Testbericht: Holiday Games
Minispielsammlungen sind auf Nintendo Wii mittlerweile ein alter Hut. Selbst das noch so abgedrehte Szenario scheint mittlerweile abgegrast worden zu sein und die diversen Entwickler der Welt haben die Spieler schon ins Mittelalter, an den Strand, nach Hollywood und sogar mit Affen zu einer Party geschickt. Beim deutschen Studio Astragon Games hat man nun die grauen Zellen besonders angestrengt und hält mit Holiday Games eine weitere Sammlung an Minispielen für Nintendos Wii parat. Wir haben für euch die Wiimotes geschüttelt und den Spielspaß ermittelt…
Gute Reise, gute Reise?
Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön – das hat man sich im Hause Astragon Games offenbar auch gedacht. War man bisher eher bekannt für Simulationen wie den Landwirtschafts-Simulator im PC-Bereich oder Casualgames wie Jewel Quest Mysteries auf dem Nintendo DS, versucht man sich mittlerweile auch an Titeln für Nintendo Wii. Perfekt auf die Zielgruppe sollen die Spiele dabei zugeschnitten sein. Und da ja angeblich auch viele ältere Spieler Zuhause mit der Wii zocken, spricht man hier kurzerhand das Klientel der Rentner an, indem man den Spieler in Holiday Games auf eine Kreuzfahrt schickt. Da es dort aber alle möglichen Spiele zu entdecken gibt, ist im Endeffekt natürlich die komplette Familie mit einbezogen.
Hat man sich sein Profil erstellt, darf es auch sofort losgehen. Im „Freien Modus“ darf man die einzelnen Minispiele separat anwählen und somit erst einmal üben. Richtige Hardcore-Zocker stürzen sich jedoch sofort in den „Karrieremodus“. Auf der höchsten Schwierigkeitsstufe werden die vollen fünf Tage Kreuzfahrt gewählt, da alles andere nur etwas für Weicheier und Mädchen ist. Aus einer vorgegebenen Auswahl an vorgefertigten Charakteren, die allesamt eine bestimmte Motivation für den Antritt der Reise haben, wählt ihr sodann euren Protagonisten. Schon geht es los aufs Schiff und der Anker wird gelichtet. Pro Tag auf dem Schiff wählt ihr dann drei von fünf Aktivitäten aus einer Liste aus. Nach der Reihe werden diese Aktivitäten, sprich Minigames, dann gespielt. In jedem Minigame lassen sich Jetons sowie Geld verdienen. Die Jetons zählen dabei für den Gesamtsieg und die Rangliste, während man sich für das erspielte Geld am Ende eines jeden Tages in seinem Zimmer per PC neue Klamotten oder Accessoires im hiesigen Shop leisten darf. Trotz dieser Option hält sich die individuelle Gestaltung eures Charakters stark in Grenzen, da eine Personalisierung seiner Erscheinung lediglich äußerlich möglich ist. Ebenfalls betrachten dürft ihr euch in eurer Kabine die Erfolge, die ihr in den einzelnen Spielen erreicht habt.
Zu den Spielen selbst ist zu sagen, dass es sich um die üblichen Verdächtigen handelt, die man eben an Bord eines Kreuzfahrtschiffes erwarten würde. Im Kasino spielt ihr dabei verschiedene Spiele wie Black Jack, Roulette oder das Würfelspiel Craps. Eine Runde Minigolf ist genauso möglich wie ein Ausflug auf den Golfübungsplatz oder eine Partie Tischtennis. An Bord des Schiffs darf zudem Schuffleboard oder Tontaubenschießen gespielt werden. Eine Runde am Ballautomaten oder das Klettern an einer Kletterwand runden die knappe Anzahl der Minispiele ab. Großmächtig wird dabei die Unterstützung des Zappers sowie Wii MotionPlus auf dem Backcover angepriesen. Der Zapper eignet sich dabei maximal für das Tontaubenschießen, ist aber auch hier nicht wirklich notwendig. Wii MotionPlus dagegen kann zwar verwendet werden, wirkt sich allerdings nicht wirklich auf das Spielgefühl aus. Beim Tischtennis beispielsweise genügt es im passenden Moment die Wiimote zu schwingen – in welche Richtung ist dabei vollkommen egal. Entgegen der Ankündigung im Tutorial zu diesem Game muss also nicht „wie in echt“ gespielt werden. Stattdessen beeinflusst man die Flugbahn des Balls damit, dass man eine der vier Richtungen auf dem Steuerkreuz drückt. Das Tontaubenschießen profitiert immerhin davon, dass die Pointerfunktion recht exakt umgesetzt wurde. Ein Punktebonus bei Combo-Schüssen sowie Extrapunkte für abgeschossene Ananas sorgen sogar kurzzeitig für so etwas wie Motivation. Eine gewisse Zeit lang interessant ist auch das Shuffleboard, welches stets gegen einen Computerspieler gespielt wird.
Die anderen Spiele dagegen werden bereits nach dem ersten Durchgang langweilig. Bei den Casinospielen verschenkt man vor allem beim Roulette viel Potenzial. Durch die sehr träge und langwierige Umsetzung geht hier fast die komplette Faszination dieses Glücksspiels flöten. Einen Spielautomaten, der ebenfalls für Laune hätte sorgen können und sicherlich leicht umzusetzen wäre, sucht man ebenfalls vergebens. Immerhin können die Casinospiele bereits nach einer Spielrunde wieder beendet werden, so dass man sich nicht unnötig lange mit ihnen quälen muss. Das anspruchslose Golf sowie das öde Tischtennis können ebenfalls weder gegen den Computer noch gegen einen menschlichen Spieler überzeugen. Bis zu vier Spieler dürfen in Holiday Games übrigens auf die Kreuzfahrt gehen, nur wird man spätestens nach dem zweiten Tag die ersten Verluste zu beklagen haben, da die Freunde freiwillig über Bord gegangen sind. Wer dennoch die komplette Kreuzfahrt lang durchgehalten hat, freut sich über ein Standbild sowie einen kurzen Text nach beendeter Reise.
Ein Schiff wird kommen…
Im technischen Bereich darf man von Spielen dieser Art erfahrungsgemäß nicht viel erwarten. Macht man das, wird man von Holiday Games eigentlich auch nicht enttäuscht. Die Farben sind bunt und knallig, die Texturen grob und kaum vorhanden. Alles wirkt sehr lieblos zusammen geschustert und man merkt dem Titel förmlich an, dass hier das Herzblut und die Liebe zum Detail vollkommen fehlt. Immerhin laufen die einzelnen Games ruckelfrei und ohne technischen Patzer ab. Die Ladezeiten sind sogar erfreulich kurz gehalten und beschleunigen den Spielablauf. Das wundert allerdings auch nicht, immerhin muss die Wii ja kaum Texturen in ihren Speicher laden … *hust*
Beim Sound hat man sich im Falle von Holiday Games ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Soundeffekte können keine Akzente setzen, die teils von Jazz beeinflusste Hintergrundmusik dudelt belanglos vor sich hin und eine Sprachausgabe hat man sich gleich komplett gespart. Bei diesem Sparprogramm spare ich mir am besten weitere Worte und schreite zum finalen Fazit.
Fazit
Holiday Games lässt sich ohne Absturz oder einfrierende Konsole abspielen. Somit können wir den Entwicklern bescheinigen, dass sie ein lauffähiges Spiel auf Nintendos Wii gebracht haben. Die Pointerfunktion ist sogar ziemlich gut geworden, was ebenfalls löblich ist. Dadurch machen die beiden Minispiele Tontaubenschießen sowie Shuffleboard kurzzeitig Laune. Der Rest des Spiels ist dagegen die in grobe Texturen und miesen Sound gepackte Langeweile, die niemand wirklich haben muss. Wenn solche Spiele in der schönsten Zeit des Jahres gespielt werden, verzichte ich künftig lieber komplett auf meinen Urlaub.
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