Testbericht: LostWinds
Das englische Entwicklerstudio Frontier um Game Designer David Braben bringt mit „LostWinds“ einen bereits im Vorfeld hochgelobten Plattformer auf die Wii via WiiWare-Service. Ob mehr als nur ein zweidimensionales Jump’n’Run hinter dem Titel steckt, haben wir für euch in unserem Test in Erfahrung gebracht.
The wind at my back
In LostWinds schlüpft der Spieler in die Rolle des kleinen Toku, der sehr bald nach Spielstart bereits Bekanntschaft mit Enril macht. Enril ist nämlich ein Windgeist, dessen Kontrolle der Spieler ebenfalls fortan übernimmt – als kooperatives Einzelspieler-Spiel bezeichnete Braben dieses Konzept. Und tatsächlich, ohne das Zusammenspiel der beiden kommt man nicht weit. Aber erstmal zurück zur Story des Spiels. Toku muss zusammen mit Enril die Welt Mistralis vor einem bösen, mächtigen Geist retten, welcher sich aus seinem Gefängnis befreien konnte. Hierzu spielt der Dorfälteste Deo eine nicht unbedeutende Rolle, dummerweise kann dieser sich jedoch an nichts mehr erinnern, was für das Weiterkommen unserer beiden Protagonisten jedoch mehr als wichtig ist. Deos Erinnerungen wurden allerdings in vier Truhen verschlossen, welche es nun zu finden gilt. Während dieses Unterfangens wird auch schnell deutlich, dass wir es hier nicht mit einem reinrassigen Plattformer zu tun haben, da diverse Knobbel-Einlagen in überwiegender Form von Schalter-Rätseln gemeistert werden müssen um zum einen die Erinnerungen Deos zurück zu bringen und zum anderen die Fähigkeiten Enrils zu erweitern.
Um den Wiederspielwert zu steigern versteckten die Entwickler von Frontier insgesamt 24 Statuen in der Welt von LostWinds, über welche man teilweise fast schon stopelt, teilweise aber richtige Anstrengungen an den Tag legen muss, um wirklich alle zu finden. Allerdings scheint das Einsammeln aller Statuen am Ende keinerlei Auswirkungen zu haben.
Ein weiteres Gimmick ist der Multiplayer-Modus. Hierbei kann ein zweiter Spieler per Remote einen zweiten Enril steuern um Toku, welcher weiterhin von Spieler 1 gesteuert wird, in die Lüfte zu katapultieren. Allerdings ist ein ernsthaftes Spielen auf diese Weise nicht möglich, sondern dient eher zur kurzzeitigen Belustigung.
Stürmische Angelegenheit
Die Steuerung von LostWinds ist wirklich innovativ und neuartig. Unseren kleinen Bengel Toku steuert man über den Analogstick des Nunchuks – jedoch lediglich in horizontaler Ebene, denn Ducken oder etwa Springen kann der Kleine nicht. Hier kommt nun Enril ins Spiel, welcher wiederum per Pointerfunktion über den Schirm bewegt werden kann. Per A-Knopf kann dieser den Jungen schnappen und gen Himmel schleudern um so Abgründe zu überwinden. Im späteren Verlauf des Spiels nach einigen Upgrades des Windgeists lässt sich Toku mehrfach schleudern, sprich er kann in der Luft nochmals gepackt werden um ihn weiter „springen“ zu lassen. Natürlich lässt sich nicht nur Toku mit den windigen Kräften beeinflussen, auch Objekte und Gegner können so bewegt werden – letztere am besten heftigst in Richtung Wand oder Boden, um sie unschädlich zu machen. Bei weiteren Upgrades Enrils können u.a. Windlinien per gedrücktem B-Knopf und der Pointerfunktion gezeichnet werden um z.B. Feuer oder Wasser gezielt an einen Ort pusten zu können.
Aber auch Toku hat noch weitere Steuerungsmöglichkeiten. Geht seine Energie in den Keller ist es ratsam eine Frucht zu suchen, die dann per Z-Knopf verspeist werden darf. Um manche Schalter zu betätigen, Speichermöglichkeiten zu nutzen oder mit Leuten sprechen zu können ist der Z-Knopf ebenfalls erforderlich.
Sollte Toku mangels Früchten übrigens seine Energie vollständig verlieren, so kann durch schnelle Streichelbewegungen mit der Remote der kleine Protagonist wieder zum Leben erweckt werden. Allerdings nicht beliebig oft – um diese Aktion ausführen zu können muss Enril kleine Geister aufsammeln, indem man per Pointer diese einfach berührt. Diese Geister verstecken sich hinter Pflanzen, die sich aber sehr schnell aufscheuchen lassen indem man mit Enril schnell über den Bildschirm fährt. Hierdurch lassen sich die drei Wind-Symbole auffüllen die jeweils einen Wiederbelebungsversuch repräsentieren.
Grafik und Sound
Optisch bietet LostWinds dem Spieler eine hübsche asiatische Oberwelt in 2,5D (Hintergründe sind in 3D gehalten, bewegt wird sich jedoch auf einer 2D-Ebene), die viel Grünzeug, aber auch Häuser und viel Gestein zu bieten hat. Die Figuren wurden sehr schön flüssig animiert und sind putzig anzuschauen. Die Unterwelten hingegen sind zwar auch nett, leider jedoch ein wenig eintönig geraten.
In Punkto Sound kann das Spiel ebenfalls überzeugen. Die entspannende Panflöten-Asia-Musik verleiht dem Titel eine fesselnde Atmosphäre. Tauchen Gegner im Spielgeschehen auf, so wechselt auch die Musik in eine eher bedrohlich wirkende Melodie mit Trommelsounds. Eine Sprachausgabe bietet das Spiel zwar nicht, jedoch geben die Spielfiguren diverse Laute von sich – vor allem die Bewohner von Mistralis, fegt man mit Enril über sie hinweg.
Insgesamt machen Grafik und Sound einen wirklichen guten Eindruck und sind maßgeblich für die tolle Atmosphäre in LostWinds verantwortlich.
Fazit
Frontier bringt mit LostWinds zweifelslos ein kleines Meisterwerk auf die Wii, welches durch die hervorragend funktionierende Steuerung sowie den gelungenen Grafikstil überzeugen kann. Auf Basis eines klassischen Plattformers jedoch gespickt mit diversen Schalter-Rätseln verbringt man immerhin knapp drei Stunden mit dem Spiel, bis dann der Endboss besiegt ist und der Abspann über den Schirm flackert. Der dort folgende Hinweis auf die Fortsetzung des Spiels kann uns nur Recht sein. Die 1.000 Wii Points sind hier jedenfalls bestens investiert und der Silber-Award berechtigt, auch wenn wir uns am Ende ein bis zwei Stunden Spielumfang mehr gewünscht hätten!
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