Testbericht: Kung Fu Panda
Videospiel-Umsetzungen zu Kinofilmen haben es oftmals schwer. Nachdem das Game in der Regel für mehrere Plattformen gleichzeitig entwickelt wird, das Budget knapp bemessen ist und der Release rechtzeitig zum Kinostart geschafft werden muss, wirken sie leider viel zu oft wie unfertige und lieblos dahin geschluderte Software, welche den notwendigen Feinschliff einfach vermissen lässt. Inwiefern das im Falle von Activisions „Kung Fu Panda“ zutrifft, haben wir selbst herausgefunden, indem wir uns zum virtuellen Martial Arts-Training aufgerafft haben…
Action im Tal des Friedens
Viele Jahre lang herrschte Frieden im Tal des Friedens – woher hätte es auch sonst seinen Namen bekommen sollen? Verantwortlich dafür waren in erster Linie die unglaublichsten Kung Fu-Kämpfer Chinas: Die furiosen Fünf. Der Frieden im Tal ist nun allerdings in Gefahr, als der mächtige Tai Lung aus seinem Gefängnis entkommen konnte und das Tal bedroht. Als es daran geht einen Helden zu finden, der die drohende Gefahr abwenden kann, fällt die Wahl ausgerechnet auf den pummeligen Pandabären Po, der eigentlich zwar selbst gerne ein großer Kämpfer wäre, dafür aber am besten keinen Finger rühren möchte. Genau an dieser Stelle schlüpft ihr als Spieler in die Haut des Bambusfressers und müsst fortan die Geschicke der Truppe rund um Po, Meister Shifu und die furiosen Fünf lenken.
In erster Linie steuert ihr demnach Po durch die Levels, dürft an ausgesuchten Stellen allerdings auch kurzzeitig in die Rollen der anderen Protagonisten schlüpfen. Eure Aufgaben sind dabei von Stage zu Stage verschieden, beschränken sich in der Regel allerdings meist auf die üblichen Themengebiete: Feinde verprügeln und das Ende des Levels erreichen. Gespickt werden die Stages dabei ab und an noch mit kleineren oder größeren Sammelübungen diverser Gegenstände. Wo ihr in einem Level beispielsweise Schildkröteneier finden und kleine Kröten vor den Angriffen der Krokodile retten müsst, ist es später eure Aufgabe Templesplitter zusammenzutragen und sie vor den gierigen Fingern der Gorillas zu retten. Ebenso seid ihr gefragt, wenn eine Horde Keiler den Tempel stürmt und die darin enthaltenen Schätze entwenden möchte. An allen Ecken und Enden wird dabei geprügelt und geschlagen, was die pelzigen Tatzen hergeben. Neben den leichten und schweren Schlägen, die sich teils zu Combos zusammenfügen lassen, beherrscht Po noch einige besondere Fähigkeiten – klar, immerhin haben wir es mit einem angehenden Drachenkrieger zu tun. Neben dem Sprint- und dem Sprungangriff wollen auch Techniken wie das „Pandabeben“ oder das „Pandastolpern“ gelernt werden, um sich der Vielzahl an Gegnern erwehren zu können. Gerade für die Spezialtechniken hat man dabei auf die speziellen Wii-Möglichkeiten zurückgegriffen und die Bewegungserkennung der Wii-Remote integriert.
Was auf dem Papier einigermaßen innovativ klingt, entpuppt sich jedoch in der Praxis als eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Werden die leichten Schläge mit dem B-Button problemlos ausgeführt, streikt schon beim simplen Ausführen der harten Schläge die Bewegungserkennung, indem euer Schlag mit der Wiimote nicht immer präzise registriert wird. Soll man dann beispielsweise beim geladenen, starken Angriff das Nunchuk vertikal nach oben und die Wiimote nach unten halten, damit Po Energie sammelt, oder gar Bewegungen nach links oder rechts in die Combos einbauen, ist das Ergebnis leider nicht immer zufrieden stellend. Viel zu oft wird eine Aktion ausgeführt, die man eigentlich gar nicht wollte oder euer fauler Meister Petz bleibt regungslos auf dem Screen stehen, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren. Wildes Gehämmere auf den B-Button ist zwar stupide, dagegen für das Vorankommen im Spiel weitaus effektiver als sich auf die Spezialtechniken zu verlassen. Ab und an wird immerhin der Einsatz der starken Angriffe zwingend erforderlich, da sich gewisse Gegner von den schwachen Schlägen absolut unbeeindruckt zeigen. Die beiden Programmiererteams von „Luxaflux“ und „Xpec“ versuchten also zwar für Abwechslung in der Steuerung zu sorgen, mehr Feinschliff wäre hierfür aber zwingend notwendig gewesen. Relativ gelungen dagegen ist die Bewegungssteuerung beim Jonglieren eures Pandas mit dem Nunchuk. Man muss sich zwar anfangs ganz schön umstellen, da man automatisch mit dem Analogstick die Kontrolle übernehmen möchte, aber die Kippbewegungen des Nunchuk werden gut erkannt und entsprechend im Game umgesetzt. Dass man in einer vorgegebenen Fluchtsequenz vor einem Endboss ebenfalls darauf zurückgegriffen hatte, lockert das Gameplay ebenfalls auf.
Als weitere Motivation für den Spieler wurde die Möglichkeit zum Upgrade der Panda-Fähigkeiten eingebaut. Mit den in den Stages gesammelten Münzen lassen sich jederzeit eure Fertigkeiten verbessern, was von mehr Lebens- oder Chi-Energie über stärkere Angriffe bis hin zu mehr Widerstandsfähigkeit beim Blocken reicht. Da das Game eher auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist, finden sich die Münzen dabei an allen Ecken und Enden in den Levels. Schnell hat man die maximalen Stufen in den Bereichen Körper- und Angriffskraft erreicht. Dies hat zur Folge, dass die meisten Gegner mit einem einzigen Schlag über den Jordan geschickt werden und man selbst kaum noch kritische Treffer einzustecken hat – zumal heilende Items ohnehin großzügig in den Stages verteilt sind. Man nippelt in Kung Fu Panda eigentlich nur dann ab, wenn die relativ unpräzise Kollisionsabfrage in den Sprungpassagen des Titels mal wieder neben das Seerosenblatt auf dem Teich springen lässt oder die Kamera sich abermals so ungünstig gedreht hat, dass ihr einfach den Sprung versiebt habt. Klar, mit dem C-Button lässt sich die Kamera wieder hinter eurem Protagonisten zentrieren, aber dies alle paar Sekunden zu machen geht euch sicherlich irgendwann auf den Keks.
In dem Spiel gestellte Sonderaufgaben wie das Durchqueren eines Testraumes in einem gewissen Zeitlimit bedeuten übrigens das Freischalten von weiteren Extras. Dies geschieht auch jedes Mal, wenn ihr eine der versteckten Bonusmünzen gefunden habt. Zu den Extras gehören dabei in erster Linie Mehrspieler-Spiele, wodurch ein gewisser „Party-Faktor“ entstehen soll – die üblichen Minispiele sind also wieder einmal angesagt. 14 Stück sind es insgesamt, die sich mehr oder weniger mit dem Thema „Kung Fu“ beschäftigen und teils simple Balancespielchen sind, teils in Moorhuhn-artige „Shooter“ ausarten, allesamt aber eher nettes Beiwerk und nicht wirklich Kaufgrund für das Game sind. Vor allem die Zielgruppe kann aber durchaus ihre Freude daran finden. Erfahrenen Spielern dagegen wird wohl nicht einmal ein mildes Lächeln entlockt werden. Nach maximal fünf Stunden Spielzeit – je nachdem wie intensiv man nach den geheimen Münzen sucht – ist das Game durchgezockt und Profis werden kaum den Reiz zu einem weiteren Durchgang verspüren.
Im alten China…
Das eingangs erwähnte Problem des Multiplattformtitels macht sich leider auch im Falle von Kung Fu Panda wieder einmal bemerkbar. Zwar ist das gesamte Game knallbunt gehalten und wird somit vor allem bei der jüngeren Zielgruppe sicherlich gut ankommen. Dem erfahrenen Zocker fallen allerdings bereits von der ersten Sekunde an diverse technische Unzulänglichkeiten auf. Diese reichen von simplen Clippingfehlern über die generell eher schwachen Texturen bis hin zu ziemlich derben Pop-Ups vor allem im Hintergrund der Stages, was einfach nicht hätte sein müssen. Nintendos weiße Bewegungskonsole ist jedenfalls hoffnungslos unterfordert und mit etwas mehr Sauberkeit bei der Programmierung hätte man sicherlich einen Großteil dieser Mängel ausmerzen können.
In Sachen Sound hat man in vielen Punkten ein glückliches Händchen bewiesen. Egal ob es sich um die passenden Soundeffekte, die stimmungsvolle Musik oder die deutschen Sprecher handelt – vieles wurde hier richtig gemacht und es stört kaum, dass nicht alle Originalsprecher des Films auch für das Spiel verpflichtet werden konnten. Richtig daneben gegriffen hat man allerdings in der Abstimmung der Lautstärke. Teils sind die Stimmen so leise, dass sie von der Musik und den Effekten hoffnungslos übertönt werden. Nur anhand des Bildschirmtextes ist zu erkennen, dass hier gerade gesprochen wurde. In anderen Passagen dagegen passt die Lautstärke der Stimmen wiederum, so dass ein manuelles Nachjustieren in den Optionen sinnlos ist. Schade, dass man mit einer solchen Kleinigkeit den an sich guten Gesamteindruck des Sounds so ins Mittelmaß abgleiten lässt.
Fazit
Wieder einmal hat sich bestätigt, was sicherlich viele schon vorher wussten: Videospielumsetzungen zu Kinofilmen sind nicht gerade das Gelbe vom Ei. Kung Fu Panda ist sicherlich keine Ausnahme, macht allerdings vieles richtig. Die Programmierer bemühten sich sichtlich um Abwechslung, integrierten viele Angriffstechniken und haufenweise freischaltbare Extras nebst 14 Minigames. Die an sich relativ kurze Spielzeit sowie vor allem technische Mankos in Sachen Grafik, Sound und Steuerung lassen den Titel allerdings kaum über eine durchschnittliche Wertung hinauskommen. Jüngere Spieler, die vom dazugehörigen Kinostreifen begeistert waren, werden sicherlich auch mit der Wii-Version des Games ihre Freude haben. Erfahrene Zocker mit einem gewissen Anspruch an ein Spiel dagegen geben besser nur das Geld für den Kinobesuch aus und sparen sich die Anschaffung für die Heimkonsole.
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