Testbericht: Let’s Tap
Nintendos Wii-Konsole ist an sich ja schon bekannt für eine revolutionäre Steuerungsweise und spezielle Spielkonzepte. Eine völlig neue Spielerfahrung hingegen möchte Sega nun mit „Let’s Tap“ auf die heimische Bildschirme zaubern. Wie genau dies ausschaut und ob der Spielspaß stimmt, lest ihr in unserem Testbericht.
Lasst uns trommeln!
Wer von der Überschrift auf ein Musikspiel schließt, der liegt leider falsch. Let’s Tap hat nicht allzu viel gemeinsam mit dem zugegebenermaßen beliebten Genre, aber ein gewisses Rhythmusgefühl kann bei diesem Spiel dennoch nicht schaden. Was genau ist denn nun das Besondere fragt sich der geneigte Leser wohl. Um es kurz zu machen, das Geheimnis liegt in der extravaganten Steuerung. Im Grunde spielt man völlig frei, ohne jeglichen Controller in der Hand, denn diesen legt man mit den Knöpfen nach unten auf eine Pappschachtel wie z.B. einen Schuhkarton. Durch Trommeln mit den Händen auf dem Karton werden nun die Vibrationen von der Wii Remote aufgenommen und ins Spiel übertragen. Auf diese Art und Weise nimmt der Spieler nicht nur in fünf Minispielen Einfluss auf das Spielgeschehen sondern steuert auch durch die Menüs.
In der Disziplin „Tap Runner“ gilt es eines der leuchtenden Männchen möglichst schnell zur Ziellinie laufen zu lassen. In klassischer 2D-Optik findet das Wettrennen der virtuellen Läufer statt, bei dem es darum geht möglichst schnell zu trommeln. Bei starkem Klopfen hüpft das Männchen über Hindernisse und Abgründe die es auf den Rennstrecken zu überwinden gilt. Diese Rennstrecken jedoch werden nach und nach umfangreicher und komplizierter, so dass es nicht immer ganz leicht ist, die Nase vor den anderen drei Konkurrenten zu haben.
In „Silent Blocks“ ist weniger Schnelligkeit gefragt, sondern hier kommt es auf Geschick und Geduld an. Ähnlich dem bekannten Jenga-Spiel müssen hier Blöcke aus einem Turm gehauen werden, ohne dass dieser einstürzt. In einer weiteren Abwandlung kommt dann noch Farbe ins Spiel und erinnert ein wenig an diverse Puzzles, bei denen es darum geht mindestens drei gleiche Farben zu verbinden, damit diese sich auflösen.
In „Rhythm Tap“ kommen Rhythmus Fans dann doch auf ihre Kosten, denn hier ist es notwendig im richtigen Takt zur laufenden Musik zu trommeln. Die Visualisierung erinnert dabei ein wenig an Guitar Hero und Konsorten. Aber auch recht abgedrehte Spielchen wie „Bubble Voyager“ und der „Visualizer“ laden zu weiterem Trommeln ein. Hier heißt es aber einfach drauflos trommeln und schauen, was sich dabei auf dem Bildschirm tut – Farbe wird auf die Leinwand gebracht oder Fische in einem See werden angelockt.
Steuerung
Wie bereits beschrieben, ist die Steuerung in Let’s Tap doch recht speziell durch das Trommeln auf einem Karton ausgefallen. Insgesamt funktioniert das Ganze meist gut, teilweise jedoch scheint die Erkennung nicht vollends zu funktionieren. Glücklicherweise lässt sich in den Optionen die Empfindlichkeit einstellen, so dass diese recht gut auf die vorhandene Unterlage abgestimmt werden kann. Die Steuerung durch das Menü hingegen ist nicht so wirklich geglückt. Mittels Einfach- und Doppel-Tap lässt sich blättern bzw. bestätigen, aber hier greift man doch früher oder später die Wii Remote und navigiert auf herkömmliche Weise.
Grafik und Sound
Optisch wurde das Spiel recht minimalistisch gehalten. Dabei wurde ein ganz eigener und durchgängiger Stil erschaffen, der auch grundsätzlich einen guten Eindruck hinterlässt. Beispielsweise kann die Gestaltung des „Rhythm Tap“-Spiels überzeugen, die leuchtenden Strichmännchen sind wirklich sehr gelungen und wurden schön animiert.
In punkto Sound dröhnt meist Musik der Marke 80er Elektro-Pop durch die Lautsprecher, was zum Grafikstil wie die berühmte Faust auf’s Auge passt. Als Ohrwürmer entpuppen sich die Kompositionen dabei jedoch leider nicht, aber dies ist natürlich eine Sache des persönlichen Geschmacks. Die übrigen Soundeffekte sind recht heiter und witzig gestaltet, passen sich so ganz gut an das Geschehen auf dem Bildschirm an.
Unter dem Strich sicherlich eine in sich stimmige audiovisuelle Aufmachung, dennoch wirkt nach einiger Zeit dieser bunte Minimalismus eher wie eine Art Kaschierung einer im Vergleich zu anderen Wii-Spielen technisch mageren Umsetzung. Daher liegt Let’s Tap nüchtern betrachtet lediglich im Mittelfeld.
Fazit
Mit Let’s Tap schafft Sega zweifelsohne einen sehr individuellen Titel, der aus der Masse heraussticht. Ehrlicherweise muss jedoch gesagt werden, dass von den dargebotenen Spielchen lediglich „Tap Runner“ auf längere Sicht überzeugen kann und zum erneuten Spielen, auch im Multiplayermodus, motiviert. Bei allen anderen Modi ist die Luft bereits teilweise nach dem ersten Anspielen raus. Dies ist wirklich schade, hier wurde unter dem Strich einfach nicht das volle Potential der eigenartigen Steuerung entfaltet. Alles in Allem wird der Preis dem gebotenen Umfang nicht gerecht, ein Kauf wird daher von unserer Seite aus nur bedingt empfohlen.
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