ihr aber auch, dass euer Kätzchen eine gewisse Summe kostet. So werden je nach Art zwischen 70 und 100 Euro fällig, wodurch euch von euren 110 Euro Ersparnis je nachdem zwischen 10 und 40 Euro für den Spielbeginn zur Verfügung stehen.
Ein Tag im Leben eines Katzenbaby-Besitzers
Es ist nun an euch dafür zu sorgen, dass es eurem Katzenbaby gut geht. Dafür muss auf die vier Bedürfnisse Hunger, Sauberkeit, Liebe und Spielen geachtet werden. Je nachdem wie hoch die Eigenschaftswerte eurer Katze in der jeweiligen Kategorie sind, desto schneller steigt auch das Bedürfnis wieder an. Fortan seid ihr damit beschäftigt eurer Katze Futter zu geben, sie zu bürsten, zu streicheln, zu bestrafen, das Katzenklo zu reinigen oder mit ihr zu spielen. Für Letzteres gibt es acht verschiedene Spielzeuge im Shop zu kaufen. Auch das Futter oder andere Accessoires für euer neues Haustier könnt ihr dort erwerben. Dafür benötigt ihr aber erst einmal Geld. Am Anfang steht noch der Rest eurer Ersparnisse zur Verfügung, doch dieser geht schnell zu neige, da alleine schon das normale Futter fünf Euro kosten soll. Geld ist aber schnell verdient. In sieben simplen Minispielen gilt es möglichst viele Punkte zu holen, die dann in Geld umgewandelt werden. Leider funktioniert die Bewegungserkennung bei den meisten von diesen Spielen, wie auch im Rest des Spiels, nicht einwandfrei. Gerade das Werfen eines Balls wird gerne falsch erkannt, wodurch dieser statt nach links nach vorne oder oben geworfen wird. Schnell werdet ihr euch auf das Musik-Minispiel konzentrieren, da bei diesem nicht nur die Steuerung am zuverlässigsten ist, sondern auch am schnellsten Geld verdient werden kann. Eure Aufgabe in diesem kleinen Spielchen ist es Noten, die von oben nach unten laufen zu treffen, sobald sie eines der vier Kästchen durchlaufen. Dafür müsst ihr auf die jeweilige Note zeigen und den B Knopf drücken oder, falls angezeigt, auch einen Moment halten. Insgesamt stehen neun unterschiedliche Lieder in drei Schwierigkeitsgraden zur Verfügung. Da aber der Verdienst auf dem Höchsten deutlich steigt und dieser gleichzeitig auch keine wirkliche Herausforderung darstellt, werdet ihr euch bald ein oder zwei Lieder aussuchen, die ihr immer wieder spielt, einfach um möglichst schnell an Geld heran zu kommen. Und selbst wenn ihr einmal ein paar Noten verpasst, macht das gar nichts. 80 Punkte sind im Normalfall immer drin und selbst dann gibt es den vollen Verdienst.
Neben den Minispielen könnt ihr auch noch an Katzenshows teilnehmen, um eure Ersparnisse aufzubessern. Hierbei habt ihr die Wahl zwischen mehreren Tagesintervallen, allerdings braucht ihr auch nichts weiter zu unternehmen, außer euch gut um eure Katze zu kümmern, da sie lediglich in den vier Bedürfniskategorien beurteilt wird. Je nach Platzierung gibt es ein entsprechendes Preisgeld und für die ersten drei Plätze auch noch eine schöne Medaille.
Die dritte und letzte Möglichkeit an Geld zu kommen erfordert keinerlei Aktion eurerseits. Am Ende eines Tages, der zwölf Spielstunden dauert, wird eure Leistung bewertet. Habt ihr euch gut um eure Katze gekümmert bekommt ihr zusätzlich zu eurem Grundverdienst von fünf Euro noch einen Bonus in den verschiedenen Kategorien, allerdings kann es auch zu Abzügen kommen, wenn es eurer Katze schlecht geht oder sie die Einrichtung beschädigt hat.
Wie oben bereits erwähnt, könnt ihr euer Geld verwenden, um diverse Einkäufe zu tätigen. Neben dringend benötigten Dingen, wie Futter oder diversen Katzenklos, gibt es auch eher außergewöhnliche Gegenstände. Während Flohspray und Katzenminze noch als normal durchgehen und euch dabei helfen bestimmte Grundbedürfnisse für einen ganzen Tag zu stillen, wirken Hüte, Brillen und Nasen doch etwas seltsam, ermöglichen es euch aber, eure Katze individuell zu gestalten. Zusätzlich gibt es noch etliche Halsbänder, Näpfe, Anhänger, Körbe und sogar diverse Ausstattungen für euer Haus, wie neue Wandfarben, Böden oder Teppiche. Es gibt also Allerlei zu kaufen, sofern das nötige Geld vorhanden ist. Allerdings stehen nicht alle Objekte von Anfang an zur Verfügung. Vieles wird erst durch die Teilnahme an Katzenshows oder das gute abschließen eines Tages freigeschaltet. Aufgrund der Tatsache, dass ihr bereits nach kurzer Zeit alles im Spiel gesehen habt und weder die Minispiele, noch die Katzenpflege wirklich überzeugen können, fehlt allerdings die Motivation alle Gegenstände freizuschalten.
Katzenpflege mit der Wiimote
Die Steuerung erfordert lediglich die Wiimote und auch die Tastenbelegung fällt dabei eher spärlich aus. Für die meisten Aktionen wird nur der A oder B Knopf, häufig in Verbindung mit einer Bewegung oder der Pointerfunktion benötigt. Dabei funktioniert die Bewegungserkennung, wie oben bereits erwähnt, nicht immer einwandfrei. Zumindest in den Minispielen bzw. beim Spielen mit eurer Katze versagt sie immer wieder. Ansonsten gibt es aber keinerlei größere Probleme und sie ist schnell erlernt.
Stille, niedliche Kätzchen in trister Umgebung
Zumindest im Editor sehen die Katzen soweit noch gut aus, weisen aber bereits auf die eher schlichte Grafik des Titels hin. Sobald das eigentliche Spiel dann begonnen hat, wird deutlich, dass die Optik lediglich Zweckmäßig ist. Zwar sehen die Katzenmodelle auch weiterhin durchaus akzeptabel aus, doch gerade bei solchen mit langem Fell sorgen relativ stark auftretenden Clippingfehler, gepaart mit unnatürlichen und abgehackten Animationen zu einer schnellen Abwertung. Auch die Umgebung weiß nicht wirklich zu überzeugen. Zwar gibt es sechs unterschiedliche Räume, die sich spielerisch überhaupt nicht voneinander unterschieden, aber keiner ist wirklich hübsch gestaltet. Matschige, unscharfe Texturen, langweilig gestaltete Gegenstände, sowie starke Treppchenbildung und Kantenflimmern trüben das Auge und machen deutlich, dass die Entwickler sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben.
Selbiges gilt auch für die Musik, sofern denn welche vorhanden ist. Abgesehen vom Menü, in dem man seine Katze auswählt, fehlt diese nämlich fast völlig. Abgesehen von einigen Soundeffekten, bleibt das Spiel weitgehend stumm. Lediglich beim Musik-Minispiel ist solche auch wirklich zu hören, kann aber nicht als erträglich bezeichnet werden, da die Lieder von vier Katzen gesungen werden, die in verschiedenen Tonarten ein Miau von sich geben und dabei versuchen die Melodie des Originalliedes beizubehalten.
Fazit
Mein erstes Katzenbaby ist typische Massenware, die lediglich durch einen gewissen Niedlichkeitsfaktor bei jüngeren, weiblichen Spielern punkten könnte. Doch auch für diese, der Zielgruppe angehörenden potenziellen Käufer gibt es, trotz des Budgetpreises bereits bessere Alternativen. Besonders, weil man spätestens nach zwei oder drei Stunden oder sogar früher, alles gesehen hat und langsam aber sicher Langeweile aufkommt.
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