Testbericht: Madagascar Kartz
Seit dem Super Nintendo Entertainment System ist das Genre der Funracer auf Nintendokonsolen stets mit einem ausgezeichneten Titel gesegnet: „Mario Kart“ ist natürlich gemeint. Ab und an gibt es zwar Versuche, Mario mit seinen rasenden Kollegen vom Funracer-Thron zu stoßen, gelungen ist das aber bisher weder Crash Bandicoot noch Sonic und seinen Freunden. Activision schickt mit „Madagascar Kartz“ nun die passenden Dreamworks-Charaktere ins Rennen um den Titel. Wir sind mit Alex, Marty, Melman und Konsorten über die Pisten gebrettert um herauszufinden, was das Game unter der Haube hat.
Raus aus dem Zoo, rein in die Karts!
Als hätten die Zootiere Alex der Löwe, Marty das Zebra, die Nilpferddame Gloria sowie die Giraffe Melman auf ihrer Reise nach Madagaskar nicht schon genug Action gehabt, so stürzen sie sich nun gleich in ihr nächstes Abenteuer. Eine wirkliche Hintergrundgeschichte gibt es in Madagascar Kartz dabei nicht. Unsere Zootiere fahren in ihren Kartz lediglich vor Lemurenkönig Julian vor und begeistern diesen ebenfalls von ihren fahrbaren Untersätzen. Schon geht es los und ihr stürzt euch in einem von anfangs sechs Fahrzeugen auf die ersten Strecken. Neben den Protagonisten aus den Madagascar-Streifen stehen euch anfangs noch die beiden Schimpansen sowie die vier Pinguine in einem Kart zur Verfügung. Allesamt weisen diese unterschiedliche Werte in den Attributen Geschwindigkeit, Beschleunigung und Turbo auf, so dass sich die Charaktere entsprechend voneinander unterscheiden. Dem Einzelspieler stehen in Madagascar Kartz insgesamt fünf verschiedene Spielmodi zur Verfügung, in denen man sein Können unter Beweis stellen muss. Neben dem klassischen Einzelrennen sowie dem Zeitrennen gibt es als Herzstück des Games quasi die Meisterschaft, wo ihr in drei verschiedenen Klassen auf jeweils drei Strecken um Punkte fahrt und neue Karts, Strecken sowie weitere Boni freischalten könnt. „Tempo! Tempo!“ dagegen lässt vier Spieler gegeneinander antreten. Der schnellste Spieler sackt hierbei eine Discokugel ein und muss fortan die entsprechenden Disco-Tore passieren um Punkte zu sammeln. Wer zuerst 50 Punkte ergattert hat, gewinnt das Rennen. Im „Kontrollpunktrennen“ letztlich fährt man ebenfalls gegen die Zeit, darf diese aber mit dem Aufsammeln von Sanduhren verlängern. Wer nicht alleine vor der Konsole sitzen möchte, darf bis zu drei Freunde einladen und zu viert das Game zocken. Mittels Splitscreen darf man sich dabei in den Spielmodi „Einzelrennen“, „Zeitrennen“, „Meisterschaft“ sowie „Tempo! Tempo!“ vergnügen.
Auf der Strecke selbst hat man sich übrigens deutlich am großen Vorbild Mario Kart orientiert. Mittels A-Button wird euer Kart beschleunigt, wobei man beim Start mit dem passenden Timing natürlich einen Turbostart hinlegen kann. Powerdrifts mittels B-Button lassen euch um die Kurven driften, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. Auf über die Strecken verteilten Schubfeldern erhaltet ihr einen Geschwindigkeitsboost, zusätzlich befindet sich rechts am Bildschirmrand noch die passende Turbo-Anzeige. Diese wird mittels Driften und Stunts gefüllt und gibt euch per Knopfdruck zusätzliche Geschwindigkeit. Moment mal, Stunts? Ja, denn auch in Madagascar Kartz dürft ihr hohe Sprünge und dergleichen dazu nutzen, um per Knopfdruck kunstvoll durch die Lüfte zu segeln. Auf der Strecke sind übrigens immer wieder Mangos verteilt. Wer die leckeren Südfrüchte sammelt, verbessert dabei unter Umständen sein Ranking in der Fahrerwertung. Denn auch für die Platzierung beim Zieleinlauf erhaltet ihr Mangos, die quasi die Universalwährung im Game darstellen. Weitere Mangos gibt es für absolvierte Stunts sowie für die schnellste Rundenzeit, so dass man mit gutem Fahren eine schlechtere Platzierung etwas ausgleichen kann. In über die Rundkurse verteilte Kisten haben sich natürlich auch noch die passenden Objekte versteckt, mit denen man seine Konkurrenten beglücken darf. Die Grundideen der Items sind dabei zwar nicht neu, aber meist recht nett umgesetzt. Ein Bienenkorb sorgt beispielsweise dafür, dass das nächste Kart von einem Bienenschwarm umkreist wird, der es verlangsamt. Das Freakgeschoss dagegen beschleunigt für einige Sekunden das eigene Kart, so dass man kräftig aufholen kann. Der Bananensack wiederum sorgt für eine rutschige Strecke, die Schimbonben sind eine recht explosive Angelegenheit und die Kiste lässt euch quasi gut getarnt und immun gegen feindliche Items über die Pisten flitzen. Hinzu kommen noch spezielle Items für jeden Gegner, die auf den jeweiligen Charakter abgestimmt sind. Alex brüllt sich den Weg frei, Marty nutzt den Herdentrieb als Turbo, Melman steckt mit seinen Bazillen die restlichen Fahrer an und Gloria lässt mit einem Poklatscher die Erde beben.
Die Strecken selbst wurden Schauplätzen aus dem Film nachempfunden und lassen euch mal durch den Dschungel, mal am Strand entlang, mal durch den Zoo und mal durch die Felsengebirge der Fossa düsen. Wassergräben und reißende Flüsse, Sprungschanzen, zahlreiche Hindernisse und jede Menge Beschleuniger lassen dabei die Rundkurse abwechslungsreich wirken. An die Strecken- sowie Ideenvielfalt eines Mario Kart kommt Madagascar Kartz dabei allerdings nicht einmal ansatzweise heran. Dafür bietet der Funracer der neuseeländischen Entwickler von Sidhe Interactive insgesamt einfach zu wenig Umfang. Die einzelnen Rennklassen mit ihren wenigen Strecken sind bald durchgespielt. Freischaltbare Extrastrecken sowie Charaktere wie König Julien, Shrek sowie ein Außerirdischer aus „Monster vs. Aliens“ sind zwar eine nette Dreingabe, können den Umfang aber dennoch nicht auf das Niveau von Mario Kart hieven. Hinzu kommt, dass sich das Spielgefühl einfach etwas konservativer darstellt als beim Klassenprimus. Man macht in Madagascar Kartz zwar einige Sachen recht gut. Um einen Titel wie Mario Kart übertreffen zu können reicht das allerdings nicht aus. Hinzu kommt, dass das Fahrgefühl der Karts auf den Strecken eher als simpel zu bezeichnen ist. Das Driften ist ohne große Übung möglich. Dies erleichtert Neulingen zwar den Einstieg, nimmt Profis aber jegliche Herausforderung, die das Spiel sonst hätte bieten können. Neben der Steuerung mit quer gehaltener Wiimote wird übrigens auch die Steuerungsvariante mit dem Nunchuk unterstützt. Auf einen Support des Classic Controllers hat man jedoch leider verzichtet.
Wir lagen vor Madagascar…
Zugegeben, die Pest hat man technisch gesehen nicht an Bord, wenn man Madagascar Kartz in seiner Konsole rotieren lässt. Allerdings wird auch schnell klar, dass man optisch gegen den Klassenprimus ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen wird. Die an sich sehr nett und mit hohen Wiedererkennungswert modellierten Charaktere hätten noch einige Polygone mehr vertragen können. Etwas karg wirken teils auch die Strecken selbst, wenngleich diese sehr bunt gestaltet wurden. Doch hier hätten ebenfalls mehr Polygone sowie klarere Texturen nicht geschadet. Der Mehrspielermodus im Splitscreen verzichtet noch auf einige weitere Elemente, läuft dafür allerdings weitgehend flüssig ohne nervige Slowdowns ab. Zudem sind die Dreamworks-Charaktere eine recht sympathische Crew, die im Gegensatz zu Mario, Sonic und Konsorten noch nicht in unendlich vielen Spielen verwurstet wurden.
Richtig schade ist dagegen, dass man auch beim Sound viel Potenzial ungenutzt gelassen hat. Der Verzicht auf die Originalstimmen ist wohl aus Kostengründen zu erklären. Nur hätte man sich genau dann erst recht Mühe mit den Sprachsamples geben sollen. Ich hatte mir vorgestellt, dass man passend zum Humor des Films mit vielen witzigen Dialogen aufwarten könnte. Das ist leider nur bedingt der Fall. Es gibt zwar ab und an einen netten Spruch, doch wiederholen sich die Sprachsamples sehr oft und verlieren somit schnell an Witz. Die Hintergrundmusik untermalt das Geschehen passend, lockt aber niemanden wirklich hinter dem Ofen vor. Etwas besser sieht es mit den Soundeffekten aus. Diese sind gut auf die jeweiligen Ereignisse im Game abgestimmt und von ordentlicher Qualität.
Fazit
Als Alternative zu Mario Kart kann sich Madagascar Kartz zwar nicht ganz behaupten, dennoch ist es für zwischendurch eine nette Abwechslung. Das Game punktet vor allem mit dem unverbrauchten Setting und den sympathischen Charakteren. In Sachen Technik, Gameplay sowie Umfang muss man dagegen teils deutliche Abstriche machen. Somit bleibt Madagascar Kartz nur für Genrefans interessant, die von Mario und seinen Kollegen mittlerweile die Nase voll haben. Alle anderen düsen mit dem dicken Klempner auch weiterhin ein paar Klassen besser über die Pisten.
Schreibe einen Kommentar