Testbericht: Jelly Belly: Ballistic Beans
Wenn Themen für Videospiele verwendet werden, die eigentlich mit der Materie so rein gar nichts zu tun haben, so hat das meist marketingtechnische Aspekte. So war es damals schon, als „Cool Spot“ über SNES und Mega Drive hopste und 7Up sein Maskottchen zu Werbezwecken missbrauchte und so ist es auch heute noch, wo die Jelly Belly Beans einen Auftritt in einem Videospiel bekommen. Ob das Spielen mit den bunten Bohnen wirklich Spaß macht oder ob man sie weiterhin lieber zwischen den Kauleisten verschwinden lassen sollte, haben wir für euch herausgefunden.
Wir spielen mit Bohnen!
Die Idee hinter Jelly Belly Ballistic Beans mag gar nicht mal so schlecht sein: Wir vermarkten unser Produkt in einem Videospiel und machen somit potenzielle Käufer darauf aufmerksam, die vielleicht sonst nie etwas davon gehört hätten. Die Jelly Belly Beans werden somit Teil eines Arcade-lastigen Flipper-Puzzles, welches von den Blue Monkey Studios für Nintendos Wii (sowie Sonys Playstation 2) entwickelt wurde. Das in UK ansässige Studio zeichnete bisher für Titel wie Barbie und die 12 tanzenden Prinzessinnen oder aber auch The Humans verantwortlich. Auch Jelly Belly Ballistic Beans schlägt offenbar in die Kerbe der seichten Unterhaltung für den jüngeren Spieler. Dreh- und Angelpunkt des Games ist der Hauptmodus, der sich „Bohnentastisch“ schimpft. Aus Bust-a-Move wurde dabei das Konzept der Kanone entliehen, die mittig am unteren Spielfeldrand steht. Mittels Pointer der Wiimote wird diese seitlich geneigt. Auf der linken Seite befindet sich eine Nachladestation für eure Bohnen, die ihr mit dem A-Knopf ab auf das Spielfeld feuern könnt. Haltet ihr den A-Button dabei länger gedrückt, erhöht sich die Schussstärke eurer Kanone. Ziel des Spiels ist es die Bohnen in die farbig passenden Bohnentassen auf dem Spielfeld zu feuern, die sich daraufhin verschließen. In den ersten Stages sind die Bohnentassen mehrfarbig. Ihr müsst sie also mit einer Farbe eurer Wahl treffen. Später dagegen werden andersfarbige Bohnen zwar ebenfalls aufgesaugt, doch nur die passende Farbe einer Bohne sorgt auch dafür, dass sich die Bohnentasse verschließt und als geschafft gilt. Mitunter gilt es auch einen Farbmischer einzusetzen, der Bohnen aufsammelt und sie in neuen Farben wieder ausspuckt.
Um euch das Leben dabei nicht zu leicht zu machen, stehen euch in den Stages diverse Stifte und Bumper im Weg, die teils erst mit mehreren Treffern aus dem Weg geräumt werden wollen. Dies lässt auf der anderen Seite euer Punktekonto in die Höhe schnellen. Als sekundäre Ziele in den Stages gelten das Sammeln von zwei Buchstaben sowie das Erreichen einer bestimmten Punktzahl und der Abschluss des Levels innerhalb einer vorgegebenen Zeit. Hat man all dies geschafft, gibt es eine Goldmedaille und man darf sich selbst auf die Schulter klopfen. Pro Welt gilt es insgesamt fünf Stages zu bewältigen. Danach wird vor einem anderen Hintergrundbild gespielt – denn abgesehen davon ändert sich in den insgesamt acht Welten nichts am Spielprinzip. Hält man seine Bohnen lange im Spiel, steigt auf der rechten Seite die dazugehörige Anzeige. Ist sie komplett gefüllt, dürft ihr euch über ein Power Up sein. Dies kann beispielsweise eine Rakete sein, die einmalig eure Bohne in der Kanone ersetzt und auf ihrem Weg über das Spielfeld sämtliche Hindernisse kinderleicht aus dem Weg räumt. Jelly Belly Ballistic Beans erinnert zwar fern an einen Flipper, allerdings habt ihr keine Flipperarme zur Verfügung, um die Bohnen im Spiel zu halten. Ihr könnt lediglich eure Kanone neigen und mittels B-Button eine Art Strudel erzeugen in der Hoffnung die Bohne wieder ansaugen und somit erneut abfeuern zu können. Die Idee dahinter ist nicht schlecht, wohl aber die Umsetzung. Nur hin und wieder gelingt es wirklich eine Bohne wieder aufzusagen um sie erneut nutzen zu können. Immer wieder dagegen verleiht der Strudel eurer Bohne einen sehr eigenartigen Schub, was für eine kaum nachvollziehbare Flugbahn auf dem Spielfeld sorgt. Oft fallen die Bohnen aber auch einfach seitlich an der Kanone vorbei und verschwinden in den ewigen Jagdgründen. Zum Glück habt ihr in der Regel ausreichend Bohnen pro Level zur Verfügung, so dass die Verluste zu verschmerzen sind.
Wer alle Stages mit einer Goldmedaille abgeschlossen hat, schaltet übrigens den so genannten „Großmeister“-Modus frei, der eine schwierigere Form des „Bohnentastisch“-Modus darstellt. Auch weitere Spielmodi haben es in das Game geschafft. In „Sammle die Buchstaben“ sind die Bohnentassen von den Feldern verschwunden. Stattdessen müssen mit einer begrenzten Anzahl an Projektilen insgesamt elf Buchstaben samt Ausrufezeichen abgeschossen werden, damit sich das „Jelly Belly!“-Logo ergibt. „Tisch freimachen“ macht dagegen seinem Name alle Ehre, denn hier müssen die einzelnen Spielfelder inklusive aller Stifte und Bumper geleert werden. In beiden Spielmodi hat man ebenfalls je acht Welten mit jeweils fünf Stages zur Auswahl. „Raus damit“ hat dagegen nichts mit dem ursprünglichen Spielprinzip zu tun. In ein begrenztes Spielfeld fliegen aus allen richtigen Jelly Belly Beans, die ihr mit einem Hammer zerschlagen müsst. Hierbei kommt ebenfalls die Pointerfunktion der Wiimote zum Einsatz. Eure Leistung wird dabei ebenfalls je nach erreichter Punktzahl im besten Falle mit einer Goldmedaille gekürt. Möchte man nicht alleine die Bohnen fliegen lassen, darf man im Modus „Kampfbohnen“ auch einen Freund vor die Konsole holen und die Spielmodi zu zweit spielen. Dies funktioniert allerdings nur mittels „Hot Seat“: Es spielt also nur ein Spieler und gibt den Controller dann an den anderen Spieler weiter. Danach wird der Spieler mit der höheren Punktzahl zum Sieger gekürt. Ohne direktes Duell ist das eine sehr eintönige Angelegenheit, die schnell langweilig wird. Das gilt leider auch für den Einzelspielermodus. „Bohnentastisch“ ist binnen weniger Stunden durchgespielt, da sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält. Die anderen Spielmodi sind dem sehr ähnlich und sorgen somit nicht für eine übermäßige Motivation. Das ist schade, denn wirklich schlecht ist das Spielprinzip nicht. Es fehlt einfach der letzte Feinschliff sowie eine zündende Idee, die es zum Hit hätte machen können. Meiner Meinung nach wäre mit den bunten Bohnen ein Puzzle nach dem Match3-Prinzip jedenfalls näher liegend gewesen.
Unglaublich…
In der Anleitung wird Jelly Belly Ballistic Beans als „einfach zu lernen, absolut fesselnd, mit unglaublichen Grafiken“ bezeichnet. „Unglaublich“ sind die Grafiken in der Tat. Aus optischer Sicht haben wir es hier mit absoluter Standardkost zu tun, die sich im unteren Bereich bewegt und so selbst auf dem Nintendo DS möglich wäre. Einfach gezeichnete Hintergründe, ein paar simple Sprites in Form der Bohnen und der Verzicht auf jegliche Spezialeffekte machen es möglich. Immerhin läuft das Spielgeschehen flüssig ab, was aber auch bei der gebotenen grafischen Qualität eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Immerhin ist das Game schön bunt, was für einen Titel des Genres recht wichtig ist.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Sound. Auf eine Sprachausgabe hat man komplett verzichtet. Die Sounds dudeln belanglos vor sich hin und die Soundeffekte bewegen sich ebenfalls auf einem eher niedrigen Niveau. Bei einer Mischung aus Arcade-Flipper und Puzzle spielen die technischen Aspekte allerdings jedoch eher eine untergeordnete Rolle.
Fazit
An sich ist Jelly Belly Ballistic Beans kein schlechtes Game. Die Idee, Bohnen wie in einem Flipper in die Stages zu feuern und damit Punkte abzuräumen, ist zumindest originell. Leider fehlt der Idee insgesamt gesehen der letzte Kick, der das Gameplay wirklich fesselnd werden lässt. So wird Jelly Belly Ballistic Beans relativ schnell langweilig, da trotz verschiedener Spielmodi das Prinzip stets gleich bleibt. Genrefans dürfen einen Blick riskieren, alle anderen hingegen interessiert das wohl nicht die Bohne.
Schreibe einen Kommentar