Testbericht: Hollywood Studios Party
Gerade in der letzten Zeit hört man immer wieder davon, dass schlecht gemachte Casualgames angeblich den Videospielemarkt zerstören würden. Ganz so weit würde ich zwar nicht gehen, aber viele dieser Titel gehen einfach nicht nur den Spielern, sondern auch uns als Redakteuren immer wieder auf den Keks. Aus dem einfachen Grund, dass sie nichts Neues bieten, absolut einfallslos und kurzlebig sind und mit einem quasi nicht vorhandenen Spielspaß punkten wollen. Da es aber offenbar einige Entwickler gibt, die das Problem an der Sache verstanden haben stellt sich nun die Frage, warum es andere gibt, denen das offenbar vollkommen egal ist. Im „Phoenix Studio“ haben wir nämlich solch einen Fall gefunden und deren Machwerk mit dem tollen Titel „Hollywood Studios Party“ für euch etwas genauer unter die Lupe genommen.
Ab zum Film?
Es wundert mich ehrlich gesagt nicht, dass das Logo von Ubisoft als Publisher auf dem Cover von Hollywood Studios Party prangt. Schon lange zeichnet sich der französische Publisher kaum noch durch qualitativ hochwertige Software für Wii aus, sondern wirft in steter Regelmäßigkeit Minispiele und Casualgames en Masse unters Volk. Ausnahmen wie Tenchu 4 bestätigen dabei leider nur die Regel. Und nachdem man mit den irren Hasen in Rayman Raving Rabbids: TV Party erst eine recht umfangreiche Sammlung an Minispielen auf den Markt gebracht hat, ist man der Meinung, die Welt hätte davon noch nicht genug. Die Hollywood Studios Party konzentriert sich dabei, wie es der Name schon erahnen lässt, auf Minispiele, die sich allesamt das Thema bekannter Kinofilme zum Vorbild genommen haben. Insgesamt fünf verschiedene Settings gibt es dabei, die vom Piratenschiff über den Indiana Jones-Dschungel, den Weltraum und das Spukhaus bis hin zum Agenten-Theme à la James Bond gehen. Soweit, so gut – oder auch eher nicht. Denn selbstverständlich wurde kein Geld in teure Lizenzen investiert, weshalb man weder Originalcharaktere zu sehen bekommt, noch dem Spiel eine Sprachausgabe spendiert wurde. Immerhin gibt es ein paar Anspielungen auf bekannte Filme bei der Namensgebung der einzelnen Minispiele. Eine kleine Kostprobe gefällig? Ihr spielt also „Spuk der Karibik 2″, „Jäger des verlassenen Schatzes“, „Jurassic Hunt“, „Der Spion, der mich filmte“, „Ghost Budies“ oder aber auch „Die Groovy Horror Picture Show“. Toll oder?
Man wählt zu Beginn einen von fünf gesichtslosen, stereotypen Charakteren, mit denen man zur Party antreten will, in der sicherlich keine Stimmung aufkommen wird. Aber ich bin zu voreilig. In jeder der fünf Themenwelten steht anfangs nur ein einziges Minispiel zur Verfügung, alle anderen müssen durch erfolgreiches Absolvieren frei geschaltet werden. Was nach einer kleinen Herausforderung für den Spieler klingt, entpuppt sich aber als schlechter Scherz. Alle Minispiele sind derart simpel konzipiert, dass sie selbst von meiner Oma ohne großartiger Anstrengung geschafft werden können. Zielt Ubisoft vielleicht mit dem Titel also auf diese Art der Zielgruppenerweiterung ab? Keine Ahnnung, aber ich werde meine Oma sicherheitshalber vor dem Spiel warnen. Das fünfte Game einer jeden Kategorie bleibt allerdings verschlossen und wird erst zugänglich, nachdem man in allen fünf Bereichen die ersten drei Spiele geschafft hat. Stattdessen wird erst einmal ein neuer wählbarer Charakter freigespielt – *gähn* – sowie nach jedem absolvierten Minispiel eine Trophäe. Tolle Sache. Zudem wird man gelobt, weil man soeben einen Highscore erreicht hat. Noch besser, ich bin absolut begeistert. Dass es in dem gesamten Spiel allerdings keine einzige Highscoreliste gibt, die man vielleicht einsehen und in welcher man seine Ergebnisse mit denen anderer Spieler messen kann, daran hat offenbar seitens der Entwickler niemand gedacht. Ist aber auch unwichtig, denn wozu sollte man motiviert sein diesen Titel mehrmals zu spielen?
Die Minispiele selbst entsprechen dabei übrigens dem, was bereits aus ach so vielen anderen Titeln zur Genüge kennt: Entweder man schüttelt die Wiimote so schnell wie möglich, um beispielsweise im allerersten Minispiel einem Skelett hinterher zu rennen, welches eine Schatztruhe stibitzt hat. Doch egal wie schnell man schüttelt, man kann es nie einholen und muss die vollen 55 Sekunden der Spieldauer aushalten, bis einem quasi fast der Arm abfällt. Die zweite Art der Minispiele stellt eine Variante des Puzzleklassikers Bejeweled dar, bei dem drei gleiche Symbole in eine Reihe gebracht werden müssen. Das extrem lahme Gameplay erstickt hier ebenfalls aufkommenden Spielspaß schon im Keim. Einzig das Puzzlen im Geisterhaus zeigt so etwas wie den Hauch einer Innovation, da hier die Wii-Remote als Taschenlampe fungiert und nur einen Teil des Spielfeldes erhellt. Die dritte Minispiel-Variante wären dann Tanzspiele, bei denen die Wii-Remote im richtigen Moment geschüttelt werden muss. Das haben wir bei den Rabbids allerdings bereits zur Genüge in weit besseren Versionen bereits gesehen. In der vierten Art der Minigames kommt letztlich die Pointerfunktion zum Einsatz und man kann sie am ehesten mit den Shooter-Stages der Raving Rabbids vergleichen. Die Pointersteuerung an sich reagiert hier sehr präzise, nur laufen die Levels viel zu lahm ab und sind deswegen keine wirklich Herausforderung. Auch hier gibt es einen einzigen Lichtblick: Als Spion müsst ihr den Fiesling nicht abballern, sondern lediglich im Visier eurer Kamera halten, um Punkte einzusacken.
Alle 20 Minispiele, also selbst die jeweils finalen Spiele eines jeden Themenbereichs, setzen sich aus diesen vier grundlegenden Spielprinzipien zusammen. Das Game wird also verdammt schnell langweilig, weil die an den Spieler gestellten Aufgaben sich immer wieder wiederholen. Geschlagene 86 Minuten habe ich benötigt, um wirklich alles von dem Spiel zu sehen. Danach hatte ich neben dem von Beginn an verfügbaren Mehrspielermodus noch einen Turniermodus freigespielt, in welchem stumpf alle Minispiele der Reihe nach herunter gerattert werden. Hinzu kamen noch fünf weitere freigeschaltete Charaktere sowie als letztes Extra – haltet euch fest – die Liste mit den Credits. Tja, immerhin weiß ich jetzt die Namen der Entwickler und kann mal schauen, ob ich meine Verbindungen zur Russenmafia ein wenig spielen lassen kann. Denn für ein derart lieblos hingerotztes Werk ohne jeglichen Anspruch gehört man als Programmierer eigentlich bestraft.
Schnitt!
Es wirkt beinahe lächerlich, dass Hollywood Studios Party nicht nur den 480p-, sondern auch den 60 Hertz-Modus unterstützt. Das Game ist komplett im Cel Shading-Look gehalten und bietet optisch quasi nichts, was man nicht schon einmal gesehen hätte. Die Grafiken sind bunt und nett, mehr allerdings auch nicht. Stereotype Charaktere, belanglose Szenarien und kein einziger Effekt, der das Auge des Spielers verwöhnen würde. Dass dabei alles flüssig läuft, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Zwar wirkt die Optik sauber und in sich stimmig, eine große Herausforderung war dies gemessen an den polygonarmen Modellen allerdings sicherlich nicht. Dass zudem jedes Minispiel mit einer kleinen Sequenz eingeläutet wird, die man auch im Falle eines erneuten Spielens nicht überspringen kann, ist ein weiterer Fauxpas, der den Spielspaß in den Keller drückt, bzw. ihn gar nicht erst von dort auf die erste Kellertreppenstufe kommen lässt.
Nicht viel besser sieht es beim Sound aus. Eine Sprachausgabe gibt es wie anfangs bereits erwähnt nicht. Lediglich einige dämliche Lacher eurer Protagonisten dürft ihr euch während des Spielens antun. Hinzu gesellen sich austauschbare Soundeffekte sowie belanglos im Hintergrund dudelnde Melodien. Immerhin wurden die Musikstücke den jeweiligen Themenbereichen angepasst, sind jedoch trotzdem schnell wieder vergessen und in der Belanglosigkeit versunken.
Fazit
Wer eine Wii besitzt, noch keine Minispielsammlung hat und verzweifelt auf der Suche nach dem passenden Partyspiel ist: Lasst die Finger von Hollywood Studios Party! Der Titel bietet mit seinen gerade einmal 20 Minispielen, die alle nach nur vier verschiedenen Mustern ablaufen, genauso viel Unterhaltungswert wie eine leere Dose Katzenfutter – nämlich keinen. Selbst die auf den ersten Blick akzeptabel wirkende Optik kann nämlich nicht darüber hinweg täuschen, dass man hier mit billiger Massenware erneut nur wieder einmal das „Beste“ der Spieler wollte: Ihr Geld. Greift also lieber zu einem Konkurrenzprodukt, bei welchem ihr mehr Abwechslung und Spielspaß geboten bekommt und lasst dieses Stück Softwaremüll im Regal versauern.
Schreibe einen Kommentar